Begleiten – bis zum letzten Atemzug!
Viele Leser spendeten der Autorin des Artikels Trost, so wie Annette Reinert, die über ihre Erfahrung mit dem Sterben ihres Beagles Tim schrieb.
Liebe Aleks Neubauer, Ihr Artikel „Bis zum letzten Atemzug“ hat mich sehr berührt. Ich hoffe, Ihnen geht es jetzt nach zwei Monaten ohne Peter gut. Es war sicher eine schwierige Zeit. Auch wir mussten vor zwei Jahren die Entscheidung fällen, unseren geliebten Beagle Tim im Alter von 15 1/2 Jahren gehen zu lassen. Nach einer sehr draufgängerischen und aktiven Jugend ließ es sich in den letzten Jahren nicht leugnen, dass unser Hund in die Jahre gekommen war. Ein langsamer Prozess, der seine Lebensfreude nicht schmälerte und unser Verhältnis zu ihm noch inniger werden ließ. Seine Taubheit – kein Problem dank Handzeichen – machte den Anfang. Im Alter von 13 Jahren kam eine Herzinsuffizienz dazu. Mit Hilfe einer kompetenten Kardiologin und entsprechender Medikamente bekamen wir auch das wunderbar in den Griff.
Ich spürte es sofort, als die gefürchtete Zeit kam …
Lange Zeit schien es so, als ob Tim ewig weiterleben würde.
Natürlich hatten wir uns schon lange mit dem Thema Tod beschäftigt. Insbesondere ich – Tim war seit meinem 10. Lebensjahr an meiner Seite gewesen – versuchte mich auf den Tag mental vorzubereiten. Gedankenstücke wie „es ist ein natürlicher und unumgänglicher Prozess, Kreis des Lebens, wunderschöne gemeinsame Zeit“ etc. und die Verantwortung, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen und ihn nicht aus Angst vor eigener Trauer leiden zu lassen, schwebten schon lange über mir. Und dann ging es von einem auf den anderen Tag sehr schnell: Den Tag zuvor waren wir noch gemeinsam in einer Vorlesung an der Uni gewesen, doch am nächsten Morgen konnte Tim nicht mehr aufstehen. Er kippte einfach immer wieder um. Ich spürte sofort, dass die gefürchtete Zeit gekommen war. Sein Zustand verschlechterte sich innerhalb weniger Tage, und die Diagnose in der Tierklinik lautete: Durch die epileptischen Anfälle hatte Tim einen sehr schwerwiegenden Bandscheibenvorfall erlitten, der ihn daran hinderte, aufstehen zu können. Dazu kamen Nierenprobleme und Verdacht auf Gehirntumor. Wir besprachen uns mit unserem Tierarzt, und ich fragte ihn, was er tun würde, wenn Tim sein Hund wäre. Ohne zu zögern sagte er, dass er ihn erlösen würde. Ich wurde auf einmal ganz ruhig, da ich wusste, was wir jetzt zu tun hatten: Wir mussten Tim auf seinem letzten Weg begleiten! Es gibt natürlich schönere Dinge zu tun, als seinen sterbenden Hund im Arm zu halten, aber ich finde als verantwortungsbewusster Hundebesitzer stellt sich die Frage überhaupt nicht, ob man persönlich dabei ist. Man kann sich nun mal nicht nur die positiven Erlebnisse in einer Mensch-Hund-Beziehung aussuchen. Obwohl Tim bereits unter starken Schmerzmitteln stand, schien er uns zu erkennen und ruhiger zu werden. Ich hielt ihn einfach nur, war für ihn da und versuchte ihm Sicherheit zu geben.
Trauer und Leere
Auf die überwältigende Trauer und die Leere, die mich nach seinem Tod überrollte, war ich nicht vorbereitet gewesen. Heute glaube ich, dass man sich auf ein Thema, welches so emotional beladen ist, nicht vorbereiten kann. Sicher leidet auch jeder Mensch und jedes Tier anders. Was ich allerdings für jeden Tierbesitzer als Pflicht ansehe, ist, dass man gerade beim Älterwerden an der Seite seines Tieres steht. Und wenn das Leiden des Hundes trotz aller unternommenen Maßnahmen zu groß wird, hat man die Verantwortung im Sinne des Hundes zu handeln, und das bedeutet auch, ihn von seinen Qualen zu erlösen, wenn es wirklich keinen Ausweg mehr gibt. Und niemand sollte es sich und seinem Hund antun – aus Angst vor dem eigenen Schmerz –, ihn in diesem letzten Augenblick im Stich zu lassen. Begleitend bis zum letzten Atemzug!
Annette Reinert
München (Bayern)
Die Autorin des WUFF-Artikels, Aleks Neubauer, antwortet Frau Reinert.
