Wolfhunde – Der Hund als Lebensaufgabe

Von Regina Röttgen

Themenschwerpunkt: Der Wolf

Wild, anmutig und geheimnisvoll fasziniert der Wolf als mystisches Wesen den Menschen seit Jahrhunderten. Immer öfters ist die Begeisterung für das Raubtier so groß, dass sich Hundeliebhaber sogenannte Wolfhunde ins Haus holen. Zweifellos: das Aussehen der Hunde dieser Wolfhund-Rassen ist aufsehenerregend, ihr Charakter faszinierend. Ihre Haltung jedoch wird oft unterschätzt.

Prominente Beispiele solcher Hunde sind der Tschechoslowakische Wolfhund (TWH), der Saarloos Wolfhund (SWH), der Amerikanische Wolfhund (AWH) und der Tamaskan. In welcher Anzahl diese genau derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten sind, ist unbekannt, ein Zentralregister gibt es nicht. Geschätzte Zahlen liegen beim TWH für diese Länder um die 1.100, beim SWH bei 450, beim AWH um 160 und beim Tamaskan um die 210 – Dunkelziffern nicht einberechnet. So unterschiedlich wie ihr Vorkommen sind sie auch im Verhalten – trotz einiger interessanter Gemeinsamkeiten.

Wie viel Wolf steckt wirklich drin?
Wie alle Hunderassen stammen auch Wolfhunde vom Wolf ab. Nur liegen sie zeitlich nicht ganz so weit entfernt von Raubtier Lupus wie zum Beispiel ein Mops. So sind TWH und SWH mittlerweile um die zehn Generationen vom Wolf entfernt. Der Tamaskan ist noch weiter vom Wolf entfernt und trägt nur noch einen geringen Wolfsanteil in sich. Die Welpen des AWH hingegen sind in Deutschland oft gerade mal zwei bis vier Generationen vom Wolf entfernt.

Häufig werden diese Tiere -meist fälschlicherweise- als Hybriden bezeichnet. Hybriden sind Nachkommen von Eltern unterschiedlicher Arten, die nicht immer zwangsläufig zeugungsfähig sind. Gekennzeichnet werden sie durch den Buchstaben F. F1-Hybriden sind demnach die erste Generation solcher Nachkommen. Bis einschließlich der F4-Generation gelten in der Natur freilebende Hybriden als Wildtiere und unterliegen dem Washingtoner Artenschutzabkommen. Halter solcher Wildtier-Hybriden müssen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorab entsprechendes Fachwissen nachweisen, Haltungsauflagen erfüllen und eventuelle Importregelungen beachten. Ab F5, also der fünften Generation nachdem der Wolf eingekreuzt wurde, gelten die Nachkommen der Wolf-Hund-Verpaarung vor dem Gesetz als normale Hunde. Jetzt sind sie keine Hybriden mehr, sondern Wolfhunde. Hybriden kommen in der Natur selten vor. Die anthropogenische Hybridisierung von Wolf und Haushund stößt daher in der Fachwelt auf Kritik. So erklärte Dorit Feddersen-Petersen der HNA gegenüber, dass solche Einkreuzungen ein Rückschritt in der Domestikation seien. Wolfexperten wiederum kritisierten die Kreuzung von Hunden mit Wölfen vor allem, da diese Tiere von ihrem Verhaltensmuster her zwischen zwei Welten lägen. Zwischenfälle mit Wolfhunden kommen schon allein aufgrund ihrer Rarität selten vor, steigern aber die unbegründete Angst vor dem echten Wolf.

Am nächsten zum Wolf liegt der Amerikanische Wolfhund, bei ihm wird der Wolfsanteil in low, mid und high content untergliedert. Je nach Hund kann der Anteil von unter 34 bis zu 98 Prozent schwanken. Der SWH liegt heute bei F10 bis 12 Generationen und einem Wolfanteil von stabilen 30-35 Prozent. Beim TWH sind die Welpen heute F8 bis F10 Generationen mit einem 22-28 Prozent Wolfanteil. Der Wolfanteil im Tamaskan ist noch geringer.

