Unersetzbare Helfer – ganz persönlich: Signalhund Melli

Von Martina Bartl

Sie sind Helden auf vier Pfoten, beeindrucken durch ihre Sensibilität und ihr feines Gespür und sind für viele Menschen unersetzbare Hilfe im Alltag. WUFF holt diese Helden vor den Vorhang – im vierten Teil stellen wir die Münsterländer-Mischlingshündin Melli vor, einen Signalhund für Hörbehinderte.

Melli kam im Jahr 2007 im Alter von acht Wochen zu Hilde und Fritz Walouch, die beide hochgradig schwerhörig sind. Hilde Walouch hat die Hündin selbst unter Anleitung einer befreundeten Trainerin zum Signalhund ausgebildet. Im Alter von 19 Monaten hat Melli zusammen mit Hilde Walouch die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung zum Assistenzhund absolviert und war zu der Zeit der erste offiziell geprüfte Signalhund in ihrem Bundesland.

»Mein Mann und ich hören ohne Hörgeräte fast nichts. Wir hören nicht, wenn Besucher klingeln oder das Telefon läutet. Ist die Tür des Gefrierschranks mal nicht gut zu, hören wir das Warnpiepsen nicht, auch den Gas- und Rauchmelder hören wir, genauso wie das einander Rufen aus einem anderen Zimmer, nicht. Wir registrieren auf der Straße nicht immer, wenn Einsatzfahrzeuge kommen oder wenn sich beim Spazierengehen z. B. Radfahrer von hinten nähern. Wir sind auch schon alt und können Dinge, die runterfallen, speziell unter den Tisch oder die Eckbank, nicht mehr so einfach aufheben. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus mit Garten. Bis Melli zu uns kam, schliefen wir aus Sicherheitsgründen bei geschlossenen Fenstern«, erzählt Hilde von ihren Alltagsproblemen, bevor Melli das Leben von ihr und ihrem Mann bereicherte.

Die Münsterländer-Mischlingshündin wurde als Assistenzhund für Hörbehinderte ausgebildet und signalisiert ihren Haltern alle möglichen Geräusche. In der Wohnung bringt sie ein Glöckchen, das im Vorzimmer hängt, sie führt ihre Halter dann zur Geräuschquelle, so zeigt sie z. B. das Läuten der Türglocke, des Weckers, der Kurzzeituhr, der Mikrowelle, das Piepsen des Gefrierschrankes und des Rauch- bzw. Gasalarms an. Läutet das Mobiltelefon, dann bringt sie es, außerdem bringt sie Gegenstände zum Partner in einem anderen Raum bzw. holt Melli sie. Und wenn die Walouchs unterwegs sind, achtet Melli darauf, dass sie zusammenbleiben, zeigt Sirenen und andere sehr laute Geräusche an, warnt vor von hinten kommenden Radfahrern oder Autos und hebt sogar runtergefallene Münzen auf.

Melli hat alles im Griff
Als Assistenzhund behält Melli für ihre Halter den Überblick und die Kontrolle, denn dadurch »gibt uns Melli Sicherheit zu Hause und unterwegs«, so Hilde Walouch. Dass die Hündin ihre Aufgabe als Assistentin gerne macht, zeigt sie ihrer Familie immer wieder: »Für Melli ist es selbstverständlich, meinem Mann und mir Geräusche anzuzeigen bzw. zu helfen, wenn einer alleine zu Hause oder mit ihr unterwegs ist. Aber am liebsten geht sie mit uns beiden gemeinsam aus dem Haus, da hat sie dann ihr Rudel unter Kontrolle«, beschreibt Hilde Walouch ihre treue Hündin.

Als geprüfter Assistenzhund darf Melli mit Frauchen und Herrchen auch mit auf Reisen, denn Assistenzhunde dürfen in Bahn, Bus und Flugzeug kostenlos mitfahren, und sie sorgt für internationale Kontakte: »Ihre freundliche Art und ihre Kenndecke haben uns auf unseren Reisen zu vielen freundlichen Kontakten mit Menschen aus der ganzen Welt verholfen. Wir klären dann auf, was ein Assistenzhund ist, und so ergeben sich nette Gespräche«, erzählt Hilde Walouch von ihren Urlaubserlebnissen mit Melli.

