Viele Theorien ranken sich um unsere Hunde. Etliche davon betreffen auch die kalte Jahreszeit. Stimmt es, dass man im Winter getrost auf eine Parasitenprophylaxe verzichten kann oder dass Hundemäntelchen nur modische Spielerei sind? Karin Joachim beleuchtet die gängigsten Annahmen und erklärt, was zutreffend ist und was nicht.
Müssen die Pfotenballen immer eingecremt werden?
Der Rat, Hundepfoten im Winter regelmäßig einzucremen, ist in aller Munde. So gibt es in den Regalen der Läden und in Internetshops eine große Zahl entsprechender Pflegeprodukte. Manche enthalten die unterschiedlichsten Inhaltsstoffe, darunter z.B. auch Konservierungsmittel, über die wir Hundehalter nur unzureichend Bescheid wissen. Manche Hunde reagieren außerdem auf Duftstoffe allergisch. Viele Hundehalter berichten darüber, dass bei der regelmäßigen Anwendung von Vaseline oder Melkfett die Ballen sehr weich und weniger widerstandsfähig werden, bienenwachshaltige Cremes und Salben hingegen zumeist gut vertragen werden.
Wie in vielen anderen Lebenslagen gilt auch hier: Lieber nicht zu viel des Guten. Dafür des Öfteren einen Blick auf die Pfoten einschließlich der Ballen, Krallen und der Zehenzwischenhaut werfen. Ratsam ist es, die Haare zwischen den Ballen kurz zu halten, damit sich Schnee und Matsch dort nicht festsetzen und dem Hund beim Auftreten wehtun. Salz, Schmutz und Steinchen entfernt man nach dem Spaziergang am besten mit einem lauwarmen Pfotenbad. Danach kann eine leichte Creme verwendet werden. Bei tiefen Rissen oder Verletzungen ist ohnehin ein Besuch beim Tierarzt angesagt.
Fazit: Pfotenpflegeprodukte nach Bedarf und in Maßen anwenden.
Ja oder Nein zu Pfotenschuhen?
Gesunde Pfoten benötigen eigentlich keinen weiteren Schutz. Allerdings können Pfotenschuhe etwa bei längeren Wanderungen, außergewöhnlichen Belastungen, bei Gängen durch harschen Schnee oder über gestreute Wege durchaus gute Dienste leisten. Selbstverständlich auch bei bestehenden Pfotenverletzungen. Die Booties, wie sie auch heißen, sollten unbedingt atmungsaktiv sein, nicht scheuern und keine bedenklichen Materialien enthalten. Sie sollten auch einfach anzuziehen sein. In Reißverschlüssen bleiben die Haare häufig hängen und umständliches Herumhantieren an den Füßen mag außerdem kaum ein Hund so wirklich. Die Sohle sollte nicht zu glatt sein, damit der Hund nicht ausrutscht. Ohne vorherige Gewöhnung fällt es den meisten Hunden zunächst gar nicht so leicht, sich damit fortzubewegen. Mit ein bisschen Übung klappt es aber meist recht schnell. Verzichten Sie darauf, ihren vierbeinigen Liebling die Pfotenschuhe ständig tragen zu lassen, schon gar nicht drinnen.
Fazit: Pfotenschuhe sind in bestimmten Situationen angeraten.
Sind Hundemäntelchen nur modischer Schnickschnack?
Gerne werden Vierbeiner, die ein mehr oder weniger auffallendes Mäntelchen tragen, belächelt. Je auffallender es ist, desto eher glaubt man an die Sinnlosigkeit des Accessoires. Aber Hundemäntelchen sind nicht immer rein modischer Firlefanz, sondern können durchaus der Gesundheit zuträglich sein. Dies gilt z.B. für sehr kälteempfindliche Hunde, dünnfellige oder dünnhäutige Rassen sowie Vierbeiner mit einer Vorerkrankung. Die Mäntelchen sollten unbedingt passen, das heißt nicht zu locker und nicht zu fest sitzen und aus hautfreundlichen Materialien gefertigt sein. Bei Bewegung dürfen sie weder scheuern, noch einen Hitzestau verursachen.
