Traumberuf Hundetrainer?

Von Kristina Ziemer-Falke

Wie wird man Hundetrainer?

Hundetrainer zu werden erscheint Vielen als Traumberuf. Doch ein Herz für Hunde zu haben, ist dafür meist nicht ausreichend. Welche grundsätzlichen Aspekte in der Überlegung, diesen Berufsweg einzuschlagen, berücksichtigt werden müssen wird im folgenden Artikel erklärt.

Viele Menschen träumen von einem Beruf, bei dem sie mit Tieren arbeiten können. Die Arbeit mit Tieren vermittelt ein Bild vom Einklang mit der Natur, von Freiheit und dem Gefühl, etwas Wertvolles zu tun, die Welt ein klein wenig zu verbessern – zumindest für das jeweilige Tier. Ein Job mit dem besten Freund des ­Menschen, dem Hund, steht da ganz weit oben auf der Liste von Traumberufen mit Tieren. Der Beruf des Hundetrainers wird assoziiert mit Spaß an der Arbeit, freier Zeiteinteilung, Arbeiten im Freien und Freude am direkten Umgang mit dem Hund. Doch was verbirgt sich hinter dem Berufsbild tatsächlich? Und wie wird man eigentlich Hundetrainer? Welche ­Voraussetzungen braucht man für diesen Job?

Das kann doch jeder – oder doch nicht?
Lange Zeit war der Beruf des Hundetrainers vollkommen ungeschützt. Jeder, der wollte, durfte – unabhängig von jeder Qualifikation – Hundetraining anbieten und so Geld damit verdienen. In Deutschland ist das seit dem 1. August 2014 ein wenig anders. Laut § 11, Abs.1, Nummer 8f des Tierschutzgesetzes bedarf, wer „…gewerbsmäßig (…) für Dritte Hunde ausbilden oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleiten will (…) der Erlaubnispflicht der zuständigen Behörde…“. Übersetzt heißt das: Wer mit Gewinnabsicht Hundetraining anbietet, braucht dazu eine behördliche Erlaubnis. Die zuständige Behörde ist das jeweilige Veterinäramt, das die Erlaubnis, als Hundetrainer tätig zu sein, erteilen oder eben auch verweigern darf. Die Erlaubnispflicht nach § 11 soll ein Mindestmaß an Sachkunde von Hundetrainern sicherstellen und so unqualifizierte oder sogar tierschutzrelevant arbeitende Hundetrainer zum Wohl des Hundes herausfiltern. Welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein Hundetrainer sachkundig ist, kann jedoch jedes Veterinäramt selber festlegen, womit von einem einheitlichen Standard leider weiterhin keine Rede sein kann. Von Ausbildungsnachweisen über Fachgespräche bis hin zu Prüfungen kann alles verlangt werden. Was sollte ein Hundetrainer nun also können und wissen, um sachkundig zu sein?

In Österreich sieht die Sachlage etwas anders aus: Grundsätzlich darf jeder – auch ohne Ausbildungsnachweis – Hunde ausbilden. Jedoch gibt es seit 1. April 2012 das (freiwillige) Gütesiegel zum „Tierschutzqualifizierten Hundetrainer“. Es gibt aber auch eine Hundeausbildungsverordnung, die regelt, was Hundeausbildner dürfen und was nicht. Die Grundsätze der Hundeausbildung gemäß § 2 der Verordnung zur tierschutzkonformen Ausbildung von Hunden gelten für jede Person, die Hunde ausbildet, unabhängig vom zuvor erwähnten Gütesiegel. Diensthunde sind ausgenommen.

Was sollte man mitbringen? – Grundvoraussetzungen
Neben dem nötigen Fachwissen, das wir weiter unten eingehender beleuchten, sollte ein guter Hundetrainer natürlich auch Freude am Umgang mit Hunden mitbringen. Dieser Punkt versteht sich meist von selbst, immerhin ist dies fast immer der Grund des Berufswunsches. Meist verfügen Menschen, die dieses Berufsbild ins Auge fassen, schon über die natürliche Gabe „gut mit Hunden zu können“. Der zweite wichtige Punkt wird jedoch oft übersehen: Als Hundetrainer trainiert man, mit wenigen Ausnahmen, die Halter. Diese sollen zum richtigen Umgang mit ihrem Hund befähigt werden. Der Spaß an der Arbeit mit Menschen steht also ebenso ganz oben auf der Liste von Anforderungen und eine gewisse soziale Kompetenz und ein pädagogisches Geschick sollten vorhanden sein. Die Vorstellung, aus Frust mit Menschen nun einfach mit Hunden zu arbeiten, geht in den meisten Fällen nicht auf. Außerdem ist man als Hundetrainer nie fertig ausgebildet. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Entwicklungen auf dem Gebiet der Kynologie und neue mögliche Ansätze im Training. Kaum ein Gebiet ist so vielfältig! Die Lust, sich weiterzubilden, sollte also unbedingt vorhanden sein.