Leben für den Wolfhund
Die romantische Vorstellung vom Haustier, das aussieht wie ein Wolf, sich aber wie ein Haushund verhält, wird zwar oft von unseriösen Züchtern und Händlern verbreitet. Die Realität sieht allerdings manchmal anders aus. Erfahrungsberichte im Internet lesen sich wie Stress pur: Zerlegtes Mobiliar, bis auf den Stumpf abgekaute Pflanzen, vom ewigen Urinieren unbenutzbare Teppiche, auf dem Sofa liegende knurrende Tiere. Warum wird die Romantik zum Albtraum?

Wie so oft ist der Grund keineswegs der Hund, sondern die falschen Erwartungen aufseiten des Halters. »Vor allem TWHs werden gerne unüberlegt und wegen ihrer Optik gekauft«, weiß Astrid Mascherbauer aus Wien vom Wolfhundeclub Österreich. Ihre TWH Hündin Chinua ist mittlerweile 11,5 Jahre alt. »Uninformierte Halter sind schnell überfordert, sobald die ersten Probleme auftauchen«, sagt sie. Die Tiere würden wieder abgegeben. Damit eben dies nicht passiert, arbeiten Rasseclubs und seriöse Züchter hart. »Grundsätzlich ist der Prozess, den ein Interessent durchläuft, sehr lang. Gute Züchter suchen die zukünftigen Halter sehr bewusst aus«, erklärt Andrea Rath, zweite Vorsitzende des Tamaskan Germany e.V.. Rath hat selbst zwei Tamaskan-Hündinnen und einen WH-Husky-Mix Rüden, die alle gerne auch mal bei ihr im Bett schlafen. Damit ein Züchter ausreichend Zeit habe, Halter für die Welpen auszuwählen, gäbe er eine Wurfplanung weit im Voraus zum Deckakt bekannt. Die Welpen werden dann im Anschluss an Vorbesuche und ­intensiven Austausch nach Meinung und Erfahrung des Züchters den am geeignetsten Interessenten zugeordnet.

Dass der Alltag mit Wolfhunden keineswegs so aussieht wie oft im Internet zu lesen, weiß auch Christian Berge. Der Jurist teilt seit 15 Jahren Haus und Garten mit verschiedenen Wolfhund-Rassen. Heute hat er sein Leben nicht nur dem Schutz der Wölfe, sondern auch den Wolfhunden verschrieben. »Ein Tier mit mehr als 85 Prozent Wolfanteil ist aber definitiv ein Wolf und kein Hund mehr«, warnt er Interessenten vor falschen Vorstellungen. Heute hat Berge insgesamt sieben Amerikanische Wolfhunde, die er mit zwei weiteren Wolfhunden in drei Gruppen hält. Als »Opa« ist einer seiner ersten TWHs mit dabei. Alle haben in wechselnden Abständen täglich Zugang zum Haus, manchmal döst auch einer mit Berge im Bett. Seine Kuschelmaus Mia trägt 92,1 Prozent Wolf in sich. Eine Haltungsgenehmigung brauche man nach Angaben des ehemaligen Anwalts selbst für AWHs der ersten Generationen nicht: Sei der verpaarte Wolf ein in Gefangenschaft lebendes Tier, wie im Falle von AWHs, seien alle Nachfolgegenerationen von dieser Regelung ausgenommen.

Dass der Wolf-Vorfahre in Gefangenschaft geboren wurde, macht eine Haltung als Wolfhunde überhaupt erst möglich. »AWHs aus einer guten Zucht sind domestizierte Hunde«, sagt Berge. Er weiß allerdings, dass AWHs nicht nur aussehen wie Wildtiere, mid und high content Hunde verhalten sich in großem Maße auch so. »Viele glauben, sie könnten die vom Wolf übernommene Vorsicht dieser Tiere durch gute Sozialisierung ändern.« Nichts da, meint Berge. »Durch ihren Anteil Hundeblut verlieren AWHs zwar teilweise ihre natürliche Scheu vor dem Menschen. Oft aber nur vor der betreuenden Person.« Zwar gäbe es auch AWHs, die mit in die Stadt könnten, jedoch sei dies nicht das Zuchtziel. Restaurant, Bar und Stadt könne man sich in der Regel aus dem Kopf schlagen. Der Grund liegt auf der Hand: Wie beim wilden Wolf sind es die Menschen, die AWHs zur Vorsicht führen. Erstaunlich, denn laut Berge haben AWHs mit ihrer Umwelt, Lärm, Autos, Radfahrern, Kinderwagen, Rasenmäher oder Sylvesterknallerei von Natur aus keine Probleme. »Für Halter von AWHs sind daher am besten Feld, Wald und Wiese angesagt«, rät Berge. Selbst dort müsse man vorausschauend handeln. Beim Spaziergang könne es durchaus schwierige Momente geben. »Sieht der Hund etwas, was der Hundehalter nicht gesehen hat, sitzt man mit seinem Hund plötzlich im Gebüsch«, so Berge.

