Welpenhandel – Pfoten weg vom Online-Kauf

Von Regina Röttgen

Das Geschäft mit Hundewelpen boomt. Ein großer Teil findet über Online-Kleinanzeigen statt. Dort gehen Welpen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Doch gerade solche
Marktplätze bergen hohe Risiken, denn sie ermöglichen dubiosen Verkäufern Anonymität. Viele Länder versuchen daher den Machenschaften skrupelloser Händler auf unterschiedliche Weise Einhalt zu gebieten. Deutschland hingegen stellt sich bisher quer. Daher geht der tagtägliche qualvolle Kampf ums Überleben für zahlreiche Welpen weiter.

Auch Rachel M. musste miterleben, wie ihr Welpe trotz intensiver veterinärmedizinischer Versorgung tagelang schrecklich litt. Flecki, wie sie ihn nannte, wurde gerade mal sieben Wochen alt. „Nachdem ich die Anzeige mit den niedlichen kleinen Welpen entdeckt hatte, trafen wir uns mit dem Züchter auf einem Parkplatz, anstatt direkt bei ihm zu Hause. Er hatte dafür verschiedene Ausreden. Aus einem Lieferwagen heraus zeigte er uns dann die Mutter und die drei Welpen. Ich verliebte mich sofort in Flecki“, berichtet Rachel auf der Internetseite www.dankeeBay.de über ihren Kauf bei Gumtree, englisches Pendant von eBay Kleinanzeigen, zu dessen Mutterfirma auch Gumtree seit 2005 gehört. Zwar war der Engländerin bewusst, dass man Vermehrer nicht durch Welpenkäufe unterstützen sollte, doch hoffte sie, durch rasche veterinärmedizinische Hilfe den Kleinen vor einem grausamen Schicksal bewahren zu können. Sie kaufte den Welpen und brachte ihn umgehend zum Tierarzt. „Aufgrund mangelnder Ernährung waren seine Vorderbeine verkrümmt. Flecki bekam Injektionen. Trotzdem wurde er in den nächsten Tagen sehr schläfrig und lethargisch, erbrach sich und konnte kaum stehen.“ Noch einmal tat der Tierarzt, was in seiner Macht stand, um dem Kleinen zu helfen. „Trotz der medizinischen Versorgung ging es ihm immer schlechter. Er wimmerte und weinte und konnte vor Schmerzen nicht schlafen. Er kroch hinter das Sofa und wollte weder trinken noch essen. Nach einigen qualvollen Tagen starb er schließlich im Schlaf. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schlimm das war“, erinnert sich Rachel.

Prädestiniert für ewiges Leiden
Der Handel mit Welpen wie Flecki ist lukrativer denn je, denn die Nachfrage boomt. Seriöse Züchter können dem riesigen Bedarf an Hundewelpen schon lange nicht mehr nachkommen. Immer häufiger stammen die angebotenen kleinen Fellknäuel daher leider nicht aus einer verantwortungsvollen Zucht, sondern aus Vermehrungsstätten in Osteuropa. In solchen Produktionsstätten werden die Welpen unter katastrophalen Bedingungen geboren, viel zu früh von ihren Müttern getrennt und mit gefälschten Papieren illegal nach Westeuropa transportiert (mehr dazu siehe „Die Welpenmafia“ in WUFF 11/2017 und 12/2017). Den Produktionsstätten geht es ausschließlich um Gewinn. An gesunde Aufzucht oder gesundheitliche Langzeitschäden wird nicht gedacht. Im Gegenteil: Produzenten, Transporteure und Händler dieser Welpen gehen über die sprichwörtlichen Hundeleichen. Denn alle potentiell tödlichen Krankheiten, gegen die man in Westeuropa Welpen impft, werden in den Vermehrungsstätten gleich mitgezüchtet. Verschiedenste virale Krankheiten, Blutparasiten, Würmer und Bakterien – Welpen aus Massenproduktionen sind meist akut krank. Kommt dann der Stress der viel zu frühen Trennung von der Mutter und der anstrengende Transport hinzu, bricht das Immunsystem der Tiere zusammen. Jede dieser Krankheiten kann schlagartig ausbrechen.

