Wie Hund & Katz`…

Von Yvonne Adler

Katzenbegegnungen richtig händeln

Die Kolumne zum Thema „Alltagsprobleme mit dem Hund“. WUFF-Autorin Yvonne Adler, Tierpsychologin, akademisch geprüfte Kynologin und Hunde­trainerin, beantwortet Ihre Fragen. Schicken Sie uns Ihr Alltagsproblem mit Ihrem Hund , kurz formuliert und mit 1 bis 2 Bildern. In dieser Ausgabe geht es um Kuddel, einen American Stafford, der so seine Probleme mit Katzenbegegnungen hat.

Hallo liebe Frau Adler,
ich freue mich, mit Ihnen über unser ­„Alltagsproblem“ sprechen zu dürfen. ­Unser Hund Kuddel ist ein 14 Monate ­alter American Stafford. Er wurde von uns im Alter von 8 Monaten adoptiert, und wir haben seit 25 Jahren Rasse­erfahrung. Über seine Vorgeschichte ist uns nichts bekannt. Kuddel kam hyperaktiv und extrem triebig zu uns. Er lebte nur für sich und konnte sich auch zuerst nicht in unser Leben einfügen. Er machte, was er wollte, und verhielt sich wie ein nicht erzogenes Kind. Die ersten 4 Monate mit ihm waren für uns und natürlich auch für Kuddel purer Stress. Eigentlich gab es nur eine wirklich positive Sache, über die wir echt glücklich waren und die uns über sein Verhalten hinweg tröstete, das war seine super Verträglichkeit mit anderen Hunden, egal ob Rüde oder Hündin. Im Laufe der Zeit haben wir nun eine sehr gute Bindung zu ihm aufgebaut. Bedingt durch seine hohe Intelligenz und durch seine sehr gute Nase arbeiten wir viel über Apportieren und Suchen. Durch diese Konzentrationsarbeit haben wir seine Hyperaktivität sehr gut in den Griff bekommen. Ausgleich findet er im Spielen mit anderen Hunden oder beim Radfahren bzw. bei langen Spaziergängen. Nun zu unserem Alltagsproblem – Katzen:

Wir wohnen auf dem Land und in unserer unmittelbaren Nachbarschaft wimmelt es nur so von Katzen, was uns vorher eigentlich nie aufgefallen war, denn unsere im letzten Jahr verstorbene Staff.-Hündin liebte Katzen. Zudem sind durch neue Nachbarn auch noch mehr Katzen dazu gekommen. Sicherlich haben wir schon einige Fortschritte geschafft und die Situation ist etwas entspannter als vor 8 Monaten, aber sein Verhalten ist eben immer noch heftig. Anfangs kamen wir bei Sichtkontakt überhaupt nicht mehr an Kuddel heran. Er stand in der Leine und fing an zu schreien. Ablenkungsmanöver unsererseits hat er überhaupt nicht mitbekommen. Mittlerweile lässt er sich sehr gut ablenken und wir können ihn mit Leckerchen an der Katze vorbeiführen, aber sein Verhalten gibt mir zu denken. Hat er auf einem Weg irgendwann eine Katze gesehen, kann er dort nicht mehr vernünftig laufen. Er ist extrem angespannt und sein Kopf bewegt sich wie ein Sender, als fühlte er sich verfolgt. Selbst wenn der letzte Sichtkontakt Wochen zurück liegt, ist dieses Verhalten vorhanden. Bei Dunkelheit ist dieses Verhalten natürlich noch extremer. Ich würde mich über eine Idee Ihrerseits freuen!
Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Coburger

Antwort von Yvonne Adler:

Liebe Frau Coburger,
es ist schön zu lesen, dass Sie bereits so viele Fortschritte mit Kuddel gemacht haben. Um einen Hund optimal auf Katzen vorzubereiten, sollten ganz klare Regeln geschaffen und natürlich auch eingehalten werden. Eine dieser Regeln ist, dass es Kuddel absolut untersagt ist, Katzen zu jagen. Denn wenn dieses Verhalten öfter vorkommt, perfektioniert der Hund dieses Beutefangverhalten und es wird immer stärker und öfter gezeigt werden, womit auch die Auf­regung immer wieder zunimmt. Daher ist es unabdingbar, Kuddel während des Trainingsprozesses an der Leine zu führen, um sicherzustellen, dass er die Jagdmotivation auf Katzen nicht aus­leben kann. Sie schreiben bereits, dass Sie die Situation durch Management besser gestaltet haben. Ein Vorbeilocken des Hundes am Reiz zählt hier dazu. Dies ist ein erster guter Schritt, doch nun sollte Kuddel lernen, mit dem Reiz Katze auch entspannt umgehen zu können.

