Mein Hund bleibt nicht allein zu Hause!
Frage: Wie bringen wir unseren Hund dazu, allein zu Hause zu bleiben, ohne zu heulen und zu bellen oder Sachen in der Wohnung zu zerstören? Wir verstehen diese Reaktion überhaupt nicht, zumal er ganz brav, auch längere Zeit, im Auto wartet.
Elisabeth Cech-Harrer: Leider haben Sie uns nicht geschrieben, wie alt Ihr Hund ist, sprich, wie lange er dieses Verhalten schon zeigt, denn unsere Hunde sollten schon früh lernen, alleine zu bleiben. Das geht natürlich, wie alles in der Hundeerziehung, nur in kleinen Lernschritten. Bei einem Welpen beginnt man nach der Eingewöhnungszeit damit, dass man Tabuzonen schafft: So soll er Sie z.B. nicht auf die Toilette oder ins Badezimmer begleiten. Zusätzlich geht hin und wieder noch eine andere Türe vor seiner Nase zu, wenn er hinter Ihnen herläuft. Sie erscheinen aber gleich wieder, noch bevor er zu kratzen oder zu winseln beginnt. „Gestalten" Sie, z.B. im Wohnzimmer, von Anfang an eine „Höhle" für Ihren Hund, mit Decke und Kauknochen.
„Boxentraing"
Sehr praktisch ist eine Hundetransportbox, im Tierfachhandel erhältlich. Ganz im Gegensatz zu uns Menschen fühlt sich ein Hund darin nicht eingesperrt, sondern sicher, wie in einer Höhle. Eine große Wohnung oder ein Haus ist für ihn oft nicht überschaubar, er ist überfordert. Panik kann ausbrechen, wenn man jetzt beginnt, ihn alleine zu lassen. Setzen Sie Ihren Welpen das erste Mal in diese Box, wenn er müde und satt ist. Jetzt können Sie den Raum für kurze Zeit verlassen. Kommen Sie auf jeden Fall nur dann zurück, wenn er still ist. Ist er das nicht, beruhigen, trösten oder schimpfen Sie keineswegs. Durch Beruhigen oder Trösten verstärken Sie sein Verhalten, durch Ihr Schimpfen bekommt er jetzt vielleicht wirklich Angst, diesmal vor Ihnen. Auf jeden Fall hat er aber erreicht, dass Sie zurückkommen. Somit war sein Jammern erfolgreich und er wird es wieder tun. Hat er das Alleinbleiben in einem Zimmer gelernt, üben Sie auch, das Haus zu verlassen, und steigern täglich die Zeit um einige Minuten. Überprüfen Sie aber anfänglich, ob er sich wirklich ruhig verhält (mittels Tonband oder Videokamera). Oder bleiben Sie bei der Haustüre und lauschen Sie. Setzen Sie Ihren Hund aber auch manchmal in seine Box, wenn Sie bei ihm sind, reden und spielen Sie mit ihm, damit er diesen Aufenthaltsort nicht mit Alleinlassen verknüpft. Wenn er sich von selbst dort hinein zurückzieht, dann ist die Übung perfekt gelungen.
Was tun bei älteren Hunden?
Bei älteren und erwachsenen Hunden, die nicht allein bleiben können, ist die Lösung des Problemes schwieriger und dauert meist länger. Hunde äußern ihre Angst, Erregung oder Frustration auf vielfältige Weise. Von Bellen, Winseln, Heulen, Gegenstände zerstören, Kot absetzen bis Urinieren – all diese Verhaltensweisen können auftreten. Und mit jeder neuen Erfahrung, die Ihr Hund mit dem Alleinlassen macht, verschlimmert sich seine Trennungsangst. In solchen Fällen ist es ratsam, sich an einen Tiertherapeuten zu wenden. Grundsätzlich wird dabei das Gleiche gemacht, wie eingangs beschrieben: Langsame schrittweise Gewöhnung an das Alleinebleiben. Doch zusätzlich werden noch andere Maßnahmen getroffen. Sie erhalten Ratschläge, wie Sie beispielsweise Ihr Abschieds- und Begrüßungsverhalten dem Hund gegenüber verändern sollen, oder es wird die Dauer Ihrer Abwesenheit genau bestimmt, bzw. die Räumlichkeiten ausgesucht, in denen Ihr Hund das Alleinsein lernt. Auch vorhandene Rituale, die für Ihren Hund „Jetzt werde ich verlassen" bedeuten, werden geändert, und durch zusätzliche Übungen wird die Selbständigkeit ihres Hundes gefördert. Eventuell wird die Therapie medikamentös oder homöophatisch unterstützt.
Da man aber natürlich nicht wochenlang daheim bleiben kann, bis eine Besserung eintritt, wird genau besprochen, welche Möglichkeiten es gibt, wenn Sie beruflich oder privat abwesend sein müssen. Und hier ist das Auto häufig schon nützlich gewesen. Hunde warten oft, wie in Ihrem Fall, vollkommen ruhig und gelassen im Wagen auf die Rückkehr Ihrer „Chefs". Sei es, weil die Hundebesitzer unbewusst die Zeitintervalle richtig bemessen haben, sei es, weil das Wageninnere die richtige Größe hat und der Hund sich sicher fühlt, eventuell ist er auch durch das Geschehen draußen abgelenkt. Schimpfen Sie auch nicht, wenn er auf den Fahrersitz springt und dort wartet, breiten Sie eine alte Decke aus, wenn Sie aussteigen, und sagen Sie sich: Wenn er das Warten im Auto gelernt hat, wird er es auch im Zimmer lernen. Hat er es im Zimmer geschafft, wird er Alleinbleiben auch in der Wohnung verkraften. Einen baldigen Erfolg und weiterhin „eiserne Nerven", wünscht Ihnen
Elisabeth Cech-Harrer
Leiterin des Dog-College Tattendorf
Hundeerziehung & Verhaltensberatung
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Elisabeth Cech-Harrer ist Leiterin des Dog College Tattendorf (Niederösterreich, nahe Wien) und Expertin für Hundeerziehung & Verhaltensberatung.
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