Die Tage werden endlich wieder spürbar länger, die Temperaturen klettern aus dem Minusbereich langsam wieder in erträglichere Gefilde und die Vegetation erwacht zu neuem Leben: Der Frühling ist da! Und das bedeutet für viele Hunde sowie ihre Herrchen und Frauchen endlich wieder lange Spaziergänge und viele Aktivitäten an der frischen Luft. Doch der Frühling eröffnet nicht nur für Zwei- und Vierbeiner eine langersehnte Saison: Auch die vielen verschiedenen fliegenden und krabbelnden Blutsauger erwachen zu neuem Leben – unter ihnen auch die berüchtigte und gefürchtete Zecke.
Wie gefährlich sind Zecken wirklich für unsere vierbeinigen Partner? Welche Risiken birgt ein Zeckenbiss und welche Maßnahmen halten die achtbeinigen Plagegeister tatsächlich ab?
Blutsauger auf acht Beinen
Zecken kommen in ganz Deutschland vor und gehören zu den häufigsten Ektoparasiten hierzulande. Die Verbreitung der verschiedenen Arten hängt dabei von der Verbreitung ihrer bevorzugten „Beute", also ihrer potentiellen Wirte, und von Umweltfaktoren wie Luftfeuchtigkeit und Temperaturen ab. Viele Zeckenarten haben sich auf bestimmte Wirte spezialisiert, andere sind da weniger wählerisch. Forschende der Veterinärmedizinischen Universität Wien fanden anhand von Studien heraus, dass Zecken bei Hunden zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr „zuschlagen". Das bedeutet, dass Tierhalter und auch Tierärzte noch gezieltere Vorsichtsmaßnahmen gegen die unterschiedlichen Blutsauger treffen können. Dr. Michael Leschnik von der Klinischen Abteilung für Interne Medizin Kleintiere an der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat sich intensiv mit den Gewohnheiten und Auswirkungen der kleinen Blutsauger beschäftigt: „Die Zeckensaison beginnt für den Hund bei Außentemperaturen von mehr als 4°C, bei wenig Wind, keinem Niederschlag und Sonnenschein – das heißt zumeist im März. Für den Menschen beginnt die Saison in der Regel ca. einen Monat später, da die frühaktive Auwaldzecke vor allem beim Hund zu finden ist, der gemeine Holzbock dann etwas später (ab April) beim Menschen und beim Hund auftritt." Im Gegenteil zu Flöhen, die sich oft ungehindert und schnell durch das Fell unserer Hunde bewegen, saugen sich Zecken meist dort fest, wo sie den ersten Kontakt finden. Sie finden sich besonders oft an Kopf, Brust, Nacken oder Schultern, da diese Bereiche beim Spazierengehen besonders viel Angriffsfläche bieten.
Ansteckungsgefahr
Das Risiko einer Ansteckung mit einem Erreger über einen Zeckenstich ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Zunächst einmal muss die Zecke den entsprechenden Erreger in sich tragen. Die Verbreitung bestimmter Erreger ist dabei in Mitteleuropa und auch in Deutschland sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung hängt außerdem davon ab, wie lange die Zecke ungehindert Blut saugen kann. In unseren Gefilden werden von Zecken vor allem vier verschiedene Erreger übertragen, die unterschiedlich gefährlich für unsere Vierbeiner werden können. Den meisten Menschen kommt bei Zeckenstichen die durch Bakterien ausgelöste, gefürchtete Infektionskrankheit Borreliose in den Sinn. Dabei ist eine Infektion für Hunde erst einmal weit weniger dramatisch als gemeinhin angenommen, so weist Dr. Leschnik darauf hin, dass die Erkrankungsrate von infizierten Hunden bei unter 0,1 Prozent liegt. Bricht die Krankheit allerdings aus, zeigt der Hund Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und im späteren Verlauf auch Lahmheiten an den Vorder- oder Hinterläufen. Unbehandelt kann die Borreliose durchaus zu chronischen Gelenkentzündungen des Hundes führen, im Allgemeinen lässt sich die Krankheit aber relativ gut therapieren.
