Beamte schlossen acht Vierbeiner wegen Verdacht der Qualzucht aus – Wortgefechte bei Ausstellung und Beschimpfungen in sozialen Medien – Unterlassungsaufforderung der Stadt Graz
Graz (APA) – Die internationale Hundeausstellung in Graz, die am 9. und 10. März über die Bühne ging, hat ein juristisches Nachspiel.
Amtstierärzte der Stadt Graz sowie diverse Züchter waren offenbar aneinandergekracht. Es kam offenbar zu Wortgefechten, auch Drohungen sollen gefallen sein. Die dann folgenden Veröffentlichungen in sozialen Medien haben nun zu einer Unterlassungsaufforderung geführt.
Eigentlich geht es auf der Messe beschaulich zu. Züchter zeigen ihre Lieblinge und Aussteller preisen ihre Waren an. Viele Eltern besuchen mit ihren Kindern die Messe und erfreuen sich an den Shows. Kontrollen von Amtstierärzten gehören dazu. Eva Winter vom zuständigen Referat der Stadt Graz erklärte im APA-Gespräch: „Schon im Vorjahr haben wir bei dieser Messe kontrolliert, es gab da allerdings nur Verwarnungen und Aufklärung.“ Auch diesmal habe der Veranstalter gewusst, dass die Amtstierärzte Kontrollen durchführen werden. Der Besuch war angekündigt, sagte Winter.
So wurden alle gut 2.000 Vierbeiner schon beim Einlass zumindest einer schnellen Sichtkontrolle unterzogen. Bei acht Hunden haben die Amtstierärzte Anzeichen einer Qualzucht entdeckt, schilderte Winter, beispielsweise bei einer französische Bulldogge, die kaum atmen habe können, weil die Schnauze so kurz war, dass sie in einer Ebene mit Augen und Kiefer lag. Basset Hounds hatten Augenlider, die „wie eine Hängematte“ nach unten hingen und entzündet waren. Ähnliches sei bei einem Mastino Napoletano gesehen worden. Ein Schäfer hatte so abfallende Hinterläufe, dass er fast schon auf den Fersen gegangen sei. „Der Hund bekommt garantiert Probleme mit der Wirbelsäule“, meinte Winter.
Alle diese acht Zuchthunde haben eines gemeinsam: Sie sollen laut den Amtstierärzten entgegen dem Tierschutzgesetz gezüchtet worden sein. Damit sie nicht ausgestellt werden können, haben die Beamten sie von der Messe ausgeschlossen. Dabei kam es offenbar zu unschönen Wortgefechten. „Das lief sicherlich alles aus dem Ruder, aber meine Mitarbeiter mussten sich beispielsweise aus dem Gemenge anhören, dass das ihre letzte Amtshandlung sei“, schilderte Winter.
Der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) erklärte auf seiner Website: „Wir verurteilen das Vorgehen der Amtstierärzte bei der IHA in Graz.“ Man veranstalte seit über 100 Jahren Hundeausstellungen, bei denen es nie Beanstandungen seitens der Behörde gegeben habe.
Auch seit in Kraft treten des bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes vor mehr als zehn Jahren habe es keine durch die Behörde angezeigte Zwischenfälle gegeben. Der ÖKV trete für die Zucht von gesunden Hunden ein und bekämpfe daher auch Qualzuchtmerkmale durch züchterische Maßnahmen, „ist aber strikt gegen jegliche behördliche Willkür und einseitige Überinterpretation des Tierschutzgesetzes. Wir werden daher die Vorfälle bei der IHA Graz durch unseren Rechtsanwalt prüfen lassen und diesen mit der Einleitung geeigneter rechtlicher Schritte beauftragen, damit sich derartige mutwillige Störungen unserer Ausstellungen nicht wiederholen können.“
Man sei beim ÖKV der Überzeugung, „dass das bisherig einzigartige Einschreiten der Amtstierärzte in Graz in den meisten Fällen weit über die gesetzlichen Grundlagen hinausgeht und sich bei anderen Hundeshows in Österreich nicht wiederholen sollte“.
Winter nahm ihre Mitarbeiter in Schutz: Sie hätten alle langjährige Ausbildungen und Zertifikate, durchliefen alle lange akademische Studien und wissen um die Anatomie und Krankheiten der Tiere genau Bescheid. Ihre Leute hätten ihre Kompetenzen nicht überschritten, „der Ton kann sich aber gegenseitig hochschaukeln“. Nach wüsten Beschimpfungen in sozialen Medien wurde konkret eine Unterlassungsaufforderung der Stadt Graz von einer Rechtsanwaltskanzlei an einen Kärntner Hundezüchter geschickt. Er postete den Brief des Rechtsanwalts auf Facebook und schrieb dazu: „Angriff ist die beste Verteidigung.“