Schmerzaggression und ihre Auswirkungen

Von Carmen Böker

Der emotionale Tiefpunkt der jungen Dame am anderen Ende der Telefonleitung war unüberhörbar. Da ich vor einigen Jahren im Tierschutz aktiv war, wurde mein Kontakt gerne ­weiter gegeben, wenn der Wunsch nach Abgabe eines Hundes vorhanden war. Sie habe Probleme mit ihrem Hund, habe es sich lange überlegt und wolle ihn jetzt abgeben, so der einleitende Tenor der Anruferin. Es entstand ein langes Gespräch, und bereits nach wenigen Minuten kristallisierte sich heraus, dass sie ihre Entscheidung aus Verzweiflung, Hilflosigkeit, aber auch aus Angst vor ihrem eigenen Hund traf.

Im Laufe des Telefonats zeigte sich folgende Historie auf: Sie hatte es wie ein kleiner Blitz getroffen, als sie nach dem Tod ihres Retriever-Rüden eben diesen Gleichrassigen „Balu" im Tierheimzwinger erblickte. Mit 20 Monaten wurde er mit 50 kg (!) und der Begründung „er wäre nicht erziehbar" von seinen Haltern abgegeben. Größtenteils lebte er dort im Garten, nachts im Flur. Im Tierheim zeigte er sich „aufmüpfig", so ein Tierheimmitarbeiter. Balu wurde kastriert. Damit wären alle Probleme gelöst, so das Argument. Ebenso erfolgte im Tierheim eine weitere OP an beiden Ellbogen aufgrund „Chronischer Schleimbeutelentzündungen". Die Ursache hierzu lag vermutlich bei der überwiegenden Gartenhaltung (harter Untergrund), der fehlenden Bewegung und dem hohen Übergewicht. Im Mai 2008 zog Balu in sein neues Zuhause und drei Monate später ereignete sich der erste Beißvorfall. Balu saß neben einem Familienmitglied, ­welches ihn mit einem „Miau-Geräusch" provozierte. Er warnte im Vorfeld durch Knurren, danach biss er zu. Die Wunde musste genäht werden. Die betreffende Person räumte ein, einen Fehler gemacht zu haben. Der erste Hundetrainer wurde kontaktiert, u.a. wegen fehlender Leinenführigkeit und dem „Bespringen" (Aufreiten) von Fremdpersonen. Dieser praktizierte Trainingsschritte, die u.a. massive Leinenrucks beinhalteten. Fatal und tierschutzrelevant, wie sich unter Berücksichtigung des späteren tierärztlichen Untersuchungsberichtes herausstellte. Die Halterin brach das Training ab. Über den Zeitraum von ca. zwei Jahren zeigte sich Balu relativ handelbar. Allerdings signalisierte er situativ durch eindeutiges Drohverhalten (Erstarren, Drohfixieren, Knurren) deutlich, dass er von Fremdpersonen nicht angefasst werden wollte.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich Ende 2010. Eine fremde Hunde­halterin gab Balu Leckerlis, worauf er sie in die Hand biss. Unverzüglich wurde Balu’s Halterin wieder aktiv und fand eine weitere Trainerin. Die Trainingseinheiten zu den Basics (Sitz, Platz etc.) trugen zur Optimierung ihrer Mensch-Hund-Beziehung bei. Als dann jedoch in kurzer Zeit zwei weitere Beißvorfälle – jeweils beim Streicheln durch ein älteres Familienmitglied – erfolgten, konnte diese Trainerin kein effektives Trainingskonzept aufzeigen. Zurück blieb: Eine Hundehalterin, die in Hilflosigkeit, Verzweiflung, Unsicherheit und Angst abstürzte. Der damalige Tierarzt vermutete, dass Balu aufgrund erhöhter Tumormarker evtl. einen Gehirntumor haben könnte. Daraufhin wurde er in einer Tierklinik einem MRT unterzogen. Dieses bildgebende Verfahren, welches u.a. die Struktur und eventuelle Veränderungen von Gewebe/Organen im Körper aufzeigt, war „ohne Befund". Es war kein Tumor vorhanden. Dieser Tierarzt bot jedoch großzügig an: Man könne Balu gleich einschläfern, da er eine Gefahr darstelle und eh schon in Narkose liegt. Seine Halterin entschied sich dagegen. Danach fand unser Telefonat statt. Leider musste ich Balus Halterin die Hoffnung nehmen, auf die Schnelle ein Zuhause für einen Hund zu finden, der bereits mehrfach gebissen hat. Ebenso diskutierte ich das von ihr angesprochene Thema der „Euthanasie". Hier wies ich auf die fehlende Ur­sachenforschung bez. des „Auslösers" hin, der das ­jeweilige Aggressionsverhalten nach sich zog. Meine Intention war, der jungen Dame einen „Roten Faden" mit auf den Weg geben zu können. Aufgrund ­gezielter Fragestellungen vermutete ich, dass es einen gravierenden Grund geben musste, dass sich Balu nach Über­nahme über eine gewisse Dauer ­„relativ" gut handelbar zeigte, sich diese Vorfälle nun aber steigerten und häuften. So empfahl ich eine mir bekannte Kleintierpraxis zur Abklärung einer evtl. vorliegenden „Schmerz­bedingten Aggression". Unter Berücksichtigung des Befundes und Einbeziehung des behandelnden Tierarztes könnte man im Anschluss mit einer Verhaltenstherapie und entsprechendem Training beginnen – oder müsste sich für eine medizinisch begründete Euthanasie aufgrund einer entsprechenden Diagnose entscheiden.

