Frankfurt am Main/München (APA/dpa) – Erste-Hilfe-Kurse schulen Besitzer von Hunden und Katzen für einen Notfall. Wer erste Handgriffe wie das Anlegen eines Verbandes oder das Umlegen einer Maulschlinge in Ruhe übt, kann in einer Notsituation besser agieren.
Ist ein Haustier verletzt, sind Erste-Hilfe-Maßnahmen notwendig, bevor es zum Tierarzt geht. Dazu zählt ein Verband, falls die Hundepfote durch eine Schnittverletzung blutet. Oder die Untersuchung des Mauls, wenn die Katze einen Fremdkörper verschluckt hat. Apathie, Atemnot, Blut, Schmerzenslaute – natürlich erschrecken Tierhalter, wenn es ihrem Liebling schlecht geht. Dennoch verlangt eine Notsituation überlegtes Vorgehen. Zum Glück lässt sich das trainieren.
Nicht alle Besitzer von Haustieren gehen vorab gedanklich durch, ob und wie gut sie gewappnet sind für einen Notfall. Dabei ist es wichtig, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, sagt der Tierarzt Burkhard Wendland. Er verweist auf Erste-Hilfe-Kurse, die vielerorts angeboten werden. „Dort kann man grundlegende Dinge trainieren und fühlt sich vorbereitet, sollte dem eigenen Tier etwas passieren.“
In den Lehrgängen werden Theorie und Praxis durchgespielt: das Stoppen einer Blutung, das Anlegen eines Verbandes, die Kontrolle der Atmung oder rektales Fiebermessen. „Mit einem Ohr-Thermometer wie beim Menschen kommt man bei Hunden und Katzen nicht weiter“, erklärt Wendland. Außerdem wird vermittelt, wie man eine Maulschlinge umlegt, um sich vor Bissen zu schützen.
Die Trainingskurse bieten in Österreich nicht nur Tierärzte an, sondern auch Organisationen wie das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund oder Die Johanniter. Manche Anbieter haben eigens für die Übungskurse geschulte Hunde, die sich geduldig den Bauch abtasten oder die Pfote verbinden lassen, andere üben an tierischen Patienten aus Plastik. Ob am lebendigen Objekt oder an einer Attrappe – vermittelt wird unter anderem Wissen über das Erkennen von Krankheiten und Verletzungen, die Eigensicherung, die Versorgung von Wunden und Knochenbrüchen und die richtigen Griffe bei Hitze- und Kälteschäden. „Wer theoretisch einige Krisensituationen durchgespielt hat, reagiert hoffentlich weniger hektisch und kopflos, wenn wirklich etwas passiert. Trotz eigener Panik Ruhe zu bewahren ist wichtig, denn die eigene Stimmung überträgt sich auf das Tier“, erläutert die Tierärztin Astrid Behr.
Im Alltag treten häufig Schnittverletzungen, Knochenbrüche und Vergiftungen auf. Im Sommer kommen häufig auch Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zum Hitzschlag dazu. Doch nicht nur Hitze, auch Kälte kann Hund und Katze krank machen. Unterkühlungen bei Tieren kommen häufig vor. Denn wird das Fell nass, nach einem unfreiwilligen Bad zum Beispiel, schützt es eben nicht mehr vor Kälte.
Die Tierretterin Julia Diels erläutert, worauf Ärzte bei einem verletzten Tier achten. Das sogenannte ABC-Schema verweist auf drei wichtige Schritte: A wie Atemwege freilegen (Maul öffnen, Zunge nach vorn ziehen, Fremdkörper, Schleim oder Erbrochenes entfernen). B wie Beatmung (durch die Nase, etwa alle drei Sekunden). C wie Circulation (Kreislauf): Dabei werden Herzmassagen empfohlen, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen. „A und C können die Tierhalter selbst machen, die Beatmung sollte jedoch lieber Experten überlassen werden“, sagt Diels. Außerdem rät sie, eine Notfall-Apotheke für das Tier dabeizuhaben: mit einem Verband, einer Verbandsschere und einer Zeckenzange.
Alle drei Experten raten Tierbesitzern, die Nummer des behandelnden Tierarztes im Handy zu speichern. Diels weiß, wie aufgeregt und geschockt Tierhalter sind, wenn ihren Schützlingen etwas passiert ist. „Wir brauchen manchmal 30 Minuten, bis wir an der Unfallstelle sind, und wir nutzen bereits die Fahrzeit, um telefonisch zu unterstützen und zu beruhigen.“
Was sollten Tierhalter eigentlich auf keinen Fall tun? Tiere mit Medikamenten aus der eigenen Hausapotheke behandeln, lautet die Antwort. Es gibt zwar viele Parallelen in der Erste-Hilfe-Versorgung von Mensch und Tier, allerdings sind Desinfektionsmittel, Tabletten oder Salben tatsächlich auf Hunde und Katzen abgestimmt. Julia Diels hat schon erlebt, dass Tierhalter ein Schmerzmittel, das für Menschen entwickelt wurde, bei ihren Vierbeinern angewendet haben. „Davon ist dringend abzuraten, denn das kann schwere Magen-Darm-Probleme verursachen.“