Wenn sich die Kälte des Winters zurückzieht, werden sie aktiv. Ab einer Temperatur von etwa 7 Grad fangen sie an, sich für Blut zu interessieren und warten mit ausgebreiteten Armen auf Hunde (und andere Säugetiere), um sich an deren Haut einen „Blutteich" anzulegen und ihn zu genießen. Nein, die Rede ist nicht von Vampiren, den blutsaugenden Nachtwesen, sondern von den Zecken. Und die warten auf unsere Vierbeiner am helllichten Tag. Dass sie dabei Krankheitserreger übertragen können, macht sie so gefährlich.
Steigt draußen die Temperatur auf 7-10 Grad an, beginnen die Zecken aktiv zu werden, und dies genau dort, wo auch wir uns gerne mit unseren Hunden aufhalten: In der Natur. Genauer, vor allem dort, wo es viel niedrigen Bewuchs gibt, also hohes Gras und viele Büsche, gerne in Laub- und Mischwäldern, aber auch in Parks und feuchten Wald- und Wiesenbereichen und in Auwäldern.
So erkennt die Zecke ihr Opfer
Aktivwerden bedeutet für die Zecke, zunächst vom feuchten Boden an den Pflanzen hochzuwandern, wo sie auf einem Grashalm oder Zweig in einer Höhe von rund 30 bis 80 cm ausgehungert auf einen Wirt wartet. Zwischen ihrem vorderen Beinpaar hat die Zecke ein Sinnesorgan, das auf Temperatur, Erschütterung sowie andere physikalische und chemische Reize, wie bspw. Buttersäure oder ausgeatmetes Kohlendioxid, reagiert. So bemerkt sie das Näherkommen des Hundes und/oder seines Halters und lässt sich dann mit sozusagen ausgebreiteten Armen auf ihr Opfer fallen. Und schon haben Ihr Hund und/oder Sie einen ungeliebten Besucher.
Geniales Instrumentarium
Während wir, genauso wie unsere Vierbeiner, den Stich einer Biene oder Wespe sofort schmerzhaft bemerken, macht die Zecke nicht den „Fehler", uns ihren Stich (ja, es heißt Zeckenstich und nicht Biss) zur Kenntnis zu bringen. Rasch würden wir sie ja ansonsten sofort wieder entfernen, bevor sie noch Gelegenheit hätte, sich an unserem Blut zu laben. Damit dies aber nicht passiert, verfügt die Zecke über ein außerordentlich geniales Instrumentarium.
Zunächst schlitzt sie mit ihren skalpellartigen Mundwerkzeugen die Haut ihres Opfers auf. Dann führt sie ihren gezahnten Rüssel (das sog. Hypostom) in die kleine Wunde ein, der – zusammen mit dem sog. Zement aus den Speicheldrüsen – ihre feste Verankerung in der Haut garantiert. Deshalb sind die Zecken ja so schwer zu entfernen. Fest in der Haut ihres Opfers verankert geht die Zecke nun daran, das Blut für sich nutzbar zu machen. Dazu scheidet sie über ihren Rüssel gefäßaktive Substanzen aus, wodurch das Blut flüssig bleibt und einen sog. „feeding pool" bildet. Damit der Wirt ihr blutrünstiges Tun nicht bemerkt, scheidet sie auch örtlich betäubende Substanzen aus, ebenso wie immunwirksame Stoffe zur Verhinderung immunologischer Abwehrreaktionen. Die Zecke scheint also einen ganzen Medikamentenkasten in sich zu haben (leider eben aber oft auch gefährliche Krankheitserreger).
So hochspezialisiert und ausgefuchst die Zecke im Anlegen ihres Ernährungsteiches ist, so unheimlich clever verfährt sie auch mit der Organisation ihrer Blutmahlzeit. Sie begnügt sich nämlich nicht einfach nur mit dem Blut ihres Opfers, nein, sie giert nach dem Besten. Sie interessiert sich nur für das Blutkonzentrat mit den kostbaren Blutbestandteilen, darunter auch die roten und weißen Blutkörperchen.