Kurze Zeit später lagen die ­Untersuchungsergebnisse vor
„Starke Verspannungen der ­Wirbelsäule, Wirbelsäulenbeschwerden kommend vom Rückenmark, ­Neigung zu Muskelzittern, beide Ellbogen schmerzhaft, Koordinations­probleme, öfter Einknicken am hinteren rechten Lauf, usw …". Eine erschütternde Diagnose. Somit war eindeutig, dass zumindest einige der Vorfälle im Zusammenhang mit den Erkrankungen des Bewegungsapparates und den damit verbundenen Schmerzen standen. Unter dem Einfluss von Schmerzen verhalten sich Tiere aggressiver gegen die Umwelt, da sie sich körperlich benachteiligt sehen. Dieser Nachteil kann durch gesteigerte Aggressionsbereitschaft ausgeglichen werden. Obwohl eine Erkrankung zu Grunde liegt, ist diese Form der Aggression (Schmerzaggression) selbst nicht krankhaft und muss von der Pathologischen Aggression (z.B. Tollwut, Staupe usw.) klar unterschieden werden. Recherchen ergaben zudem, dass die Vorfahren von Balu einem durch die Presse bekannten unseriösen „Massenzüchter" in Niederbayern entstammten. Zahlreiche Vertreter dieser Linien waren auffällig ängstlich und/oder aggressiv. Die Kastration im Tierheim war zu dem Zeitpunkt völlig überflüssig und zum Nachteil seiner körperlichen und Persönlichkeits-Entwicklung. Balu wurde in der „Adoleszenz" kastriert. Also sozusagen in der „Übergangsphase" von der Kindheit in das Erwachsensein. Feste Bezugspersonen, die in dieser wichtigen Entwicklungsphase der „Selbstfindung" so wichtig wären, können in Tierheimen aufgrund der Personalsituation meist nicht gestellt werden. Eine Kastration in dieser ­Phase beeinflusst das Erwachsenwerden. Kastraten zeigen häufig infantile Verhaltensweisen (verspielt und albern), was ursächlich auf eine langsamere Reifung des Gehirns zurückzuführen ist. D.h., sie durchlaufen die Phase der „Adoleszenz" langsamer. Das männliche Sexualhormon „Testosteron", welches durch die Kastration negativ beeinflusst wird, ist der Gegenspieler zu „Kortisol". Es hemmt die Ausschüttung von Kortisol und hat somit eine angstlösende Wirkung. Eventuelle Problemsituationen, die einen Hund verunsichern, können nach einer Kastration schlimmer werden, da das vorhandene Gleichgewicht zugunsten von Kortisol verschoben wurde.

