Was macht einen Hund glücklich? Ist es tatsächlich das Leckerli, das er gerade bekommen hat, weil er Kommandos oder eine Dressurübung ausgeführt hat? Oder der so oft beschönigte und falsch interpretierte Freilauf auf der Hundewiese, bei dem Erlebnisse mit fremden Hunden in einem Trauma enden können, weil Hunde sich selbst überlassen werden und eigenständig Entscheidungen treffen müssen? Und würde sich ein Hund, der von Menschen unabhängig ist, für Hundesport, Trick – Übungen und Therapieeinsätze entscheiden, wenn er die Wahl für ein artgerechtes Leben hätte? Was klar ist: Der Hund stammt vom Wolf ab und sucht gern die Nähe des Menschen. So haben nach einem Beitrag im Geolino-Magazin (Geschichte des Hundes: Vom Wolf zum Hund) Forscher herausgefunden, dass Hunde bereits vor 40.000 Jahren mit Menschen kooperierten und seitdem eine Symbiose mit ihnen bilden. Allerdings gibt es bei der Hundeerziehung genau wie im Humanbereich keinen einheitlichen Lehrfaden. Viele Hundebesitzer scheinen angesichts der zahlreichen Erziehungs- und Beschäftigungsmethoden auch überfordert zu sein. Was ist richtig, was ist falsch, was möchte der Mensch und was möchte der Hund? Fragen über Fragen …
Für Jan Nijboer ist klar, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen oftmals über die des Hundes stellen. Und das meist völlig selbstverständlich. Der Humanpädagoge, Autor, Hundezüchter, langjährige Hundeerziehungsberater und Gründer der Natural Dogmanship Zentrale hat seine ganz eigene Erziehungsphilosophie entwickelt mit dem Ziel, Hunde ganzheitlich zu betrachten, ihre Persönlichkeiten zu akzeptieren und positiv zu fördern, um ihren natürlichen Veranlagungen gerecht zu werden. In Zeiten von Wettbewerbshundesport, Beschäftigungskursen, die bei vielen Hunden an den Terminplan eines Managers erinnern sowie Dogdance und Leckerli-Training sei diese/seine Philosophie von artgerechtem Hundeleben für viele Hundebesitzer anfangs ein Kulturschock, meint Jan Nijboer. Wir sprachen mit dem 62-Jährigen aus Niederwambach über die Themen Sicherheit, Persönlichkeitsentwicklung, vermeintliche Freiheit, Arbeit mit dem Futterbeutel, Zwangsdeckungen und Adoption von Straßenhunden.