Wenn Hunde zu Therapeuten werden!

Von dogodu-Redaktion

Die Münsterländer Hündin Luna drückt sich sanft an die 4 -jährige Heike. Jedes andere Kind würde spätestens jetzt mit den Händen das weiche Fell berühren. Dieses Mädchen kann das leider nicht. Ein tragischer Unfall hat ihr Leben verändert und ihren Körper ans Bett gefesselt. Doch durch Lunas Berührung entspannt Heike sichtlich. Ihre Fäuste öffnen sich und die Atmung geht deutlich ­langsamer. Der Therapeut auf vier Pfoten hat es geschafft, dass seine Patientin sich wohlfühlt. Wenn ­tiergestützte Therapie zur ­wichtigen Unterstützung im Alltag von Menschen wird.

Dass es Blindenführhunde gibt oder Tiere, die in Seniorenheimen zum Einsatz kommen, wissen wir bereits. Dass aber speziell ausgebildete Therapiehunde Menschen im Wachkoma ebenfalls bereichern, ist neu. Wachkomapatienten haben eine schwere Schädigung des Großhirns. Dadurch bleiben die Betroffenen wach, haben aber kein Bewusstsein und nur sehr begrenzte Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Der Sozialpädagoge und Initiator von DogTher®, Gerd Thiel, bringt in ­seiner Naturakademie Menschen und ­Hunde zusammen. Seine Therapiehunde betreuen vorrangig ­autistische, ­traumatisierte und geistig oder ­körperlich beeinträchtigte Patienten.

So auch die vierjährige Heike. Beim Spielen im Kinderzimmer turnte sie am Kinderhochbett und verlor die Kontrolle. Sie stranguliert sich an den Querbalken des Bettes. Seitdem ist sie vom Kopf abwärts gelähmt und ans Bett gefesselt. Ihre Muskeln ­verhärten sich stark und sie leidet täglich an Krampfanfällen. Viele verschiedene Therapien haben die Eltern ausprobiert, nichts brachte den gewünschten Erfolg, um den gesamten Körper zu lockern. Nun erfahren Heikes Eltern von dem Einsatz der Therapiehunde und wagen diese Therapiemöglichkeit. Mit Hilfe des ­Therapiebegleithundes wird es möglich, physiotherapeutisch mit Heike zu arbeiten, da sie nach Lagerung an und auf dem Hund eine wesentliche Entspannung findet. Mit gezielten Übungen, bei denen der Hund teilweise unter Heike liegt oder auch neben ihr, zeigt das ­Mädchen plötzlich Reaktionen. Die Hunde haben es geschafft, dass sich die verkrampften Fäuste des Mädchens öffnen, sie sich auf den Bauch legen kann und sich ihre Krampfanfälle stark reduzieren. Durch den felligen Therapeuten kann Heike ihren Körper besser wahrnehmen. Innerhalb eines Jahres ­können wesentliche Medikamente durch den behandelnden Arzt ab­gesetzt werden.

Vom Hund zum Therapie­hund
In einer zweijährigen ­Ausbildung ­werden die Tiere und deren ­mensch­-
liche Partner unterschiedlichsten Situationen ausgesetzt und darin begleitet, diese positiv zu er­leben. Der Hund lernt dem ­Menschen ­völlig zu vertrauen. Der Mensch ­wiederum wird geschult, die Grenzen des ­Hun­-
des zu respektieren und ihn nicht zu überfordern. Nur Hunde, die angstfrei und freudig handeln können, vermitteln dem ­Patienten Sicherheit. Ein DogTher®-Team besteht immer aus zwei Therapeuten und ent­sprechenden Therapiebegleit­hunden.

Wie arbeitet ein 4-Pfoten-­Therapeut?
Im Bereich Wachkoma liegt der Schwerpunkt für die eingesetzten Hunde darin, dem hilflosen Menschen Nähe, Wärme und Geborgenheit zu vermitteln. Dabei unterstützen die Therapiebegleithunde die kognitive und körperliche Rehabilitation. Die Tiere werden an die Patienten herangeführt. Durch Berührung und Verhalten des Hundes wird der Patient stimuliert. In den frühen Stadien der Krankheit ist der Einsatz von Therapiehunden bisher kaum möglich, da der Umstand, Tiere in Krankenhäusern einzusetzen, meist an hygienischen und versicherungsrechtlichen Bedenken scheitert. Genau das ist aber eigentlich sehr schade, weil gerade in dieser frühen Phase der Krankheit viel mit den Hunden erreicht werden kann. Mit ­Lagerungsübungen und speziellen Techniken, unter aktivem Mitwirken und Einsatz der Hunde, werden Krämpfe gelockert, ­Reaktionen hervorgerufen, Wärme sowie Halt gegeben. Doch nicht nur die Patienten selbst werden betreut, sondern auch die Angehörigen. 70% der Wachkomapatienten werden zu Hause in der Familie gepflegt. Die rund-um-die-Uhr-Betreuung lässt die gesamte Familie an ihre Grenzen gehen. Auch hier kommt der Therapiehund zum Einsatz. Tiere können in ­diesen schwierigen Situationen einfach aufmuntern, Kraft geben oder eben auch Hoffnung machen, dass sich Dinge wieder ändern können.

Die Münsterländer Hündin Luna legt sich vertrauensvoll wie ein Kissen unter die Füße des 4-jährigen Mädchens. Die Muskeln des Mädchens entspannen sich und die Augen hören auf zu flackern. Die Nähe zum Tier beruhigt. Daneben kniet Gerd Thiel, um seinen Hund zu loben: „Gut machst du das, Luna". Die Übung ist zu Ende und die Hündin steht schwanzwedelnd neben ihm. Manches ändert sich nicht, auch nicht in einer Therapieeinheit: Luna will ihr Leckerli …

HINTERGRUND

Was kann tiergestützte Therapie bewirken?

Physisch:

  • Entspannung, Entkrampfung
  • Senkung der Herzfrequenz
  • Physische Stressreduktion
  • Verringerung der Anfälligkeit für Krankheiten

Psychisch:

  • Förderung von positivem Selbstwert
  • Entspannende und angstlösende Wirkung
  • Förderung des Wohlbefindens

Soziale Wirkungen:

  • Steigerung des positiven Sozialverhaltens
  • Belebung sozialer Kontakte
  • Förderung sozialer Kompetenzen

KONTAKT

Ausbildung zum DogTher®-Team oder Information zur tiergestützten Therapie:

DogTher® Naturakademie
Im Kirchenfeld 5-8
D-54472 Brauneberg

info@dogther-naturakademie.dewww.dogther.com

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