So positiv Melli auf Reisen und auch zu Hause angenommen wird, gibt es doch noch da und dort Probleme, die sich für Menschen mit Assistenzhund im Alltag ergeben: »Die Akzeptanz von Assistenzhunden ist in Österreich in den letzten Jahren besser geworden. Die Umsetzung der einzelnen betreffenden Gesetze ist jedoch noch verbesserungsbedürftig, weil es bei Zuwiderhandlung noch keine Strafen bzw. ein sofortiges Durchgriffsrecht gibt, denn man muss eine Schlichtung anstreben, um sein Recht und Schadenersatz zu erlangen. In vielen Ländern ist man da schon weiter, außerdem werden Assistenzhunde dort von der Krankenkasse oder der Invalidenkasse etc. bezahlt. In Österreich müssen wir meist fast die ganzen Kosten der Ausbildung – diese dauert mindestens 18 Monate und kostet bis zu 18.000 Euro bei Fremdausbildung –, Haltungs- und Tierarztkosten alleine oder durch Spenden aufbringen«, beschreibt die Halterin die Situation in Österreich. »Aber ganz egal, für uns ist Melli unersetzbar. Sie bereichert unser Leben durch ihre Aufmerksamkeit, Treue und Hilfsbereitschaft.«

Hilde Walouch erzählt:

Gibt es ein Erlebnis mit Melli, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Fast täglich gibt es Momente, in denen Melli für uns unersetzbare Helferin ist. Aber damals auf Teneriffa, wo ich mir beim Sturz über eine Treppe beide Beine gebrochen habe und ich im Rollstuhl aus dem Krankenhaus kam, hat Melli, nachdem sie sich riesig gefreut hat, mich wiederzusehen, ganz selbstverständlich ihren Platz neben dem Rollstuhl eingenommen und lief daneben her, als hätte sie das lange gelernt. Sie wurde so auch zum Servicehund, hob heruntergefallene Gegenstände auf oder brachte mir welche, die ich nicht erreichen konnte.

Gibt es etwas, was Melli gar nicht mag bzw. was sie besonders gerne mag?
Melli mag Feuerwerk (auch der Geruch ist ihr unheimlich) und Gewitterdonner nicht, aber das verbellt sie. Sie ist glücklich, wenn sie mit uns überall mitkann. Was sie auch immer darf, denn in Europa haben Assistenzhunde fast überall Zutritt, auch in Lebensmittelgeschäften, Krankenhäusern usw., und im Flugzeug dürfen sie in der Kabine nur an der Leine mitfliegen.

WUFF sucht: Unersetzbare Helfer im Alltag
Wenn auch Sie so einen vierbeinigen Helfer kennen oder mit einem zusammen leben, dann schicken Sie uns einfach eine kurze Beschreibung an redaktion@wuff.eu und wir melden uns bei Ihnen. Wir freuen uns auf viele Zuschriften über besondere Hunde für besondere Menschen.

Steckbrief

Name: Melli
Geschlecht: weiblich
Alter: 13 Jahre
Rasse: Münsterländer-Mischling
Einsatzgebiet: Signalhund für Hörbehinderte
Lieblingsfutter: Hühnchen mit Gemüse und Reis
Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit: Im Garten und um den Schwimmteich rumlaufen und die Frösche im Wasser beobachten oder z. B. während unserer jährlichen Teneriffa-Aufenthalte im seichten Meerwasser nach Fischen und Krebsen und in den Bananenplantagen nach Eidechsen suchen.
Sonstige Vorlieben: Melli ist sehr freundlich und menschenbezogen und lässt sich gerne auf Nachfrage auch von Kindern streicheln.
Halterin: Hilde Walouch

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