Wenn der Hund stirbt: – Von kind­gerechter Ver­ab­schiedung bis zum Präparator

Von Mag. Sabintheres Grabner

Niemand möchte sich vorstellen, dass der Platz des vertrauten Freundes, mit dem jeder Spaziergang zum Erlebnis wird und jeder Fernsehabend zur Kuschelstunde, einmal leer ist. Niemand möchte diesen Schmerz in seinem Herzen spüren. Niemand möchte Abschied nehmen für immer. Dennoch kommt man nicht umhin, sich damit zu beschäftigen. Das Andenken an den Hund ­gestalten ­Menschen sehr unterschiedlich. Und Angebote dazu gibt es ­reichlich. WUFF-Redakteurin Mag. Sabintheres Grabner hat sich bei einem besonderen Tierkrematorium, auf einem Tierfriedhof und bei einem Tierpräparator umgesehen.

Wer uns im Leben viel gegeben hat, verdient ein ehrendes Andenken. Manchen reicht ein gerahmtes Foto des verstorbenen Hundes, andere wünschen sich eine Grabstätte mit würdevollem Grabstein und ein Begräbnis im offiziellen Rahmen. Jeder geht anders mit der Trauer um sein geliebtes Tier um, zugleich wachsen die Möglichkeiten, von seinem Vierbeiner Abschied zu nehmen, stetig.

Tierkrematorium & Bestattung
Anfang Juli 2013 eröffnete ein Tierkrematorium im steirischen Gleisdorf, das Besonderes verspricht. Das Bestattungsunternehmen nimmt sich u.a. besonders der Kinder an, die ganz anders um ihre vierbeinigen Freunde trauern als Erwachsene. Der verstorbene Hund wird von zu Hause oder dem Tierarzt abgeholt und dann eingeäschert. In einer würdevollen Verabschiedungszeremonie in angemessen gestalteten Räumlichkeiten wird die Urne mit der Asche des Tieres den Hinterbliebenen übergeben.

Viele Eltern, die Haustiere zu ihrer Familie zählen, fürchten den Tag wie kaum einen anderen. Die Kinder der Familie haben eine enge Beziehung zu ihrem vierbeinigen Familienmitglied, das nun plötzlich nicht mehr da ist. Sie verlieren tatsächlich ihren ­„besten Freund“. Der Gründer des neuen Tierkrematoriums, Christian Schlager, ist selbst Vater zweier Kinder und hat aus diesem Grund heraus spezielle Verabschiedungsrituale für Kinder entwickelt. „ Als mein Kind zwei Jahre alt war, wurde unser damaliger Kater Muck von einem Auto angefahren. Tragischerweise überlebte er nicht. Daraufhin kullerten bei meiner ­Tochter immer wieder die Tränen, wenn sie auf der Straße eine ­Katze sah. Sie hatte Angst, diese Katze würde auch aufhören zu leben. Auslöser dieser Angst war, dass meine Tochter nicht verstehen konnte, was genau mit ihrem Muck passierte. Ich wiederum wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte, um meiner Tochter die Situation begreiflich zu machen,“ erklärt Christian Schlager.

Kindgerechte Tierverabschiedung
Als Erwachsener kann man die Tiefe und Intensität, mit der Kinder ihre Haustiere lieben, nur erahnen. Deswegen hat Christian Schlager zusammen mit Kinderpsychologen eine Methode entwickelt, um in dieser schwierigen Phase speziell auf Kinder eingehen zu können. Im Rahmen der kindgerechten Tierverabschiedung werden die anwesenden Eltern mit dem notwendigen Werkzeug ausgestattet, das ihnen die Sicherheit gibt, abhängig vom Alter des Kindes den richtigen Umgang mit dem Tod des geliebten Haustiers zu finden. Gemeinsam wird in einem Abschiedsraum gesungen, gesprochen, gebastelt und so die Trauer verarbeitet. Was bleibt, ist die Erinnerung an die gemeinsame Lebenszeit an der richtigen Stelle im Herzen.

Tierfriedhof: Ruhestätte für ­Haustiere
Wem eine Urne zu wenig ist, hat auch die Wahl einer Grabstätte für den Hund. Seit zwei Jahren können Tierfreunde in Wien auf einem parkähnlichen Gelände unmittelbar neben dem Wiener Zentralfriedhof ihrer Lieblinge gedenken. Auf dem 2.500 Quadratmeter großen Areal sind 135 Gräber in Kreisen um Bäume angeordnet, dazu gibt es noch eine Urnenwand – auf dem Tierfriedhof werden ­beide Bestattungsarten angeboten. Bei einem Spaziergang durch den geschmackvollen Friedhof finden sich Steintafeln mit der Aufschrift „Ruhe in Frieden, Rolf 2004 bis 2011“. Gleich daneben ist auf einem anderen Grabstein mit weißen Buchstaben „Lenni“ eingraviert.

