Runter von der Couch!

Von Yvonne Adler

Das passende Training

Die Kolumne zum Thema „Alltags­probleme mit dem Hund“. WUFF-­Autorin ­Yvonne ­Adler, Tierpsychologin, ­akademisch ­geprüfte Kynologin und Hundetrainerin, beantwortet Ihre Fragen. Schicken Sie uns Ihr Alltagsproblem mit Ihrem Hund, kurz formuliert und mit 1 bis 2 Bildern. In ­dieser Ausgabe geht es um das heiße Thema „Hund im Bett/auf der Couch“.

Hallo WUFF!
Ich habe seit kurzem einen Staff-­Mischlings-Rüden namens Pablo, 20 kg. Er ist wirklich hochintelligent, lernt schnell, aber macht eben nur das, was er will, ist ein ziemlicher kleiner Sturkopf. Ich hab‘ ihn so ins Herz geschlossen. Aber es gibt ein Problem. Bei der Vorbesitzerin (er ist ca. 8 Monate alt) durfte er aufs Bett und auf die Couch, was er bei mir aber nicht darf, und er weiß es auch. Nur, sobald ich einschlafe oder sobald ich aus dem Zimmer gehe, kommt er aufs Bett. Haben Sie vielleicht ein paar Tipps für mich, wie ich ihm das abgewöhne? Wäre echt super.
Liebe Grüße
Anamaria V.

Antwort von Yvonne Adler:

Liebe Frau V.,
wenn Hunde neu einziehen, ergibt sich eine wunderbare Situation für den Hund und für den Halter − neue „Spielregeln“ im gemeinsamen Miteinander können etabliert werden. Auch wenn der Hund in seinem „Vorleben“ auf die Couch oder das Bett durfte, kann man ihn dennoch lehren, dass dies in seinem neuen Leben für ihn keinen Bestand mehr hat.

Aus Ihrer Beschreibung schließe ich, dass Pablo schon öfter seit der Übernahme bei Ihnen zu Hause das ­unerwünschte Verhalten ­­(Bett- & Couchliegen) gezeigt hat. Oftmals wollen Hunde zu uns auf die Couch oder in das Bett, weil es dort stark nach uns Menschen riecht und er vielleicht unseren Körperkontakt zum gemeinsamen Kontaktliegen haben möchte. Zu Beginn könnten Sie versuchen, Ihr „Bett- oder Couchproblem“ durch Management zu lösen. Pablo sollte wissen, dass er nicht nur bei Ihrer Anwesenheit und wenn Sie wach sind, nicht auf die Couch darf, sondern gar nicht. Sie beginnen nun, sich mit Ihrem Hund auf den Boden zu setzen oder gemeinsame hochwertige Zeit am Boden zu verbringen. Mit einer Decke, seinem Bettchen etc. kann es Pablo auf dem Boden sehr angenehm gemacht werden. Auch könnten Sie gute Kausachen auf dem Boden zur ­Verfügung stellen, welche er dann hier kauen darf. Sie beginnen Pablo auch für jedes Verhalten zu belohnen (loben, streicheln etc.), das er zeigt, ohne auf die Couch oder das Bett zu gehen. So wird es für Pablo auf Dauer viel interessanter und spannender, „unten zu bleiben“. Mit diesem Management streben wir an, dass wir viele (aus Hundesicht) gute Wiederholungen im aus Menschensicht „richtigen ­Verhalten“ mit Pablo erzeugen, damit die alten Wiederholungsraten vom früheren aufs Bett- und auf die Couch-gehen dauerhaft in Vergessenheit geraten.

Eine weitere dazu passende Managementmaßnahme wäre, dass Sie be­ginnen, Bett und Couch für Pablo unzugänglich zu gestalten. Die geschlossene Schlafzimmertür oder ein Kinder­sicherheitsgitter würden Pablo hindern, sich selbständig ins Bett zu legen. Im Wohnzimmer könnten beispielsweise auch Kisten oder Sessel auf der Couch Pablo davon abhalten, sich hinauf zu legen. Dies muss aber so gestaltet sein, dass für Pablo die Couch ­wirklich ­verbarrikadiert ist und er es sich unter keinen Umständen auf der Couch ­bequem machen kann.
Durch diese Maßnahmen haben Sie die Möglichkeit, Pablo zu zeigen, was Sie von ihm möchten, ohne es ihm verbieten zu müssen. Ein Verbot, wie von Ihnen beschrieben, ist untrennbar mit Ihnen als Person im Gehirn des Hundes verbunden. Das bedeutet aber auch, dass Hunde meist, wenn diese Person aus dem Haus ist, erst wieder das unerwünschte Verhalten zeigen. Ist ihm aber der Weg auf die Couch durch das Verstellen unmöglich bzw. wird es ihm am Boden sehr angenehm gemacht, hat Pablo über eine Gewöhnung in weiterer Folge gelernt, unten zu bleiben.

Bitte beachten Sie aber, dass eine ­Gewohnheitsentwicklung ein paar Monate dauern kann. Es genügt daher nicht, wenn der Hund nur eine Woche in dieser Hinsicht trainiert wird. Ist Pablo beispielsweise bereits seit zwei ­Monaten bei Ihnen, sollte er für diese neue ­Gewohnheitsentwicklung mehr Zeit haben als für die Entwicklung der alten Gewohnheit. Den von Ihnen bezeich­neten Sturkopf könnte man positiv auch mit Beharrlichkeit charakterisieren.

Ich hoffe, meine Ratschläge waren ­hilfreich, und ich wünsche Ihnen bald eine hundefreie Couch- und Bettzone.
Ihre Yvonne Adler

Pdf zu diesem Artikel: erziehung_adler

 

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