Studie der Vetmeduni wies Form des sozialen Lernens nach
Wien (APA) – Auch Hunde neigen zur Überimitation: Diese bisher ausschließlich dem Menschen zugeschriebene Form des sozialen Lernens, bei dem auch kausal irrelevante Handlungen getreu kopiert werden, wurde in einer im Fachjournal „Learning and Behaviour“ veröffentlichten Studie von Forschern der Veterinärmedizinischen Universität Wien auch bei dessen vierbeinigem Freund gezeigt.
Unter Überimitation versteht man eine Art starren Nachahmungsautomatismus, bei dem etwa Kinder Erwachsenen auch teils unsinnige Handlungen nachmachen. Im Rahmen einer bekannten Studie ließen Psychologen etwa drei- bis fünfjährige Kinder beobachten, wie Erwachsene eine Spielzeug-Dinosaurierfigur aus einer durchsichtigen Plastikschachtel herausholten. Dabei berührten sie zum Beispiel den Deckel der Schachtel vor dem Öffnen mit einer Feder bzw. führten zuvor andere sinnlose Rituale durch. Den Kindern wurde dabei auch erklärt, dass dies überflüssig war. Trotzdem ahmten die Kinder nach einer erneuten Demonstration genau dieses Verhalten nach, als sie selbst Spielzeug aus ähnlichen Plastikbehältern holen sollten.
Bei Tieren konnte Überimitation bisher nicht nachgewiesen werden – nicht einmal bei Menschenaffen. „Da diese eigentümliche Form der Nachahmung beim Menschen stark durch soziale Faktoren wie Zugehörigkeit oder Konformität motiviert ist, stellten wir die Hypothese auf, dass domestizierte und kultivierte Hunde häufiger als Affen solche Handlungen kopieren, insbesondere wenn dies von ihren Betreuern gezeigt wird“, so der Leiter der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung am Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Ludwig Huber, in einer Aussendung.
Bei einem Versuch mit 60 Hunden wiederholte tatsächlich die Hälfte der Hunde eine kausal irrelevante Aktion, die von ihrer Bezugsperson gezeigt wurde. Die gleiche Anzahl tat dies, unabhängig davon, ob dies vor oder nach einer kausal relevanten funktionellen Handlung geschah. In Summe zeigten die Hunde dabei ein mittleres Maß an Überimitation. „Ähnlich wie bei Kindern scheint das Lernen von Hunden und das Kopieren ihrer Bezugspersonen ein tiefgreifender sozialer Prozess zu sein“, erklärte Huber die Hintergründe. Warum allerdings auch Überimitation auftritt, ist nicht geklärt. Ein Erklärungsmodell geht den Forschern zufolge davon aus, dass Kinder glauben, von Erwachsenen absichtlich gezeigte, nichtkausale Handlungen seien irgendwie doch notwendig, um ein Ziel zu erreichen. Eine andere Erklärung besteht darin, dass Kinder durch die wenn auch sinnlose Nachahmung eine soziale Bindung mit der imitierten Person aufbauen wollen. (S E R V I C E – https://doi.org/10.3758/s13420-018-0336-z)