Auch arbeitet man als Hundetrainer meist dann, wenn andere Leute frei haben. Also bevorzugt in den Nachmittag- und Abendstunden und am Wochenende – eben dann, wenn die Hundehalter Zeit haben. Auch dazu sollte man bereit sein, wenn man den Weg des Hundetrainers wählt.

Ebenso Grundvoraussetzung ist eine gewisse Wetterfestigkeit. Nicht selten verbringt ein Hundetrainer am Wochenende sechs bis acht Stunden draußen auf dem Hundeplatz. Während die Halter nach einer Stunde im windigen Nieselregen wieder gehen, hat der Trainer unter Umständen noch fünf Kursstunden vor sich. Da der Job für die meisten allerdings mehr Berufung als Beruf ist, werden diese Dinge häufig mit einem Lächeln im Gesicht in Kauf genommen. Denn natürlich wird das Hundetrainerherz erwärmt von den Erfolgen, die sich bei Hund und Halter zeigen. Die Freude über diese Erfolge macht alle Unannehmlichkeiten wieder wett und entlohnt den Hundetrainer.

Was sollte ein guter Hundetrainer können – Fachwissen
Das Gebiet des Hundetrainings ist unglaublich weit gefächert und teilt sich in bestimmte Spezialisierungen auf. Ob man lieber auf dem Gebiet der Nasenarbeit tätig ist oder Assistenzhunde ausbildet oder Turnierhundesport betreibt oder … Jeder Hundetrainer entwickelt sich früher oder später in eine bestimmte Richtung und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Egal, wohin der spezialisierte Weg jedoch führt: die nötigen Grundlagen, um auf seinem Gebiet wirklich erfolgreich zu sein, sind für alle gleich.
Dazu gehören:
• lerntheoretische Inhalte, d.h. wie lernt ein Hund, wie kann man ihm etwas beibringen, was kann schief gehen usw.
• ethologisches Wissen, d.h. wie verhält sich ein Hund und warum verhält er sich auf eine bestimmte Art und Weise, welche Mechanismen wirken auf Verhalten, was ist angeboren, was erworben, wie entwickelt sich Verhalten im Laufe des Lebens usw.
• agonistisches Verhalten: wie drückt ein Hund sich wann aus, wie kommuniziert er usw.
• Training: wie kann ich was trainieren, welche Methoden und Hilfsmittel gibt es, wie strukturiere ich ein Training, welche Interventionstechniken kann ich anwenden usw.
• der Umgang mit Kunden: wie soll ein Erstgespräch aussehen, wie ist eine Einzelstunde aufgebaut, wie funktionieren Gruppenstunden usw.
• Gesundheit: woran erkenne ich einen gesunden oder kranken Hund, welche Parasiten und Krankheiten gibt es usw.
• Rassekunde: welche Rassen und Schläge gibt es, welche Auswirkungen hat die Rasse auf Verhalten und Training usw.
• …
Hier hört die Aufzählung noch lange nicht auf. Da die Konkurrenz für Hundetrainer inzwischen recht hoch ist, ist die Entscheidung, über gut fundiertes Fachwissen zu verfügen, keine Wahl mehr, sondern ein Muss.

Fachwissen: Selbststudium oder Ausbildung?
Auch hier gilt zwar der Spruch „Viele Wege führen nach Rom“, jedoch sollte bei der Wahl einiges beachtet werden. Es gibt einige Hundetrainer, die sich erfolgreich durch die Lektüre der richtigen Fachliteratur und das Sammeln von praktischen Erfahrungen selber das richtige Fachwissen und die Fähigkeiten angeeignet haben. Da der Markt an Literatur und Seminaren jedoch groß ist, kann es für einen Anfänger auf dem Gebiet sehr schwer bis unmöglich sein zu erkennen, was gut und fundiert ist und was man eher bei Seite legen oder sein lassen sollte. Leider gibt es immer noch viele Fachbücher und auch Seminaranbieter, die teilweise überaltetes und falsches Wissen vermitteln. Daher kann das Eigenstudium sehr viel Zeit, Geld und auch so manchen Irrweg kosten.
Eine gute und fundierte Ausbildung, die das Handwerk quasi von der Pike auf vermittelt, kann hier sowohl der schnellere, also auch langfristig der kostengünstigere Weg sein. Auch hier gibt es jedoch inzwischen eine Vielzahl an Anbietern und Ausbildungen – von wenigen Tagen bis zu mehreren Jahren ist alles dabei. Und auch die Preisspanne umfasst von Hunderten bis Tausenden Euro alles. Wie also die Spreu vom Weizen trennen?