Fazit: Je nach Hund durchaus sinnvoll.
Im Winter gibt es doch keine Parasiten, oder?
Leider ist das nicht so. In unseren wohltemperierten Räumen fühlen sich Lästlinge wie Zecken, Flöhe und Haarlinge wohl. Die Eier und Larven können in kleinen Ritzen oder im Polster überdauern. Draußen in der Natur sind an milden Wintertagen sogar Zecken aktiv, die der Vierbeiner dann unbemerkt nach Hause bringt. So sollten wir nach einem Wald- oder Wiesenspaziergang an einem wärmeren Tag den Hund vorsichtshalber gut absuchen. Eine Parasitenprophylaxe rund ums Jahr ist deshalb nicht zu vernachlässigen. Welche Mittel zur Anwendung kommen und wie oft, ist dabei allerdings eine persönliche Entscheidung und sollte in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen. Gleiches gilt auch für die Endoparasiten, also Würmer, Giardien und Co.
Fazit: Gut zu wissen, dass Parasiten auch im Winter aktiv sein können.
Ist Fellpflege im Winter nicht so wichtig?
Das Fell erfüllt viele Funktionen. Es schützt vor Nässe, Wind und Wetter. Damit die Unterwolle ihre Schutzfunktion erfüllen kann, sollten Hunde der Rassen, die getrimmt werden, nicht zu spät im Jahr zum Hundefriseur. Nur ein gut gepflegtes, nicht verfilztes Fell kann der Nässe und Kälte optimal trotzen. Bürsten Sie Ihren Liebling regelmäßig. Das Bürsten massiert auch die Haut, wodurch diese besser durchblutet wird. Leider ist nicht jeder Hund ein echter Fan der Fellpflege. Bei diesen Kandidaten müssen Sie vielleicht eine besondere Strategie entwickeln, bürsten Sie beispielsweise, wenn die Hunde müde sind.
Verschmutzungen reibt man am besten mit einem feuchten Tuch ab oder bürstet diese aus, wenn sie trocken sind. Sollte das Baden oder Abduschen notwendig sein, so sollten nur – wenn überhaupt – besonders milde Zusätze zum Einsatz kommen, die die Haut nicht austrocknen.
Fazit: Eine nicht übertriebene, aber regelmäßige Fellpflege ist rund ums Jahr wichig.
Sehen Hunde in der Dunkelheit besser als wir?
Hundeaugen leuchten grünlich auf, wenn im Dunkeln ein Lichtstrahl darauf trifft. Dieser Effekt wird durch das Tapetum lucidum hervorgerufen. Das ist eine lichtreflektierende Schicht im Augenhintergrund, wodurch Hunde unter ungünstigen Lichtverhältnissen besser sehen können als wir. Allerdings werden sie selbst nicht immer von anderen Verkehrsteilnehmern gut gesehen. Deshalb denken Sie bitte jetzt an Reflektoren oder Blinkhalsbänder, damit der Hund nicht zur Stolperfalle für andere oder gar angefahren wird. Achten Sie auch auf Ihre eigene Sicherheit. Neben Reflektoren an der Kleidung kann zusätzlich eine Stirnlampe gute Dienste leisten.
Fazit: Auch wenn Hunde v.a. in der Dämmerung besser als wir sehen, müssen wir darauf achten, dass sie für andere gut sichtbar sind.
Sind Spaziergänge im Dunkeln für Hunde langweilig?
