Bundesweite „Management“-Maßnahmen umstritten – Derzeit ein einziges Rudel unterwegs
Wien (APA) – Der Wolf ist zurück und mancherorts herrscht Angst und Verunsicherung: Ein Rudel aus rund 20 Tieren streift derzeit – vor allem ausgehend von Allentsteig – durch Österreich. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) sieht die Rückkehr laut einer Umfrage vom Juli positiv, hieß es bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien. Ein umstrittenes Programm soll nun bundesweit den Umgang regeln.
Von den Befragten sprachen sich 15 Prozent eher negativ aus, allerdings waren 62 Prozent gegen einen Abschuss. Zehn Punkte umfasst der aktuelle Plan des „Kuratorium Wald“. Unter anderem wird das Bundesgebiet in vier Zonen eingeteilt: in Abstufungen von geeignet bis ungeeignet für eine Besiedlung durch Meister Isegrim. In den „roten“ Gebieten soll etwa nach Ausschöpfung aller Mittel – wie Vergrämung und Umsiedlung – eine „Entnahme“ möglich sein.
Derzeit sind Wölfe in Europa unter Anderem durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU geschützt und in Österreich als jagdbares Wild ganzjährig geschont. Im Vormonat waren 1.008 Österreicher online und etwa 30 Wirtschaftstreibende – vor allem aus dem Bereich Tourismus – telefonisch befragt worden, erläuterte Motivforscherin Sophie Karmasin. Sie gehe davon aus, dass sich die Stimmung aufgrund jüngster Ereignisse für die Wölfe eher verschlechtert habe. Jeder zweite mache sich Gedanken über mögliche Gefahren, drei Viertel würden ihren Nachwuchs warnen.
Die interviewten Unternehmer hätten sich deutlich skeptischer gezeigt als der Durchschnitt: Sieben von zehn sprachen sich für einen Abschuss aus, jeder fünfte fürchtet negative Auswirkungen bei einer Ansiedlung, 16 Prozent gehen von rückläufigen Gästezahlen aus. Im Fokus des Aktionsplanes stehen die Forderung nach einer bundesweiten Wolfsverordnung mit Managementplänen inklusive Maßnahmen zur Populationskontrolle und ein Monitoring für Herdenschutzmaßnahmen. Weiters sprachen sich das „Kuratorium Wald“ für Förderungen für die Landwirtschaft in Wolfszonen aus.
Verhaltensforscher Kurt Kotrschal, Mitbegründer des Wolf Science Center Ernstbrunn, verwies am Donnerstag in einer Aussendung darauf, dass „der Amoklauf gegen den Wolf rasch Fahrt aufnimmt“ und kritisierte, der Forderungskatalog ähnele fatal dem „Bayrischen Aktionsplan“. Die Tiere hätten sehr wohl „Platz in der Kulturlandschaft“ und das Beispiel Deutschland zeige, dass es möglich sei. In der Bundesrepublik existiere die „am schnellsten wachsende Wolfspopulation der Welt“ mit hunderten Exemplaren und bisher gab es keinen kritischen Vorfall mit Menschen.
Ein Faktencheck des WWF rund um die Mythen bezüglich des hochmobilen Beutegreifers verwies darauf, dass dieser „kein Kuscheltier, aber auch keine wilde Bestie“ wäre. Der WWF widersprach nachdrücklich der Prognose, es sei „nur eine Frage der Zeit bis der Wolf bei uns wieder auf den Menschen geht“. Die Umweltorganisation geht davon aus, dass „Schauermärchen von einzelnen Politikern und Bauernvertretern bewusst geschürt“ werden, um „von der eigenen Verantwortung für ein konfliktarmes Miteinander zwischen Mensch und Wolf abzulenken.“
(S E R V I C E – Details unter www.himmel.at/wolf, www.wolfscience.at und www.wwf.at/wolf)