Infektiöser Wasserkreislauf
Zunächst saugt die Zecke mit ihrem Rüssel aus dem Ernährungsteich das flüssig gehaltene Blut und extrahiert dann in einem weiteren Schritt das Wasser, das sie dann über ihre Speicheldrüsen einfach wieder in ihr Opfer zurückpumpt. In ihrem Körper verbleibt dann nur das Blutkonzentrat. Und es ist nun dieser „Wasserkreislauf", mit dem dann die Krankheitserreger, die sich in den Speicheldrüsen der Zecke befinden, in den Hund oder in den Menschen gelangen.
Wie lange saugt nun eine Zecke an ihrem Opfer? Die Saugdauer hängt ab von der Zeckenart und ihrem Entwicklungsstadium sowie dem Wirt und der Saugstelle. Bei idealen Bedingungen beträgt sie für die adulte Zecke rund 7 Tage, bei Nymphen 5 und bei Larven 3 Tage (Liebisch 2003). Wenn Hundehalter ihren Vierbeiner nach jedem Ausgang auf Zecken absuchen, kann es daher gar nicht zu so langen Saugdauern kommen. Das Infektionsrisiko durch die Zecke hängt nämlich unter anderem auch davon ab.
Die Zecke besitzt einen sehr dehnbaren Körper, der bis zum 200-fachen seines Gewichts an Wirtsblut aufnehmen kann, wobei übrigens lediglich die weibliche Zecke Blut saugt. Die männliche Zecke hingegen nimmt durch ihren Stich nur Lymphe bzw. Gewebeflüssigkeit des Wirtes auf. Ist die (weibliche) Zecke nach einer ausgiebigen Mahlzeit vollgesogen, zieht sie ihren Rüssel wieder zurück, wodurch sich auch die Verankerung löst. So fällt sie dann einfach auf den Boden, wo sie nun mit der Verdauung ihres Blutkonzentrates beginnt.
Metamorphose: Eier – Larve – Nymphe – Zecke
Nach der Verdauung ihrer Blutmahlzeit legt das Zeckenweibchen bis zu 5.000 Eier in den Boden ab, aus denen in wenigen Wochen Larven schlüpfen. Die Larven sind Hungerkünstler, denn sie können bis zu einem Jahr ohne Nahrung auf einen Wirt warten. Das sind meist (aber nicht nur) kleine Nagetiere, an denen die Larve dann saugt, bis sie sich wieder zu Boden fallen lässt und sich dort unter einer (feuchten) Laubschicht zur Nymphe entwickelt. Diese sucht sich wiederum einen Wirt, diesmal ein Wild, einen Hund oder einen Menschen, an dem sie mehrere Tage Blut saugt, bevor sie sich dann auf dem Boden nach mehreren Häutungsvorgängen zur adulten Zecke verwandelt.
Wichtige Zeckenarten
Es gibt zwar Hunderte von Zeckenarten, doch nur drei sind für den Hundehalter von Bedeutung. Die häufigste Zeckenart bei uns ist der sog. Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Danach folgt die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die bis in die 1950er Jahre noch als Exote galt, sich aber nun auch bei uns überall etabliert hat. Und einen noch recht frischen Migrationshintergrund hat die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), die aus dem Mittelmeerraum zu uns eingewandert ist. Zum Unterschied von den beiden anderen Zeckenarten, die eher Feuchtigkeit lieben und bei der Auswahl ihres Wirtes nicht wählerisch sind, befällt die Braune Hundezecke ausschließlich Hunde und liebt eher warme (25-30 Grad) und trockene Standorte.