Welches Kommando führt Kuddel am liebsten aus? Dieses sollten Sie für Ihr Training wählen. Lassen Sie mich hier den Trainingsansatz mit dem Kommando „Sitz“ veranschaulichen. Der tägliche Spaziergang sollte so gestaltet sein, dass es zu keiner Jagdsituation zwischen Kuddel und Katzen mehr kommen kann. Sie können also zum Beispiel beginnen, Wege zu gehen, auf denen Katzen nur von größerer Entfernung zu sehen sind. Sobald Kuddel eine Katze sieht, sagen Sie Ihr gut trainiertes Kommando „Sitz“. Wenn sich Kuddel hinsetzt, füttern Sie Ihre Leckerchen so, dass Kuddel die Katze weiterhin sehen kann und dabei sein Sitz ausführt. Gerne kann diese Situation länger dauern (wenn Kuddel ruhig bleibt) und Sie wiederholen das Kommando Sitz mit dem Blick auf die Katze und das Leckerchen. ­Ausgiebiges Lob, jedoch nicht zu wild und zu hektisch, für „Katzen ansehen“ und ruhig im Kommando bleiben ist hier für Kuddel und Sie ganz wichtig. Also auch Sie sollten daher ganz entspannt mit der Situation umgehen und insbesondere bei einer Begegnung sehr ruhig und gelassen sein. Wenn Sie bemerken, dass die Katze sitzen bleibt, Sie aber weitergehen wollen, dann können Sie Kuddel gerne wie gewohnt einfach vorbeilocken.

Alle diese Trainingssituationen müssen sich für Kuddel unbedingt ganz besonders gut lohnen! Sie sollten hier zum Beispiel mit für ihn sehr hochwertigen Leckerchen arbeiten. Denn in diesem Training sollte die Bestätigung für Ihren Hund unbedingt attraktiver sein, als hinter den Katzen herzulaufen. Funktioniert die Übung gut, können Sie die Schwierigkeit steigern. Die Distanz zu den Katzen kann so immer mehr verkürzt werden. Bewegende Katzen sind für Hunde immer spannender als ruhig verharrende, daher beachten Sie diese Bewegungs-Schwierigkeit unbedingt in Ihrem Training. Damit die Übungen für den Hund nicht zu schwierig und stressig werden, setzen Sie bitte auch Maßnahmen, um Stress abzubauen, und trainieren Sie das Thema Katzen nicht täglich. Ansonsten könnte Kuddel in einen Dauerstress verfallen, der den Trainingserfolg schmälern oder gar zunichte machen könnte.

Ziel dieses Trainings ist es, dass Kuddel lernt, beim Anblick einer Katze entspannt zu bleiben, ein „Sitz“ auszuführen und dieses beizubehalten, bis Sie dieses wieder auflösen und etwa mit Kuddel weitergehen. Das bringt viele Vorteile im Alltag, so kann Kuddel an der längeren Leine geführt werden und er zeigt mit dem „Sitz“ Katzen an, ohne in Aufregung zu verfallen. Als zusätzliche Maßnahme empfehle ich Ihnen außerdem, Ihre beschriebenen alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten zu überprüfen und Dinge, die Kuddel „hochputschen“, eher seltener zu tun. Dinge, die Kuddel hingegen entspannen oder bei denen er gelassen bleibt, sind hier die bessere Alternative.

Ich wünsche Ihnen, dass durch den beschriebenen Trainingsansatz bald ruhige Spaziergänge − auch mit Katzen − möglich sind.
Ihre Yvonne Adler

Pdf zu diesem Artikel: ratgeber_erziehung

 

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