Unterwegs am Neckar mit Hund

Von Monika Hehr

Wandern am Neckarsteig

Das Angebot „Wandern auf dem Neckarsteig – laufend lernen“ der ­Hundeschule Happy Fiffi bei ­Heidelberg weckte das Interesse von ein paar Hundefreunden. Die Hundeverhaltens­therapeutin Gianna Ehlert, ­ihre vier eigenen Hunde und ihr Freund Sven führten sie drei Tage durch die wunder­schöne Region des Neckartals. Die Gruppe aus fünf ­wanderwilligen Frauchen und Herrchen sowie ihre ganz unter­schiedlichen Hunde machten sich auf den Weg …

Bei der Anreise am Vorabend in ­unserer Pension „Grüner Baum“ in Neckargerach wird Ute mit ­ihrer jungen Schäferhündin Mila sofort auf die Probe gestellt, denn Mila läuft keine Treppen. Sämtliche Gästezimmer liegen jedoch im Obergeschoss. Zusammen versuchen wir Mila mit guten Worten und Leckerchen die Treppe hoch zu locken – aber Mila kennt uns noch nicht, und zu guter Letzt tragen wir Mila die paar Stufen hoch. An diesem Abend treffen wir uns noch zum gemeinsamen Abendessen und freuen uns auf die bevorstehende gemeinsame Zeit mit unseren Hunden. Die erste Nacht wird immer wieder vom Bellen der Hunde unterbrochen. Sie sind hier fremd und kennen die Geräusche noch nicht – so wurde immer wieder auf ein ungewöhnliches Geräusch reagiert – die anderen Hunde haben es dann kommentiert.

Start bei durchwachsenem Wetter
Am Freitagmorgen stärken wir uns am ausgiebigen Frühstücksbuffet und frisch gebrühtem Kaffee und Tee. Um 8:15 Uhr ist Treffpunkt – wir wollen früh ­starten, denn wir haben einen langen Weg vor uns! Es geht bei durchwachsenem, aber trockenem Wetter zu Fuß zur S-Bahn-Station in Neckargerach. Dort fahren wir dann mit der S-Bahn zu unserem heutigen Ausgangspunkt nach Eberbach. Alle Hunde meistern die Fahrt ruhig und gelassen. In Eberbach angekommen laufen wir durch die Altstadt und beginnen mit unserer ersten Etappe auf dem Neckarsteig. Es geht heraus aus der Stadt hinein in die Natur. Wir wandern den Berg hoch durch den wunderschönen herbstlichen Wald und machen zum ersten Mal eine kleine ­Pause oberhalb von Eberbach, wo uns eine kleine Hütte zum Hinsetzen animiert. Leider ist das Wetter etwas frisch, und schon nach kurzer Pause fröstelt einem. Wir marschieren froh gelaunt weiter durch bunte Streuobstwiesen. Es ist so traumhaft ruhig hier – fern jeglicher Hektik und Stress.

Immer dem blauen N nach
Da wir alle, außer Gianna, die Route ­tatsächlich nicht kennen, können wir, ohne zu ahnen, welche Strapazen uns noch erwarten, den Hinweisschildern für den Neckarsteig „Blaues N auf ­weißem Grund“ folgen und die Natur mit all ihren Facetten genießen und in den Tag hinein wandern – tatsächlich so, wie es unsere Hunde immer vor­machen! Leben im Hier und Jetzt, ohne immer alles wissen zu müssen.

Angekommen auf der Teufelskanzel bei Eberbach werden wir mit einem traumhaften Blick auf den Neckar belohnt. Unten sehen wir schon die Schleuse zu Rockenau, wo wir bald den Neckar queren. Die Schleuse zu queren bedeutet über Gitterrost zu laufen – Mila kennt auch das noch nicht – so trägt Sven sie über den breiten Neckar.

