Sport für Menschen mit Handicap

Von Daniela Fink

Einen Einblick in die noch sehr junge Sportart Para-Agility erhalten Sie im folgenden Interview, das WUFF-Reporterin Daniela Fink mit dem Supersportler Michael Ossimitz, Teilnehmer der österreichischen Para-Agility Staatsmeisterschaft 2003, geführt hat.

WUFF: Michael, wie bist Du zu Para-Agility gekommen?
Ossimitz: Mein erster Kontakt waren Berichte über den Para-Agility World Cup 2002 in Gyula (Ungarn). So bin ich zu dieser neuen Sportart gekommen.
WUFF: Para-Agility ist ein Sport für Menschen mit Handicap. Was ist Dein Handicap?
Ossimitz: Bei einem Unfall 1985 hat mir ein 8 Tonnen schweres Betonrohr beide Beine zerquetscht. Dadurch hatte ich Trümmerbrüche der Knie- und Sprunggelenke, außerdem waren viele Nerven, Muskeln und Blutgefäße gerissen. Heute habe ich noch eine Kniegelenksversteifung, sowie zwei steife Sprunggelenke.
WUFF: Hast Du Dich eigentlich schon vor dem Unfall mit Hunden bzw. Agility beschäftigt?
Ossimitz: Nein, ich bin erst 1992 „auf den Hund gekommen.“ Seit 1993 betreibe ich Para-Agility. Ich habe es erstmals auf einer Hundeausstellung in Klagenfurt gesehen und sofort gewusst, dass ich das mit meinem Hund auch machen will.
WUFF: Gibt es spezielle Trainer oder Ausbildungsplätze? Wo trainierst Du mit Deinem Hund eigentlich?
Ossimitz: Ich trainiere beim SVÖ Feldkirchen/Glanhofen in Kärnten. Es gibt bereits einige Hundesportplätze, wo Menschen mit Handicap trainiert werden. Eine Liste von Personen und Vereinen, die ein spezielles Training anbieten, findet man im Internet (www.agility.at/paragility).
WUFF: Gibt es Para-Agility in Österreich schon in größerem Ausmaß, also etwa in Form von Ortsgruppenprüfungen, Cups, Landesmeisterschaften usw.?
Ossimitz: Nein! Wir sind derzeit eine noch zu kleine Gruppe, um bei jeder Veranstaltung starten zu können. Außerdem macht es nur dann Spaß, wenn in der Para-Agility-Gruppe mehrere Starter sind.
WUFF: Was sind Deine Erfolge bei Turnieren?
Ossimitz: Bisher bin ich in der allgemeinen Klasse gestartet. Mit meinem ersten Hund habe ich bei der Österreichischen Staatsmeisterschaft den dritten Rang erzielt. Und dann habe ich den Steiermark-Cup sowie einige Turniere in der höchsten Leistungsklasse gewonnen.
WUFF: Ist Para-Agility in Österreich schon ein offiziell anerkannter Sport?
Ossimitz: Eigentlich gibt es Para-Agility in Österreich erst seit dem 15. Juni 2003. Da fand der erste Bewerb in St. Pölten statt. Man sieht, wir stehen erst ganz am Anfang. Offiziell gibt es für Para-Agility auch noch kein Reglement und somit auch keine Titel. Aber wir sind dabei, für das nächste Jahr eine Durchführungsbestimmung zu erstellen.
WUFF: Welche Voraussetzungen und Fähigkeiten sollten Menschen mit Handicap bei Para-Agility mitbringen, wenn sie damit beginnen möchten?
Ossimitz: Man muss natürlich einen Hund haben. Außerdem sollte man sprechen können und sich zumindest langsam fortbewegen können. Vorteilhaft ist es, wenn man schon eine gute Bindung zu seinem Hund hat. Der Rest ist dann nur noch ein fester Wille, viel Ausdauer und Geduld.
WUFF: Denkst Du, dass in Österreich Para-Agility genug gefördert wird?
Ossimitz: Ich glaube, man darf die Verantwortung nicht immer nur auf die anderen Menschen und Institutionen abschieben. Zuerst sollte man schauen, wie man etwas selbst aufbauen und fördern kann. Hierfür haben wir den Verein „HUNDESPORT MIT HANDICAP“ gegründet. Natürlich werden wir auch die Unterstützung von anderen Institutionen und Sponsoren benötigen.
WUFF: Was kann man Deiner Meinung nach tun, damit andere Menschen auf diesen Sport aufmerksam gemacht werden?
Ossimitz: Para-Agility so oft wie möglich in der Öffentlichkeit zeigen! Hier könnten uns die Medien (Fernsehen und Printmedien) viel helfen. Weiters ist die Mundpropaganda noch immer eines der besten Mittel, um neue Sportler zu finden.
WUFF: Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ossimitz: Dass möglichst viele Menschen mit Handicap mit ihrem Hund diese schöne Freizeitbeschäftigung ausüben. Dafür muss man den Menschen klar machen, dass es nicht darauf ankommt, was für ein Handicap man hat, sondern was man daraus macht. Ich persönlich möchte mit meinen Hunden ein möglichst harmonisches Team sein. Allgemein möchte ich Para-Agility als festen Bestandteil des Agility-Sports etablieren. Dies sollte sowohl die Bereiche des Freizeitsports als auch des Spitzensports abdecken.
WUFF: Danke für das Gespräch. Wir wünschen Dir, dass Deine Wünsche in Erfüllung gehen und viele Deinem Vorbild folgen werden.




>>> WUFF – HINTERGRUND


Menschen mit Handicap

Beinahe jeder dritte Österreicher (29,9% bzw. mehr als 2,1 Millionen) hat mindestens eine körperliche Beeinträchtigung, wie aus den Mikrozensus-Daten der Statistik Austria hervor geht:

– 1,663.000 Menschen sind chronisch krank
– 732.000 Menschen leiden an Herz- und Kreislaufstörungen
– 476.000 sind in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt
– 4000 sind querschnittgelähmt
– 14.000 sind halbseitig gelähmt
– 24.000 Menschen sind an den Rollstuhl gebunden
– 9100 Menschen sind auf beiden Ohren taub
– 4600 Menschen sind mit voller Blindheit auf beiden Augen betroffen




>>> WUFF – INFORMATION


Hundesportvereine, die mit behinderten Menschen arbeiten

Wien: Helene Weidschacher, ÖGV- Vet. Med. Mail: weidschacher@gmx.at
Kärnten: Michael Ossimitz, Klagenfurt, 0699/100 88 100, Mail : info@agility.at
www.agility.at/paragility
Oberösterreich: Sarah Lef, SVÖ- Hartkirchen, Tel: 0699/10 79 25 86 Mail: sarah.lef@gmx.net
Niederösterreich: Herby Janschgi, Hundesportschule Purkersdorf, Tel: 0664/ 28 63 141 Mail: hssp@aon.at, www.hssp.at
Tirol: Nina Kopriva und Ing.Laurin Hosp, ÖBK Tirol, Mail: n.kopriva@chello.at
Burgenland: ÖGV HSC Horitschon, Hans Peter Kurz, 0664/1458711 oder 02614/2010
Holland: Susan Rekveld, Tel: (00-31)(0)33 48 069 29 oder (00-31)(0)6 44 39 0984 Mail:susanrekveld@para-agility.com, Web: www.para-agility.com

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