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Wie sich entscheiden?
Bei der Menge an Anbietern von Ausbildungen ist es schwer, eine Wahl zu treffen. Eine gute Ausbildung sollte auf jeden Fall über mehrere Monate gehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass wirklich alle nötigen Inhalte vermittelt werden können. Außerdem sollte sie aus theoretischen und praktischen Anteilen bestehen. Reines Bücherwissen reicht nicht aus, um erfolgreich Hundetraining anbieten zu können. Genausowenig reichen aber auch rein praktische Erfahrungen, wenn die nötige Theorie im Hintergrund fehlt oder löchrig ist. Erst die Mischung macht´s! Eine gute Ausbildung vermittelt Erkenntnisse auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und bereitet die Teilnehmer auf die Prüfung vor der Tierärztekammer oder den Veterinärämtern vor. Es lohnt sich weiterhin auf die Qualifikationen der Anbieter zu schauen. Welche Erfahrungen bringen diese mit, wo haben sie gelernt, welche Zusatzqualifikationen und Fortbildungen haben sie – im Großen und Ganzen: Sind sie kompetent?

Und natürlich darf und sollte auch das Bauchgefühl ein Mitspracherecht haben. Es lohnt sich immer im Vorfeld Kontakt zu möglichen Ausbildern aufzunehmen, sich beraten zu lassen über Inhalte und Ablauf der Ausbildung, oder sogar mal rein zu schnuppern. Wie läuft die Beratung ab? Fühlt man sich gut aufgehoben oder will man sich lieber weiter umschauen. Auch der Wohlfühlfaktor spielt eine Rolle. Immerhin gibt man i.d.R. viel Geld aus und verbringt in den nächsten Monaten einiges an Zeit bei diesem Ausbilder. Da sollte man sich auf jeden Fall wohlfühlen!

Hundetrainer – und nun?
Spätestens nach der erfolgreichen Ausbildung zum Hundetrainer steht die Entscheidung an, was man nun damit macht. Die Anstellung in einer bereits bestehenden Hundeschule ist meistens unwahrscheinlich, da diese oft Ein- oder Zwei-Mann-Betriebe sind. Nur größere Hundeschulen, die z.B. noch eine ­Pension oder ähnliches mit angegliedert haben, können sich Angestellte leisten. Und nun? Eine eigene Hundeschule eröffnen? In Teilerwerb oder hauptberuflich? Mobil oder mit einem festen Hundeplatz? Fragen über Fragen.

Wer sich entscheidet, direkt im Vollerwerb von seiner eigenen Hundeschule leben zu wollen, braucht auf jeden Fall das nötige Startkapital. Einen Kundenstamm aufzubauen braucht erstmal Zeit, und auch die saisonalen Schwankungen im Geschäft müssen ausgeglichen werden. Dies sollte in die Kalkulation mit einbezogen werden.

Um mit weniger Anfangskapital loslegen zu können, entscheiden sich daher viele Hundetrainer zunächst für eine Tätigkeit im Nebenerwerb. Die Lebenshaltungs­­­kosten werden so ­weiterhin vom ­Hauptjob gedeckt, während neben­­beruflich schon die Hundeschule aufgebaut ­werden kann. Je besser es läuft, desto mehr kann man im ersten Job reduzieren.

Auch die Entscheidung, ob man lieber mobil, d.h. ohne festen Platz arbeiten oder man einen Hundeplatz möchte, ­unterliegt finanziellen Gegebenheiten, aber auch dem eigenen Geschmack. Eine mobile Hundeschule ist kosten­­günstiger und sehr flexibel. Ein Platz ­kostet Geld, bietet aber gerade für ­bestimmte Stunden, z.B. Welpenkurse, bessere Möglichkeiten. Wie man sich e­ntscheidet ist also eine sehr individuelle Sache. Die Beratung durch einen, auf dem Gebiet erfahrenen, Existenz­­gründer ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee!

Traumberuf Hundetrainer
Fazit: Hundetrainer ist und bleibt ein Traumberuf! Durch Einführung der Sachkundepflicht und der wachsenden Konkurrenz sind die Anforderungen jedoch gerade in den letzten Jahren stark gewachsen. Eine Entscheidung für diesen Berufsweg sollte daher bewusst und nach eingehender Recherche getroffen werden. Damit der Traum dann auch gelebt werden kann.

Pdf zu diesem Artikel: traumberuf_hundetrainer

 

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