Therapiehunde ganz persönlich: Besondere Hunde für besondere Menschen

Von Martina Bartl

Sie sind Helden auf vier Pfoten, beeindrucken durch ihre Sensibilität und ihr feines Gespür und sind für viele Menschen unersetzbare Hilfe im Alltag – Therapie- bzw. Assistenzhunde. WUFF holt in dieser neuen Serie diese Helden vor den Vorhang. Im ersten Teil wollen wir die dreijährige Emma vorstellen, die durch ihr sensibles Wesen selbst an Demenz erkrankten Menschen nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Emma ist eine Berner Sennenhündin, die gemeinsam mit der 30-jährigen Marie Mauer, studierte Ergotherapeutin aus Essen (DE), mit ihren Besuchen vorwiegend älteren Menschen Freude in deren oftmals tristen Alltag bringt. Emma begleitet Marie schon seitdem sie zehn Wochen alt ist – dabei sah es anfangs gar nicht danach aus, dass sich Emma als Therapiehund eignen würde: »Emma war als Junghund ein richtiger Rüpel. Sie testete permanent ihre Grenzen an mir aus, und alles deutete darauf hin, dass sich Emma nicht als Therapiehund eignen würde. So war das eigentlich nicht geplant, vor allem deshalb, weil Emma mein absoluter Traumhund war. Ich wollte schon immer einen Berner Sennenhund, auf jedem Wunschzettel an den Weihnachtsmann und zu jedem Geburtstag stand ein Hund dieser Rasse ganz oben auf der Liste. Mit 28 habe ich mir dann diesen Wunsch erfüllt, und als Emma am 21. September 2017 ins Leben purzelte, bekam ich lediglich ein Foto, auf dem sie nur von hinten zu erkennen war – und trotzdem wusste ich: Das ist mein Hund! Therapiehunde sollten vorher eingehend beobachtet werden, um ihre Tauglichkeit zumindest im Ansatz zu überprüfen. Jeder professionelle Ratgeber legt einem die korrekte charakterliche Auswahl ans Herz. Das wusste ich natürlich, aber ich vertraute meinem Bauchgefühl und entschied mich für Emma. Und ich sollte Recht behalten, denn mit Unterstützung von Hundetrainern entwickelte sich Emma immer mehr zu einem großartigen Co-Therapeuten auf vier Pfoten«, erzählt Marie über die ersten Monate mit ihrer Emma.

Mittlerweile ist Emma ein unverzichtbarer Teil der Arbeit von Marie. Emma verschafft sich durch ihre offene, herzliche und immer fröhliche Art Zugang zu den alten bzw. kranken Menschen und animiert so die Patienten, sich ihr zu öffnen. »Natürlich gibt es auch Menschen, die mit einem Hund nichts anfangen können oder ihn sogar ablehnen. Emma schafft es oft, sogar diese Menschen für sich zu gewinnen – ihre Anwesenheit reicht meist völlig aus, der Rest kommt dann von ganz alleine. Und das ist wohl ihre größte Stärke«, schwärmt Marie von ihrer Hündin, die auch privat viel Körperkontakt sucht: »Emma zeigt mir ständig ihr Bedürfnis nach Zuneigung und ihre Freude am Zusammensein. Oft liegt der 44-kg-Hund selig und zufrieden schlafend auf meinem Brustkorb. Diese Momente und unsere gemeinsame Therapiearbeit machen mich unendlich glücklich – deshalb liebe ich meinen Job, dafür liebe ich Emma.«

Marie Mauer erzählt:

Ein Therapie-Einsatz, der besonders in Erinnerung geblieben ist:

Eine Frau (Ende 50, Diagnose: Demenz und Multiple Sklerose) erkannte bereits seit vielen Jahren ihre Familie und andere ihr nahestehende Personen nicht mehr. Sie zog sich sozial und mental immer mehr zurück und wollte kaum noch das Zimmer/Pflegeheim verlassen (durch die MS war sie zudem auf einen Rollator angewiesen und sehr schlecht zu Fuß). Als sie Emma kennenlernte, änderte sich das: Sie fragte mehrmals täglich das Pflegepersonal im Heim nach Emma, bei unseren Besuchen öffnete sie sich zunehmend, lächelte fast durchgehend und ließ sich von Emma und mir jedes Mal mit dem Rollstuhl raus in die Natur begleiten. Wir verbrachten viele schöne Stunden an der frischen Luft und erkundeten gemeinsam das nähere Umfeld. Emma lief dabei stets (freiwillig) neben ihr am Rollstuhl und holte sich zwischendurch ihre Streicheleinheiten ab. Leider trennten sich durch äußere Umstände unsere Wege, doch die Frau fragte noch eine ganze Weile nach Emma. Es tat mir sehr leid, sie nicht weiter mit Emma begleiten zu können. Emma und die Dame waren wirklich sehr eng miteinander verbunden; so intensiv zeigt Emma das nur bei sehr wenigen. Die Patientin konnte sich trotz ihrer Demenz genau an Emma erinnern und auch an alles andere, was mit Emma zu tun hatte (Rasse, Alter, mich als Besitzerin usw.).

Was macht Emma so besonders?
Emma ist ein sehr menschenbezogener, zugänglicher Hund und fordert auch aktiv Körperkontakt. Sobald man nur in ihre Richtung schaut, sucht sie die Interaktion. Es gibt für Emma nichts Größeres, als bei ihrem Menschen/Rudel zu sein. Diese Eigenschaft ist für ihren Job als Therapiehund sehr förderlich und lässt sich nur schwer anerziehen.

Gibt es etwas, das Emma gar nicht mag?
Mit Kindern hat Emma leider keine guten Erfahrungen gemacht. Deswegen setze ich sie in der Pädiatrie auch nicht mehr ein. Beruflich wie auch privat macht sie eher einen Bogen um Kinder. Das respektiere ich und beschütze sie dahingehend auch. Hektische Bewegungen, (Kinder-)Geschrei u. ä. machen Emma eher Angst, daher setze ich sie bei solchen Patienten auch nicht (mehr) ein. Somit sind unsere Hauptbereiche, die Geriatrie, Neurologie und Psychiatrie auch bestens für unsere gemeinsame Arbeit geeignet.

WUFF sucht: Unersetzbare Helfer im Alltag
Wenn auch Sie so einen Therapie- und Assistenzhund kennen oder mit einem zusammen leben, dann schicken Sie uns einfach eine kurze Beschreibung an ­redaktion@wuff.eu und wir melden uns bei Ihnen. Wir freuen uns auf viele Zuschriften über besondere Hunde für besondere Menschen.

Steckbrief

Name: Emma
Geschlecht: weiblich (kastriert)
Geb.-Datum: 21. September 2017
Rasse: Berner Sennenhund
Therapie-Einsatzgebiete: Geriatrie, Neurologie, Psychiatrie (hauptsächlich mobile Einsätze in privaten Haushalten, Altenpflegeeinrichtungen, Betreutes Wohnen u. ä.)
Lieblingsfutter: Möhren (!), Joghurtbecher auslecken u.v.m. – sie hat einen gesunden Appetit.
Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit: sehr viel (!) kuscheln, lange Wanderspaziergänge/Ausflüge an die Nordseeküste, mit ihrem Hundefreund Sami (Labrador-Mischling; kennen einander seit sie zehn Wochen alt sind) regelmäßig zum Spielen und Spazieren-gehen treffen.
Halterin: Marie Mauer (Essen, DE)
www.facebook.com/ergo.emma

Pdf zu diesem Artikel: therapiehund_emma

 

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