Für den Verkauf werden die Welpen mit Aufputschmitteln für ein paar Stunden fit gemacht. Dabei kann eigentlich die kleinste bakterielle Infektion nun zum Tod führen, in solch schlechtem Zustand befinden sich die Welpen mittlerweile. Bereits ein winziger Kratzer reicht aus, damit sich der Welpe über Kot, Urin oder Erbrochenes anderer Hunde auf dem Transport oder auch im neuen Zuhause infiziert. Es kommt zur Blutvergiftung – die häufigste Todesursache von Welpen aus Massenproduktionen. Selbst Tierärzte können den Hunden dann aufgrund ihres allgemein schlechten Zustandes in der Regel nicht mehr helfen.

Überleben die Tiere, werden sie trotzdem ein Leben lang leiden: Die meisten dieser Krankheiten sind nicht komplett heilbar und bringen oft lebenslangen chronischen Durchfall oder Allergien mit sich. Doch nicht nur das. Ganz zu schweigen von den unabsehbaren Folgeerscheinungen der schlechten Ernährung, zeigen sich nach nur ein paar Jahren die genetischen, meist rassespezifischen Probleme der Extrem- und Inzucht, die in solchen Vermehrungsstätten herrschen.

Problematik Online-Kauf
Verkauft werden Welpen aus solcher Produktion hauptsächlich übers Internet. Auf Kleinanzeigen-Plattformen müssen sich Händler keinerlei Identitätsprüfung unterziehen und können anonym bleiben. „Nur wenn der Inserent die Angaben zu seiner Person zum Beispiel durch eine Bankverbindung verifizieren muss, kennt man den Verkäufer und hat Daten von ihm. Dies ist auch für Polizei und Tierärzte wichtig, damit der Inserent im Falle des Falles auch strafrechtlich verfolgt werden kann“, erklärt Birgitt Thiesmann von der internationalen Tierschutzorganisation Vier Pfoten die Problematik. „Derzeit ist die Situation leider außer Kontrolle, da man in der Regel keine Daten von den Verkäufern hat.“ Ist ein Welpe erstmal verkauft, meldet sich der Anbieter meist unter einem anderen Namen erneut an. Unbehelligt kann er weiterhin verkaufen. Ihn wie zum Beispiel im Falle von Rachel zur Rechenschaft zu ziehen, ist aufgrund der fehlenden Informationen zur Person unmöglich. Zur Kleinanzeige gibt es Straffreiheit somit gleich inklusive.

Zwei Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem Rachels Welpe einen qualvollen Tod erleiden musste. In Großbritannien hat sich seitdem etwas getan. Verkäufe von Welpen unter acht Wochen sind mittlerweile gesetzlich verboten worden. Zudem diskutiert die britische Regierung über ein partielles Verbot von Welpenverkäufen. Sollte das Gesetz in Kraft treten, wäre in Großbritannien der Kauf eines Welpen nur noch in einem Tierheim oder bei einem zugelassenen Züchter möglich. Gumtree, von dem Rachels Welpe stammte, wurde vor Kurzem selbst gegen den illegalen Handel aktiv. Seit August 2018 nimmt das Kleinanzeigenportal für Tierverkäufe Gebühren. Ein Schritt, der in vielen Ländern von Tierschutzvereinen schon lange gefordert wird. Denn die Angabe der Bankverbindung oder Kreditkarte macht eine Rückverfolgung des Verkäufers möglich. Sollte es nach einem Kauf zu Schwierigkeiten kommen, kann der Verkäufer so eventuell zur Rechenschaft gezogen werden.

