Warum Frau mit Hund in der Mitte läuft …

Von Patrizia Kreis-Barmettler

Foto: Gianfranco Bella

Frau Kreis-Barmettler geht gern auf schönen Wegen mit ihrem Hund spazieren. Auch Radfahrer benutzen diese schönen Wege gern. Immer wieder gerät Frau Barmettler in „brenzlige“ Situationen, wenn Radfahrer an ihr vorbeibrausen. Deshalb geht sie jetzt nicht mehr am Rand, sondern in der Wegesmitte. Zum Schutz aller – aber lesen Sie selbst …

Liebe Radfahrer, einige von Ihnen müssen sich immer wieder denken: „Warum läuft denn diese Hundehalterin mitten auf dem Wander­weg?“ Nun, ich mache das – halten Sie sich fest – um mich, meinen Hund und Sie zu schützen. Ja, richtig gelesen – ich will Sie nicht ärgern, sondern uns drei vor Schaden bewahren. Ich erkläre das mal: Ihr Superbike hat Superreifen und bekommt regelmäßig einen super Service. Da quietscht und rattert nichts, man hört in vielen Fällen nicht einmal Rollgeräusche. Angenommen, Sie erreichen in der Ebene eine Geschwindigkeit von 30 Km/h (und das fast lautlos).

Plötzlich sehen Sie in einiger Entfernung vor sich eine Hundehalterin mit ihrem Hund. Ich (Frau mit Hund) laufe aus Rücksicht auf alle, die da kommen könnten, rechts am Wegrand. Ebenso mein Hund, der schnüffelt und hat die Welt um sich herum vergessen. „Toll“, denken Sie, „die Frau versteht uns Radfahrer, da kann ich einfach durchrasen.“ Dass wir Sie weder hören noch sehen, dieser Gedanke kommt Ihnen nicht. Doch just in dem Moment, als Sie direkt hinter uns sind, schert mein Hund ohne Vorwarnung aus und Ihnen direkt vors Rad. Sie verfügen blöderweise nicht über die Reflexe von Spiderman, sondern steigen in diesem Moment über den Lenker ab (kein Spaß, egal bei welcher Geschwindigkeit). Mein Hund ist mindestens schwer verletzt und Sie selbst haben höchstwahrscheinlich den einen oder anderen Knochen gebrochen. Nun denken Sie sich: „Mistköter – der gehört angeleint!“ Doch dieses Szenario endet immer gleich. Denn selbst wenn ich meinen Hund an einer noch so ­kurzen Leine hätte, zum Beispiel an einer Ein-Meter-Leine, dann kann mein Hund jederzeit zur Seite ausscheren. Kurze Leine plus mein Arm ergibt noch immer – direkt vor Ihrem Rad.

Deshalb laufe ich mitten auf dem Weg. Damit auch Sie begreifen: „Oh, da läuft eine mitten auf dem Weg, da sollte ich mich bemerkbar machen, um sie und mich nicht zu gefährden.“ Ich höre Ihr Klingeln/Zurufen, kann dann meinen Hund zu mir rufen und einen Blick nach hinten werfen, um die Situation richtig zu erfassen und den heran­nahenden Radfahrer nicht zu be­hindern. Einen Moment später ist der Weg wieder frei und Sie können rücksichtsvoll vorbeifahren. Während Sie das tun, grüßen wir uns freundlich, und der Tag wird schön. Und? Was denken Sie? Welches Szenario schmerzt weniger?

Übrigens muss das nicht einmal zwingend mit Hund stattfinden. Es funktioniert auch genauso mit Kindern, Rentnern und allem, was da kreucht und fleucht. Also: Augen auf, Hirn an und allzeit gute Fahrt!

Pdf zu diesem Artikel: wanderweg_mitte

 

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