Das Bindungsverhalten eines Hundes zu seinem Menschen hängt stark von dessen Persönlichkeit ab, so eine aktuelle Studie der Universität Wien. Daher müsse bei Hundeausbildungen und Trainings vermehrt auch der Besitzer einbezogen werden, schlussfolgern die Studienautoren.
In der Beziehung von Mensch und Hund spielt die Persönlichkeit des Besitzers eine große Rolle. Demnach entwickelt sich die Bindung des Hundes an seinen Besitzer genau so wie die Beziehung des Menschen zum Hund. Das haben die Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal und Manuela Wedl von der Universität Wien in einer Studie herausgefunden und die Ergebnisse im Fachmagazin „Interaction studies“ publiziert.
Der Hund wird damit nicht nur zum besten Freund, sondern auch zum sozialen Unterstützer des Menschen. Sieht man seinen Hund als Unterstützer im Alltag und will dementsprechend viel Zeit mit ihm verbringen, wirkt sich das auf die Nähe und Bindung des Hundes an seinen Besitzer aus, zeigten die Untersuchungen.
Anhand von ethologischen und psychologischen Methoden untersuchten die Wissenschaftler bei 22 Mensch-Hund-Paaren, welche individuellen und sozialen Faktoren Einfluss auf die Nähe zwischen Hunden und ihren Besitzern haben. Dabei wurden die Persönlichkeit von Hund und Besitzer, das Geschlecht des Besitzers und die Qualität der Beziehung unter die Lupe genommen. Das jeweilige Paar wurde in einen ihnen unbekannten Raum geführt, in dem der Besitzer Bilder betrachten und bewerten sollte. Damit war seine Aufmerksamkeit kurzzeitig vom Tier abgelenkt. Wie lange der Hund, der sich frei im Raum bewegen konnte, bei seinem Besitzer blieb, hing laut der Studie stark von der Persönlichkeit des Besitzers ab. Diese wurde anhand des „Fünf-Faktoren-Modells“ – Extraversion, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus – ermittelt, während die Persönlichkeit des Hundes u.a. durch Beobachtungen bestimmt wurde.
Die Studie ergab, dass, je höher der Mensch auf der Neurotizismus-Achse lag, „desto länger sich der Hund in der Nähe des Besitzers aufhielt“, so Wedl gegenüber der Austria Presseagentur. Dabei handle es sich um Personen, die über eine geringere emotionale Stabilität verfügen, eher pessimistisch in die Zukunft sehen und stärker auf Vorkommnisse im Alltag reagieren. „Unsere Analysen haben gezeigt, dass Hunde bei jenen Menschen, die das Tier als sozialen Unterstützer betrachten und brauchen, länger in der Nähe des Besitzers geblieben sind“, schilderte Wedl.
Aus der Studie zieht Wedl daher den Schluss, dass die Bindung des Hundes je nach Persönlichkeit des Besitzers enger oder schwächer ist. Bei tiergestützten Aktivitäten oder Trainings sei demnach auch ein systematischer Ansatz relevant. So solle sich die Verhaltensforschung nicht ausschließlich auf den Hund konzentrieren, sondern verstärkt die Persönlichkeit des individuellen Besitzers miteinbeziehen.