Sanfter Terrier aus Andalusien: Der Ratonero Bodeguero Andaluz

Von Monika Horvat

Seinen Namen hat er von den Weinkellern Spaniens, den ­Bodegas, die er von Ratten und Mäusen frei hält. Doch ­zusammen mit dem Podenco wird der Bodeguero auch für die Jagd eingesetzt. Und in Österreich und Deutschland werden über den Tierschutz importierte Bodegueros oft für Jack Russell-Mixe gehalten.

Der Bodeguero war ursprünglich ein Gebrauchshund, weshalb bei seiner Zucht nicht unbedingt sein Aussehen an erster Stelle stand, sondern vielmehr seine Eigenschaften als talentierter Nagetierjäger. Zum einen jagt und tötet er die Ratten und Mäuse in den Weinkellern (Bodegas), zum anderen die unerwünschten Nager auf dem Hof und in den Ställen. Zusammen mit dem Podenco wird der Bodeguero aber auch bei der Jagd als sogenannter Laufhund eingesetzt. Das heißt, die Hunde  jagen im Rudel, in einer Meute, hinter dem Wild her. Diese Form wird auch als Parforcejagd (eine Art Hetzjagd) bezeichnet, und somit zählt der Bodeguero auch zu der Gruppe der "Parforce- Hunde". Sie werden aber auch eingesetzt, um den Fuchs aus dem Bau zu treiben. Ein Bodeguero schreckt für gewöhnlich nicht davor zurück, sich in ein enges Erdloch zu zwängen, um an seine Beute zu kommen. Da hilft ihnen ihre unglaubliche Hartnäckigkeit und Freude daran, sich durch das Erdreich zu buddeln, um an Hasen, Füchse und Mungos heran zu kommen. Spanische Jäger schätzen den Bodeguero auch deshalb, weil sie eine innige Beziehung zu ihren Herren aufbauen und man auf sie als Team-Player zählen kann.

Leider werden die Bodegueros, genauso wie die Podencos, von manchen spanischen Bauern und Jägern ohne Skrupel entsorgt, wenn sie ihrer Meinung nach als Jagdhund nicht mehr zu gebrauchen sind. Entweder werden sie weit weg vom Hof in der Wildnis oder auf einer Landstraße ausgesetzt oder direkt in den Tötungsstationen abgeliefert. Wenn die Hunde  Glück haben, werden sie dort von spanischen Tierschützern entdeckt und bekommen dann entweder in spanischen Familien eine neue Chance oder sie machen eine weite Reise nach Mittel- und Nordeuropa.
 
Eine Reihe von Tierschutzorganisationen, die sie in der Vergangenheit vermittelten, führten sie  aus Unwissenheit als Jack Russel-„Mix“ auf. So mancher spätere Hundebesitzer wundert sich dann,  was für einen ungewöhnlich ruhigen und gelassenen Vertreter dieser Rasse er an der Leine führt.

Haben die Bodegueros ihre  zweite Chance bekommen, werden sie zum  Familienhund. Auch wenn sie keine Vergangenheit als Gebrauchshund hatten, sind sie oft Leine, Sofa und Langeweile nicht gewöhnt. An Leine und Sofa gewöhnt man sich schnell, aber an Langeweile? Nein! Der Bodeguero möchte sein schlaues Köpfchen, seinen Teamgeist und seine Freude am Laufen und an Bewegung einsetzen können.

Aussehen & Rasseanerkennung
Das Fell des Bodegueros ist glatt, kurz und meist ohne Unterwolle. Auf der Haut hat er schwarze Punkte, die besonders am spärlich behaarten Bauch deutlich zu Tage treten. Der Bodeguero bekommt seine interessante Optik  durch den rein weißen Körper und den meist dreifarbigen Kopf. Neben den dreifarbigen Bodegueros gibt es auch rein-weiße Bodegueros und zweifarbige Bodegueros mit schwarz-brauner oder rein brauner Gesichtsmaske. Der Gesamtkörperbau des Bodegueros ist eher hoch als lang.

Nicht auf Ausstellungsobjekt reduziert
Seit 2000 wird der Ratonero Bodeguero Andaluz vom Königlich-spanischen Hundeverband (RSCE- Real Sociedad Canina de España) als eigenständige Hunderasse anerkannt. Als mittelgroßer Terrier gehört er in eine Gruppe mit dem Fox- und Parson Russell Terrier, aber die FCI (Weltdachverband der Rassehunde) verweigert ihm weiter die Anerkennung. Vielleicht ist dies aber auch ein Glück, das ihn davor bewahrt, vom Charaktertier auf ein Ausstellungsobjekt reduziert zu werden, das nur äußere Rassestandards zu erfüllen hat.  So gibt es auch weiterhin eine bunte Vielfalt von Bodegueros.

Der Bodeguero ist sicherlich in vielerlei Hinsicht ein „typischer“ Terrier. Freundlich, gelehrig, arbeitsfreudig, zuweilen etwas dickköpfig und je nach Exemplar mal mit mehr, mal mit weniger Jagdtrieb ausgestattet. Was sie von vielen anderen Terrierrassen unterscheidet, ist ihre Ruhe und Ausgeglichenheit.

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