Spürhunde: Schimmel und Parasiten aufgespürt

Von Liane Rauch

Im letzten Teil unserer für Sie hoffentlich interessanten Serie möchten wir ganz besondere Nasenspezialisten vorstellen. Bei unspezifischen Krankheitssymptomen wie Husten,
Atemproblemen oder undefinierbaren Kopfschmerzen und bei nicht eindeutig zuzuordnenden Allergischen Reaktionen ­werden immer öfter vierbeinige „Gesundheits-Experten“ ­gerufen. Auch vor oder nach Gebäudesanierungen und am Flughafen kommen inzwischen regelmäßig Schimmel- und Ungeziefer-Spürhunde zum Einsatz. Schimmel- und ­Ungeziefer-Spürhunde werden in unserer global mobilen Gesellschaft immer wichtiger. Bisher kann kein vom Menschen erfundenes Gerät die Nase dieser Hunde ersetzen, sie sind ­einmalig.

Einsatzorte und Aufgaben
Schimmel-Spürhund

Spürhunde im Gesundheitsbereich werden in der Regel innerhalb geschlossener Gebäude eingesetzt. Möchte man ganz sicher gehen, kontrolliert das Spürhunde-Team eine Immobilie vor dem Kauf oder nach einer Sanierung. Vor allem beim Kauf historischer Gebäude und/oder alter Stadthäuser, kommen die vierbeinigen Experten zum Einsatz.

Zum Kundenkreis der Such-Teams gehören unter anderem Sanierungsunternehmen, Immobilienmakler, Krankenkassen, Bäderbetreiber und im Lebensmittelbereich u.a. Hotels, Großküchen oder Herstellungsbetriebe. Die Einsatzorte sind sehr vielfältig.
Wurde in der Wohnung oder im Haus ein Wasserschaden repariert, wird zur Nachkontrolle, ob sich nicht doch irgendwo Schimmel gebildet hat, das Gemäuer durch Hunde nachgesucht. Der Schimmelhund kann exakt lokalisieren, wo sich eventuelle Schimmelnester befinden.

Der größte Vorteil des Einsatzes von Hunden ist jedoch, dass weder Mauern noch Fliesen großflächig zerstört werden müssen, um den Schimmelbefall zu lokalisieren. Der Hund zeigt den Befall exakt an, wodurch nur diese Stelle der Mauer oder Böden eröffnet werden muss.

Bettwanzen – lästige Gäste
Im Gegensatz zu Milben, die in fast allen häuslichen Textilien vorkommen und sich von Hautschuppen ernähren, zählen Bettwanzen zu den Blutsaugern und lösen stärkere allergische Reaktionen als Milben aus. Hunde, die ausgebildet wurden, Parasiten oder Schädlinge zu finden, werden häufig schon präventiv am Flughafen eingesetzt. Sie „durchsuchen“ das Gepäck der Passagiere, in seltenen Fällen auch die Passagiere selbst.

Asiatischer Laubholzbockkäfer – Schädling in Wald und Forst
Der Asiatische Laubholzbockkäfer gilt als besonders gefährlich, da er auch gesunde Laubbäume befällt. Der Befall ist meldepflichtig. Zur Wald-Gesunderhaltung werden die Hunde in Forsten eingesetzt, um die aus Asien eingeschleppte Plage rechtzeitig zu erkennen und größere Schäden zu verhindern.

Welche Rassen sind geeignet?
Prädestiniert für diese Aufgabe sind natürlich alle Jagdhunde. Häufig eingesetzt werden neben anderen Beagle, Cocker Spaniel, Dackel und größere Rassen wie Labrador Retriever, Golden Retriever, aber auch Belgische und Deutsche ­Schäferhunde. Es kann jedoch jeder Hund, der ausgeprägte Suchfreude zeigt, zum Gesundheits-Spürhund ausgebildet werden.

In Wohnräumen werden als Schimmel- und Wanzenhunde kleinere Rassen bevorzugt. Kleine und mittelgroße Hunde können in engen Räumen ihrer Arbeit besser nachgehen als große Rassen. Auch wirken kleinere Hunde auf eventuell ängstliche Bewohner nicht einschüchternd. Für den Einsatz am Flughafen zur Gepäckkontolle und in Wäldern auf der Suche nach Holzschädlingen kommen auch häufiger größere Rassen zum Einsatz.

Die Ausbildung zum Gesundheits-Wächter
Der späteren endgültigen Ausbildung zum Spürhund geht eine solide Grundausbildung voran. Der Beginn der Spezial-Ausbildung wird ab einem Alter von 9–12 Monaten empfohlen, wenn ein gefestigter Grundgehorsam besteht. Eine genaue Ausbildungsdauer kann nicht angegeben werden, da das Talent des Hundes eine große Rolle spielt. Bei Hunden, die zwar gerne suchen, sich am Anfang jedoch schwer mit der Identifizierung eines speziellen Geruchs tun, kann die Ausbildung etwas länger dauern. Ein guter Rahmen bis zur Prüfungsreife sind in etwa 12–18 Monate.

Schimmel-Spürhund
Die Ausbildung ähnelt der eines Sprengstoff- oder Drogenspürhundes. Über Geruchsproben von im Labor angezüchteten Schimmelsporen, die unter Teppichen oder Holz aufgebracht werden, lernt der Hund, dass sich dieser Geruch immer lohnt. Die Menge der Sporen wird im Laufe der Ausbildung immer weiter reduziert, so dass der Hund auch einen geringen Befall zuverlässig anzuzeigen lernt.