Krankheitsüberträger für Hund & Mensch
Neben der lokalen Hautreaktion, die Zecken durch ihren Stich verursachen können, liegt ihre Bedeutung hauptsächlich in der potenziellen Übertragung von Krankheitserregern. Für den Hund wichtig sind vier der sog. caninen vektorübertragenen Krankheiten, nämlich:
1. Babesiose
2. Ehrlichiose
3. Anaplasmose
4. Borreliose
Für den Menschen sind es vor allem die FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis) und die Borreliose.
Je nach geografischer Lokalisation sind die Erreger in unterschiedlichem Ausmaß in den Speicheldrüsen der Zecken vorhanden. Recherchiert man dazu die aktuelle Literatur, fällt auf, dass einerseits von neu gefundenen Erregern und andererseits von neuen Ausbreitungslokalisationen berichtet wird. So wurde etwa Ende des vorigen Jahres von Parasitologen der Vetmeduni Vienna in einem Rotfuchs in Westösterreich ein neuer Krankheitserreger entdeckt, der von Zecken übertragen worden sein dürfte (Hodži 2015). Es handelt sich dabei um eine neue Form des Bakteriums Candidatus Neoehrlichia, das bei Menschen und auch bei Haustieren grippeähnliche Symptome verursacht.
In einer Studie wurde deutschlandweit das Vorkommen von Antikörpern gegen die Erreger von Borreliose und Anaplasmose bei 5.881 Hunden untersucht, womit ein Kontakt mit infektiösen Zecken nachgewiesen werden kann. Je nach Region hatten die Hunde in 17,6 bis 31,1% Antikörper gegen den Erreger der Anaplasmose und in 1,9 bis 10,3% der Borreliose. 1 bis 4,7% hatten sogar Antikörper gegen beide Erreger (Krupka 2007).
Eine aktuelle Studie aus der Tschechischen Republik hat in 68% der Holzbockzecken Bakterien gefunden, in 13% sogar zwei oder mehrere Arten. Am häufigsten waren dies Borrelien (20%) und Rickettsien (17%) (Klubal 2016). Und in Dänemark waren 34% der von Haushunden abgesammelten Zecken infektiös, v.a. durch Rickettsien (16%), Borrelien (15%) und Babesien (8%) (Stensvold et al. 2015). Grundsätzlich ist also die Wahrscheinlichkeit, dass unser Hund von einer infektiösen Zecke befallen wird, relativ groß.
Jahreszeit
Obwohl Studien zeigen, dass die saisonale Häufung der Zecken(aktivität) vor allem im Frühjahr und im Herbst stattfindet, ist es Erfahrung vieler Hundehalter, dass ihr Hund auch im Sommer häufig Zeckenbefall aufweist. Wahrscheinlich wird das eher in der Früh sein, wenn das Gras taufeucht ist, oder überhaupt bei einem feuchten Sommer, weil – wie wir schon wissen – die beiden häufigsten Zeckenarten Holzbock und Auwaldzecke Feuchtigkeit lieben. Grundsätzlich würde ich aus praktischen Gründen daher immer dann mit Zecken rechnen, wenn es draußen mehr als 7-10 Grad hat und feucht ist.
Wichtige vektorübertragene Krankheiten
Bei der Babesiose (man spricht auch von Hundemalaria) befallen die einzelligen Parasiten die roten Blutkörperchen des Hundes und zerstören diese (Hämolyse). Dadurch kommt es zu einer rasch fortschreitenden Blutarmut, die unbehandelt zum Tod des Hundes führt. Die Krankheit kann aber auch schleichend verlaufen, mit Apathie und Schwäche sowie Zeichen der Blutarmut. Wird die Erkrankung aber rechtzeitig erkannt, lässt sie sich gut medikamentös behandeln. Außerdem gibt es Vorbeugemaßnahmen.
Die canine Anaplasmose ist ein Befall von weißen Blutkörperchen durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum. Die Symptome sind unspezifisch, wie etwa akute Schwäche, Fressunlust, Fieber. Durch Gelenksentzündungen treten Lahmheiten auf. Zeckenanamnese, klinische Symptome und Laboruntersuchungen führen zur Diagnose. Bei korrekter Therapie ist die Prognose gut.