Auch der SWH scheint besser in der Natur aufgehoben. »Diese Rasse ist nur bedingt für die laute und belebte Stadt geeignet. Denn die Reserviertheit mancher Tiere kann einen Spaziergang auf einem belebten Fußweg zu einem Hindernislauf machen, der für Halter und Hund puren Stress bedeuten kann«, sagt Janka Ptacek, Vorsitzende vom Wolfhundeclub Österreich. Mit ihrem Lebensgefährten hat sie vier SWHs, die sie in zwei Paaren hält, von offen bis sehr scheu sind alle Charaktere vertreten. »Trotzdem kann man einen SWH mit guter Sozialisierung auch mit in ein Restaurant nehmen oder die Straße entlangführen. Ein SWH wird dennoch immer instinktiv allem Fremden und besonders fremden Menschen weiträumig ausweichen, wenn er kann. Gibt man ihm allerdings Zeit, dann nähert er sich durchaus neugierig und fasst Vertrauen.« Dieser Wesenszug sei auch im Rassestandard festgeschrieben.

Halter der anderen beiden Rassen haben es da schon einfacher. »Ein Tamaskan hat letztlich kein Problem mit Stadt, Restaurants oder Fremden, ein Highlight ist es aber nicht unbedingt für ihn. Er ignoriert sie einfach, ist aber auch offen«, berichtet Rath. Nach Angaben Mascherbauers kann man auch mit TWHs in der Stadt herumlaufen oder Restaurants besuchen, selbst wenn sie lieber mit ihrem Menschen durch die Natur streifen würden. Aggression zeigen die Wolfhunde dabei in der Regel weder Halter noch Fremden gegenüber. Nur beim TWH dürfen die »Diensthundegene« wie Mascherbauer sie nennt, nicht vergessen werden. »TWHs verfügen durchaus über einen Wach- & Schutztrieb.«

Eine Beziehung der anderen Art
Wie bei allen Hunderassen ist auch bei Wolfhunden die Sozialisierungsphase immens wichtig und zum Teil nicht nur intensiver, sondern auch länger andauernd. Vergessen darf man hierbei nicht, dass ein Wolfhund im Gegensatz zu anderen Rassen erst mit rund drei Jahren geistig und körperlich erwachsen und ausgewachsen ist. Auch in Puncto Erziehung besteht die Gefahr, dass Halter an ihre Grenzen stoßen. Denn von bloßem »Sitz, Platz, Bleib« halten Wolfhunde nicht viel. »Zwar lernen SWHs in der Regel sogar schneller als klassische Hunderassen solche Signale. Allerdings überlegen sie eigenständig, ob es Sinn macht, dies auch auszuführen«, gibt Ptacek Einsicht in die Feinheiten der Wolfhund-Erziehung. Sähe der SWH keinen Sinn darin, ließe er es. Auch die Methode, es ihm beizubringen sei für viele Menschen ungewohnt. Dem kann Mascherbauer nur beipflichten: »Mit TWHs kann man eigentlich wunderbar arbeiten, da sie nicht so zurückhaltend sind«, sagt Mascherbauer, schränkt aber ein: »Unter der Voraussetzung, dass man es ihnen gut verkauft und sich nicht als Befehlsgeber präsentiert, sondern im Team arbeitet.«
So ist es auch beim Tamaskan. Dies setzt laut Berge ein gewisses Selbstbewusstsein und Gelassenheit voraus. Ein Grund, warum viele Menschen für derartige Tiere nicht wirklich geeignet seien. Trotzdem: »Auch Wolfhunde können und müssen erzogen werden. Die Rasse darf niemals eine Ausrede für mangelnde Erziehung und Fehlverhalten sein«, warnt Mascherbauer.

