Unaufgeregtes mögen die Vierbeiner offenbar besonders gerne: Coldplay und Donavan (Von Antonia Lange/dpa)
Heilbronn (APA/dpa) – Sie machen Yoga, gehen ins Museum, daten per App und haben seit Neuestem auch noch einen eigenen Radiosender: Hunde. Bei „Hallo Hasso“ in Deutschland läuft Musik speziell für Vierbeiner. In Partylaune soll sie Hunde allerdings nicht versetzen.
Musik, die es nie in die Charts geschafft hat, kommt bei haarigen Ohren scheinbar besonders gut an. Hippie-Gedudel, Klassik: Alles, was möglichst unaufgeregt klingt, wird Hunden bei „Hallo Hasso“ in Dauerschleife vorgespielt. Hits wie „Who Let The Dogs Out“ (Baha Men) tauchen höchstens als eine Art Weckruf auf.
„Da läuft Musik, von der wir denken und wissen, dass sie Hunde beruhigt“, sagt Radiomoderator Stephan „Stocki“ Stock. „Wenn Hunde allein zuhause sind, dann kommen sie auf die wildesten Ideen.“
Stocki muss es wissen: Er hat selbst eine junge Hündin daheim und hatte die Idee zu dem Programm. „Du möchtest nicht nur, dass dein Hund sich nicht allein fühlt“, erklärt der 30-Jährige. „Du musst natürlich auch gewährleisten, dass dein Hund nicht das Bellkonzert anfängt, wenn du auf der Arbeit bist.“
Wenn „Stocki“ arbeitet, steht er als Morgenshow-Moderator im Studio von Radio Ton – einem Regionalsender im baden-württembergischen Heilbronn. Da er seine Podenco-Mischlingshündin „Layla“ dorthin nicht mitnehmen konnte, kam er quasi von Berufs wegen auf die Idee eines Hunderadios. Seit dem 1. April gibt es das Digitalradio „Hallo Hasso“, das sich via Internet oder über eine App abspielen lässt. Viele hielten das zunächst für einen Scherz. War es aber nicht.
Wer „Hallo Hasso“ einschaltet, hört mit Bellen, Klingeln und Trompeten. Das sei ein „Ear-Catcher“ für zwischendurch, sagt der Moderator. Wer länger zuhört, stellt fest: Meistens geht es ruhig zu.
Auf der Playlist stehen Coldplay und Donovan ebenso wie die Slowakische Staatsphilharmonie. Und immer wieder Titel und Interpreten rund um den Hund. Da hört man Reinhard Mey mit „Es gibt Tage, da wünscht‘ ich, ich wär‘ mein Hund“ oder Dr. Elmo Wild Blue mit „Wild Dogs of Kentucky“. Zwischendurch werden immer wieder The Singing Dogs gespielt, die bekannte Songs bellend präsentieren. „Es geht nicht darum, dass Hunde ruhig gestellt werden“, betont Stocki. „Es geht eher darum, dass der Hund das Gefühl hat, er ist nicht alleine.“ Funktioniert das wirklich?
„So eine Beschallung beim Hund wirkt natürlich schon, weil sie geeignet ist, andere Geräusche zu überlagern“, sagt Udo Kopernik, Züchter und Sprecher vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). Das könne etwa ein Geräusch im Stiegenhaus sein, weswegen der Hund sonst möglicherweise belle. Radio für Hunde sei bereits vor etwa zehn Jahren in den USA aufgekommen, berichtet er.
„Das mag am ersten Tag für den Hund toll sein. Am zweiten ist der Effekt schon verpufft“, zweifelt der Experte aber am Erfolg. „Dann wird es eintönig und langweilig für ihn.“ Kopernik zufolge können Hunde sich auf das konzentrieren, was sie hören wollen – und lauschen dann eben doch wieder auf Schritte im Treppenhaus. Musik als Ersatz für das Herrchen sei ohnehin nicht nötig. „Einen Hund über Stunden allein zu lassen – das geht auch ohne Musik.“ Wichtig sei es, sich vorher und bei der Rückkehr intensiv mit dem Tier zu beschäftigen und es ans Alleinsein zu gewöhnen.