Hunde sind bekanntermaßen Makrosmaten, sie können um einiges besser riechen als wir. Sie sind uns geruchlich also um Nasenlängen voraus. Deshalb macht ihnen das Spazieren auch im Dunkeln Spaß, sofern wir ihnen abwechslungsreiche Routen bieten. Leider ist die Auswahl oft begrenzt: in der Stadt gibt es zu viele Abgase und Hektik, im Wald ist es wiederum uns selbst zu dunkel. Abwechslung kann daher bspw. ein Besuch im Stadtpark bieten. Auch gemeinsame Spaziergänge mit dem Besitzer eines Hundekumpels sind schön und geben dem Hundehalter ein sicheres Gefühl. Da viele der Spaziergänge an der Leine stattfinden werden, können Sie den Gassigang interessanter gestalten. Planen Sie doch einfach einmal Denkaufgaben oder Geschicklichkeitsübungen ein. Umrunden Sie gemeinsam die Bäume im Park, laufen Sie Slalom um Pylonen herum etc.
Fazit: Hundespaziergänge im Dunkeln sind nur dann langweilig, wenn wir sie als Pflichtübung ansehen.
Im Haus muss der Liegeplatz an einem warmen Ort sein
Sollte der Vierbeiner seinen gewohnten Ruheplatz nur ungern aufsuchen, so kann das daran liegen, dass es ihm dort nun zu kalt ist, es vielleicht sogar zieht. Allerdings sind unsere Räume im Winter eher zu warm als zu kalt. Deshalb sollten Sie auch in Erwägung ziehen, dass er sich nun an seinem sommerlichen Lieblingsort unwohl fühlt, zum Beispiel, weil der nahe Heizkörper voll aufgedreht ist. Zu warm eingestellte Fußbodenheizungen sind auch nicht jederhunds Ding. Da hilft es nur, den vierbeinigen Liebling gut zu beobachten und gegebenenfalls einen anderen Ort für sein Körbchen zu suchen.
Fazit: Wo der Hund gerne im Winter liegt, ist auch eine Typfrage und von der allgemeinen Konstitution abhängig.
Hunde zittern sich warm?
Unsere Vierbeiner sind Warmblüter und so wie bei uns Menschen muss die Körperinnentemperatur konstant gehalten werden. Der beste Schutz für unsere Hunde ist ein gut gepflegtes Fell. Wenn sie sich aber generell viel in wohltemperierten Räumen aufhalten, fehlt eine gewisse Abhärtung und unter Umständen wird dann das Winterfell nicht richtig ausgebildet und verliert so seine volle Schutzfunktion. Nässe und langes Herumstehen in der Kälte tun ein Übriges und der Hund beginnt, merklich zu zittern. Man kann dies vor allem an den Beinen sehen. „Er zittert sich warm", sagt mancher Hundehalter. Das ist sogar im Ansatz zutreffend, denn durch das Muskelzittern wird Wärme erzeugt, die dann die Körperinnentemperatur kurzfristig erhöht. Bei sehr tiefen Außentemperaturen oder bei kleinen Hunden übersteigt jedoch die Wärmeabgabe schnell die Wärmeproduktion, weshalb die Körperinnentemperatur deutlich absinkt. Je nach Rasse, Fellbeschaffenheit und Ernährungszustand frieren Hunde schneller oder erst später. Ein wenig Zittern signalisiert lediglich, dass dem Vierbeiner nun kalt wird, auskühlen darf er aber nicht. Leichte Bewegung ist besser als ständiges und langes „Platz" oder „Sitz". Durchnässte Hunde sollten abgerubbelt werden, vor allem, wenn sie sich nicht weiter bewegen. Lösung: Ein moderates Bewegungstraining an der frischen Luft und bei Tageslicht während des ganzen Jahres (Abhärtung), nicht zu hohe Rauminnentemperaturen sowie ein Gespür für das Wohlergehen unserer Vierbeiner.
Fazit: Wenn dem Hund kalt ist, zittert er, zieht die Rute ein oder bewegt sich langsamer. Das Kältezittern reicht nicht, einen Hund dauerhaft vor dem Auskühlen zu bewahren.
Können sich Hunde erkälten?