Die Borreliose ist beim Hund von geringerer medizinischer Bedeutung als beim Menschen. Wird die Borreliose beim Hund klinisch auffällig, äußert sie sich vornehmlich durch Lahmheiten aufgrund von Gelenksentzündungen. Die Diagnose erfolgt serologisch durch den Nachweis von Antikörpern, die Therapie durch Antibiotika. Es gibt zwar eine Impfung, über deren Nutzen Wissenschaftler aber kontrovers diskutieren.
Auch die durch Viren hervorgerufene FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist beim Menschen sehr viel bedeutsamer als beim Hund, bei dem sie eher selten klinisch manifest wird. Bei einer Erkrankung des Nervensystems kann es zu neurologischen Symptomen kommen. Eine gezielte Therapie gibt es nicht, je nach Symptom werden entsprechende Maßnahmen durchgeführt.
Ab wann infizieren Zecken den Wirt?
Zunächst ist es gut zu wissen, dass eine infektiöse Zecke nicht sofort bei ihrem Stich die Erreger überträgt. Man hat also Zeit, die Zecke zu entfernen – allerdings nur, wenn man sie denn auch entdeckt. In der wissenschaftlichen Literatur sind die kürzesten Zeiten zwischen Zeckenstich und Eindringen des Erregers (Inokulation) je nach Art verschieden und betragen für die Borrelien 16 Stunden, für Rickettsien 24 Stunden, und die Auwaldzecke benötigt eine Blutmahlzeit von mindestens 48 Stunden, bis sie den Erreger der Babesiose auf den Hund überträgt (Heile 2007).
Was tun gegen Zecken?
Weil es also erst Stunden nach dem Beginn des Saugakts einer Zecke auf dem Hund zur Übertragung von Krankheitserregern kommt, macht es Sinn, den Hund nach jedem Auslauf auf Zecken abzusuchen und diese zu entfernen. Die typischen Befallsregionen sind im Kasten auf Seite 56 abgebildet, die richtige Art, die Zecken zu entfernen, finden Sie im Kasten links. Trotzdem können Zecken übersehen werden, wenn sie bspw. sehr klein sind, weil sie noch kaum Blut gesogen haben oder im Nymphenstadium sind.
Für alle vektorübertragenen Erkrankungen gilt jedenfalls: Die wichtigste Vorbeugung ist die Verhinderung des Zeckenstichs bzw. einer mehrstündigen Blutmahlzeit der Zecke. So gibt es also zwei Ansatzpunkte einer wirksamen Prophylaxe: einerseits
• Repellents, welche die Zecken vom Befall des Wirtes abhalten sollen, und andererseits
• Akarizide, welche die Zecken töten.
Bei den Akariziden unterscheidet man solche, welche die Zecken schon beim Kontakt mit der Haut des Hundes töten, und andere, wo die Zecke den Hund zuerst einmal stechen muss, weil sie den für sie giftigen Wirkstoff ja erst aus seinem Blut beim Saugakt aufnehmen muss. Diese, über das Blut wirksamen Akarizide müssen vom Hund geschluckt werden (bspw. Tabletten), die anderen werden oberflächlich aufgetragen (bspw. Spot ons, Halsbänder). Wofür man sich entscheidet, hängt oft von den Empfehlungen des eigenen Tierarztes ab. Unbedingt wichtig ist, nur Produkte zu verwenden, die ausdrücklich für Hunde vorgesehen sind!