Sehr geehrte Frau Reinert,
vielen Dank für Ihren lieben Leserbrief zu meinem Artikel, der mich doppelt berührt – ich hatte nämlich mal ein Beagle-Mädchen namens Wilma, die ich jedoch nicht bis zu ihrem letzten Atemzug begleiten durfte. Wilma war ein „Laborbeagle“ – ich hatte sie von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie war ein ganz süßes Mädchen – jedoch konnten wir ihren Freiheitsdrang leider nicht in den Griff bekommen. Egal, ob sie im Büro mit war oder im Haus mit Garten (wir hatten mittlerweile zwei hohe Zäune für die eigentlich kleine Wilma aufgebaut) – sie musste offenbar nachholen, was sie in ihren ersten Jahren nicht erleben konnte. Leider wurde ihr und uns ihr unbändiger Drang eines Tages zum Verhängnis. Die Polizei brachte uns leider nur mehr ihr Halsband – sie wurde vom Zug erfasst (ich wohnte damals in der Nähe der Westbahn). So gesehen, betrachte ich es irgendwie auch als Geschenk, Peters letzten Atemzug miterleben zu dürfen (obwohl mir der Gedanke daran immer noch einen mächtigen Kloß im Hals verursacht). Ich glaube auch, dass man an so einen Verlust nie mit gutem Gefühl zurückdenken kann (an die Zeit davor natürlich schon). Sehr tröstlich wirkt natürlich auch unsere zweite (jetzt einzige) Hündin Bini, das ist natürlich schon leichter, wenn nicht plötzlich das Haus (und das Leben) so ganz ohne Hund ist. Ich versuche es positiv zu sehen – damit haben wir die Möglichkeit, mit mehreren dieser wunderbaren Geschöpfe unser Leben teilen zu dürfen. Vielen Dank auch nochmal für Ihre tröstlichen Worte – das hat gut getan, alles Liebe.
Aleks Neubauer
Eichgraben (Niederösterreich)
Glücklich und froh über jeden guten Tag
Ihrer 12-13 Jahre alten Rotti-Hündin Toni verspricht Frauchen Barbara Zarfl volle Unterstützung bis zum letzten Atemzug.
Bei uns lebt die etwa 12-13 Jahre alte Toni (unsere Kurzfassung für Antonia). Wir haben sie aus einer Tierpension, wo sie und ihr Sohn auf Urlaub abgegeben wurden. Tonis Sohn wurde vom Besitzer wieder abgeholt, die alte Hundemama hat er einfach dort gelassen. Durch die Tierecke in der Kronenzeitung wurden wir auf die Hündin aufmerksam. Am 25.12.2000 haben wir Toni damals als Zweithund zu uns genommen, sie war bereits sieben Jahre alt. Das Alter spielte für uns aber keine Rolle. Bereits eine Woche nach der Übernahme mussten wir Toni infolge einer Gebärmuttervereiterung operieren lassen, ein Jahr später folgte dann eine Entfernung von gutartigen Brusttumoren. Bis vor zwei Jahren hatte sich unser altes Mädchen körperlich ganz gut gehalten. Inzwischen kam auch noch ein dritter junger Rotti aus dem Tierheim in unsere Familie, aber Toni hatte die beiden Jungs fest im Griff. Im August 2003 bekam Toni Probleme mit ihrer Wirbelsäule (Spondylose), eine sehr schmerzhafte Erkrankung, die zur Rückensteife führt, auch eine linksseitige Hüftdys-plasie machte ihr zu schaffen. Toni erhielt vom Tierarzt schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, spezielles Futter und einen Futterzusatz gegen Gelenkserkrankungen. Seit vier Wochen gehen wir mit Toni auch zur Akupunktur, was ihr außerordentlich gut bekommt. Wir sind glücklich und froh um jeden Tag, an dem es ihr gut geht.
Den Harn kann Toni seit der Kastration nicht mehr ganz kontrolliert absetzen. Da sie auf der Sitzgarnitur schläft, haben wir ihren Liegeplatz mit Inkontinenz-Auflagen (in Apotheken und Drogerien erhältlich) belegt, so liegt sie nicht im Nassen, und die Sitzgarnitur bleibt auch trocken. Durch die erhöhte Lage hat Toni keine Mühe mit dem Aufstehen, sie lässt sich elegant mit den Vorderbeinen zuerst von der Sitzgarnitur gleiten, danach kommen die Hinterbeine, und schwupps, steht sie da. Nach wie vor begleitet uns Toni überall hin, auch auf den Arbeitsplatz, den wir für sie auch adaptiert haben, auch hier hat sie ihr Bett und kann jederzeit selbständig zur Versäuberung in den Garten.
Der Einstieg ins Auto erfolgt über eine spezielle Hundeeinstiegshilfe (siehe Foto), die ich nur weiterempfehlen kann. Toni steigt mühelos und vor allem selbständig in das und aus dem Auto.