Auch eine Anaplasmose, ebenfalls durch Bakterien ausgelöst, ist mit Antibiotika meist gut behandelbar. Erkrankte Hunde zeigen Fieber, Gelenkentzündungen und selten auch Meningitis. Bei der Babesiose, im Volksmund auch Hundemalaria genannt, handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch einzellige Parasiten hervorgerufen wird. Sie wird vor allem durch die Auwaldzecke übertragen und die Erkrankungsrate nach einer Infektion beträgt ca. sechzig Prozent. Die Erkrankung ruft eine Zerstörung der roten Blutkörperchen hervor, was schnell zu einer akuten Blutarmut führen kann – unbehandelt führt eine Babesiose innerhalb weniger Tage zum Tod des Hundes. Die vierte durch Zecken auf unsere Hunde übertragbare Infektionserkrankung im Bunde ist die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die – wenn auch sehr selten – durch einen Virus ausgelöst wird. Die Erkrankungsrate bei Hunden liegt, so Leschnik, vermutlich unter fünf Prozent. Symptome dieser seltenen Erkrankung sind Fieber und neurologische Symptome wie Wahrnehmungsstörungen oder Nervenausfälle. Leider gibt es gegen diese Art der Infektion keine wirksame Behandlung, weshalb die Sterberate bei Ausbrechen der Krankheit bei ungefähr 20 Prozent liegt.
Wirksamer Schutz?
Die Wirkung von Hausmittelchen gegen Zecken ist im besten Fall zweifelhaft, im schlimmsten Fall kontraproduktiv und schädlich. So warnt auch Leschnik: „Der vor allem in der Pferdehaltung oftmals – mit eher geringem Erfolg – eingesetzte Knoblauch ist für Hunde giftig und wirkt definitiv nicht gegen Zecken. Öle und selbstgemischte Tinkturen können Hautreizungen und Allergien verursachen und belasten vor allem den Geruchssinn des Hundes – und sind nebenbei gegen Zecken ebenso unwirksam." Der einzig tatsächlich wirksame Schutz gegen Zecken ist damit das tägliche, akribische Absuchen des Hundes und die sofortige Entfernung von entdeckten Zecken. Leschnik: „Die Zecken sollten ohne Öle oder andere flüssige Hilfsmittel mit einer Zeckenzange oder Zeckenschlinge oder einem anderen dafür gedachten Werkzeug (zur Not einer Pinzette) entfernt werden. Achtung! Zecken nicht drehen, sondern sanft und langsam aus der Haut herausziehen und dabei möglichst wenig quetschen. Wenn der Kopf abreißt und stecken bleibt, ist dies in der Regel kein Problem. Das gibt eine lokale Entzündung, und nach einer Weile wird dieser dann vom Hundekörper abgestoßen." Die vielen verschiedenen Anti-Zeckenmittel, die auf dem Markt zu finden sind, werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die sogenannten Akarizide töten die Zecken bei Kontakt, während Repellents diese aufgrund ihres Geruchs abstoßen und einem Stich vorbeugen sollen. Die Halsbänder, Tabletten, Sprays oder Spot-On-Produkte, die im Handel erhältlich sind, zeigen dabei sehr unterschiedliche Wirksamkeits- und Verträglichkeitsgrade auf. Dies führt Leschnik auf die teils inkonsequente und unregelmäßige Anwendung durch den Halter zurück: „Das Bewusstsein bei den Hundebesitzern muss geschärft werden. Innerhalb der Studien wurden die Präparate teilweise erst dann aufgetragen, wenn bereits eine Zecke am Hund entdeckt wurde. Zusätzlich wurden die Mittel nicht regelmäßig und nicht oft genug angewendet. Die Effizienz der Produkte ist im Labor, unter streng eingehaltenen Bedingungen, wesentlich höher."
Das Sprichwort „von nichts kommt nichts" bewahrheitet sich also einmal mehr auch in der Hundehaltung: Wirksamer Zeckenschutz setzt dementsprechend einen rechtzeitigen Einsatz von Herrchen und Frauchen voraus, und so sollte das tägliche Absuchen der Fellnasen nach jedem Spaziergang selbstverständlich sein. Zeigt der Hund Krankheitssymptome jedweder Art, sollte ein eventueller Zeckenbefall dem Tierarzt unbedingt mitgeteilt werden, auch wenn die Zecke fachmännisch herausgezogen und „entsorgt" wurde. Denn auch wenn das Risiko einer ernsthaften Erkrankung des Hundes durch einen Zeckenstich vergleichsweise gering ist, gilt bei einer eventuellen Behandlung die Maxime: Je eher desto besser. In diesem Sinne bleibt nur, allen Hunden einen schönen und hoffentlich zeckenfreien Frühling zu wünschen.