Egal, für welche Methode man sich entscheidet – es nützt die beste nichts, wenn sie nicht absolut vorschriftsgemäß durchgeführt wird. Das heißt, die Applikationsintervalle und die Dosishöhe sind einzuhalten, ebenso sind bestimmte Umstände zu berücksichtigen (Hundewäsche?), andernfalls handelt es sich lediglich um eine „Vorbeugungskosmetik" statt wirksamer Vorbeugung. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich immer wieder Hinweise dazu, dass trotz Vorbeugung durch Zeckenmittel Hunde von Zecken befallen und auch Krankheitserreger inokuliert werden, was auf eine inkorrekte Verwendung zurückgeführt wird (Leschnik 2013). Wenn man also Zeckenmittel verwendet, dann aber richtig!
• Haben Sie noch Fragen zum Thema? Was sind Ihre Erfahrungen mit Zeckenmitteln? Welche weiteren Themen über Parasiten interessieren Sie? Schreiben Sie uns (redaktion@wuff.eu).
WUFF Information
Ektoparasiten
Die Ektoparasiten Zecken und Flöhe sind beides sog. Gliederfüßler, gehören aber unterschiedlichen Untergruppen an.
1. Acari: Zecken und Milben
2. Insecta: Flöhe, Läuse, Stechmücken, Fliegen
Demnach heißen Mittel, die Zecken und Milben abtöten, Akarizide, solche gegen Flöhe und Stechmücken hingegen Insektizide.
WUFF Hintergrund
Brust, Hals oder Kehle?
Forschende vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna untersuchten in einer Studie u.a. die Frage, ob Zecken bestimmte Körperstellen am Hund bevorzugen.
Häufig von Zeckenbefall betroffene Stellen am Hundekörper sind demnach der Kopf, der Nacken, die Schultern und die Brust, also Stellen, die beim Spazieren und Streunen den blutsaugenden Parasiten am nächsten kommen. Zecken bleiben bei Hunden häufig dort, wo sie zuerst auf das Tier gelangen. „Aufgrund ihrer ungünstigen Körperform verschwenden Zecken keine Energie, um durch struppiges Fell an andere Körperregionen des Hundes zu gelangen, sondern beißen sich dort fest, wo sie sich gerade befinden. Im Gegensatz dazu sind die seitlich abgeflachten Flöhe rasch und wendig auf der Hundehaut unterwegs", erklärt Georg Duscher, der Leiter dieser Studie.
WUFF Hintergrund
Wie Zecken entfernen?
Die korrekte Entfernung einer Zecke hat Bedeutung für die potenzielle Erregerübertragung.
Wenn man die Zecke bei der Entfernung an ihrem Körper packt, könnte es sein, dass Erreger aus ihren Speicheldrüsen in den Hund inokuliert werden. Daher soll man die Zecke vielmehr ganz vorne an ihrem Stechrüssel packen und herausziehen. Mit einer (abgerundeten) Pinzette oder Zeckenzange soll die Zecke daher so nahe an der Hautoberfläche wie möglich gefasst und dann gleichmäßig in gerader Linie nach oben herausgezogen werden. Vor und nach der Prozedur solle man die Stelle sicherheitshalber auch desinfizieren, wird empfohlen.
Häufig hört man Empfehlungen wie das Auftupfen von Nagellackentferner oder Öl sowie die Entfernung der Zecke mit einer drehenden Bewegung. Studien zeigen, dass weder das eine noch das andere sinnvoll ist. Zudem besteht bei der Drehbewegung beim Herausziehen einer anhaftenden Zecke die Gefahr, dass kleine Zeckenteile in der Haut verbleiben, die dann schwierig zu entfernen sind. Es können zwar auch beim Gerade-nach-oben-Hinausziehen der Zecke, wie es ja empfohlen wird, Teile in der Haut verbleiben, diese sind aber dann meist deutlich größer als bei einer Drehbewegung und daher auch leichter zu entfernen (De Boer 1993, Needham 1985, Gammons 2002).
Information
Milben beim Hund
Die stark behaarten Milben sind die kleinen Verwandten der Zecken, oft unter einen Millimeter winzig und kaum zu erkennen. Sie besiedeln ganzjährig Haut und Fell des Hundes, einige spezialisieren sich auch, wie etwa die Ohrmilbe.
