Die Zecke im Winter
Optimale Lebensbedingungen für die Zecken bestehen in den Übergangsbereichen verschiedener Vegetationszonen, wie z.B. am Übergang von Wiese zu Wald, in den Auen entlang von Bächen und Flüssen, in Übergängen von Laub- zu Nadelwald oder Hoch- zu Niederwald, usw. Diese Übergänge sind oft auch durch Gesträuch, Hecken und Farne gekennzeichnet. Die Zecken überstehen die kalte Jahreszeit nur unterhalb der den Boden bedeckenden Laubschicht. Hier herrschen zumeist Temperaturen um 0 Grad bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Daher finden sich Zeckenregionen sehr gerne auch an wärmeren Südhängen. Sinkt die Temperatur nämlich unter -7 Grad Celsius, können dies Eier und Larven nicht überstehen.
FSME und Borreliose
Als Überträger des gefürchteten FSME-Virus (Frühsommermeningoencephalitis) ist der gemeine Holzbock in Österreich ja weithin bekannt. Eine Zecke, die mit dem FSME-Virus infiziert ist, bleibt ihr ganzes Zeckenleben lang Virusträger. Das heißt, das Virus überwintert in der Zecke bzw. mit ihr. Neben der FSME als in erster Linie Gefahr für den Menschen, ist das zweite Problem die durch Zecken übertragene Borreliose, eine bakterielle Erkrankung von Mensch und Hund. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es übrigens gegen die Borreliose bei Hunden eine Impfung. Dadurch kann man seinen Vierbeiner zumindest vor dieser Gefahr wirksam schützen. Ihr Tierarzt weiß mehr darüber.
Aktiv ab dem Frühjahr
Wenn die Bodentemperatur auf 5 – 7 Grad ansteigt, werden die Zecke und ihre Entwicklungsstadien wieder aktiv. Das ist in unseren Breiten etwa um März und April der Fall. Diese klimatische Abhängigkeit der Zeckenaktivität führt in Mitteleuropa zu einem Doppelgipfel – das erste Aktivitätsmaximum in den Monaten Mai und Juni sowie ein zweiter kleinerer Gipfel im September und Oktober. Die Zecken kommen dann aus ihrer schützenden Laubschichte wieder hervor: Adulte Tiere finden sich an Sträuchern und Büschen bis zu einer Höhe von 1.50 Meter, wobei sie an der Unterseite der Blattenden sitzen oder auf den Zweigspitzen. Nymphen findet man nicht höher als 1 Meter und Larven nur auf Gräsern bis maximal 30 cm Höhe.
Zeckenbiss oder Zeckenstich?
Üblicherweise wird im Volksmund von einem Zeckenbiss gesprochen. Betrachtet man aber die Tatwerkzeuge, deren sich die Zecke bedient, um an das Blut ihres Wirtes zu kommen, dann handelt es sich um stechend-saugende Mundwerkzeuge, d.h. nach Durchstechung der Haut wird Blut gesaugt. Damit ist schon offenkundig, daß man korrekterweise also von einem Zeckenstich spricht.
Biologisches Waffenarsenal
Die Zecke besitzt in ihrem Speichel ein „ausgeklügeltes” System an bioaktiven Substanzen, die ihr die Blutmahlzeit am Wirt erleichtern und sichern. Dieses System ist so faszinierend, daß Ihnen ein paar dieser Substanzen vorgestellt sein sollen.
– Lokalanästhetika, damit Sie (oder Ihr Hund) den Zeckenstich nicht spüren.
– Antiphlogistisch wirkende Substanzen, die eine lokale Entzündung am Stichort hemmen, damit sinnigerweise nicht die Entzündungsreaktion des Wirtes der Zecke den Blutgenuss behindert.
– Blutgerinnungshemmende Wirkstoffe, die garantieren, daß das Wirtsblut an Stich und Stelle flüssig – und saugbar – bleibt und sozusagen nicht „dem Zeck im Maul gerinnt”.