Macht man es richtig, kann man mit TWH, SWH und Tamaskan z.B. auch eine BH Prüfung bestehen, trailen oder einen ­Agility-Kurs machen. »Manchmal ist dafür allerdings eine Tasche mit frischem Pansen nötig. Das normale Leckerli ist meist kein Anreiz für einen SWH. Da schaut er sich auf dem Hundeplatz lieber nach den neuesten Gerüchen der anderen um«, erzählt Ptacek. Denn: Im Gegensatz zu vielen anderen Hunderassen arbeiten Wolfhundrassen nicht um zu gefallen, wohl aber mit ihrem Halter, wenn Motivation und Beziehung passen. Genau diese Eigenständigkeit ist es, was Mascherbauer, Ptacek, Rath und Berge an ihren Wolfhunden so fasziniert.

Doch nicht nur die Erziehung eines Wolfhundes ist oft anstrengender und zeitaufwändiger als erwartet. »Sind Interessenten nicht ausreichend aufgeklärt und beraten, wird die Haltung ganz allgemein schlichtweg unterschätzt. Man sollte immer nebst Lösung A auch Option B, C und D haben«, rät Rath, um zum Beispiel das Problem Langeweile erst gar nicht aufkommen zu lassen. »Fühlt der Wolfhund sich gelangweilt, alleingelassen oder schiebt Frust, sucht er sich eine Beschäftigung jeglicher Art«, so Rath. Der Erfindungsreichtum der Hunde ist dabei nicht zu unterschätzten, die Tiere besitzen eine hohe praktische Intelligenz. »Selbst Türgriffe, Fenstergriffe oder sogar Schlüssel Umdrehen ist für viele ein Leichtes«, so Ptacek. Das Zerlegen von Mobiliar ist bei Wolfhunden jedoch selten in Langeweile begründet. »SWH, die in Abwesenheit der Halter im Haus randalieren, tun dies hauptsächlich aus purem Stress«, erklärt Ptacek. Wolfhunde seien keine Hunde, die ganz selbstverständlich ruhig und entspannt stundenlang zu Hause auf ihren Halter warten würden.

Mascherbauers Meinung nach sind Wolfhunde Ein-Mann-Hunde. »Sie haben zwar jeden aus der Familie gern, meist aber nur eine wirkliche Bezugsperson.« Zu dieser bauen Wolfhunde eine besonders innige und intensive Beziehung auf. Für so manchen Wolfhund ist der durchlebte Stress, allein zu sein, hoch. Die Bindung von Wolfhunden ist schlicht gesagt »intensiv«. Für den Wolfhund bedeutet dies, dass er die Aufmerksamkeit und Interaktion mit seiner Bezugsperson braucht. Für den Menschen heißt dies: viele Wolfhunde können nicht allein sein. »Auch TWHs haben häufig Probleme, allein zu bleiben. Vereinzelte Tiere können es, manche schaffen es mit einem zweiten Hund gemeinsam, einige lernen es nie«, erzählt Astrid Mascherbauer vom Hauptproblem mit den Wolfhundrassen. Sie persönlich hat dieses Problem nicht. Ihre TWH Hündin schlummert während der alleinigen Stunden gemeinsam mit dem Zweithund auf der Couch.

Beim SWH hingegen ist es schon schwieriger. »Beim Versuch, ihrem Halter nachfolgen zu können, beißen sich viele der SWHs, die sehr stark mit ihrem Besitzer verbunden sind, zum Teil durch Türen oder Wände«, weiß Ptacek zu berichten. Da helfe meist auch kein Zweithund. Doch auch hier gilt: Von Anfang an sollte dies in kleinsten Schritten geübt werden. »Auch wenn viele bis zu zwei Jahre brauchen, können es durchaus einige lernen«, meint Ptacek. »Sollte man sich für SWHs interessieren, sollte man das Tier entweder mit zur Arbeit nehmen können oder aber dafür Sorge tragen, dass immer jemand zu Hause präsent ist«, so Ptacek. Selbst eine Stunde Alleinsein könne in den ersten Jahren bereits zu lange sein. TWHs und Tamaskane bleiben übrigens ein paar Stunden allein. Eine Garantie, ob es gut geht, gibt es allerdings nie.