Auch hier ist eine richtige Zeremonie der Verabschiedung möglich. Sarg und Grabstein können aus einer Reihe von Modellen ausgesucht werden. Hat man selbst keine Zeit, kann die Grabpflege von Mitarbeitern vor Ort gegen Aufpreis übernommen werden. Doch die meisten Menschen pflegen die Gräber liebevoll selbst, kommen regelmäßig her, um ihrer verstorbenen Tiere zu gedenken. So auch Romana: „Ich bin froh, dass mein Hund hier eine Ruhestätte gefunden hat. ­Warum sollen nur Menschen das Recht haben, begraben zu werden. Mein vier­beiniger Begleiter war genauso ­wichtig und gehört zu meiner Familie. Ich komme jede Woche hierher und kann mich an die schöne gemeinsame Zeit erinnern. Außerdem treffe ich andere Betroffene, und zusammen trauern ist leichter als alleine.“

An sich wird auf dem Tierfriedhof jedes Tier, das den Besitzern ans Herz gewachsen ist, bestattet. Die ­meisten Anfragen betreffen aber Hunde und Katzen. Den städtischen Friedhofsbetreibern ist es wichtig, dass sich die Anlage durch die Anordnung der Gräber klar von herkömmlichen Friedhöfen unterscheidet. Auf dem Tierfriedhof befindet sich auch eine Aufbahrungshalle. In dem kleinen Raum stehen Kerzen auf einem Tisch, und auf einer Videowand können Fotos des verstorbenen Tieres eingespielt werden. Ansprachen und Musik­untermalung sind auf Wunsch ebenfalls möglich.

Das Tier für immer zuhause
Das Präparieren von Tieren ist nicht nur etwas für Jäger, Museen oder Liebhaber von Hirschgeweihen. Auch das eigene Haustier wird immer öfter von einem Tierpräparator ausgestopft. Es wirkt auf den ersten Blick kurios, vielleicht sogar makaber und für manche verstörend. Doch es gibt auch Menschen, die ihren Hund nicht begraben oder in einer Urne verwahren wollen. Sie möchten ihren Liebling so in Erinnerung haben, wie sie ihn zu Lebzeiten um sich hatten. Der ­Salzburger Tierpräparator Erwin Kappel wundert sich nicht über ­diese Anfragen: „Jeder geht mit dem Tod anders um und mancher möchte etwas Plastischeres als ein Foto von seinem haarigen Familienmitglied bei sich haben.“ Nach Fotos des ver­storbenen Hundes wird das Tier so naturgetreu wie möglich nachempfunden. Augen, Körperhaltung und Ausdruck werden berücksichtigt. Manche Tierpräparatoren bieten sogar an, die nicht verwendeten Überreste einzuäschern und dann in einem kleinen Beutel in das Präparat einzuarbeiten.

So finden sich heute für alle Formen, mit Trauer umzugehen, Möglichkeiten, seine Vorstellungen zu verwirklichen. Sei es vom einfachen Foto in einem ­Rahmen bis hin zum präparierten Hund findet jeder Mensch für sich die richtige Verabschiedung. Wie immer sich Hundebesitzer ent­scheiden, sie sollten sich ruhig trauen, auf ihre ­eigene, persönliche Art mit ihrer ­Trauer umzugehen.

INFORMATION

Kontaktadressen

Österreich

■  Aevum Tierkrematorium & ­Bestattung
A-8200 Gleisdorf
Tel: +43 3112 21598
www.aevum-tierkrematorium.at

■ Tierfriedhof Wien GmbH
A-1110 Wien
Tel. & Fax: 01 76070 28190
www.tfwien.at

■ Zoologischer Präparator Erwin Kappel
A-7641 Stadtschlaining
Tel.: +43 3355 21059
www.praeparator-kappel.at

Deutschland

■ Bundesverband der Tierbestatter e.V.
www.tierbestatter-bundesverband.de

■ Tierfriedhof Waldfrieden
www.tierfriedhof-waldfrieden.de

■ Hamelner Tierfriedhof
www.hamelnertierfriedhof.de

■ Tierpräparator auch für Hunde
www.wildpraeparation.de

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