In der einen oder anderen Hundezeitschrift wurde es – fast hämisch und teilweise aggressiv – angekündigt. Das „Ende des Beschwichtigungswahns" sei gekommen und damit sei auch die Norwegerin Turid Rugaas „out", die die hundlichen Beschwichtigungssignale über einen langen Zeitraum hinweg an Tausenden Hunden genau studiert, systematisiert und einer großen Öffentlichkeit näher gebracht hat. Ein Artikel über eine neue Diplomarbeit über ein frei lebendes Hunderudel würde beweisen, dass solche Signale Humbug seien, hieß es.
Diplomarbeit gegen Konkurrenten missbraucht?
Mit dem Erscheinen des angekündigten Artikels kam aber zugleich die große Enttäuschung. Dünn im Inhalt sei er gewesen, sagen Leser, und tatsächlich sei es weniger um die Sache an sich gegangen als vielmehr um Argumente gegen Turid Rugaas und deren „Anhänger". Das sei schade, denn damit sei die Chance einer seriösen wissenschaftlichen Auseinandersetzung vergeben worden. Mancher „Hassprediger" einer überholten Hundeausbildung, der durch die rasche Ausbreitung der neuen Ausbildungsformen im Hundewesen gegenüber damit erfolgreichen Hundetrainern immer mehr ins Hintertreffen gekommen sei, würde – heißt es in Hundekreisen – die Autorin der Diplomarbeit für seine Zwecke missbrauchen.
Zu welchem Zweck?
Berufspolitik von Hundetrainern, Kampf um den „Hundeausbildungsmarkt" sei das und keine seriöse Auseinandersetzung. Und weil die Diplomarbeit, die einzelne Beschwichtigungssignale an einer Gruppe italienischer Straßenhunde untersuchte, für satte 16,50 Euro ausschließlich – also quasi monopolistisch – bei einem einzigen Hundetrainer in der Eifel zu erhalten sei, würde sich die Frage stellen, ob nicht vielleicht pekuniäre Aspekte nicht unmaßgeblich beteiligt sein könnten …
Wie auch immer, die Hundefachfrau Angela Weber hat sich u.a. mit der neuen Diplomarbeit der Biologin Mira Mayer über die Beschwichtigungssignale auseinandergesetzt, bejubelt weder das eine, noch verdammt sie das andere, sondern beurteilt die Dinge sowohl mit kritischem Sachverstand wie auch aus ihrer eigenen Empirie.
Anschließend berichtet Clarissa v. Reinhardt, die Verlegerin des bekannten Buches von Turid Rugaas, wie man durch die Beobachtung und Anwendung der hundlichen Signale dem uralten Menschheitstraum der artübergreifenden Kommunikation näher gekommen ist.