eBay Kleinanzeigen lehnt Forderungen ab
eBay Kleinanzeigen in Deutschland hingegen plant einen solchen Schritt nicht. Dabei scheint gerade eBay paradiesische Voraussetzungen für illegale Händler zu bieten. Zwar gibt es zahlreiche Online Kleinanzeigen-Plattformen in Deutschland, doch zweifelsfrei liegt eBay an der Spitze der meist genutzten Portale. Rund 15.000 Hundekleinanzeigen von Privat kann man dort derzeit durchstöbern. Die meisten bieten reinrassige Welpen an. „eBay ist schnell und in Europa die Topadresse“, beschreibt ein ehemaliger Welpenhändler die Vorzüge von eBay in einem Video von Vier Pfoten. „Es wird nichts angefragt und man muss keine Nachweise erbringen.“ Ein unwiderstehlicher Anreiz für skrupellose Händler, die auf diesem Wege laut eigenen Angaben pro Tag locker 600–700 Euro verdienen können – netto wohl gemerkt. Denn Einkommenssteuer zahlt natürlich keiner der illegalen Händler. Der Insider schätzt den Anteil von Welpenanzeigen, die von illegalen Händlern auf eBay platziert werden, auf rund 90 Prozent. Denn Kontrolle gäbe es bei eBay keine. Selbst wenn man angäbe, dass das Tier unter acht Wochen alt und kein Muttertier vorhanden sei, würde die Anzeige laut dem Insider freigeschaltet. Solche Kleinanzeigen für Welpen lesen sich laut dem ehemaligen Welpenhändler immer gleich: „Die wundervollen Tiere sind zuhause aufgewachsen, kennen Kinder, Katzen und andere Tiere.“ Wie sollen potentielle Käufer da die Spreu vom Weizen trennen, wenn sich seriöse und dubiose Anzeigen selbst im Wortlaut und der Fotoauswahl ähneln?

Im Gegensatz zu Gumtree glaubt eBay leider nicht, dass eine Gebühr dabei helfen könnte, das Problem einzudämmen. Für eBay gleicht der Kampf gegen unseriöse Anbieter dem sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen. „Die Kenntnis einer Bankverbindung bietet nach unserem Dafürhalten keinen Mehrwert“, gab eBay Kleinanzeigen auf Anfrage Auskunft. eBay Pressesprecher Pierre Du Bois begründet diese Haltung folgendermaßen: „Zum einen stellt sich auch hier die Frage nach Strohleuten, zum anderen können Sie in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ohne Weiteres Bankkonten eröffnen – oft sind hierfür nicht einmal Ausweisdokumente erforderlich.“ Zudem würden durch eine Gebühr private Anbieter, die normalerweise guter Absicht seien, auf andere Seiten abwandern, die kostenfrei seien, weniger strenge Regeln anwendeten oder ihren Marktplatz weniger kontrollierten. „Die unseriösen Händler hingegen preisen eine solche Schutzgebühr einfach ein“, meint Du Bois, der eine Verifizierung der Nutzerdaten grundsätzlich für unnötig hält. Laut Du Bois findet eine Verifizierung bereits auf anderer Ebene statt. „eBay Kleinanzeigen ist ein lokaler Online-Kleinanzeigenmarkt – der Handel findet vor Ort statt. Wir raten Käufern dazu, sich vor Ort – und explizit nicht auf der Straße – einen Ausweis des Verkäufers zeigen zu lassen.“ Jegliche weitere Nutzerverifizierung biete für eBay keinen Mehrwert. Im Gegenteil: „Sie würde Anzeigen unseriöser Anbieter aufwerten. Schließlich würden geprüfte Konten – mindestens implizit – ein „Label“ (bspw. „Verifizierter Nutzer“) erhalten“, begründet der Pressesprecher eBays die Ablehnung der Nutzerverifizierung. Es sei nicht ausgeschlossen, dass dadurch das Problem weiter verschärft würde.

Statt Verkäufer in die Verantwortung zu nehmen, setzt eBay auf Aufklärung seiner Nutzer. Dafür hätte der Marktplatz dank des Austausches mit Tierschutzorganisationen sowie -behörden bereits „zahlreiche Verbesserungen“ vorgenommen. „Dazu zählen beispielsweise zusätzliche Attribute in der Haustier-Kategorie (Impfstatus, Alter, Muttertier zu besichtigen), Änderungen an unseren Grundsätzen (u. a. keine Tiere aus dem Ausland ohne §11-Genehmigung), eine schnellere Bearbeitung von Meldungen unserer Nutzer (max. 30 Minuten bis zur Bearbeitung), ein persönlicher Ansprechpartner für Tierschutzorganisationen sowie ­-behörden sowie zusätzliche Informationen für potenzielle Käufer/Verkäufer“, so Du Bois.

