TOW: Meldungen über schwer kranke Welpen nehmen zu

Von Martina Bartl

3.000 Online-Inserate täglich – Illegale Tierhändler zählen zu Gewinnern der Corona-Pandemie – Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) fordert: Ministerium muss Rahmenbedingungen endlich ändern

Lola, neun Wochen jung, übergeben an einem Parkplatz im Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn. Benny, acht Wochen, mit zahlreichen anderen Welpen im Kofferraum aus der Slowakei nach Wien geliefert. Beide Hunde wurden über das Internet gekauft, beide Hunde waren schwer krank. Benny musste bereits eingeschläfert werden, Lola kämpft. „Dies sind nur zwei tragische Fälle von Welpenhandel aus dieser Woche. Wir gehen davon aus, dass derzeit rund 25 Prozent mehr Hunde angeschafft werden als in Nicht-Corona-Zeiten – ein Großteil davon kommt von skrupellosen Tierhändlern aus dem Internet“, so Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW). Die TOW warnt davor, Tiere über Online-Plattformen, Social Media-Gruppen oder andere Webseiten zu kaufen und fordert das zuständige Gesundheitsministerium auf, weitere Schritte gegen den unseriösen Handel mit Tierwelpen zu setzen.

Der illegale Welpenhandel blüht weiter – ein Opfer ist der süße Benny, der den Kampf gegen Parvovirose verloren hat. (Foto © TOW)

In Pandemie-Zeiten wächst bei vielen Menschen kurzfristig der Wunsch nach einem treuen Begleiter. Mit ein paar Klicks im Internet lässt sich dieser erfüllen: Rund 3.000 Inserate, in denen auf einschlägigen Webseiten Hunde und Katzen zum Kauf oder zur Adoption nach Österreich angeboten werden, finden sich täglich im World Wide Web. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der Tierschutzombudsstelle Wien zeigt, sind diese Angebote nicht immer legal. Das österreichische Tierschutzgesetz gestattet nur unter bestimmten Voraussetzungen das öffentliche Feilbieten von Tieren im Internet. „Die unseriösen AnbieterInnen nutzen gezielt die rechtlichen Grauzonen und Schwächen im System aus, um ihr mieses Geschäft, das in diesen Zeiten besonders lukrativ ist, auszuüben“, erklärt Persy.

Eines dieser Schlupflöcher ist die in Österreich geltende Ausnahmeregelung bei der grenzüberschreitenden Verbringung von Heimtieren: Bestätigt ein Händler, dass der Welpe seit Geburt keinen Kontakt zu wildlebenden Tieren hatte, kann er das Tier ohne Tollwutimpfung ins Land bringen. „Normalerweise wäre das erst mit wirksamen Tollwutschutz möglich, also frühestens ab einem Alter von 15 Wochen“, weiß Persy. „Mit dieser Ausnahme wird der Handel mit ganz jungen Welpen gefördert, was dazu führt, dass nicht nur zahlreiche Tiere, sondern auch die Österreicherinnen und Österreicher leiden, die verzweifelt versuchen, die kranken Tiere mit horrenden Behandlungskosten am Leben zu erhalten.“ Eine Anpassung der Regelung an die in anderen EU-Ländern übliche Vorgehensweise – Verbringung nur mit gültigem Tollwutschutz – könnte ohne großen Aufwand vom Ministerium vorgenommen werden.

Skandalös scheinen auch die Zustände im Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn zu sein, wo die Käuferin der eingangs erwähnten Hündin Lola das Tier auf einem Parkplatz übernommen hat. Ihren Schilderungen nach habe die Exekutive auf beiden Seiten den Kauf auf offener Straße toleriert. Mehr noch: Zweifel der Käuferin ob dieser ungewöhnlichen Vorgehensweise seien von den Beamten mit dem Hinweis, dass „sie es schon kennen“ entkräftet worden. „Wir haben die Kollegin im Burgenland bereits informiert, die der Sache nachgehen wird“, so Eva Persy.

Für Lola und Benny kommt eine mögliche Änderung der Bestimmungen zu spät: Benny musste nach seinem fünftägigen Kampf gegen Parvovirose erlöst werden. Seine Halter bleiben auf 2.000 Euro Behandlungskosten und dem Anschaffungspreis von 1.300 Euro sitzen. Lola (Kaufpreis: 950 Euro, Behandlungskosten: derzeit 1.400 Euro) leidet unter akutem Parasitenbefall, die nächsten gesundheitlichen Probleme sind absehbar: Bei der Hündin wurden bereits mehrere Gendefekte diagnostiziert. Die Verkäuferin ist nicht mehr zu erreichen. „Ich bitte Sie inständig: Lassen Sie die Finger von Welpen aus dem Internet und ersparen Sie den Tieren und sich unnötiges Leid“, appelliert Eva Persy. Ihre Empfehlung: „Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich einen Hund zuzulegen, sollte unbedingt zunächst den Sachkundekurs für Neu-HundehalterInnen besuchen. Dieser bietet einen umfassenden Überblick darüber, was bei der Anschaffung und Haltung von Hunden zu beachten ist.“ Alle Informationen finden Sie auf www.hunde-kunde.at.

Die TOW im Internet: www.tieranwalt.at
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