Ebenso individuell ist auch der Jagdtrieb der Rassen sowie ihr Umgang mit anderen, kleineren Haustieren. Nicht alle sind mit den Mitbewohnern gut Freund. Katzen gibt es nach Angaben Berges mit Beginn der Geschlechtsreife meist nicht mehr lange in einem mid oder high content AWH-Haushalt. SWHs hingegen können, vorausgesetzt man gewöhnt sie von klein auf daran, oft gut mit Kleintieren zusammenleben. »Dennoch sollten die Tiere nie unbedacht einfach zusammen allein gelassen werden«, räumt Ptacek ein. TWHs und Tamaskane hingegen kommen bei guter Gewöhnung bestens mit anderen Haustieren klar.

Ebensowenig wie mit Katzen kommen viele der mid und high content AWHs mit Außenstehenden zurecht. Hundetrainer, Hundepension und Urlaub ohne oder mit Hund gehören daher nicht unbedingt in die Lebensplanung mit einem solchen AWH. Während des Urlaubs seien die Hunde am besten durch einen Betreuer, den die Tiere bereits von Klein auf kennen und mögen, versorgt. Für Berge und seine AWHs ist klar: »Einen mid oder high content AWH zu halten, bedeutet, nach seinem Leben zu leben und auf ihn Rücksicht zu nehmen und nicht zu erwarten, dass er sich nach uns richtet.« Er würde daher immer zu einem Zweithund und gesicherten Garten raten, wo man die Tiere lassen könne, falls man nicht zu Hause sei.

Der Garten mit einem Wolfhund – egal welche Rasse – sollte möglichst immer mit einem zwei Meter hohen Zaun und Untergrabungsschutz versehen sein – auch die Vorliebe zum Klettern, Springen oder Buddeln ist eine individuelle. So mancher SWH überwindet selbst einen 2-Meter-Zaun in Sekundenschnelle, nur um zu seinem Halter auf der anderen Seite zu gelangen. Zwinger- oder Gehegehaltung ist daher nichts für Wolfhunde. Im Gegenteil: »TWH und SWH brauchen nicht zwingend einen Garten, solange der Halter mit ihm regelmäßig ausreichend Spaziergänge macht. Er ist meist dort, wo sein Halter ist – entweder mit ihm auf der Couch oder aber am Schreibtisch zu seinen Füßen.« So auch der Tamaskan: »Sie sind zwar gerne draußen, lümmeln aber genauso gerne im Bett und auf der Couch mit ihren Haltern herum«, sagt Rath.

Selbst in den Urlaub kann man TWH, SWH und Tamaskane mitnehmen. »TWH und SWH sind gewiss nicht dafür geeignet, für den Urlaub in eine Hundepension abgeschoben zu werden. Dafür sind sie zu hervorragende Urlaubsbegleiter«, meint Ptacek und rät zum Campen, Zelten oder hundefreundlichen Hotel. »Auch der gemeinschaftliche Besuch einer Hundeschule bzw. bei einem Hundetrainer ist immer gut und sinnvoll.« Teils ist dies sogar ein Muss, denn zu einer ordentlichen Zuchtzulassung für den TWH und SWH muss nach Angaben Ptaceks neben einem Ausstellungsergebnis mit guter Bewertung in Österreich auch ein BH-Prüfungsteil abgelegt werden.

Die Haltung von Wolfhunden ist zweifellos keineswegs einfach. Das Verkennen und Ignorieren von Verhaltensweisen sowie Bedürfnissen dieser sensiblen Tiere führt schnell zu Überforderung auf beiden ­Seiten der sprichwörtlichen Leine. Immer wieder entstehen Konfliktsituationen dadurch, dass der Halter den Punkt Kommunikation verkennt. Wolfhunde bellen weniger als dass sie heulen. Letzteres sollte gerade bei der Anschaffung eines mid oder high content AWHs nicht vergessen werden. Oft bringt es nämlich die Nachbarn auf den Plan. »Meist dauert ein Heulen nur 2-3 Minuten, aber dann wiederholt es sich immer und immer wieder, teils ein oder zwei Stunden lang«, weiß Berge zu berichten. Die anderen Wolfhundrassen heulen eher im Zuge des allein Bleibens oder wenn sie Sirenen hören. Bei manchen wird es mit der Zeit weniger, bei anderen mehr. »Der SWH hat zudem ein vielseitiges Repertoire an röhrenden, gurrenden, wuffenden und jaulenden Lauten. Heulen tun sie meist nur, wenn sie verzweifelt nach ihrem Halter rufen oder aber, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist«, erklärt Ptacek.

