Im Herbst und Winter ist in Spanien wieder Jagdsaison. Zigtausende Galgos werden in diesen Monaten ausgesetzt oder lassen ihr Leben für einen fragwürdigen Sport unter tierquälerischen, manchmal grausamsten Bedingungen. Seit über zwanzig Jahren setzen sich Tierschutzorganisationen in ganz Europa für die Rettung dieser Tiere ein. Von gesetzlicher Seite ist mit der neuen Koalitionsregierung – der ersten seit der Franco-Diktatur – überdies mit geplanten Verschärfungen eine Besserung in Sicht. Einige Organisationen und Vereine, die mit zu den ältesten Deutschlands und Spaniens gehören, werden in diesem Beitrag vorgestellt, einige Interviews darin verwoben, nebst Herrn Hund, ein andalusischer Galgorüde, der vor einigen Wochen unsere Autorin adoptierte – obwohl die ihm eigentlich nur eine Pflegestelle bot. Stellvertretend steht er für seine Artgenossen, deren Zahl niemand so genau kennt, deren Einzelschicksale sich immer nur erahnen lassen und die ihre neuen Halter in Sachen Einfühlsamkeit und Respekt eine Menge lehren können. Ein Gespräch mit Insidern.
Seit Kurzem wohnt Herr Hund bei mir. Er kam als Notfall, weil er als Angsthund schwer vermittelbar ist. In der ersten Nacht war er so unruhig, dass ich die Terrassentür hinaus in den Garten bis nach Mitternacht offen gelassen habe, damit er flüchten konnte, wenn ihm danach war, sich nicht eingesperrt fühlen musste. Wenn ich ihn beruhigend kraulen wollte, musste ich mich ihm seitwärts nähern. Frontales Anblicken, auf ihn Zugehen wurde mit eingeklemmtem Schwanz und Flucht quittiert, so wie das kleinste Geräusch im Haus oder gar ein Rutschen meiner Hausschuhe über den Fliesenboden. Entlang seiner Wirbelsäule befinden sich sechs fast runde Narben in regelmäßigen Abständen, alle gleich groß. Was haben sie nur mit dir gemacht?