Geht es nach der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, soll eBay schon bald die Inserenten in die Pflicht nehmen. Laut Thiesmann müsse für Plattformen wie eBay in erster Linie doch der Schutz des Kunden stehen. „Man kann ja seine Möbel verscherbeln, aber doch keine Tiere!“ Thiesmann bezweifelt zudem, dass Käuferaufklärung, wie von eBay propagiert, die Lösung schlechthin sei. Selbst aufgeklärte Käufer würden auf solche Anzeigen reinfallen. „Es ist ein Geschäft mit Mitleid, ein Spiel mit Gefühlen und Hormonen“, sagt die Tierschützerin. „Im Nachhinein weiß man nicht mehr, wie es überhaupt so weit kommen konnte und man auf so viel nicht geachtet hat.

Mit der Petition „Welpenmafia auf eBay stoppen!“ kämpft Vier Pfoten aktuell gegen den illegalen Tierhandel auf eBay Kleinanzeigen. Unter anderem fordert die Stiftung eine Verkäufer-Identitätsprüfung in der Tierkategorie. Aktuell hat die Petition über 200.000 Unterschriften gesammelt. Ob mit der Unterschriftenübergabe allerdings auch das eigentliche Ziel erreicht werden kann und eBay einlenken wird, bleibt abzuwarten. Die Forderungen von Vier Pfoten würden sowohl Kunden vor Betrug schützen als auch das Wohlergehen der Tiere sicherstellen: Private, gewerbliche und gemeinnützige Kleinanzeigen würden voneinander getrennt, wobei gewerbliche oder gemeinnützige Verkäufer ihre entsprechende Registrierungsnummer hinterlegen müssten. Private Verkäufer wären auf jährlich zwei Tieranzeigen beschränkt. Die Einhaltung eines bestimmten Tierschutzstandards würde zusätzlich die gesundheitliche Sicherheit der Tiere garantieren.

Österreich, Schweiz und Frankreich
Ähnliches dachte man sich ebenfalls in manch europäischen Ländern. Österreich, die Schweiz und Frankreich wurden bereits tätig, Teilerfolge konnten verbucht werden. So ist in Österreich seit der Novelle 2017 das Anbieten von Tieren im Internet laut §8a des österreichischen Tierschutzgesetzes für Privatpersonen verboten. Nur noch im Rahmen einer genehmigten Haltung, wie etwa in Zoofachgeschäften sowie registrierten Züchtern, ist es gestattet weiterhin online zu inserieren. Privatpersonen hingegen müssen diesbezüglich zuerst bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das Problem des illegalen Welpenhandels auf Online-Marktplätzen konnte die Novelle trotzdem nicht komplett lösen. Zwar sind die Anzeigenzahlen zurückgegangen, jedoch finden sich auch weiterhin „illegale“ Kleinanzeigen auf manchen Online-Plattformen. Erst im April dieses Jahres hatte Vier Pfoten Österreich Anzeige gegen ein Unternehmen und 50 Inserenten eingebracht.

Auch in der Schweiz wird eine neugeltende Regelung von illegalen Händlern einfach umgangen. Seit 1. März 2018 müssen dort Anbieter von Hunden ihren echten Namen, Adresse und das Herkunftsland des Tieres angeben. Einige Online-Plattformen haben die Kategorien „Hunde“ oder „Tiere“ daher gleich komplett abgeschafft. Bei anderen ist die Anzahl der Hundeinserate wiederum deutlich gesunken. Die Neuregelung ist zwar ein guter Anfang, doch bietet sie für dubiöse Anbieter weiterhin Schlupflöcher. „Gerade beim illegalen Tierhandel werden oft falsche Angaben in Bezug auf Adresse und Herkunft der Tiere gemacht. Daher wäre es zwingend notwendig, die Richtigkeit der gemachten Angaben zu überprüfen“, erklärt Bianca Körner von der Schweizer Stiftung für das Tier im Recht. Auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV ist sich der Problematik bewusst. „Die neue Gesetzesgrundlage erlaubt den Internetplattformen oder auch Magazinen/Zeitungen eine Handhabung zur Auswahl seriöser Inserate. Werden unrechtmäßige Inserate entdeckt oder falsche Angaben in Inseraten vermutet, muss das direkt den betreffenden Plattformen/Magazinen etc. gemeldet werden. Bei Wiederholung werden diese Anbieter blockiert oder können strafrechtlich verfolgt werden. Dies allein reicht jedoch nicht aus, um das Problem zu lösen“, schreibt das Bundesamt auf Anfrage. Auch in der Schweiz setzen Tierschutzorganisationen daher derzeit weiterhin auf Aufklärung.