Fazit
Wolfhunde haben nicht nur das Aussehen vom Wolf übernommen, auch im Verhalten ähneln sie sich in vielen Punkten – je nach Grad der wölfischen Erbsubstanz sicherlich weniger oder mehr. Umso wichtiger ist, dass sie artgerecht gehalten werden. Die goldene Regel, welche für alle Hunderassen gilt, ist bei Wolfhunden Platin: Schaffen Sie sich keinen Hund an, wenn Ihre Lebensumstände der Rasse nicht genügen. Beim Wolfhund werden Sie zudem eventuell noch einen Schritt weitergehen und Ihr Leben flexibel auf das seinige einstellen müssen. Für alle, die mit einem Wolfhund liebäugeln, hat Berge einen besonderen Tipp. »Glauben Sie jedem Wolfhundehalter, was er Ihnen zu seiner Rasse erzählt. Glauben Sie jedoch keinem, der keinen Wolfhund hat oder hatte. Bei Haltern, die bisher nur Jungtiere haben – also Tiere unter drei Jahren – glauben Sie nur das, was diese bis dahin erlebt haben.« Das kann sich alles in den weiteren Entwicklungsphasen noch ändern.

Noch mehr Wolfhundarten

Weitere nicht von der FCI anerkannte Wolfhundarten sind:

Der Italienische Wolfhund »Lupo ­Italiano« wurde 1966 durch die Kreuzung eines Wolfes aus dem nördlichen Lazio mit einem Deutschen Schäferhund kreiert. Er hat eine starke Persönlichkeit, zeigt großen Lerneifer und keine Aggressivität. Die Zucht unterliegt den örtlichen Forstbehörden Italiens, wobei die Hunde nicht zum Verkauf freigegeben werden. Heute gibt es rund 500 Lupo Italianos, die hauptsächlich als Rettungs- und Suchhunde arbeiten.

Der Chinesische Wolfhund »Kunming Wolfhund« entstand wahrscheinlich aus einer Kreuzung von Deutschem Schäferhund, Spitz und Wolfhund. Die vielseitigen, treuen und zurückhaltenden Hunde werden gerne von Militär und Polizei genutzt, in China aber auch in Familien gehalten.

Der »Hierran Wolfdog« oder »Perro de Pastor Herreño« entstand auf der kanarischen Insel El Hierro. Ihr Ursprung ist unbekannt.

In Deutschland gibt es zudem mehrere junge Wolfhund-Rassen und Markenwolfhunde wie den Varua Faolan, Lycanis oder Marxdorfer Wolfhund. Sie sind oft nur in einer einzigen Zuchtstätte vertreten und Kreuzungen aus Wolfhund oder -mischling mit Hund, meist Schäferhund und nordischen Rassen, die jeweils ihre Eigenheiten aber auch Rassekrankheiten mitbringen.

Der Irische Wolfshund sowie der Russische Wolfshund (Barsoi) sind von der FCI anerkannte Rassen der Klasse Windhunde und wurden ursprünglich als Hirtenschutzhunde für die Jagd auf Wölfe gezüchtet. Sie tragen im Deutschen daher ein »s« im Namen, also Wolfs- statt Wolfhund.

Links

Zum Weiterlesen

www.wolfhundeclub.at
www.twhclub.de
www.swhzb.de und www.swh-club.de
www.tamaskan-germany.de
www.wolfdogs-siouxtala.de

Tschechoslowakischer Wolfhund (TWH)

