Ich habe gerade meine DDR-Sicherheits-Akte einsehen dürfen. Bei mir war es der eigene Lebensgefährte, der sich als mein Überwacher und heimtückischer deutscher Denunziant entpuppte. Ich hatte in unserem Dorf eine Gymnastikgruppe gegründet. Innerhalb unseres freundschaftlichen Zusammenhalts – so durfte ich staunend in den Unterlagen nachlesen – bewährte sich eine schlichte Frau als niederträchtige Weitermelderin all unserer Gespräche und Aktionen. Dieselbe erstattet indessen Anzeigen gegen Hundebesitzer, was bei den Behörden natürlich anonym anlandet.
Meine Eltern und Großeltern könnten über anonymes Denunziantentum in unserem Land gewiß auch ihre Geschichten beitragen. Und was von christlichen Denunzianten veranstaltet wurde, um weise Frauen und Männer, tituliert als Hexen und Ketzer, aufs grausigste zu vernichten, das wollen wir nicht auch noch erzählen. Es sind Belege für deutsche Gesetzesgläubigkeit, für deutsche Saubermänner und -frauen, die alles, was ein wenig anders oder auch nur ungewohnt ist, weghaben wollen von ihrer feinen Welt.
Das Spiel ist aus
Drei Kinder aus Velten spielten friedlich mit ihrem Hund Charly. Es spielt sich schlecht, wird einem von diesen vier kleinen, freundlichen Wesen der Mund zugepflastert. Charly also trug keinen Maulkorb. Ein Denunziant erreichte sofort, daß die Polizei den Hund vor den Augen der Kinder abführte und ins Tierheim überstellte. Dieser Schock wird bei allen vier Spielkameraden schwere psychologische Wunden hinterlassen, unvergessen fürs Leben. Leben in Deutschland!
Nur Ausländerrassen gebrandmarkt
Im Bundesland Brandenburg ist es nicht mehr gestattet, Hunde der angeblich „unwiderlegbar gefährlichen Rassen“ aus dem Tierheim zurück zu adoptieren. Denn irgendwelche deutschen Beamten dachten sich aus, daß es nicht einzelne, unwiderlegbar gefährliche Hunde gibt, sondern sie brandmarkten gleich ganze Rassen.
Und wenn Sie aufmerksam nachlesen, sind es sonderbarerweise nur Ausländerrassen.
Endlösung Todesspritze
Auch Charly hatte das Unglück, daß Zuhälter, Hundekampf-Fetischisten und irgendwelche gehirnschwachen Brutalos zufällig auf die Idee kamen, Artgenossen seiner Rasse für ihre miesen Zwecke zu mißbrauchen. Charly hat damit nie auch nur das geringste zu tun gehabt, dennoch wurde er pauschal als „unwiderlegbar gefährlich“ eingestuft und interniert. Sollte man sagen, ein Jude unter den Hunden? Das Schicksal des liebenswerten, friedlichen Charly, Spielgefährte von drei Veltener Kindern, scheint per Todesspritze besiegelt.
Seit acht Jahren besitzt eine Familie aus dem Brandenburger Amtsbereich Ahrensfelde-Blumberg einen Dackelmischling, geliebter Familienhund, der nie Probleme bereitete. Ein paar Leute wußten, aber kümmerten sich logisch nicht weiter drum, daß des Dackels Mischung nicht aus einem Deutschen Jagdterrier und einem Dackel, sondern aus einem Englischen Bullterrier und einem Dackel bestand.
Gegen nachbarliches Leben
Die Brandenburger Amtsblätter bitten Nachbarn und aufmerksame Bürger um Mithilfe beim Aufspüren von gefährlichen Hunden. Forderten deutsche Blockwarte und Ortsgruppenleiter vor 60 oder 55 Jahren nicht zu ähnlicher Mithilfe gegen nachbarliches Leben auf? Im folgenden DDR-System hießen sie Abschnittsbevollmächtigte, kurz ABV. Die führten das Tun der Ortsgruppenleiter fort und denunzierten jeden Andersdenkenden bei der Staatssicherheit. Willige Helfer in allen Kreisen der Bevölkerung gab es genug und anonyme Anzeigen gegen querdenkende Nebenmenschen die Fülle. Ich weiß von so einem ostdeutschen Stasi-Helfer aus Schwerin, daß er seine fleißig erlernte Arbeit indessen im wohldotierten Job bei unserer bundesdeutschen Polizei weiterführt.
Das Denunziantentum lebt!
Durch einen amtshalber ermunterten, deutschen Denunzianten, der den betroffenen Hundehaltern schlaflose Nächte, unzählige Tränen und ihrem vierjährigen Söhnchen panische Angst um seinen Liebling beschert, geriet unversehens auch besagter kleiner Dackelmischling, Halbjude unter den Hunden, in die Mühlen des Ordnungsamtes. Wird erstmal an Hunden ausprobiert, inwieweit die deutsche Bevölkerung noch funktioniert? Sie funktioniert ganz gut, liebe Regierende, das habt ihr womöglich schon freudig registriert.
Wurfgeschosse in Kanzler Schröders Gesicht
Wo CDU-Genossen anläßlich eines offiziellen Festes ein Foto von Kanzler Schröders Gesicht auf eine Dart-Scheibe montieren und es von den Wurfgeschossen ihrer, vom Religionsunterricht kommenden Kinder frohgemut zerhäckseln lassen, ist schon Stufe zwo erreicht, bei der deutschtypischen Verfolgung Anderer vermittels rechtsstaatlicher Beihilfe. Das war aber mal ins Schwarze getroffen, liebe Christdemokraten, bei der faschistoiden Manipulation der nächsten Generation!
Keine deutschen Rassen auf dem Index
Wir selber adoptierten vor ein paar Jahren einen Hund aus dem Tierheim, dessen Rasse wir damals nicht kannten. Wir hatten uns zuvor nur mit Riesenschnauzern befaßt, auch, ohne zu ahnen, daß diese, wenngleich sehr groß und keine Schlaffis, nicht auf die Indexliste geraten werden. Denn der Riesenschnauzer ist eine deutsche Hunderasse. Der Deutsche Schäferhund ist nicht betroffen. Der Deutsche Boxer ist nicht betroffen. Die Deutsche Dogge ist nicht betroffen. Wir aber, mit unserem bräunlichen, rattenschwänzigen kleinen Tierheimer namens American Stafford, wir sind urplötzlich gefährliche Menschen geworden. Denn wir gewähren einem Juden unter den Hunden Asyl auf unserem Grundstück.
Ich warte schon, wann einer der dörflichen Denunzianten auf den Plan tritt. Die Namen jener anonymen Melder kann ich sicherlich in meiner alten Stasi-Akte nachlesen. Doch denunzieren ist ein gesamtdeutsches Phänomen: Längst hat uns eines der, aus den Altbundesländern neu hinzugekommenen, christlichen Oberhäupter des Dorfes hinterrücks beim Bauamt angezeigt, weil die Fassade unseres Hauses etwas anders aussieht als üblich. Nicht deutsch genug, da spaßeshalber vom großen Spanier Antoni Gaudi inspiriert. Des Katecheten christlich erzogene und folglich lauthals Schmähungen gegen uns Andersdenkende und Außenseiter schreiende Kinder belegen, daß alles in nächsten Generationen deutscher Landesleute weitergehen wird. Entschuldigung, liebe Nachbarvölker!
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