Auch wir hoffen, dass Toni eines Tages einfach einschläft, aber sollte es nicht so sein, werden wir wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, und sie sanft einschlafen lassen. Aber zur Zeit genießen wir noch jeden Tag, den wir mit Toni verbringen dürfen (wir mussten am ersten November 2005 unseren Jüngsten, den erst vierjährigen Rotti Ali, einschläfern lassen; er war an Lymphdrüsenkrebs erkrankt). Was auch kommen mag, alle unsere Tiere haben bis zu ihrem letzten Atemzug unsere volle Unterstützung nach unserem besten Wissen und Gewissen!
Barbara Zarfl
Niederwölz (Steiermark)
Es ist schwer, einen Hund gehen lassen zu müssen
Sylvia Roehl aus Hermsdorf musste die Entscheidung zur Euthanasie bereits zweimal treffen.
Man hofft immer, der Hund tut einem den „Gefallen“ und schläft von selber ein, aber das ist nur in den seltensten Fällen so. Unser erster Fall war Hera, eine Irish Wolfhound-Hündin. Sie hatte uns in ihrem für „Wölfe“ recht langen Leben nie gesundheitliche Sorgen gemacht. Mit ca. 8 1/2 Jahren begann sie die Hinterpfoten nachzuschleifen. Aber sonst war sie munter und verfressen. Mit 9 überstand sie eine Rippenfellentzündung, magerte ab, aber erholte sich wieder. Mit 10 hing die Rute schlapp herab, und Hera bekam zusehends Probleme beim Aufstehen (Cauda Equina Syndrom). Aber wenn sie stand, konnte sie recht flott unterwegs sein und spielte auch noch mit den anderen Hunden herum. Einen Monat vor ihrem 11. Geburtstag ging dann alles ganz schnell. Innerhalb einer Woche klappte sie total zusammen, fraß schlechter, kam kaum mehr hoch. Am 14. Dezember abends lag sie dann da, konnte nicht mehr hoch und bekam kaum noch Luft. Unsere Tierärztin kam zu uns nach Hause und sah sich Hera an. Sie würde uns in der Nacht ersti-cken, meinte sie, aber das kann wohl keiner mit ansehen. Also nahmen wir Abschied von unserer Hera und ließen sie einschläfern.
Unser zweiter Fall liegt noch nicht lange zurück, es war am 10. Oktober 2005. Nainsi, unsere zweite Irish Wolfhound-Hündin, hatte uns ebenfalls ohne gesundheitliche Probleme lange Jahre begleitet. Mit 7 wurde eine Herzinsuffizienz festgestellt, die mit Vasotop gut behandelt wurde. Nainsi war frisch und munter, verfressen (eines ihrer Hobbys) und tobte viel mit unserer Barsoi-Nachwuchshündin. Das Interesse am Spielen ließ dann mit 8 1/2 Jahren nach, sonst ging es ihr gut. Mit 9 Jahren bekam sie auf einer CACIB einen Ehrenpreis als Ältester Wolfhound. Einen Monat später begannen sie und unsere alte Barsoihündin zu schnupfen, und der Tierarzt diagnostizierte eine Infektion der oberen Atemwege. Parkemoxin sollte es richten. Während es der Barsoihündin (121/2) relativ schnell besser ging, wurde es bei Nainsi immer schlimmer. Sie spuckte zähen Schleim und stellte das Fressen und Trinken ein. Ich rief nochmals beim Tierarzt an und fuhr hin. Er spritzte noch mal Antibiotika –nach der Spritze würde sie schon wieder saufen. Tat sie nicht, hatte am nächsten Morgen 41° Fieber, und ich wechselte in die Tierklinik. Dort wurde sie geröntgt und kam gleich an den Tropf. Das Röntgenbild zeigte einen großen Schatten vor dem Herzen. Aber nach dem Tropf ging es Nainsi besser, sie trank wieder und fraß, erbrach aber in der Nacht alles wieder. Gegen den Brechreiz bekam sie am nächsten Tag Tropfen, aber das hatte keinen Zweck mehr, sie rührte kein Futter mehr an. Mit „Gewalt“ schob ich ihr Hühnerfleisch ins Maul und flößte ihr Brühe ein. Sie ließ Harn und Kot unter sich und trank kaum mehr, sie lag fast nur noch. In der Tierklinik zwei Tage später wurde noch mal geröntgt. Danach sank Nainsi zu Boden und kam nicht mehr hoch. Das EKG fiel sehr schlecht aus, und der Ultraschall brachte letzte Gewissheit: Ein großer Lungentumor mit Metastasen in Milz und Herz. Nainsi war zyanotisch und sprach auf kein Medikament mehr an. Die Tierärztin meinte, es hätte keinen Zweck mehr, auf irgendetwas zu warten. So ließen wir Nainsi in unserem Beisein erlösen und begruben sie neben ihrer Jugendfreundin Hera.
Sylvia Roehl
Hermsdorf (Sachsen-Anhalt)
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