Ja, aber wie schnell das passiert, bestimmen individuelle Faktoren. Vor allem die allgemeine Konstitution und der Gesundheitszustand. Durchnässte Hunde, die in der Kälte warten, oder Hunde, die länger auf kaltem Boden sitzen oder liegen (müssen), können sich eine Blasenentzündung zuziehen, die mitunter sehr schmerzhaft ist. Auch eine Lungenentzündung ist unter ungünstigen Bedingungen leider möglich. In vielen Wohnungen herrscht viel zu trockene Luft, die die Schleimhäute der Atmungsorgane austrocknet, die dann anfälliger für den Eintritt von Viren und Bakterien sind. Zugluft kann Augenentzündungen begünstigen. Gar nicht gut tut es Hunden, wenn im Haushalt geraucht wird. Manchmal sind sogar wir es, die unsere Hunde mit Erkältungsviren anstecken.
Fazit: Auch Hunde können sich wie wir Menschen erkälten.
Sind Weihnachtsgebäck und Süßigkeiten okay?
Nein. Das Gebäck und die Süßigkeiten, die uns Menschen schmecken, enthalten zu viel Zucker und leider auch viele Zusatzstoffe. Nicht nur in größeren Mengen schaden diese unseren Vierbeinern. Besonders gefährlich sind Schokoladen, hierbei v.a. die dunklen, so auch die Kuvertüre, in die viele Weihnachtsleckereien getaucht sind. Selbst die Aufnahme geringster Mengen kann je nach Größe tödlich für den Hund enden. Bei Verdacht, dass Schokolade oder Kakao verspeist wurde, sollte zur Sicherheit innerhalb kürzester Zeit ein Tierarzt aufgesucht werden. Auch weitere Inhaltsstoffe wie Rosinen oder Macadamianüsse sind gesundheitlich bedenklich.
Fazit: Weihnachtsgebäck und Süßigkeiten tun unseren Hunden nicht gut. Geeignete Hundeleckerchen sind die bessere Wahl.
Schneefressen kann krank machen?
Es gibt Hunde, die sehr robust sind und denen es nichts ausmacht, wenn sie ein wenig Schnee oder kaltes Wasser zu sich nehmen. Viele Vierbeiner jedoch bekommen manchmal sogar bereits von geringen Mengen Bauchweh oder Durchfall. Selbst Halsschmerzen können die Folge sein. Welpen und Junghunde fressen oft aus Neugier sogar relativ viel Schnee und werden danach krank. Übrigens fördern Sie mit dem Werfen von Schneebällen das Schneeschlucken. Ganz bedenklich ist der Schnee vom Straßenrand, weil er meist mit Salz und Schadstoffen belastet ist, sowie das Wasser aus Pfützen.
Fazit: Damit unsere Hunde nicht krank werden, sollte Schneefressen und das Trinken aus Pfützen besser vermieden werden.
Weihnachtsgestecke und Winterpflanzen können gefährlich sein
Aber ja. Vieles, das uns in der trüben Jahreszeit erfreut, ist gar nicht harmlos. Zwar stehen Pflanzen nicht an der obersten Stelle im Speiseplan. Aber mancher Hund hat schon aus lauter Langeweile oder Neugier Dekorationen oder Pflanzen angeknabbert. Gerade Welpen und Junghunde erkunden so auch ihre Umwelt. Ganz gefährlich sind Weihnachtssterne, Ilex mitsamt den Beeren, Christrosen, Misteln und Eiben und deren Früchte. Zudem sind die meisten Zimmerpflanzen, die sowieso in unseren Räumen stehen, für Hunde gar nicht unbedenklich. Auch die Dekorationen wie das immer noch beliebte Lametta sollten sich nicht in Hundeschnauzenreichweite befinden. Brennende Kerzen können echten Neugiernasen den Pelz verbrennen.
Fazit: Was uns erfreut, kann für Vierbeiner gefährlich werden.
Es gibt, wie Sie nun gelesen haben, einige Mythen und Vorurteile hinsichtlich der kalten Jahreszeit. Wie in vielen Lebenslagen ist es oft eine Frage der individuellen Lebensumstände, was zutreffend, unnötig oder sinnvoll ist. Mit diesen Tipps sollte einer schönen Winterzeit mit Hund nichts mehr im Wege stehen.