Spezialisten bilden Alpenbauern im Herdenschutz aus

Von Martina Bartl

EU Projekt fördert Ausbildung der Bauern über Herdenschutzmaßnahmen gegen Beutegreifer

Die Besitzer von Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden, Schweinen und Hühnern fürchten mit der Rückkehr der großen Beutegreifer in den Alpen, dass jenen Nutztiere vermehrt zum Opfer fallen. Spezialisten werden die Bauern im deutschsprachigen Alpenraum deshalb gezielt im Herdenschutz ausbilden, erklärte Max Rossberg von der European Wilderness Society am 26. Januar 2021 vor Journalisten. Die betroffenen Betriebe sollen ihre Herden dadurch nachhaltig schützen können.

Der Biobauernverband „Bio Austria Niederösterreich und Wien“ leitet dazu das von der EU mit knapp fünf Millionen Euro geförderte Projekt „LIFEstockProtect“. Er will seine Mitglieder informieren, welche Möglichkeiten es gibt, die Nutztiere vor Angriffen der Beutegreifer zu schützen. „Biobauern sind besonders betroffen, weil sie verpflichtend Weidehaltung im Grünland betreiben müssen und ihre Tiere nicht einfach in den Stall treiben können, wenn der Wolf kommt“, so Rossberg.

In den kommenden fünf Jahren sollen Herdenschutzexperten aus der Landwirtschaft über 1.000 Personen in 180 praktischen Kursen ausbilden, erklärte er. Jeder Nutztierhalter könne sich dazu anmelden. Weiters wolle man etwa die Hirtenausbildung forcieren und ein Zucht- und Ausbildungsprogramm für Herdenschutzhunde entwickeln. „Hunde sind aber nicht die erste Wahl beim Herdenschutz, sie kommen nur dann zum Einsatz, wo weder eine schützende Einzäunung funktioniert noch ein Hirte ausreicht, weil etwa der Wolfsdruck zu stark ist“, sagte Rossberg. Im Rahmen des Projekts wolle man auch Touristen aufklären, wie man sich etwa bei einer möglichen Begegnung mit einem Herdenschutzhund verhält. Er behütet nämlich seine Herde wie eine Mutterkuh ihr Kalb, das man deswegen etwa auch nicht streicheln dürfe, erklärte Rossberg.

Auch bei der Identifikation der Täter nach einem Riss sollen Hunde zum Einsatz kommen, so Bea Maas vom Verein Naturschutzhunde. Wenn irgendwo ein durch Bissverletzungen gestorbenes Nutztier liegt, würde es oft lange dauern, eine Erbgutprobe zu nehmen und mit Labortests herauszufinden, wer es gerissen hat ist, so Rossberg. Auf Wolfsgeruch ausgebildete Hunde könnten mit mehr als 80-prozentiger Sicherheit in kürzester Zeit anzeigen, ob ein Tier von einem Wolf angegriffen wurde oder nicht. Dadurch kann der Bauer bei Bedarf sofort adäquate Herdenschutzmaßnahmen ergreifen, ohne befürchten zu müssen, dass der ganze Aufwand im Fall eines falschen Alarms nicht gegen den Wolf, sondern „für die Katz“ ist. (Quelle: APA)

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