Auch Hunde können zählen. Das behaupten zumindest britische und brasilianische Forscher. Sie testeten die numerischen Fertigkeiten von elf Mischlingshunden mit Hilfe von Leckereien, die sie ihnen in unterschiedlicher Zahl präsentierten. Die Vierbeiner schienen dabei jeweils die Zahl der begehrten Naschereien in verschiedenen Schalen zusammenzurechnen. Über die Studie des Tierverhaltensexperten Robert Young von der Katholischen Universität in Belo Horizonte (Brasilien) und seiner Kollegin Rebecca West von der britischen De-Montfort-Universität in Lincoln berichtet das britische Magazin „New Scientist“ (Nr. 2354, S. 20).
Methode bei Babys getestet
Von vielen Primaten ist bekannt, dass sie zählen können. Young und West vermuteten, dass Hunde diese Fähigkeit ebenfalls besitzen. Sie überprüften ihre These mit einer Methode, die bereits bewiesen haben soll, dass auch fünf Monate alte Menschenbabys schon zählen können. Dabei waren den Babys mehrere Puppen gezeigt worden, die dann von einem Vorhang verdeckt wurden. Während die Puppen verdeckt waren, stellten die Forscher vor den Augen der Babys weitere Puppen auf und beobachteten die Reaktion der Kinder auf die Gesamtzahl der Puppen, nachdem der Vorhang wieder gelüftet wurde. War heimlich auch die Zahl der Puppen hinter dem Vorhang verändert worden, schauten die Babys deutlich länger auf das Ensemble, vermutlich weil die Gesamtzahl dann nicht ihren Erwartungen entsprach.
Die Tierverhaltensforscher wiederholten dieses Experiment in leicht abgeänderter Form mit den Mischlingshunden. Wie der „New Scientist“ berichtet, starrten dabei auch die Hunde länger auf die Futterschalen, wenn die Zahl der Leckereien darin nicht ihrer Erwartung entsprach, sondern hinter einem Vorhang verändert worden war. Dies werten Young und West als Indiz für die Zählfertigkeiten der Hunde.
Zählfertigkeit fürs Überleben
Eine Ursache für die numerischen Fähigkeiten der Hunde könnte ihre Abstammung vom Wolf sein, wie Dr. Robert Young meint. Wölfe haben nicht nur einen großen Neokortex, Zentrum logischen Denkens im Hirn, sondern leben auch in großen Rudeln. Die Zählfertigkeit könnte sich daher im Laufe der Evolution als Vorteil erwiesen haben, um die Zahl der Verbündeten und die der Feinde abschätzen zu können.