Tierärzte präsentierten Zertifikat für Pflicht-„Hundekurse“

Von Monica Sterle

„Unmittelbarer Handlungsbedarf“ für österreichweite Ausbildung – Unterlagen zu  Sachkundenachnachweis nach bayrischem Modell – Derzeit rechtlicher „Fleckerlteppich“ je nach Bundesland

Wien (APA) – In Wien müssen alle künftigen Hundebesitzer ab 1. Juli 2019 einen Sachkundenachweis im Umgang mit ihren Vierbeinern erbringen. Die Wissensvermittlung soll in Zukunft bei eigens ausgebildeten Veterinären liegen. Die Tierärztekammer (ÖTK) präsentierte das neue „ÖTK-Hundezertifikat“ nach bayrischem Vorbild bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien.

Einen guten, qualifizierten Hundetrainer zu erkennen und zu finden war in Österreich für Laien bis dato meist sehr schwierig, einheitliche objektive Standards Mangelware. Für den verpflichtenden Sachkundenachweis hat die Tierärztekammer nun ein Modell präsentiert, das bundesweit einheitlich gelehrt und geprüft werden soll. Veterinäre mit Zusatzausbildung sollen ab Jahresbeginn ihr Wissen an Hundehalter und solche, die es werden wollen, weitergeben. Im Zentrum steht dabei ein prophylaktischer Ansatz. „Uns ist es wichtig, dass man sich verpflichtend vor der Anschaffung Gedanken macht“, erklärte Tierärztekammer-Präsident Kurt Frühwirth. Er sieht begrüßt „die aktuelle Debatte um einen qualitätsvollen Umgang zwischen Mensch und Tier in der Hundehaltung.“

Die juristische Seiten sei derzeit bundesweit sehr unübersichtlich, bemängelte Mitinitiator und Fachtierarzt Erik Schmid. „Die Bestimmungen ähneln einem Fleckerlteppich.“ Während der Wiener Landtag aktuell etwa eine generelle Leinen- und Beißkorbpflicht für sogenannte Listenhunde und eine Alkoholgrenze von 0,5 Promille für deren Besitzer beschlossen hat, sind die Kriterien und Regelungen der anderen Bundesländer sehr unterschiedlich. Sachkunde wird mancherorts in bis zu zehn Ausbildungsstunden vermittelt, anderswo ist dies gar nicht vorgesehen. Diverse Maßnahmen bewegen sich darüber hinaus zwischen freiwillig und verpflichtend.

Die Tierärztekammer plädiert für eine bundesweite Vereinheitlichung. „Wir unterstützen die Anstrengungen, eine standardisierte Ausbildung für künftige Hundebesitzer umzusetzen“, so Frühwirth. Er verspricht sich davon „mehr Qualität in der Hundehaltung“. Denn: „Hundewissen schützt vor Bissen“: Kollege Erik Schmid verwies auf zahlreiche Vorfälle aufgrund von Missverständnisse im Umgang mit den Vierbeinern, von denen viele durch die Aneignung von spezifischem Wissen vermieden werden könnten. Dazu müsse man die Verhaltensmuster und Bedürfnisse seines Vierbeiners einschätzen und deuten können.
Das „Best practice“-Konzept nach bayerischem Vorbild wurde von der unabhängigen „Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz“ abgesegnet. Leiterin und Juristin Martina Dörflinger bestätigte, dass „Hundehaltern sowohl der sichere Umgang mit ihrem Tier als auch die essenziellen rechtlichen Regelungen für eine tierschutzkonforme Hundehaltung vermittelt“ würde. Die Veterinäre sehen sich als passende Ansprechpartner, weil es neben verhaltenstypischen auch medizinische Fakten gebe, über die man als Hundebesitzer informiert sein müsse. Sie plädieren für eine offizielle Anerkennung des ÖTK-Hundezertifikats. (S E R V I C E – Details unter https://www.tieraerztekammer.at).

 

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