Der Plan
Nach einem ausführlichen Anamnese­gespräch, unter Einbeziehung des Befundes und in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt, legten wir die Trainingsschritte fest. Kommunikation und Interaktion sollte schwerpunktmäßig auf Basis von „Positiver Verstärkung" erfolgen. Die Art der Futterbelohnung wurde so gewählt, dass er sich motiviert aber nicht „übermotiviert" zeigte (Vermeidung von Futteraggression). Ebenso stand die Gewöhnung eines leichten, gut angepassten ­Maulkorbes an, um kritische Situationen, wie z.B. Geschirranlegen/Körperpflege/Tierarztbesuche entspannt angehen zu können. Ein Hundehalter, der mit dem Wissen agiert, keine Bissverletzung davon zu tragen, wirkt „entspannter und sicherer" auf seinen Hund. Eine verkrampfte Körperhaltung, eine beschleunigte Atmung, ein angespanntes Gesicht, ein ängstlicher Blick – all das wird von Hunden wahrgenommen und gelesen. Der enorm gute Geruchssinn nimmt den Angstschweiß wahr. All diese Komponenten lassen so manchen Vierbeiner in eine gewisse „Alarmbereitschaft" verfallen. Angst ist sozusagen ansteckend. Untersuchungen ergaben, dass der Angstgeruch das „Furchtzentrum" im Gehirn des Riechenden, die sogenannte „Amygdala" (Mandelkern) aktiviert. Die Konzentrationsfähigkeit und Schreckreflexe erhöhen sich. Trifft nun „Angst" (des Menschen) auf „Angst" (durch Riechen) beim Hund, entsteht ein Teufelskreis. Angst in der Mensch-Hund-Beziehung ist ein schlechter Partner. Deshalb ist es ratsam, Abläufe so zu gestalten, dass die Sicherheit des Menschen an erster Stelle steht und der Hund nicht die Möglichkeit hat, am „Erfolg" (Aggression – Mensch auf Abstand halten) zu lernen. Der Einsatz bereits aufgebauter Signalwörter und weitere ­Orientierung am Menschen wurden hinsichtlich ihres Einsatzes optimiert und weitere neu aufgebaut. Dabei wurden Balus körperliche Einschränkungen schwerpunktmäßig berücksichtigt. So kristallisierte es sich heraus, dass er sich bei einem „Bleib" von sich aus gerne ins Sitz begab. Diese für ihn angenehme Position wurde gefestigt. Auf ein Signalwort hin lernte er die Hand seiner Halterin zu berühren und dieser richtungs­weisend zu folgen. Er lernte rassetypisch schnell, zeigte sich arbeitsfreudig und hoch motiviert. Ablenkungsfaktoren (Fremdhunde/Personen) wurden in das Einzeltraining eingebaut. Bei der freien Kontaktaufnahme mit Artgenossen beiderlei Geschlechts zeigte sich Balu souverän und sozialkompetent. „Zweibeinige" Ablenkungsreize in den Trainings wurden entsprechend instruiert und Balus Halterin lernte Begegnungsabläufe so zu steuern, dass sich ihr Hund sicher durch ihre Führung fühlte.

