Wellness-Begleitung für gesunde und kranke Hunde

Von Silke Richter

Katharina Beyer ist ausgebildete ­tiermedizinische Fachangestellte und Tierheilpraktikerin. Die 30-­Jährige ­arbeitet auf selbständiger Basis und behandelt auch Hunde. Die Hoyers­werdaerin gibt WUFF-Lesern Tipps über verschiedene Möglichkeiten der ­Massage und der gemeinsamen ­Beschäftigung. ­Damit können bereits vorhandene Krankheiten gemindert, zum Stillstand gebracht oder aber auch ­prophylaktisch abgewendet werden. Bei richtiger Anwendung stärkt auch das die Mensch-Hund-Beziehung.

Vorab eine Frage an die Fachfrau: Zwischen fachlich angewendeten therapeutischen Handgriffen und einer reinen Wellness-Massage gibt es gravierende Unterschiede, nicht wahr?

Dazu Katharina Beyer: Ja natürlich! Wenn mir als Therapeut ein Hund vorgestellt wird, beinhaltet die Massage natürlich vorab eine Erstuntersuchung. Dabei wird nicht nur der Hund ganzheitlich untersucht, sondern auch der dazu gehörige Hundebesitzer ausführlich befragt. Massage-Techniken, die der Hundehalter zu Hause an einem ruhigen und gut abgepolsterten Ort ­vornehmen kann, sind keine therapeutischen Handgriffe. Denn eine gute thera­peutische Massage erfordert nicht nur gute anatomische Kenntnisse, sondern auch jahrelange praktische Erfahrung, um keinen weiteren Schaden in das Tier zu manipulieren. Jedoch können Sie Ihren Vierbeiner natürlich durch leichte Massageübungen positiv in der Therapie begleiten und somit auch die Bindung zu Ihrem Hund intensivieren. Welcher Hund freut sich nicht über etwas Wellness?

Was Sie vor der Wellness-Massage zu Hause immer beachten sollten:

1. Ihr Hund sollte vor der Massage natürlich bereits „Gassi“ gegangen sein, damit es aufgrund der Organanregung nicht dabei zu einem Malheur kommt und Ihr Hund vorab bereits in Ruhe „seine Tageszeitung“ unterwegs lesen konnte. Natürlich sollte Ihr Hund auch keine Schmerzen am Körper anzeigen.

2. Verschaffen Sie sich an einem ungestörten und ruhigen Ort ausreichend Platz mit einer weichen Unterlage, wie mit einer Gymnastikmatte der jeweiligen Hundegröße nach angepasst. Auch Sie dürfen es sich natürlich bequem gestalten und auch ruhige Hintergrundmusik einschalten.

3. Ihr Vierbeiner wird es Ihnen danken, wenn Sie vorab Ihren Schmuck wie Ringe und Uhren ablegen, sowie Ihre Hände warm und Fingernägel kurz halten.

4. Setzen Sie sich vorerst in eine bequeme Position, da es durchaus ­passieren könnte, dass Ihr Vierbeiner Sie für eine längere Zeit „in Beschlag“ nehmen möchte. Ich empfehle dabei den Scherensitz. Dabei haben Sie Ihren Hund vor und zwischen Ihren gespreizten Beinen. So haben Sie auch stetigen Körperkontakt zu Ihrem Hund, was in den meisten Fällen als sehr angenehm und beruhigend ­empfunden wird.

5. Legen Sie Ihren Hund mit Ruhe und Geduld, mit dem Rücken zu Ihrem Bauchnabel gewendet, in das Liegen ab. Je nach Massageart auch in die Seitenlage.

6. In der Wellness-Massage für Ihren Hund werden stets beide Körperseiten massiert.

7. Bitte massieren Sie stets von Richtung Kopf in Richtung Hinterteil und vom oberen Rückenbereich nach unten in Richtung Gliedmaßen.

8. Sollte Ihr Hund sich innerhalb der Massage nicht entspannen, stark hecheln oder sogar die Massage verwehren, brechen Sie diese bitte ab und wenden sich an einen Spezialisten.

Der Erste Schritt: Das Warm-up – Streichen
Beginnen Sie Ihren Hund mit beiden flachen Händen von Kopf bis Hinterteil mit ­sanftem Druck abzustreichen. Dabei können Sie auch die Beine einbeziehen. Wir berühren hier ausschließlich das Fell und die Haut. Setzen Sie beim Nachgreifen bitte nicht beide Hände vom Körper ab, dies unterbricht das angenehme Gefühl erheblich. Dies ist die Einleitung einer Massage und bereitet den Körper auf das Kneten wie in einer Art „Aufwärmung“ behutsam vor.

Das Kneten in verschiedenen Techniken
Beim Kneten wird behutsam etwas Druck auf die Haut und auch Muskulatur ­zwischen Ihren Fingern ausgeübt. Dies könnten Sie beispielweise in der Nackenmuskulatur mit Ihren Fingerspitzen in kreisenden Bewegungen, oder auch nur mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger durchführen. Verwenden Sie hierbei gleichmäßig kreisende Bewegungen. Auch vom Schulterblatt bis zum Ellenbogen empfinden viele Hunde es nach einem langen Spaziergang als sehr angenehm. In kreisenden Bewegungen vom Halsbereich, entlang am Rücken neben der Wirbelsäule, entlang der Hintergliedmaßen, bis zum Hinterlauf herunter, entspannt die meisten Hunde sehr. Beobachten sie stets die Reaktionen Ihres Vierbeiners. Bleiben Sie mit Ihren ­kreisenden Fingern nicht länger als 3 Sekunden auf derselben Körperstelle. Lassen Sie auch hier wieder nicht beide Hände beim Wechsel vom Körper los. Tipp: Für die „Stöckchen-Träger“ unter den Vierbeinern empfehle ich die Nackenmassage.