Lieber an der Leine
Da die meisten von uns ihre ­Hunde aufgrund jagdlicher Ambitionen nicht ableinen möchten, nehmen wir, ­drüben angekommen, die Hunde an die Schlepp­leinen. Wir trainieren zwischendurch den Rückruf und beobachten die Kommunikation der Hunde unter­einander. Giannas Hunde laufen meistens frei, und so konnten wir gut beobachten, wie sie die drei Papillons Tiffy, Merlin, Ronja und den Berner Sennenhund Zoe durchs Leben führt. Weiter geht es hoch konzentriert auf schmalem Pfad auf dem Wilden Waibelsberg zur Burgruine Stolzeneck. Über ein paar Natursteine hoch zur Burg werden wir von Mila überrascht – sie läuft wie selbstverständlich die Stufen hoch und runter. Das ist doch wieder einmal der Beweis dafür, was wir unseren Hunden mit unserer Energie übermitteln. Da Ute sich im Wald befand und die Stufen gar nicht als Stufen wahrgenommen hat, ist sie einfach ohne Zögern und Überlegen hoch und runter gelaufen. Diese Energie hat der Hund gespürt und ist einfach mitgelaufen. Weiter geht es wieder hinab zum Reihersee. Da wir heute fast zwei Etappen laufen, nehmen wir nun eine Abkürzung zurück nach Neckargerach. Wir queren den Neckar und steigen die Treppen von der Brücke ab. Tata – Mila läuft ab jetzt Treppen!

Wir sind heute ca. 25 km gewandert, haben einige Höhenmeter zurückgelegt und sind nun doch alle froh, wieder in der Pension anzukommen. Ehrlich gesagt sind wir ziemlich platt und doch glücklich darüber, was wir heute zusammen als Team Mensch-Hund geleistet haben. Genau wegen dieses Gefühls gehen wir immer wieder gern mit Happy Fiffi auf Tour. Nur noch eine heiße Dusche und ein lustiger Abend beim Essen – dann geht’s ab ins Bett. Die Hunde sind genauso platt und die Nacht ­verläuft komplett ruhig – die ­Hunde haben sich an die neue ­Umgebung gewöhnt.

Einstieg in die ­Margarethenschlucht
Am nächsten Morgen treffen wir uns alle ausgeschlafen zum Frühstück. Der eine oder andere hat etwas mit dem ersten Muskelkater zu kämpfen. Heute um 9 Uhr ist Start für unsere 2. Etappe, welche uns von Neckargerach nach Mosbach führt. Da es leicht regnet, sind wir alle mit Regenkleidung ausgestattet. Wir laufen über den Bahnhof hoch zum Einstieg in die Margarethenschlucht. Hier ist das Mensch-Hund-Team besonders gefragt und aufeinander angewiesen. Es geht über steile Natursteine hoch, die Abgründe sind zum Glück mit Seilen gesichert, so dass man sich auch sicher festhalten kann. Es gibt viel Wasser in der Margarethenschlucht zu überqueren. Es ist steil, nass und glitschig zu dieser Jahreszeit. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir vorher nicht wussten, auf was wir uns da einlassen. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Hunde unsere Konzentration, unsere Angespanntheit spüren und wie sie darauf reagieren. Bella, das große schwarze Mischlingsmädchen von Ingrid, war früher eine total ängstliche Hündin – nun ist sie hochkonzentriert bei ihrem Frauchen Ingrid und sie können sich komplett aufeinander verlassen. Sie wartet, wenn es notwendig ist, und geht voraus, wenn Ingrid das von ihr verlangt. Alle Hunde verhalten sich vorbildlich in der Schlucht und vertrauen ihren Menschen voll. Es ist einfach toll, die Erfahrung zu machen, dass die Energie und Konzentration, mit welcher wir die Margarethenschlucht aufsteigen, sich auf die Hunde überträgt. Das Naturschauspiel, in Nebelschwaden und Nieselregen die Schlucht hochzusteigen, hat auch etwas Faszinierendes. Wir sind alle sehr stolz auf unsere Hunde! Was ein Erlebnis!

Tiffy im „Känguru-Beutel“
Tiffy – die 13-jährige Papillon-Hündin – wird zeitweise im „Känguru-Beutel“ von Gianna getragen, da sie das nasskalte Wetter nicht mehr so gut verträgt. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie die drei kleinen Hündchen von Gianna munter am Mitwandern sind. Früher hätten wir nie gedacht, dass so kleine Hunde das können. Die Etappe von Neckargerach nach Mosbach verläuft durch ganz unterschiedliche Natur. Die Wege und Beschaffenheit der Umgebung ändern sich immer wieder und lassen einen über die Ruhe der Natur oft nur staunen.

