Am 10. Mai 2003 präsentierte die Hundestaffel des Roten Kreuzes in Salzburg an der Großglockner Hochalpenstraße die Ergebnisse einer Studie über die Stressbelastung von Lawinensuchhunden. Im Rahmen des Trainingskurses der Hundestaffel wurde in der von Dr. Leopold Slotta-Bachmayr geleiteten Studie über 3 Wochen systematisch Hundekot gesammelt. Auf der veterinärmedizinischen Universität Wien wurde daraus von Prof. Franz Schwarzenberger die Konzentration der Stresshormone bestimmt, was eine Beurteilung der Stressbelastung des Hundes erlaubt.
Alles Neue stresst den Hund
Die Studie lieferte eindrucksvolle Ergebnisse. So konnte man beispielsweise beweisen, dass alles Neue die Hunde stark stresst. Je besser ein Hund durch Erziehung und Erfahrung an verschiedene Situationen bereits angepasst war, umso geringer war seine Stressbelastung. Daher zeigten auch die Hunde, die den Trainingskurs das erste Mal absolvierten, einen ungleich höheren Stress als solche, die bereits mehrere Kurse hinter sich hatten. Während des Trainings zeigten sich unterschiedliche Belastungswerte. Am ersten Trainingstag war die Stresshormonkonzentration etwa doppelt so hoch wie zuhause. Danach sanken die Werte allmählich ab und entsprachen nach einer Woche wieder dem ursprünglichen Niveau. Das heißt, dass sich die Hunde in dieser Woche auf die neue Situation eingestellt hatten.
Alleinsein stresst enorm
Weitere detaillierte Auswertungen der Ergebnisse zeigten, dass Welpen und Junghunde mit unbekannten Situationen viel stressfreier umgehen können, weil sie in dieser Zeit ohnehin eine hohe Lernbereitschaft zeigen. Erst wenn Hunde älter werden, ist die Bewältigung von für den Hund neuen Situationen mit erhöhtem Stress verbunden. Eine weitere auffallende Erkenntnis betraf einen jungen Golden Retriever, dessen Stresshormonkonzentration während des Kurses kaum angestiegen war. Erst als der Hund eine Nacht alleine in einer fremden Wohnung verbringen musste, kam es zu einem massiven Anstieg. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass jungen Hunden unter Aufsicht und unter Berücksichtigung der körperlichen Belastbarkeit vergleichsweise viel zugemutet werden kann. Man darf sie aber nicht längere Zeit alleine in fremder Umgebung lassen. In diesem Fall steigt die Stressbelastung enorm an.
Verschüttete Menschen schneller finden
Zweck dieser Studie ist es, mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen das Training und den Einsatz von Lawinenhundeteams zu optimieren, um einerseits verschüttete Personen noch schneller zu finden und es andererseits dem Hundeführer zu ermöglichen, noch besser mit der Stressbelastung seines vierbeinigen Partners umzugehen.