Wichtiger Baustein: Desensibili­sierung von Körperberührungen
Kritische Situationen ergaben sich, wenn Balu von vertrauten Personen der Familie angefasst wurde. Da sein Verhalten teilweise ein Widerspruch in sich war, lag die Vermutung nahe, dass das orthopädische Problem die Ursache war. So suchte er Kontakt, näherte sich freundlich, reichte die Pfote. Nahm jedoch die Person die angebotene Pfote auf, drohte er und/oder zeigte Angriffsverhalten. Balu wurde regelmäßig dem Tierarzt vorgestellt und einer Schmerztherapie unterzogen. Doch auch, wenn der aktuelle Schmerz erfolgreich bekämpft wird, bleibt oftmals das Übel „Schmerzgedächtnis". Schmerzen des Bewegungsapparates, die in der akuten Phase nicht effektiv gelindert wurden, entwickeln sich zu Chronischen Schmerzen über lange Zeit. Ein akuter Schmerz ist sozusagen die Alarmanlage eines Körpers. Werden die Schmerzen nicht erkannt und behandelt, beginnt der „Teufelskreis" aus Schmerz, Unwohlfühlen und Abwehrreaktionen. Der Hund zieht sich zurück, schnappt ab, wenn man ihn anfassen will, zeigt ernsthaftes Droh- und/oder Aggressionsverhalten. Er lernt dabei erfolgreich, wie man sich schmerzverursachende Menschenhände vom (schmerzenden) „Leib" hält. Berührungen, die aktuell Droh-/Angriffsverhalten auslösten, sollten durch entsprechende Trainings­abläufe positiv belegt werden. Ziel war, das Stimmungsbild des Hundes dahingehend zu verändern, dass Berührungen mit dem Gefühl von etwas Angenehmem verbunden wurden. In kleinen Schritten sollte er nun lernen, dass das Berühren mit der Holz-Badebürste (nochmals verlängerter Griff) etwas Positives ist. Berührte er anfangs zufällig die Bürste mit der Nase, wurde dies mit einem „Markerwort" (alt. Click) belegt. Die Futter-Bestätigung wurde in Nähe der Bürste gereicht. Die nächsten Schritte waren Berührungen an Lefzen, Kinn, Hals, Schulterblatt, Rippenbögen. Zeigte er neutrales/interessiertes Verhalten, wurde dies belohnt. Der „Badebürsten-Einsatz" wurde zum festen Tagesritual. Der Einsatz dieses Objektes simuliert einen ­„verlängerten menschlichen Arm" und ist eine Ab­sicherung, sollte der Hund situativ einen Angriff starten und ggf. zu­beißen. Die Bürste bliebe dann am Hund, eine erfolgreiche Lernerfahrung bez. Abwehrdrohverhalten und Wegnehmen der Berührung würde nicht erfolgen. Das Stimmungsbild des Hundes veränderte sich nach erfolgreichen Einzelschritten dahingehend, dass Berührungen nun als etwas Angenehmes empfunden wurden.

Sicherheit durch Ritualisierungen
Bei berührungsempfindlichen Hunden empfiehlt es sich, Abläufe zu ritualisieren und im Vorfeld anzukündigen. So könnte die Körperpflege stets am gleichen Ort, in gleicher Reihenfolge und mit einem Ankündigungssignal stattfinden. Ein „Ritual" könnte sein: Die Pflegeutensilien bereitstellen, den Hund mit dem Signalwort „Bürsten" zum Ort der Pflege führen. Findet so ein Ablauf in seiner Regelmäßigkeit statt, zeigt sich so mancher Hund kompromissbereiter und offener für das aus Hundesicht (überflüssige) Prozedere.

Die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Zuneigung und ­Drohverhalten
Das Pfotegeben, welches Balu von sich aus anbot, war sein Wunsch nach Kontaktaufnahme. Lag seine Pfote in Menschenhand, begann er zu drohen. Hier konnte man davon ausgehen, dass sich offensichtlich das Schmerzgedächtnis wieder meldete oder noch ein Restschmerz vorlag. Je nach ­Situation wurde nun die angebotene Pfote nur für den Bruchteil einer Sekunde aufgenommen und punktgenau mit dem „Markerwort" belegt. Die positive Verstärkung ­folgte. Im Anschluss wurde das ­Signalwort „Pfote" mit eingebaut. Nun wurde es ablauftechnisch, nicht mehr dem Hund überlassen nachzudenken, welche Reaktion er zeigen könnte, sondern der Mensch steuerte indirekt seine Gedankenwelt. Ein gutes Timing ist hier die wichtigste ­Voraussetzung. Pfote aufnehmen, Signalwort und Markerwort müssen so platziert sein, dass der Hund nicht in das alte unerwünschte Verhaltensmuster fällt. Im späteren Trainingsverlauf wurde die „Verweildauer" der Pfote in Menschenhand verlängert, mit dem Markerwort belegt und belohnt. Endziel war, dass nun der Mensch „Hauptakteur" der Aktion wurde: Balu wurde gerufen, suchte Kontakt, das Signalwort „Pfote" ertönte, er bot diese an, das „Markerwort" (alt. Click) ertönte – Belohnung erfolgte. Das Schmerzgedächtnis wurde „überlagert" durch eine positive Erwartungshaltung und Stimmung (Ritualisierter Ablauf), ­initiiert durch die Halterin.