An einer Kreuzung sind wir vom Weg abgekommen – wir haben den Wegweiser „N“ verloren, was aber nur beweist, dass die Gruppe sich super versteht. Man hat immer einen tollen Gesprächspartner an der Seite und läuft ein Stück zusammen. Es ist schön zu beobachten, wie ausgeglichen der kleine Mischlingsrüde Darius an der Seite von Jürgen die Wanderung meistert. Kennen wir Darius doch als sonst eher hippe­ligen, nervösen Hund, der viel bellt und ständig herumwirbelt. Auch Coco, eine Parson-Russell-Terrier-Hündin, verhält sich vorbildlich im Rudel. Sonst kann die kleine Hexe schon mal ohne Vor­warnung austeilen.

Den korrekten Weg wieder gefunden, stellen wir nach einem sehr steilen Aufstieg oben angekommen fest, dass es noch weiter steil bergauf geht. Oben werden wir dafür von einem traum­haften Blick ins Neckartal belohnt. Weiter geht es über die Diedesheimer Teufelskanzel, und wir erhaschen einen ersten tollen Blick auf unser heutiges Ziel. Dass es bis dahin nochmal den Berg runter und rauf geht, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Den letzten Abstieg zur Fachwerkstadt Mosbach geht es auf einem schönen Pfad durch den Wald, und wir kommen alle heil und glücklich an. In der Altstadt sind wir als „Rudel“ eine kleine Attraktion. Wir kehren in einem Café ein und gönnen uns nun endlich einen leckeren heißen Kaffee. Erholt geht es dann nur noch wenige Meter zum Bahnhof, um mit der S-Bahn zurück zu unserem Hotel zu fahren. Nun hat der Mischlingsrüde Nero keine Lust mehr zu laufen und setzt sich demonstrativ mitten in Mosbach hin. Vielleicht denkt er, wir müssen den ganzen Weg wieder zurück laufen. Er will mir einfach nur zeigen, dass es für heute reicht. Wir sind heute wieder über etliche Höhenmeter ca. 17 Kilometer gewandert.

Am 3. Tag sollte es nicht mehr so anspruchsvoll werden. Wir starten wieder um 9 Uhr. Heute kommt auch noch das Frauchen von Darius mit, und wir können beobachten, wie Darius beschäftigt ist, sein Rudel beisammen zu halten. Das Wetter ist wieder trocken, Mila läuft die Treppen zur Brücke hoch, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Zoe, der Berner Sennenhund, sprudelt vor Energie, dass man meint, sie hätte die letzten zwei Tage nur geschlafen. Wir sind alle gut gelaunt und wandern bei herrlichem Herbstwetter Richtung Neuenkirchen, Neckarkatzenbach über die romantische Minneburg zurück nach Neckargerach. Unterwegs lassen wir die Hunde, die frei laufen dürfen, auf einer Wiese herumtollen, so dass sie nochmal miteinander rennen können. Nero war das ganze Wochenende so aufmerksam und war immer bei seinem Frauchen, so dass Monika sich traut, ihn auch mit­rennen zu lassen. Gianna hat uns dann die Kommunikation zwischen den Hunden erklärt, so dass wir manches ­besser verstehen. Während des ganzen Wochenendes konnte man Gianna jederzeit ansprechen, wenn man Fragen über die Hundeerziehung oder ein ­akutes Problem mit seinem Hund hatte.

Zurück an der Pension haben wir uns schweren Herzens von einander verabschiedet. Wir hatten 3 tolle Tage mit ­tollen Menschen und Hunden – mit ­neuen Erfahrungen und ­Erkenntnissen! Insgesamt sind wir ca. 51 Kilometer gewandert und haben einige Auf- und Abstiege hinter uns. Trotz dieser ­Anstrengung kann man in nur 3 Tagen in der Ruhe der Natur sich so gut ­erholen.

WUFF Information
Happy Fiffi
Weitere Informationen über Wanderungen mit dem Hund und die Termine für 2017 finden Sie auf: www.happy-fiffi.de/neckarsteig-mit-hund

Pdf zu diesem Artikel: wanderung_neckar

 

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