Ursprung: Der Tschechoslowakische Wolfhund entstand Mitte der 1950er Jahre in der damaligen CSSR bei einem biologischen Versuch aus der Kreuzung von beim Militär verwendeten Deutschen Schäferhunden mit Karpatenwölfen. Ab 1965 konzentrierte man sich darauf, die verwendbaren Eigenschaften des Wolfes mit den günstigen Eigenschaften des Hundes zu vereinen.
FCI Rassestandard seit 1999
Erscheinung : Dem Wolf stark ähnelnd, gelbgrau bis silbergrau mit klassischer Maske.
Charakter: Temperamentvoll, sehr aktiv, intelligent, sehr gelehrig, aber ohne ausgeprägten will-to-please, selbständig, misstrauisch, furchtlos, mutig, treu. Aggressionspotenzial vorhanden, schwacher bis starker Jagdtrieb. Häufig Probleme beim allein Bleiben.
Wolfsanteil: Gering
Zuchtziel: Gebrauchshund
Vorkommen: Zahlreiche Züchter in Europa
Erziehung: Erziehung bedarf hoher Motivation und Ausdauer, dauert in der Regel länger.
Sport: Grundsätzlich sämtliche Hundesportarten, aber individuell unterschiedliche Vorlieben.
Sonstiges:
• für Menschen geeignet, die dem Hund eine klare Führung geben können.
• Mindestwiderristhöre: 60–65cm
• Mindestgewicht: 20–26kg
Nach oben hin gibt es keine Grenze!
• Lebenserwartung: ca. 12 Jahre
Gesundheit bzw. bekannte Krankheiten:
• Degenerative Myelopathie (DM)
• Hypophysärer Zwergwuchs (HZ)
• Progressive Retinaatrophie (PRA)
• Hereditärer Katarakt (HC)
• Hüftgelenksdysplasie HD
• Ellbogendysplasie (ED)

Saarloos Wolfhund (SWH)

Ursprung: Der Saarloos Wolfhund entstammt der Kreuzung eines Europäischen Wolfes mit einem Deutschen Schäferhund, seit sein Namensvater, der Niederländer Leendert Saarloos, die Rasse 1933 ins Leben rief. Die Rasse ist geprägt durch ihre naturnahen Eigenschaften und soll vom äußeren Erscheinungsbild her an einen Wolf denken lassen.
FCI Rassestandard seit 1981
Erscheinung : Dem Wolf ähnelnd, wolfsgrau, waldbraun oder weiß/creme.
Charakter: Intelligent, lebhaft, stolz, schüchtern, zurückhaltend, selbständig, eigenwillig, anhänglich, aber ohne ausgeprägten will-to-please. Fluchttrieb vorhanden, geringes Aggressionspotenzial, teilweise ausgeprägter Jagdinstinkt.
Kann in den allermeisten Fällen schlecht bis gar nicht allein bleiben.
Wolfsanteil: Gering
Zuchtziel: Gesellschafts- und Haushund.
Vorkommen: Primär in Deutschland und Holland verbreitet
Erziehung: Erziehung bedarf viel Geduld, Flexibilität und einer tiefen Vertrauensbasis.
Sport: Abhängig vom individuellen Charakter des Hundes, doch die meisten Hunde favorisieren Trail-Arbeiten.
Sonstiges:
• für Menschen geeignet, die flexibel genug sind, bei Bedarf ihre Lebensumstände den Bedürfnissen des Tieres anzupassen.
• Verträglichkeit mit Gleichgeschlechtlichen oft ab Geschlechtsreife (ca 1–1,5 Jahre) oder ab Erwachsenenalter (ca. 3 Jahre) nicht mehr gegeben.
• Aufgrund des Jagdinstinktes ist die Verträglichkeit mit kleineren Haustieren oft nicht uneingeschränkt gegeben.
• Widerristhöhe: 60–75cm
• Gewicht: 30–45kg
• Lebenserwartung: ca. 12 Jahre
Gesundheit bzw. bekannte Krankheiten:
• Degenerative Myelopathie (DM) • Hypophysärer Zwergwuchs (HZ)
• Progressive Retinaatrophie (PRA) • Hereditärer Katarakt (HC)
• Hüftgelenksdysplasie HD
DNA-Abstammungsnachweis: MyDogDNA Profil

Amerikanischer Wolfhund (AWH)