Der Ausdruck „räudiger Hund" wird manchmal als Schimpfwort verwendet, doch bezieht er sich in Wahrheit auf die Räude. Das ist eine Erkrankung des Hundes, die durch die häufigste Milbenart, die Krätz- oder Räudemilbe hervorgerufen wird.
Die Einteilung der für den Hund bedeutsamsten Milben erfolgt durch den Ort des bevorzugten Befalls (Mehlhorn 1992). Demnach unterscheidet man
1. Haarbalgmilben (Demodex canis)
2. Hautmilben (Sarcoptes canis)
3. Ohrmilben (Otodectes cynotis)
4. Fellmilben (Cheyletiella)
5. Herbstgrasmilben (Neotrombicula autumnalis)
6. Rote Vogelmilbe oder Hühnermilbe (Dermanyssus gallinae).
Eine andere Einteilung der Milben erfolgt nach ihrer Lebensweise. So unterscheidet man Nage-, Saug- und Grabemilben. Die Saugmilben haben rüsselartige Mundwerkzeuge, mit denen sie Blut oder Lymphflüssigkeit saugen, während sich die Nagemilben von den Hautschuppen ernähren. Grabemilben, wie z.B. die Krätzmilbe, treiben Bohrgänge in die oberflächliche Hautschicht des Hundes (oder auch des Menschen). Durch das Krabbeln der Milben in diesen Gängen und durch den Milbenkot kommt es zu Hautreaktionen wie Juckreiz, Haarausfall, Verdickung der Haut und häufig auch zusätzlich zu Infektionen. Der Juckreiz bei der Krätze verschlimmert sich besonders nachts und in der Wärme, weil dann die Milbenweibchen an die Hautoberfläche krabbeln, um dort ihre Eier abzulegen.
Als Überträger von Krankheiten spielt die Milbe im Gegensatz zu ihrer Zeckenverwandtschaft keine bedeutsame Rolle. Bei starkem Befall des Hundes und unhygienischen Verhältnissen können Milben vom Hund auch auf den Menschen übergehen.
Therapie
Von einer Selbstbehandlung des Hundes bei Räude ist abzuraten! Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Vierbeiner von Milben befallen sein könnte, müssen Sie ihn Ihrem Tierarzt vorstellen. Häufig geht nämlich Milbenbefall auch mit anderen Erkrankungen einher bzw. ist eine damit verbundene Schwächung der Immunabwehr erst die Bedingung für eine massenhafte Vermehrung der Milben. Nur eine genaue Diagnose ermöglicht eine erfolgreiche Therapie.
Vorbeugung
Die Milbe gehört zur selben biologischen Gruppe wie die Zecke und ist daher auch mit den gleichen Mitteln zu bekämpfen bzw. ihr vorzubeugen.
Information
Welche Anwendungsformen?
Beim Thema Zeckenbekämpfung scheiden sich die Geister. Während die Einen auf Schutzhalsbänder oder Öle schwören, bevorzugen die Anderen Spot on-Produkte. Eine kurze Übersicht.
Hundehalter erwarten sich von einem Zeckenmittel:
• einfache Handhabung und Anwendung
• rascher Wirkungseintritt (Verhinderung der Übertragung von Erregern durch die Parasiten)
• gute Verträglichkeit
• lange Wirksamkeit
• keine Zecken am Tier
Spot ons
Das komfortable und am weitest verbreitete Mittel zur Zeckenbekämpfung. Es wird der Inhalt einer kleinen Pipette auf die Haut am Nacken des Hundes geträufelt. Der Wirkstoff verteilt sich über den Talg in den oberflächlichen Schichten der Haut und wird in den Talgdrüsen gespeichert. Hier gibt es auch Kombi-Präparate (z.B. mit Fipronil und Permethrin), die Zecken, Flöhe und Stechmücken sowohl fernhalten (Repellents) als auch sofort abtöten (Akarizide), wodurch auch eine Übertragung von Erregern in den Hund verhindert wird. Nach der Anwendung sollten die Hände gewaschen werden und ein direkter Kontakt mit der Applikationsstelle vermieden werden, solange diese feucht ist.