– Verschiedene Sekrete, wie z.B. Zement bewirken ein Festhaften der Mundwerkzeuge der Zecke in der Haut ihres Opfers.
Nur Weibchen saugen Blut
Das Zeckenweibchen besitzt einen sehr dehnbaren Körper. Es kann bis zum 200fachen seines Gewichtes an Wirtsblut aufnehmen und ihr Körpervolumen um bis zum 120fachen vergrößern. Bevor sie sich jedoch dem Blutgenuss hingibt, findet gelegentlich auch eine Kopulation mit dem Zeckenmännchen statt – und zwar auf dem Wirt. Danach beginnt das Weibchen seine Blutmahlzeit, die – wenn ungestört – 6 bis 11 Tage andauern kann. Das Zeckenmännchen kann mehrere Weibchen befruchten und stirbt kurz danach. Übrigens sei auch darauf verwiesen, daß das Zeckenmännchen kein Blut saugt, sondern bei einem Stich nur Lymphe bzw. Gewebeflüssigkeit des Wirtstieres entnimmt. Für die Übertragung einer eventuellen Virusinfektion (FSME) macht dies aber keinen Unterschied.
Larve – Nymphe – Zecke
Nach der Blutmahlzeit des Zeckenweibchens legt sie in den Folgemonaten bis zu 5.000 Eier in der Erde ab. Daraus entstehen nach wenigen Wochen Larven, die knapp 1 Millimeter messen. Bereits die Larven benötigen Blut, damit sie sich weiter entwickeln können. Sie saugen mehrere Tage am Wirt, fallen dann wieder zu Boden und häuten sich dort – es entsteht die Nymphe. Auch diese saugt wiederum mehrere Tage lang an einem Wirt Blut und entwickelt sich dadurch zur adulten Zecke. Da somit alle drei Entwicklungsstadien der Zecke Blutsauger sind, bezeichnet der Zoologe die Zecke als dreiwirtig.
Floh: Steter Gast in Fell und Haus
Als Lästling der Zecke in der Verbreitung noch überlegen ist der Floh, der ebenfalls mit Beginn der wärmeren Jahreszeit beginnt, sich am Blut unserer Vierbeiner zu laben. Während die Zecke den Wirt wieder verläßt, sobald sie sich vollgesogen hat (und ja aufgrund ihrer Größe und „Behäbigkeit“ leicht zu erkennen ist), bleibt der Floh ein steter Gast in Haus und Fell. Über den interessanten Entwicklungszyklus des Flohs, der wichtig ist für das Verständnis der Angriffspunkte der verschiedenen Flohmittel, werden wir Sie in den kommenden Ausgaben von WUFF noch näher informieren.
Wehret der Flohinvasion
Es ist ein Fehler zu warten, bis die ersten Flöhe sich am Tier bemerkbar machen und erst dann mit einer Behandlung zu beginnen. Flöhe gibt es länger als den Menschen und – ähnlich wie die Ratten – ist er ein Überlebenskünstler par excellence. Wer daher nicht rechtzeitig beginnt, den Flohanfängen zu wehren, steht möglicherweise unvorhergesehen vor einer Flohinvasion, bedenkt man, daß aus einem einzigen weiblichen Floh in einer Saison 30.000 Nachkommen entstehen können.
Gefährlicher Floh
Immerhin starb im 14. Jahrhundert fast ein Viertel (!) der europäischen Bevölkerung an durch Flöhe übertragenen Krankheiten, z.B. der Pest, wenngleich diese in erster Linie durch Rattenflöhe übertragen wird. Heute ist der Floh für unseren Hund ein Problem entweder durch die nicht seltene allergische Flohdermatitis (Hautentzündung) und als Überträger von Erkrankungen, z.B. Bandwürmer. Auch auf diese Problematiken wollen wir in den nächsten Ausgaben näher eingehen.