Bindung – wichtigster Baustein für eine stabile Mensch-Hund-Beziehung
Neben verfeinerter Kommunikation und Interpretation von Balus Körper­sprache, ritualisierten Abläufen im Alltagshandling und Priorisierung im Training bez. kritische Situationen (am Mauseloch, beim Abgeben von Dingen/Fressbarem) kamen auch die Beschäftigung und der Spaß nicht zu kurz. Gemeinsame Aktivitäten fördern und intensivieren die Bindung. ­Oberste Aufgabe von uns Menschen ist es, unseren Hunden einen sicheren Hafen an Einschätzbarkeit und Grundvertrauen zu bieten. Gelenkschonendes Suchen eines Dummys, Fährtenarbeit sowie Übungen aus dem Bereich der Geruchsunterscheidung/­Objektsuche förderten die Bindung zu seiner Halterin und sorgten für jede Menge Ausschüttung von „Glückshormonen" und dem „Sozialen Kleber" ­Oxytocin. Oxytocin wirkt sich positiv auf die soziale Beziehung aus, vor allem durch Berührungen und gemeinsame Aktivitäten. Es vermindert Ängste, Stress und erhöht Schmerztoleranzen. Eine vermehrte Ausschüttung von Oxytocin trägt enorm zu einer verbesserten Mensch-Hund-Beziehung bei. Balu wurde nach Einzeltrainings in eine bestehende Trainingsgruppe integriert und erwies sich als hoch motivierter Streber-Typ. Ein plötzlicher Rückschlag erfolgte, als Balu aufgrund der Miet-Wohnsituation bei einer vertrauten Familienangehörigen – ohne seine Halterin – für eine begrenzte Zeit leben musste. Es kam wieder zu einem Beißvorfall, so dass ich eine Wiedervorstellung beim behandelnden Tierarzt vorschlug, sowie ergänzend eine „Einzelfall-Analyse" (www.einzelfelle.de) durch eine renommierte Tierärztin und einen Verhaltensbiologen. Eine eventuelle Restschmerz-Problematik, sowie die aktuell vorliegende Ohrenentzündung wurden in der Kleintierpraxis abgeklärt und behandelt. Es lag die Vermutung nahe, dass die Umsetzung aus seinem bisherigen Zuhause in den neuen zeitbefristeten Aufenthaltsort mit somit veränderten Lebensbedingungen der „Stressbedingte Auslöser" des Rückschlags waren. Balu ist mittlerweile acht Jahre. Inwieweit einige der Vorfälle die Auswirkungen einer „Generalisierten Aggression" (Konfliktlösung durch Aggression/Lernen am Erfolg) oder „Schmerzbedingten Aggression" waren, lässt sich schwer festlegen. Fakt ist jedoch, dass seine Herkunft und die ersten 20 Lebensmonate nicht zu einer stabilen Persönlichkeitsentwicklung führen konnten. Dazu fehlten u.a. grundlegende Faktoren, wie z.B. eine vertrauensvolle Bindung zu seinen Ersthaltern, sowie Reglements des „Formalen Lernens" und des „Sozialen Lernens". In Bezug auf eine Schmerzbedingte ­Aggression ist es unabdingbar, dass ein Hund in der Gewissheit leben darf, dass seine Menschen stets dafür ­Sorge tragen, Einflüsse, die ihm Schmerzen zufügen, von ihm abzu­halten. Rassehunde, wie z.B. der Golden Retriever, werden oftmals als unproblematische ­Familienhunde angepriesen, ohne die wirklichen Bedürfnisse zu beachten. Vom Erwerb billiger Rassehunde-­Welpen ist abzuraten. Die Leidtragenden sind in erster Linie die Hunde, deren mangelnde Gesundheit und Wohlbefinden oftmals einen ­enormen negativen Einfluss auf späteres Verhalten nehmen. Aber nicht zu ver­gessen ist die kostenintensive und vor allem emotionale Belastung für die Halter, die den Weg mit einem Vierbeiner dieser Herkunft gehen.

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