Parasitenhalsbänder
Der Wirkstoff befindet sich im Halsband und wird sukzessive an das Fell abgegeben. Wirkstoffe und Wirkung sind denen der Spot ons ähnlich.
Sprays und Öle
Die Behandlung mit Parasitensprays oder mit natürlichen Ölen mit diversen ätherischen Wirkstoffen, die repellierend wirken sollen, muss regelmäßig wiederholt werden, um einen Schutz zu gewährleisten.
Tabletten
Werden meist als Kautabletten verabreicht. Da der Wirkstoff im Blut des Hundes zirkuliert, müssen die Parasiten erst stechen und Blut saugen, bevor sie getötet werden. Der Vorteil, dass der Hundehalter (bspw. beim Streicheln des Hundes) nicht mit dem Wirkstoff in Kontakt kommt, wird erkauft durch zwei Nachteile: Einerseits durch eine sehr hohe Anfangskonzentration des Zeckengiftes im Hundeblut und eine langsame Ausscheidung (vorwiegend über die Leber; Halbwertszeit 12 Tage), da es bei einmaliger Gabe 3 Monate lang mit einem entsprechend hohen Blutspiegel wirken soll (Kilp 2014). Andererseits beginnt die Wirkung erst 12 Stunden nach der Anheftung der Zecke, sodass ein Risiko der Übertragung von Erregern nicht ausgeschlossen werden kann.
Allgemeines
Unabhängig von Produkt und Anwendungsart ist die Gebrauchsanleitung strikt einzuhalten.
Quellen
Literatur
• Beck S. et al. Tick infestation, tick prophylaxis, and risk of tick-borne infections in dogs in Northeast Germany: a tick collection study. Proceed. 8th Symp. CVBD World Forum 2013;29-31
• Hornok S. Allochronic seasonal peak activities of Dermacentor and Haemaphysalis spp. under continental climate in Hungary. Vet parasitol 2009;163:366-369
• Hodži A. et al. Candidatus Neoehrlichia sp. in an Austrian fox is distinct from Candidatus Neoehrlichiamikurensis, but closer related to Candidatus Neoehrlichia lotoris. Parasit Vectors. 2015; 8: 539.
• Liebisch A., Liebisch G. Biologie und Ökologie der Zecken. In: H. Horst (Hrsg.). Zeckenborreliose. Spitta, Balingen 2003, 32-48
• Klubal R. et al. Prevalence of pathogenic bacteria in Ixodes ricinus ticks in Central Boehmia. Exp. Appl. Acarol. 2016;68:127-137
• Stensvold C.R. et al. Babesia spp. and other pathogens in ticks recovered from domestic dogs in Denmark. Parasites & Vectors 2015;8:262
• Heile C. et al. Übertragungszeiten von durch Zecken übertragenen Erregern beim Hund: Borrelien, Anaplasmen/Ehrlichien und Babesien." Praktischer Tierarzt 2007;88:584-590
• Leschnik M et al. Effect of owner-controlled acaridical treatment on tick infestation and immune response to tick-borne pathogens in naturally infested dogs from Eastern Austria. Parasites & Vectors 2013;6:62
• Duscher G., Feiler A., Leschnik M., Joachim A. Seasonal and spatial distribution of ixodid tick species feeding on naturally infested dogs from Eastern Austria and the influence of acaricides/repellents on these parameters. Parasites & Vectors 2013,6:76
• Krupka I. et al. Durch Zecken übertragbare bakterielle Infektionen bei Hunden: Seroprävalenzen von Anaplasma phagocytophilum, Borrelia burgdorferi sensu lato und Ehrlichia canis in Deutschland Praktischer Tierarzt 2007;88 (10):776-788