Frankreich hingegen hat das Problem gleich an der Wurzel gepackt. Seit Anfang 2016 müssen private und kommerzielle Anbieter von Hunden und Katzen in Inseraten unter anderem ihre Steuernummer (SIREN) angeben – sogar, wenn sie das Tier kostenfrei vermitteln möchten. Online-Plattformen wurden zudem dazu verpflichtet, die Richtigkeit der Steuernummer per automatischem Kontrollsystem zu garantieren. Doch nicht nur das: Mit der obligatorischen Angabe der Steuernummer ist potentiellen Käufern die Möglichkeit gegeben, die angegebene Steuernummer selbst zu kontrollieren. Dadurch erhalten sie Zugriff auf Daten wie vollständigen Namen und Postadresse des Anbieters. Vorherige Einschränkungen und Auflagen, die zur Eindämmung von illegalen Welpenhandel und katastrophalen Aufzuchtbedingungen eingeführt worden waren, hatten sich als unzureichend erwiesen.

Deutschland liegt auf der faulen Haut
Eine Gesetzesänderung in Deutschland hingegen scheint zeitlich noch weit entfernt. So wie eBay Hundewelpen und deren Besitzer im Regen stehen lässt, indem die Plattform die Käufer in die Verantwortung nimmt, so wenig denkt auch die Bundesregierung an das Leid der Vierbeiner. „Wir haben uns mit dem VDH, Tasso und mit Vertretern des Ministeriums getroffen und ihnen wirklich alles an die Hand gegeben. Passiert ist bisher allerdings so gut wie nichts“, kritisiert Thiesmann die Haltung in der Bundesrepublik. Aus noch einem weiteren Grund ist diese Lethargie für die Tierschützerin unbegreiflich: „Dem Staat gehen Milliarden von Steuergeldern verloren.

Es scheint offensichtlich: In Deutschland passiert in puncto Tierschutz nichts wirklich Gravierendes. Bis zum Erscheinen dieses Artikels reagierte die Pressestelle der BayernSPD-Landtagsfraktion auf mehrere Anfragen nicht. Dabei hatte Herbert Woerlein, tierschutzpolitischer Sprecher der selbigen Fraktion, noch Ende August in einer Pressemitteilung „strengste Vorschriften für Portalbetreiber für Tierkäufe im Internet“ gefordert. „Händler müssen künftig verpflichtet sein, ihren Namen und ihre Adresse anzugeben, damit sich die Käufe zurückverfolgen lassen“, forderte Woerlein dort in Anlehnung an die Schweizer Regelung. „Es ist nicht tragbar, dass Tiere bewusst gequält werden und unter katastrophalen Bedingungen leben müssen!“ waren ­Woerleins schriftliche Worte. Es las sich wie Balsam für die tierliebe Seele: „Durch die Anonymität etwa auf eBay Klein­anzeigen seien Kontrollen und Rückverfolgungen durch Behörden derzeit beinahe unmöglich“, so Woerlein. Der Landtagsabgeordnete stellte weiterhin fest: „Hier wird die Wirtschaftlichkeit über das Wohl der Tiere gestellt. Das erfordert dringend Handlungsbedarf!“ Laut Pressemitteilung wolle Woerlein deshalb zeitnah eine parlamentarische Initiative starten, bei der die oben genannten Maßnahmen gegen den illegalen Welpenhandel gefordert würden.

