Tosa Inu – Japans Liebling und Europas Exot

Von Mag. Sabintheres Grabner

Mit dieser Größe und dem ­imposanten Körperbau ist dieser Hund nicht leicht zu über­sehen. Natürlich ist er mutig und selbstbewusst, aber bei näherem Kennenlernen entdeckt der Mensch schnell seine sensible Seite: Gelassenheit, Ruhe und Geduld machen den mächtigen Bodyguard zu dem Familienhund, der er sein soll. Inmitten seiner Lieben fühlt sich der rote Riese am wohlsten, obwohl er seiner Geschichte nach für ganz ­anderes bestimmt ist.

Der Tosa Inu ist eine japanische Hunderasse und kommt dort Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal in Aufzeichnungen vor. Auf der Insel Shikoku, im südlichen Teil Japans, wird die heimische Rasse Shikoku-Ken mit den Rassen Bulldog, Bullterrier, Bernhardiner, Mastiff und Deutsche Dogge gekreuzt. Die Japaner sind besonders von der Größe, Kraft und Ausdauer des molosser­artigen Hundes begeistert und fangen an, ihn für nicht aggressive Ring-Veranstaltungen zu benutzen. Dieses Kräftemessen ist dem traditionellen Sumoringen sehr ähnlich. Die Hunde müssen vollkommen lautlos, ohne Bellen oder Winseln, ringen. Der Hund, der als erster den anderen zu Boden bringt, hat gewonnen. Bei Regel­verstößen wie Beißen, Aggressivität oder Knurren wird sofort abge­brochen. Es ist ein ungefährliches Spektakel, das in Japan immer noch mit viel Zeremoniell durchgeführt wird. Europäische Züchter möchten sich trotzdem von dieser Beschäftigung distanzieren und der großartigen Rasse andere wertvollere Aufgaben zuweisen.

Furchtloser Familienhund
Der japanische Hund besticht mit seiner Körpergröße (bis zu 60 cm) und seinem stolzen Gewicht (bis zu 38 Kilogramm). Seine Statur ist ­quadratisch und muskulös. Mit all ­diesen Attributen bekommt der Tosa Inu ein sehr selbstsicheres, oft auch als arrogant bezeichnetes Erscheinungsbild. Mit seinen hängenden Ohren, der rot-braunen Fellfarbe und der dicken Hautfalte am Hals ist der Tosa Inu eine der seltensten Hunderassen der Welt. Charakterlich ist er sehr zurückhaltend, ruhig, geduldig und gelassen. So schnell bringt ihn nichts aus der Ruhe. Sein Nerven­kostüm ist dick und daher auch durchaus für eine Familie mit Kindern ge­eignet. Stille Wasser sind bekanntlich tief, auch das trifft hervorragend bei dem Tosa Inu zu. Nicht umsonst eignet er sich als Wachhund. Fremden gegenüber ist er distanziert und sein Mut und seine Unerschrockenheit machen ihn für unerwünschte Gäste nicht zu „Everybody‘s Darling". Aber nur, weil er gut wachen kann, bedeutet das nicht, ihn aus der ­Familie in ­reine Zwinger- oder Hofhaltung zu verbannen. Damit kommt dieses sensible Wesen überhaupt nicht klar. Der Tosa Inu liebt seinen Platz in der Familie und ist lieber mittendrin als nur dabei. Was angesichts seiner Größe nicht immer einfach ist. Der Exot der Hundewelt ist ein guter Reisebegleithund und kommt, solange seine Lieben dabei sind, mit räumlichen Veränderungen gut zurecht.

Geist oder Körper?
Tosa Inu und Sport, ja, das geht zusammen. Obwohl er sicher zu den schwerfälligeren Vertretern seiner Spezies gehört, mag er Bewegung in Maßen. Ab dem 15. Monat kann der Hund auch neben dem Fahrrad mitlaufen oder auf Joggingtouren mitgenommen werden. Sollte aufgrund von Zeitmangel oder Wetterlage der Auslauf gering ausfallen, ist der Tosa Inu auch nicht gleich unausgelastet.

Extrem aktive Menschen werden mit dem Molosser nicht so viel Freude haben, weil der Tosa Inu aufgrund seiner Körperstatur weniger ausdauernd ist und doch lieber ruht als ständig läuft. Was Erziehung betrifft, da sind leise Töne angebracht. Eine ebenso ruhige aber konsequente Haltung dem Hund gegenüber führt zum Erfolg. Eine gewisse Dickköpfigkeit bringt er mit sich, ist aber dennoch sehr intelligent und gelehrig. Hundeschule kann ihm durchaus Spaß machen. Gerade im Welpenalter sollte der Tosa Inu viele andere Hunde kennenlernen, um nicht zum Rüpel zu werden. Grundsätzlich mag er andere Hunde und akzeptiert sie auch im eigenen Haushalt. ­Gerade Hündin und Rüde ergänzen sich in einer Familie gut. Dennoch ist der Tosa leichter als Einzeltier zu halten.

Gesundheit
Die Lebenserwartung liegt bei 10 Jahren. Die Haltung und Zucht des Tosas sind im Augenblick noch echte Pionierarbeit, da es in Europa nur sehr wenige Hunde gibt. Schätzungen zufolge leben derzeit rund 30 in Deutschland und nur eine Handvoll in Österreich. Der Tosa Inu gehört zu den Molosserrassen und braucht daher dementsprechend lange, bis er vollständig entwickelt ist. Mit drei Jahren ist er ausgewachsen, und daher sollte darauf geachtet werden, dass er auch nicht zu schnell wächst. Wie bei vielen großen Hunden ist auch bei ihm vermehrt mit Hüftgelenksdysplasie (HD) zu rechnen. Die Züchter achten daher darauf, HD-freie Tiere zu verpaaren, doch ist es auch wichtig, als zukünftiger Halter auf die Gesundheit im Bewegungsapparat des Hundes zu achten.

Kein Hund für Jedermann
In Japan ist der Tosa eine Legende und ein Mythos. Er wird dort stolz wie ein Sumoringer verehrt. In Europa leistet er als Familien- und Wachhund großartige Dienste. Aufgrund seiner Kraft und seines imposanten Äußeren darf er nicht in falsche Hände geraten und etwa als Statussymbol missbraucht werden. Leider ist diese eindrucksvolle Rasse in vielen Bundesländern in Deutschland und Österreich auf den Listen der sog. gefährlichen Hunde zu finden. Diskriminierte Rassen, die a priori als gefährlich und aggressiv abgestempelt werden. Die Folge sind Zucht- und Haltungsverbote, Maulkorb- und Leinenzwang, höhere Hundesteuer und Kriminalisierung der Besitzer. In Deutschland und Österreich hat nachweislich noch kein Tosa einen Menschen verletzt. Es bleibt abzuwarten, ob der Tosa in den nächsten Jahren wieder Fuß fassen kann, oder ob er langsam ­ausstirbt. Das japanische Sprichwort „die ­Stillsten sind die Tapfersten" trifft auf den sanften Riesen eindeutig zu. Der Tosa Inu ist ein angenehmer ruhiger Hund, der kaum bellt, aber trotzdem ein verlässlicher Beschützer bleibt. Eine seltene Hunderasse mit guten Anlagen, die auf jeden Fall weiter bestehen sollte.

WUFF-INFORMATION

Rasseklubs

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