Die Kolumne zum Thema „Alltagsprobleme mit dem Hund".
Tierpsychologin, Hundetrainerin und WUFF-Autorin Yvonne Adler beantwortet Ihre Fragen. Schicken Sie uns Ihr Alltagsproblem mit Ihrem Hund — kurz formuliert und mit 1-2 Fotos. In dieser Ausgabe geht es um eine Hündin, die – zuhause allein gelassen – allerlei anrichtet …
Liebe Frau Adler!
Wir haben eine 18 Monate alte Beagle-Hündin namens Sita. Sie ist ein ungewöhnlich folgsamer Beagle, wir brauchen kaum eine Leine, sie läuft nicht davon, sie kommt, wenn man sie ruft, und ist lieb und brav. Aber alleine zu bleiben ist ein Problem. Wenn wir Sita doch ab und zu daheim lassen, weil es nicht möglich ist, einen Hund mitzunehmen, dann stellt sie allerhand an. Sie macht meistens ein Häufchen und ein Lackerl in die Wohnung und macht Dinge, die normalerweise nie vorkommen, dabei geht dann auch einiges kaputt. Wissen Sie vielleicht einen Rat, wie ich diese Situation in den Griff bekommen kann?
Liebe Grüße, Gerda Wenter
Liebe Frau Wenter!
Schön, wenn Sie und Ihre Familie die Möglichkeit haben Sita oft mit sich zu nehmen, wenn Sie das Haus verlassen. Für Hunde ist es ein tolles Leben, wenn sie viel Zeit mit „ihren Menschen" verbringen können. Gerade für Beagles, welche ja als „Meutehunde" bekannt sind, ist der Kontakt zu ihren Menschen und meist zu Artgenossen sehr wichtig. Alle Hunde binden sich mehr oder weniger stark an ihren „Familienverband" und müssen das Alleinsein oft erst lernen. Ihrer Beschreibung nach ist Sita sehr aufgeregt, wenn sie alleine bleiben muss. Diese Aufregung führt dazu, dass der Körper Stresshormone ausschüttet. Weiters werden auch Hormone ausgeschüttet, die für den Wasserhaushalt verantwortlich sind. Sie kennen das vielleicht, dass wir Menschen bei Aufregung vor einem Ereignis öfter mal auf die Toilette müssen. Bei Hunden ist es ähnlich: durch die Aufregung müssen sie dann „ihr Geschäft" verrichten. Dies macht der Hund nicht „zu fleiß" oder absichtlich. Sita „muss" einfach und niemand ist da, um sie rauszulassen. Hunde versuchen aber auch den Stress abzubauen. Dazu kauen sie sehr gerne, was leider dazu führt, dass Dinge kaputt gehen. Ich vermute, dass Sita versucht, ihren Stress mit dem Alleinbleiben an den kaputten Dingen abzubauen. Um die Ursache ihrer Probleme zu lösen, darf es für Sita keine Aufregung, Anspannung und Stress bedeuten, alleine gelassen zu werden. Dies können Sie durch ein einfaches Training erreichen:
Training fürs Alleinbleiben
Um das Alleinbleiben zu trainieren ist es wichtig, immer das gleiche Ritual durchzuführen. Solche Rituale geben Hunden Sicherheit. So können Sie Sita beibringen, dass Frauchen immer wiederkommt, auch wenn sie mal alleine gelassen wird. Sie beginnen das Training am besten zu einer Tageszeit, in der Sita ohnehin meistens schläft. Dadurch ist Ihr Hund dann nicht bereits zu Beginn angespannt und vielleicht unruhig. Nun überlegen Sie sich ein Kommando, welches dem Hund „Ruhe" vermitteln soll, z. B. „Schön schlafen, Frauli kommt gleich." Ist bei dem Kommando Ihre Stimme hektisch und nervös, so überträgt sich das auf Sita. Sie wird dann nicht mehr entspannt sein und dies erschwert das Training. Nach dem Kommando geben Sie Sita z.B. noch eine Kaustange und verlassen das Haus. Hier ist wichtig, dass Sie zu Beginn nur ganz kurz wegbleiben (bspw. 10 Sekunden) und die Dauer des „Alleinseins" mit dem Lernerfolg steigern.
Wenn Sie das Haus wieder betreten, dann begrüßen Sie Sita sehr kurz, mit ruhiger gelassener Stimme, ohne Bedauern und nach dem Motto: „Ich bin wieder da!" und wenden sich dann wieder anderen Dingen zu. Je normaler, gelassener und souveräner die ganze Situation/das Training abläuft, desto schneller wird Sita merken, dass alleine zu bleiben etwas ganz Normales ist. Daher ist es auch wichtig, dass Sie dies oft üben, damit Sie in naher Zukunft z.B. auch eine Stunde weg sein können. Achten Sie bitte hier auch auf sich selbst: ist Ihre Körpersprache und -spannung auch wirklich entspannt? Sie dürfen keine Probleme, Bedenken oder gar Ängste dabei haben, Sita alleine zu lassen, sonst können sich diese Gefühle auf Ihren Hund übertragen. Dies kann dazu führen, dass das Training keinen bzw. nur sehr langsamen Erfolg zeigt!
Wenn Sie dieses Training konsequent durchführen und die Dauer der „Alleinbleibe-Einheiten" bei positivem Erfolg immer wieder steigern, wird es für Ihren Hund bald kein Problem mehr sein sich zu entspannen, wenn Sie nicht im Haus sind! Ich wünsche Ihnen und Sita viele gemeinsame Stunden, aber für Sita auch ein paar entspannte „Schlafrunden", wenn sie alleine zu Hause ist.
Ihre Yvonne Adler