Druck mit den Fingerkuppen
In dieser Übung dürfen Sie und Ihr Hund stehen. Unterstützen Sie mit Ihrer linken Hand Ihren Vierbeiner untergreifend im ­Flankenbereich. Spreizen Sie Ihren rechten Mittel- und Zeigefinger auseinander. Beginnen Sie mit mäßigem Druck am Halsansatz neben der Wirbelsäule bis zum Rutenansatz. Dies führen Sie in einer gleichmäßigen und flüssigen Bewegung aus. Auch hier ist das genaue Beobachten Ihres Hundes wichtig.

Haltung und Stellreaktion Ihres Hundes – Leidet Ihr Hund an einer Gangstörung?
Auffällig bei vielen Hunden ist das Aussetzen der korrekten Stellreaktion der Hinterbeine. Es wird oft beobachtet, dass eine Art Ausfalls­erscheinung beim Aufsetzen der Hinterbeine vielen Hunden zu schaffen macht. Es zeigt sich darin, dass eines der Hinterbeine plötzlich beim Laufen für kurze Zeit schleift. Anhand der Korrekturreaktion, angewandt in der Neurologischen Untersuchung, unterscheidet man, wie viele Extremitäten von einer Gangstörung betroffen sein können. Heben Sie ein Hinterbein behutsam an und setzen die Pfote auf dem oberen Zehenbereich wieder ab. Die Pfote sollte rasch wieder zurückgezogen und aufgefußt werden.

Wasser belebt nicht nur von Innen – Gewässer sinnvoll nutzen
Wasserwaten im ruhigen Lauftempo ist nicht nur erfrischend, sondern zählt auch zu einer der sinnvollen therapeutischen Übungen zum Muskelaufbau. Halten Sie Ihren Hund fit und ergreifen Sie die Gelegenheit öfter durch das Wasser zu waten. Auch kontrolliertes und wohl dosiertes Schwimmen ist für viele Hunde nicht nur ein Genuss, sondern es trägt gleichermaßen zur Fitness Ihres Vierbeiners bei.

Der beliebte Sand unter den Pfoten
Der Sand unter den Pfoten hat nicht nur einen Massage-Effekt, sondern ist gleichermaßen Muskelarbeit beim Durchtreten. Der Sand sollte allerdings nicht so tief sein, dass Ihr Hund mit den Pfoten komplett darin einsinkt. Verbringen Sie doch den ­nächsten Spaziergang im Sand, wenn es noch nicht zu kalt sein sollte. Auch Ihre Füße werden dafür dankbar sein!

Die Sache mit der Balance
Balance Halten ist für einige Hunderassen nicht gerade einfach. Vor allem, wenn die Trittfläche sehr schmal ist. Doch mit etwas Übung, Geduld und der richtigen Motivation können Sie Ihren Vierbeiner auch mit einfachen Balancierübungen unterstützend fit halten. Dies ist nicht nur eine Übung für den Körper, welcher im Balanceakt unter Muskelspannung steht, sondern auch die Kopfbeschäftigung Ihres Hundes wird dabei angeregt. Bitte beginnen Sie vorerst mit niedrigen Elementen.

Abschließend noch ein paar Tipps/Ratschläge/­Rezepte in ­Bezug auf natürliche Hausmittel oder Produkte auf ­pflanzlicher Basis, die bei Krankheiten des Bewegungs­apparates, aber auch bei anderen Krankheiten oder kurzen Unpässlichkeiten, wie Durchfall bei Hunden, unterstützend zum Einsatz kommen können:

Die Natur bietet uns so einiges aus ihrer Palette der Pflanzen­heilkunde, was wir unterstützend sowie auch vorbeugend auf schonende Art anwenden können. Natürlich müssen stets Unverträglichkeiten ausgeschlossen werden. Von der Kombination verschiedener Pflanzen rate ich Laien ab, da nicht jedes Kraut mit jeder Pflanze kombiniert werden kann.

Teufelskralle und Grünlippmuschel sind wahre Schätze bei ­Arthrose-Patienten und anderen Gelenkserkrankungen. Kokosöl und Balistol sind nicht nur hilfreich zur Zecken- und Mückenabwehr, sondern pflegen das Fell, die Haut und die Pfoten. Auch zur Reinigung der Ohren sind diese beiden Mittel aus der Natur geeignet. Durchfall, der nicht krankhaft, zum Beispiel auch aufgrund einer gestörten Darmflora begründet ist, lässt sich im akuten Fall durch die Gabe von Flohsamen­schalen gut lindern. Schürfwunden und weitere kleine Ver­letzungen lassen sich durch regelmäßiges Tropfen oder Spülen mit Sedativum von Bombastus gut versorgen. Für alle An­wendungen gilt stets auf die Dosierung zu achten, sowie natürlich bei Unsicherheit lieber einmal mehr den Rat eines Spezialisten einzuholen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hund viel Spaß und Erfolg mit den vorgestellten Tipps.

Pdf zu diesem Artikel: wellness_fuer_hunde

 

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