Derweil versucht die SPD auf Bundesebene bereits Nägel mit Köpfen zu machen (siehe unten). Die letzte Entscheidung, durch eine Gesetzesinitiative etwas ins Rollen zu bringen, liegt derzeit allerdings bei Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner. Unterstützung wird die SPD sicherlich von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen erhalten. Die Sprecherin für Verbraucher- und Tierschutzpolitik im Bayerischen Landtag, Rosi Steinberger teilte auf Anfrage mit, dass sie das Anliegen der Tierschutzvereine aus vollem Herzen unterstütze. „Der illegale Welpenhandel nimmt immer mehr zu. Oft liegt einem Verkauf aus dem Kofferraum eine online-Anzeige zugrunde. Andere Länder machen es uns vor. Leider hören wir hier in Deutschland dazu nur Lippenbekenntnisse“, teilte die Politikerin schriftlich mit. Der Tierschutz müsse für die Regierung wieder einen höheren Stellenwert bekommen, so die Landtagsabgeordnete. „Ein wichtiger Schritt wäre es tatsächlich, nicht weiter tatenlos zuzusehen.“ Eine Bundesratsinitiative verspricht Steinberger allerdings erst für die nächste Legislaturperiode – eventuell. Zumindest versuchen wolle man es dann. Bleibt WUFF-Lesern zu hoffen, dass bis dahin auf Bundesebene bereits wichtige Entscheidungen gefallen sind.
Derweil nimmt die Woge des ewigen Leids weitere Ausmaße an: Illegale Händler haben seit Neuestem eine noch einfachere Lösung parat. Per Kontaktaufnahme mit eBay-Inserenten der Tierkategorie versuchen illegale Händler diese mit großen Gewinnversprechungen als Mittelsmänner zu angeln. Zudem werden die sozialen Medien immer mehr zum Umschlagplatz für Tiere und eben auch für den illegalen Welpenhandel. Leider gibt es nach derzeitiger Rechtslage hier ebenfalls keine Möglichkeit, dubiose Händler zu stoppen – zu einfach ist es, einen falschen Account anzulegen, zu gering sind die Möglichkeiten eine Anzeige löschen oder Nutzer sperren zu lassen, zu gering ist die Kontrolle von Seiten der Betreiber.

Eine bombensichere Lösung gibt es bislang anscheinend nicht. Solange Regierungen nicht entsprechende Gesetzesänderungen vornehmen, rät Thiesmann vor allem zur Vorsicht. Oder besser noch: „Am besten erst gar nicht bei Kleinanzeigen schauen, um nicht von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt zu werden. Denn hat man erst einmal die süßen Fotos mit den riesigen Augen, die einen anschauen, gesehen, ist es bereits um viele Menschen geschehen.“ Die Bilder sind meist jedoch nicht echt. Das Leid, das man durch Online-Käufe von Welpen unterstützt, allerdings schon.

Stellungnahme der Tierschutzbeauftragten der Bundesregierung, Susanne Mittag/SPD

Der Online-Handel von Hunde- und Katzenwelpen stellt in der Tat ein großes Problem dar. Viele der übers Internet angebotenen Tiere werden im Ausland unter furchtbaren Bedingungen gezüchtet und dann gesetzeswidrig nach Deutschland eingeführt. Diese Tiere sind nicht nur oftmals krank und damit ein Gesundheitsrisiko für Menschen und andere Tiere, sondern sie landen häufig auch nach kurzer Zeit in den Tierheimen.

In der letzten Wahlperiode haben wir uns darauf geeinigt, dass ein Forschungsprojekt die Fragen rund um die Haltung von Heim- und Wildtieren beleuchtet und Handlungsbedarf aufzeigt. Diese Forschungsergebnisse liegen uns jetzt vor. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat jetzt alle nötigen Informationen, um die Initiative zu ergreifen. Ich werde mich mit einem Schreiben persönlich an Frau Klöckner wenden, wann sie welche Gesetzesinitiative plant. Die SPD-Bundestagsfraktion wird sie bei der Verbesserung des Tierwohls jederzeit unterstützen.

Ich denke da ganz konkret an ein Verbot für das anonyme Verkaufen von Tieren im Internet, was sich leicht mit einer Verordnung zur Regelung von Tierbörsen verknüpfen ließe. Freiwillig ist von Ebay nichts zu erwarten. Da müssen wir schon mit Gesetzen klar sagen wo es lang geht. Wir haben die Wildtier- und Exotenhaltung und den Internethandel von Heimtieren klar im Koalitionsvertrag vereinbart. Ich bin davon überzeugt, dass wir in dieser Wahlperiode dort nachhaltige Verbesserungen erreichen.

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