Wanzen-Spürhund und Asiatischer Laubholzbockkäfer-Spürhund
Wanzen- und Schädlings-Spürhunde müssen lernen, vor allem lebende ­Parasiten anzuzeigen, manche Hunde sind jedoch in der Lage, sogar Eiablagen zu lokalisieren. Dafür wird ein Behälter mit lebenden Wanzen/Käfern z.B. in einer Box oder einem Kasten versteckt. Bettwanzen befinden sich in den allermeisten Fällen innerhalb von Möbeln, weshalb der Hund nicht auf dem Boden suchen soll/darf. Am Beginn der ­Ausbildung befindet sich eine große Menge Wanzen/Käfer im Behälter, diese wird im weiteren Verlauf immer mehr reduziert. Wie Wanzen genau riechen, wird wohl das Geheimnis der Hunde bleiben, Menschen riechen diese ja nicht.

Es gibt zwei Anzeige-Methoden bei Fund. Die aktive Anzeige, bei der der Hund mit seiner Pfote an der Stelle kratzt oder bellt, an der sich der Befall befindet. Die passive Anzeige, was heißt, der Hund setzt sich, legt sich hin oder stupst mit der Nase an eine bestimmte Stelle. Bettwanzen-Hunde sollen sich an den befallenen Stellen besser hinlegen und mit der Nase anzeigen, zerkratzte Betten oder Sofas sind nicht im Sinne des Erfinders.

Vor dem Einsatz sollte der Hund mit der neuen Umgebung bekannt gemacht werden. In Häusern und Wohnungen gibt es viele „Ablenkungs-Gerüche“ wie z.B. Essensgerüche, Uringeruch, Hundegeruch des Haushundes und Rauch. Der Hund darf bei der Suche keinesfalls gehetzt werden, denn so können Unsicherheiten entstehen und der Hund zeigt eventuell falsch an.

Die Kosten für die Ausbildung in diesem Bereich variieren wie auch in anderen Bereichen erheblich. Von ein paar Hundert Euro erstreckt sich der Rahmen bis zu ein paar Tausend Euro je nach Ausbilder und/oder Verband. Bitte beachten Sie immer die Kosten-Nutzen-Rechnung und die Qualität der angebotenen Ausbildung.

Wie lang können Hunde diesen Beruf ausüben?
Eine Altersbeschränkung gibt es hier nicht. Ist der Hund gesund, agil und hat Freude an seiner Aufgabe, kann er bis in ein hohes zweistelliges Alter auf Suche nach Schimmel und Wanzen gehen.
Im Fokus sollte immer das Befinden des Hundes stehen. „Schnüffeln“ sieht für uns Menschen immer so leicht und locker aus, für den Hund jedoch ist es eine ausgesprochen anstrengende Aufgabe. Eine Suche sollte idealerweise die Dauer von 15 Minuten nicht weit überschreiten. Im Allgemeinen handelt es sich um Hunde, die in Privathaushalten leben, die in der Familie bleiben, wenn sie in Rente gehen.

Für unser Leben, für unsere Mobilität, für unsere Gesundheit – Hunde helfen überall
Wie alle vorgestellten Berufshunde sind auch diese Vierbeiner absolute ­Spezialisten, die im Dienste des ­Menschen tätig sind. Kein anderes ­domestiziertes Haustier ist dazu fähig, Menschen verloren gegangene Sinne zu ersetzen oder im Haushalt zu helfen. Nur Hunde suchen vermisste ­Menschen, es gibt keine ­„Rettungs-Katzen“ oder „Rettungs-Pferde“. Vor möglichen Krankheitserregern und bestehenden Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Epilepsie warnen uns nur unsere besten Freunde.

Vielleicht sieht ja nun der ein oder ­andere, der bisher eine etwas gespaltene Einstellung zu Hunden hatte, durch diese Serie den Hund in einem anderen Licht. Als Helfer, als Assistenten, als Retter und Jagdgefährten, als ­Therapeuten, Schützer und eben als Hüter unserer Gesundheit. Hunde sind also nicht nur unsere besten Freunde und/oder Sozialpartner, Hunde sind eben doch kleine Wunderwesen.

Berufsbild Schimmel- und Parasiten-Spürhund

Welche Rassen sind für diese Ausbildung geeignet?
Sehr gut geeignet sind natürlich alle Jagdhunderassen, aber auch Belgische und Deutsche Schäferhunde und alle Hunde mit großer Suchfreude.

Welche Voraussetzungen sollte der Hund mitbringen, um diesen Beruf auszuüben?
Die Hunde sollten Freude an der Suche haben, verspielt sein, ein gewisses Maß an Jagdtrieb aufweisen, nervenstark und motiviert sein, selbständig zu arbeiten.

Wie lange dauert die Ausbildung?
Nach einer soliden Grundausbildung etwa 12–18 Monate je nach Einsatzziel

Welche Ausbildung muss der Hund absolvieren?
– Grundausbildung
– Spezial-Ausbildung auf Schimmel, Wanzen oder Holzparasiten
– Ähnelt einer Ausbildung zum Drogen- oder Sprengstoff-Spürhund. Der Hund wird auf einen bestimmten Geruch konditioniert. Belohnung über Spiel bei Schimmel- und Bettwanzen-Spürhunden seltener, da die Suche in Räumen stattfindet, hier also eher Futterbelohnung. Holzparasiten- Spürhunde werden eher über Spiel belohnt.

Wie viel kostet diese Ausbildung?
Keine Kosten festgesetzt, diese sind von Ausbilder zu Ausbilder verschieden.

Wie lang kann der Hund diesen Beruf ausüben?
So lange die Hunde körperlich und geistig fit sind, bis in ein hohes Alter. Die körperliche Verfassung des Hundes muss an erster Stelle stehen. Suche ist für den Hund eine sehr anstrengende Aufgabe.

Pdf zu diesem Artikel: schimmel_spuerhund

 

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