Umzug bedeutet Stress. Nicht nur für Menschen, sondern auch für ihre Hunde. Experten erklären, wie man den Vierbeinern den Wechsel in die neuen vier Wände erleichtern kann.
Schon Tage vorher ist unübersehbar, dass sich etwas ändert: Herrchen und Frauchen räumen Sachen hin und her, überall stehen Kartons, die Stimmung ist angespannt. Und dann kommen auch noch Fremde und tragen Möbel davon. Doch statt irgendwann in vertrauter Umgebung endlich seine Ruhe zu haben, landet man abends in fremden Räumen. „Für Hunde, die ängstlicher Natur sind, bricht oft eine Welt zusammen“, sagt Patricia Lösche, Vorsitzende des Berufsverbandes der Tierverhaltensberater und -trainer.
Natürlich gibt es auch Hunde, denen es recht egal ist, wo sie sich befinden – Hauptsache, der Mensch, auf den sie fixiert sind, ist da. „Und wo der ist, ist die Welt in Ordnung“, sagt die Tierheilpraktikerin und Tierpsychologin für Pferde, Hunde und Katzen. Doch vor allem Hunde aus dem Tierschutz und dem Ausland hätten ohnehin häufig Schwierigkeiten, Orientierung zu finden, wo sie hingehören. Vor allem dann, wenn sie erst kurz bei uns sind. „Die können dann mit einem Umzug echte Probleme bekommen“, so Lösche. Dies beginne schon beim Kistenpacken, weil sich die gesamte Umgebung relativ schnell verändere. Manche Hunde können darauf mit Unsicherheit, sogar mit Aggressionen reagieren.
Leidenden Hund woanders unterbringen
Die Verhaltensexpertin empfiehlt, die Vierbeiner früh zu beobachten. „Wenn der Hund schon beim Packen viel hechelt, unruhig ist, den Schwanz einklemmt oder einen nicht mehr alleine lässt, kann es besser sein, ihn für einige Zeit woanders unterzubringen.“ Und das nicht nur am Umzugstag selbst, sondern am besten schon in den Tagen zuvor. „Wenn der Hund Probleme bekommt, ist es sinnvoll, darauf Rücksicht zu nehmen – sonst bekommt man selbst Probleme“, sagt Patricia Lösche. Etwa wenn Vierbeiner ausgeprägte Trennungsangst entwickeln und im neuen Zuhause anhaltend bellen oder anfangen, Dinge zu zerstören.
Auch André Papenberg, Vorsitzender des Berufsverbandes zertifizierter Hundetrainer, rät dazu, Hunde, die leiden, einige Zeit abzugeben. Am besten zu einer vertrauten Person, andernfalls in eine Hundetagesstätte oder Tierpension. „Wenn der Hund vorher jedoch noch nie dort war, sollte man vorher mit ihm üben und ihn ein-, zweimal dort unterbringen, um zu schauen, ob das funktioniert.“ Auch der Mensch müsse in einem solchen Fall ein gutes Gefühl haben.
Möbelpacker mit Hunde-Angst
Wer umzieht, sollte jedoch nicht nur an das tierische Wohlergehen denken. „Wenn Sie als Hundehalter ein Umzugsunternehmen beauftragen, wäre es gut, wenn Sie das Thema direkt ansprechen und sagen, dass am Umzugstag ein Hund dabei ist“, sagt Daniel Waldschik, Sprecher des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (AMÖ). Mitarbeiter könnten natürlich auch Angst vor Hunden haben. „In der Regel haben die Unternehmen aber Erfahrung damit“, meint Waldschik. „Wenn der Chef so etwas weiß, setzt er denjenigen bei einem solchen Umzug eben einfach nicht ein.“
Hund braucht Vertrautes
In der neuen Wohnung sollte der Hund am besten schon beim Hereinkommen etwas Vertrautes finden, rät Lösche. Etwa eine Möbelkonstellation mit seinen Näpfen, Spielzeug und Schlafplatz. „Natürlich gibt es für ihn auch vertraute Gerüche von den Möbeln, Teppichen und Menschen selbst, aber es wäre sinnvoll, die Sachen, die dem Hund gehören, nicht vorher noch groß zu reinigen.“ Der Vierbeiner finde sich außerdem wesentlich schneller in der neuen Umgebung ein, wenn man dort direkt schöne Sachen mit ihm mache – mit ihm spiele oder ihn füttere. „Das sorgt von Anfang an für eine positive Grundstimmung“, meint sie. Wenn man dann noch nach jedem Spaziergang den Hund im neuen Zuhause ein Leckerchen gebe, sei das Thema schnell Geschichte.
Fingerspitzengefühl beweisen
Anders ist es jedoch, wenn man einen empfindlichen und sogar Angsthund hat: Dann könne es helfen, schon vor dem Umzug einige Spaziergänge in der neuen Umgebung zu unternehmen, damit er danach schon etwas Vertrautes vor Ort finde. „Grundsätzlich sollte man nicht sagen: „Da muss der Hund durch!“, sondern eher mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangehen“, empfiehlt Lösche.
Nach Meinung von André Papenberg spielt auch eine Rolle, wohin man zieht: „Wenn ich einen Kulturwandel habe und vom Land in die Stadt ziehe, sind viele Außenreize völlig fremd für ihn und ich muss ihn vernünftig in die neue Situation hineinführen.“ Und aus Sicherheitsgründen schade es nicht, vorher den nächsten Tierarzt zu googeln, „damit ich weiß, wo ich anrufen kann, wenn mal etwas passiert“, meint der Hundetrainer. (Quelle: APA)