Ursprung: Der Amerikanische Wolfhund wurde aus dem amerikanischen Wolf und unter anderem Deutscher Schäferhund, Belgischer Groenendal, Siberian Husky und Alaskan Malamute gezüchtet. Der Name Amerikanischer Wolfhund bzw. American Wolfdog ist europäischen Ursprungs und entstand durch deutsche respektive nordische Züchter, die die Tiere in Europa einführten.
Es gibt keinen einheitlichen oder verbindlichen Rassestandard
Erscheinung : Kein einheitliches Erscheinungsbild. Generell wolfsähnlich in schwarz, blau, weiß, creme, grau- und brauntönen.
Charakter: Sensibel, zurückhaltend, intelligent, selbständig, mit ausgeprägtem Fluchttrieb, Aggressionspotenzial speziell in Bezug auf Fortpflanzung oder Rivalen. Nicht vorhandener bis starker Jagdtrieb.
Wolfsanteil: Gering, mittel oder hoch.
Zuchtziel: Charakter und Aussehen dem Wolf so weit wie möglich ähnelnd.
Vorkommen: Nur wenige Züchter in Europa
Erziehung: Für klassische Kommandokonditionierung nicht geeignet. Erziehung und Aufbau einer Beziehung benötigen viel Zeit und Geduld, teilweise nicht führbar wie andere Hunde, weshalb manchmal pure Kraft gefragt ist.
Sport: Ein Begleiter für Spaziergänge und Aktivitäten in der Natur.
Sonstiges:
• Je nach Content nicht für Anfänger ohne Hundeerfahrung geeignet
• bei Mid/High Content ist Wolfwissen wichtig
• Verträglichkeit mit Gleichgeschlechtlichen normalerweise ab Geschlechtsreife bzw. Erwachsenenalter (ca. 3 Jahre) nicht mehr gegeben.
• Aufgrund des Jagdinstinkts ist die Verträglichkeit mit Klein- und Nutztieren speziell bei Mid/High Content normalerweise nicht möglich.
• Widerristhöhe: 70–90cm
• Gewicht: 30–60kg
• Lebenserwartung: ca. 12 Jahre
Gesundheit bzw. bekannte Krankheiten:
• Degenerative Myelopathie (DM) • PRA mit Gonioskopie
• Hüftgelenksdysplasie HD • Ellbogendysplasie ED
DNA-Abstammungsnachweis: Embark oder MyDogDNA Profil
Leider wurde fälschlicherweise lange davon ausgegangen, dass Tiere mit hohem Wolfanteil per se gesund sind. Nicht alle Züchter führen die nötigen Tests durch.

Tamaskan

Ursprung: Der Ursprung des Tamaskan liegt in den 1980er Jahren. Verschiedene Mischlingshunde nordischer Rassen wurden aus Nordamerika nach England importiert und dort unter anderem mit Siberian Huskies, Alaskan Malamute und Deutschen Schäferhunden verpaart. Die weiter nach Finnland gelangten Hunde wurden dort mit wolfartig aussehenden Schlittenhunden verpaart. Die daraus resultierenden Nachkommen waren der Grundstein für die Schaffung einer neuen Hunderasse. Erst 2006 wurde ihr der Name Tamaskan gegeben.
Rassestandard des Tamaskan Dog Registers
Erscheinung : Dem Wolf stark ähnelnd.
Wildfarben.
Charakter: Selbständig, intelligent, zurückhaltend, teilweise stur, eigenwillig, geringes Aggressionspozential, schwacher bis starker Jagdtrieb.
Wolfsanteil: Gering bis sehr gering.
Zuchtziel: Familienhund mit möglichst wenig Wolfanteil, aber in der Optik so nah wie möglich dem Wolf gleichend.
Vorkommen: Nur wenige Züchter in Europa
Erziehung: Erziehung und Aufbau einer Beziehung benötigen viel Zeit, Mühe und Geduld.
Sport: Vielseitig im Agility, Zughundesport, Personensuche, bedingt im Therapiebereich einsetzbar, grundsätzlich sehr stark von der Motivation des Hundes abhängig.
Sonstiges:
• Kein Anfängerhund, da wegen seiner Ursprünglichkeit nicht einfach.
• Widerristhöhe: 61–74cm
• Gewicht: 25–50kg
• Lebenserwartung: ca. 13 Jahre
Gesundheit bzw. bekannte Krankheiten:
• Degenerative Myelopathie (DM)
• Hypophysärer Zwergwuchs (HZ)
• PRA mit Gonioskopie
• Hüftgelenksdysplasie HD
• Ellbogendysplasie ED
DNA-Abstammungsnachweis: Embark oder MyDogDNA Profil
Verhaltens-Beurteilung, Je nachdem welche Rassen im ­Stammbaum auftreten eventuell MDR1, vWD

Pdf zu diesem Artikel: der_wolfhund

 

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