Tierschutz extrem – Lieber tot als an einen Züchter vermitteln?

Von Gerald Pötz

Am 12. Dezember 2012 erreicht die WUFF-Redaktion ein Hilferuf von der in Ungarn lebenden Tier­schützerin Brigitte P. mit folgendem Inhalt: „Bin am Montag in meinem Garten, sehe bei meinen ­Nachbarn ein großes Loch ausgehoben und eine Schaufel daneben liegen. Ich frage, was los ist. Die Nachbarin sagt, dass sie ihren Tosa Inu namens Dano töten wollen, weil sie am 30. Dezember mit der ganzen Familie nach Deutschland auswandern und diesen großen Hund nicht mitnehmen können."

Als ich diese Geschichte lese, kann ich es zuerst nicht glauben und kontaktiere sofort Brigitte P. in Ungarn, die mir den Sachverhalt leider bestätigt. Sofort setze ich alle Hebel in Bewegung, um Dano aus dieser lebensbedrohlichen Situation zu befreien. Unter anderem kontaktiere ich eine deutsche Tosa Inu-Züchterin, die sich spontan bereit erklärt, Dano aus Tausend Kilometern Entfernung zu holen und ihn auf­zunehmen, bis sich ein endgültiger Platz für ihn findet.

Lieber tot als zu einem Züchter …
Mittlerweile sollen – laut Auskunft von Brigitte P. – die österreichischen Vereine „Hope for dogs" bzw. ­„Animal Life" die Vermittlung von Dano übernommen haben. Auf meine Nachfrage bei Brigitte P. erhalte ich die Nachricht, dass die Verantwortlichen Dano ­keinesfalls an einen Züchter vermitteln – auch nicht im Notfall. Bei mir kommt diese Nachricht so an, als meine man „lieber tot als zu einem Züchter". Für mich schwebt Dano zu diesem ­Zeitpunkt noch immer in Lebensgefahr, da ich davon ausgehen muss, dass er sich noch bei seinen Besitzern befindet, die ihn – in welcher Form auch immer – töten und vergraben wollen.

Hilfsangebote werden abgelehnt
Auch Maria H., die in Ungarn an der österreichischen Grenze eine Hunde­schule betreibt und sich oft um Tierschutzfälle kümmert, erfährt am 21. Dezember von Danos Schicksal. Sofort erklären sie und ihr Mann sich bereit, Dano zu holen und in Pflege zu nehmen, da sie in ihrer Hundeschule aktuell ohnedies keinen Betrieb haben.

Maria H. bekommt jedoch ein Mail, dass sich bereits ein Interessent für Dano gemeldet habe und sich ihn ansehen werde. Daraus wird jedoch nichts, weil Dano plötzlich nicht mehr bei seinen Besitzern ist, sondern in Györ sitzt (nach WUFF-Recherchen im Partner-Tierheim von „Hope for dogs"). Erneut bietet Maria H. an, Dano sofort zu holen und ihn in Pflege zu nehmen, auch die Kastration hätte Maria H. veranlasst. Erneut wird die Herausgabe des Hundes verweigert. Nach unzähligen Mails ist es endlich soweit und Maria H. bekommt am 27.12.2012 ein Mail, dass sie Dano in Györ holen könne, jedoch erst nach der Kastration, die wiederum erst am 2.1.2013 durchgeführt werde. Es ist unbekannt, wo sich Dano in dieser Zeit aufgehalten hat.

Dano ist verschwunden
Am 3.1.2013 fahren Maria H. und ihr Mann gleich am Morgen nach Györ in jenes Tierheim, das unter öster­reichischer Leitung stehen, jedoch nur mit ungarischem Personal betrieben werden soll. Dano ist jedoch nicht in diesem Tierheim. Nun teilt man Maria H. mit, dass sie nochmals kommen solle, und zwar könne sie Dano am Nachmittag um 14:30 übernehmen. Pünktich steht Maria H. neuerlich vor dem Tierheim, und neuerlich kein Dano. Sie will den Leiter des Tierheimes sprechen. Dieser ist zwar vor Ort, ist aber zu keinem Gespräch bereit. Schließlich wird Dano doch von einem Tierheim-Mitarbeiter geholt, woher, ist unbekannt. Dann werden die ­Formaltäten erledigt, es wird bezahlt und endlich geht es ab nach Hause.

Gerettet!
Seit dieser Zeit lebt Dano nun bei Maria H. und ihrem Mann. Dano war bei der Übergabe total abgemagert. Endlich darf er sich von den Strapazen erholen. Es ist unklar, was Dano in seinen zweieinhalb Jahren alles durchmachen musste, und trotzdem ist er ein total liebenswerter Vertreter ­seiner Rasse geblieben. Er ist sehr menschen­bezogen, freundlich und bewegungsfreudig. „Erst sind wir mit ihm nur kurze Runden ­spazieren gegangen und er durfte sich am Hundeplatz auslaufen. Ich habe mit ihm angefangen leichte Übungen zu machen und gesehen, dass er sehr kooperativ ist und schnell lernt", sagt Maria H. gegenüber WUFF. „Außerdem haben wir auf dem Platz auch kontrollierte Hundebegegnungen durchgeführt. Erst mal immer nur mit einer Hündin, jedoch verschiedener Rassen, um ihn einschätzen zu können. Neulich ­konnten wir bereits in der Gruppe mit vier Hunden ein paar Übungen machen. Mit einem Rüden habe ich eine Begegnung am Zaun versucht, dieser hatte jedoch große Angst vor Dano, sodass wir auf Wunsch des Besitzers die Begegnung vorerst abgebrochen haben. Wir ­werden aber weiter daran arbeiten, um Dano ­positive Erlebnisse zu ermöglichen, bis er seinen Lebensplatz gefunden hat."

Ob für die offenbar anfänglich versuchte Vereitelung der Herausgabe des Hundes nun das Tierheim in Györ verantwortlich war oder einer der involvierten Tierschutzvereine, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Jedenfalls ist dieser Fall ein klassisches Beispiel, wie Tierschutz nicht praktiziert werden darf. Dass ein Hund offensichtlich aufgrund einer all­gemeinen „Kastrationswut" und eines „Züchterhasses" einiger Tierschützer vermeidbarem Leid ausgesetzt wird, ist unentschuldbar! Dieses Handeln entspricht vielmehr einem Motto, wie etwa „lieber tot als zu einem Züchter" …

Lebensplatz gesucht
Dano wird auf seinem Pflegeplatz bei Maria H. aufgepäppelt und bestens für sein neues Leben vorbereitet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Lebensplatz für Dano. Interessenten melden sich bitte bei der WUFF-Redaktion (redaktion|at|wuff.at).

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