Viele haben die Vorstellung, dass Welpen einen gewissen Schutz vor ihren Artgenossen genießen und ältere Hunde den Kleinen nichts antun. Doch das ist leider ein Irrglaube. Wenn Welpenbesitzer beispielsweise beim Spaziergang auf ältere Hunde treffen, sollten sie sehr aufmerksam sein. Selbst Hundebesitzer sind der Meinung, dass der junge Hund Welpenschutz hat und passen nicht weiter auf ihren Hund auf. Schließlich kann ja nicht viel passieren. Doch das kann für den Welpen gefährlich werden, denn Welpenschutz gehört in das Reich der Mythen und Märchen. Ein älterer Hund ist bei einem Welpen nicht vorsichtiger als bei anderen Hunden, weder bei ganz kleinen Welpen bis zwölf Wochen noch bei Junghunden zwischen vier und sechs Monaten.
Das eigene Rudel
Die meisten Hunde, die mit Menschen zusammenleben, sind wenig aggressiv und gut sozialisiert. Sie sind insgesamt sehr umsichtig und sind es dann auch mit einem Welpen. Denn der Niedlichkeitsfaktor wirkt auch bei Tieren. Sie nehmen die Welpen artübergreifend als schützenswert und ungefährlich wahr, auch wenn der kleine Hund nicht zur eigenen Familie gehört. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Domestikation passiert. Es gibt also keinen Grund panisch zu werden, wenn der kleine Welpe einem fremden Hund begegnet. Wichtig ist, dass er sich angemessen und höflich verhält. Das ist vor allem für Neulinge wichtig, die gerade erst einen Welpen aufgenommen haben und ihr Tier noch nicht so gut kennen.
Manchmal braucht der Kleine Schutz
Der Niedlichkeitsfaktor ist nicht für alle Hunde relevant. So wie es Menschen gibt, die keine Kinder mögen, gibt es auch Hunde, die keine Welpen mögen. Oft ist das schon bei der Annäherung an den fremden Hund erkennbar und Welpenbesitzer haben dafür meist ein gutes Gespür. Wenn der Besitzer das Gefühl hat, dem Welpen könne etwas passieren, ist es am besten den Welpen zu schützen und auf ihn aufzupassen. In diesen Fällen ist es nicht sinnvoll darauf zu vertrauen, dass „die Hunde das unter sich ausmachen“, wie oft zu hören ist. Natürlich machen die Hunde das unter sich aus, allerdings kann das schlimme Konsequenzen für den kleineren Hund haben. Wer beim Spaziergang Angst um seinen Welpen hat, weil der andere Hund genervt wirkt, nervös oder angespannt ist, oder wer Angst hat, der andere Hund könnte zubeißen, sollte seinen Welpen lieber auf den Arm nehmen und ihn aus der Gefahrenzone bringen, sprich, weg von dem anderen Hund. Bei dieser Vorgehensweise geben Hundebesitzer ihrem Welpen Schutz und zeigen ihm, dass sie ihm vertrauen können. Es kann zur Folge haben, dass der Welpe noch mehr Angst bekommt. Unangenehme oder gar gefährliche Hundebegegnungen im Welpenalter können zur Folge haben, dass der Welpe noch mehr Angst bekommt oder Hundebegegnungen auch zukünftig keinen guten Verlauf nehmen
Was also tun?
Welpen haben Schutz gegenüber ihren Artgenossen, der von ihrem Verhalten abhängt. Insbesondere gegenüber fremden Hunden ist eine gewisse Distanz notwendig und die Kleinen sollten nicht zu überschwänglich sein, sondern zunächst vorsichtig und zurückhaltend bis gehemmt. Will der andere Hund mit dem Welpen nichts zu tun haben, wird er das zeigen. Ignoriert der Kleine das oder versteht er es nicht, kann es schon mal handfest werden, woraufhin der Kleine quietscht. Eine solche Zurechtweisung stecken die Welpen relativ gut weg. Bei der nächsten Annäherung ist er dann wahrscheinlich ein wenig vorsichtiger. Der Welpe lernt hier Selbstbeherrschung und Zurückhaltung auf natürliche Weise und zudem auch gehemmt-aggressive Kommunikation, bei der der andere Hund nicht verletzt wird.
Ein Angriff kann auch psychische Folgen haben
Ein richtiger Angriff durch einen erwachsenen Hund kann bei einem Welpen allerdings nicht nur körperliche Folgen haben. Die psychischen Folgen können das weitere Leben des Hundes prägen und sich nicht mehr umkehren lassen. Das kann sogar so weit gehen, dass der Hund sein gerade frisch erwachtes Vertrauen in sein Herrchen verliert. Er fühlt sich nicht beschützt, verlassen. Einen Hund vollständig zu isolieren ist auch keine Lösung. Hunde profitieren in der Sozialisierungsphase von der Begegnung mit Artgenossen, gerade vom Kontakt zu erwachsenen Hunden. Das sollten am Anfang Hunde sein, bei denen positive Begegnungen die Erlebnisse für den Welpen prägen.
Erwachsenwerden ist nicht einfach, auch nicht für junge Hunde
Junge Hunde brauchen Erziehung, was oft die älteren Hunde in einem Rudel mit übernehmen. Das wirkt manchmal rau. Doch auf dem Weg zum Erwachsenwerden sind auch unangenehme Erfahrungen wichtig. Er sollte davon allerdings nicht traumatisiert werden. Junge Hunde, die keinerlei unangenehme Erfahrungen machen können, haben später oft viel Angst, wenn ein Artgenosse nur mal knurrt. Für Welpen ist es sehr positiv, wenn sie einen gut erzogenen und sozialisierten erwachsenen Hund an ihrer Seite haben. Er dient ihnen als Vorbild bis zur Pubertät. Das erleichtert die Erziehungsarbeit für den Hundehalter ganz enorm. Umgekehrt kann es natürlich auch passieren, dass junge Hund sich ein schlechtes Beispiel nimmt, wenn der ältere Hund schlecht erzogen ist.