Problemverhalten: Die häufigsten Ursachen

Von Gerald Pötz

Im März 2001 wurden im WUFF Hundeausbildungs- und Therapiezentrum zwei „Intensiv-Therapie-Wochenenden“ für jeweils 5 „Problemhunde“ abgehalten. Dabei zeigte sich, dass es oft ähnliche Ursachen sind, die zu hundlichem Problemverhalten führen. Die beiden häufigsten Ursachen sind eine zu schwache Bindung an den Hundebesitzer, oder die unbewusst falsche Behandlung des Hundes im Alltag.

Falsche Bestätigung
In jedem Wurf gibt es dominant veranlagte Hunde, häufiger Rüden als Hündinnen, die lebenslang versuchen werden, in ihrem Rudel (Familie) in der Rangordnung nach oben zu klettern. Kommt ein solcher Hund in völlig unerfahrene Hände oder zu psychisch labilen Personen, beginnen sehr bald die Rangordnungsprobleme. Symptome dafür sind unter anderem folgende: Der Hund lässt beispielsweise bei der Fütterung den Besitzer nicht mehr in die Nähe der Futterschüssel, oder er knurrt, wenn er vom Bett oder Sofa verwiesen wird.
Knurrt (und später auch schnappt) der Hund dann bei solchen Gelegenheiten, wird der Besitzer natürlich zurückweichen. Und genau dieses Verhalten bestätigt dann wiederum den Hund in seiner Handlung. Oder ein anderer typischer Fehler einer falschen Bestätigung: Der Hundehalter versucht seinen Vierbeiner im Falle einer Aggression oder eines anderen unerwünschten Verhaltens vermeintlich zu beruhigen und streichelt ihn mit den Worten „Ist schon gut, beruhige dich“. Dieses Verhalten des Hundebesitzers empfindet der Hund natürlich als Lob, d.h. er wird in seinem unerwünschten Verhalten noch bestätigt. Was bedeutet das nun für die Erziehung eines Hundes oder für den Fall, Verhaltensprobleme zu lösen? Nicht der Hund muss die Menschensprache lernen, sondern umgekehrt, der Mensch muss die Sprache des Hundes erlernen!

Dominanzproblemen vorbeugen
Bevor ein Dominanzproblem überhaupt auftritt, vergeht viel Zeit (ausgenommen, der Hund stammt aus zweiter Hand, z.B. aus dem Tierschutzhaus). Geht man davon aus, dass der Hund als Welpe angeschafft wird, liegt die richtige Erziehung allein in Menschenhand. Als allgemeine Faustregel, Dominanzproblemen bei dazu neigenden Hunden vorzubeugen, gilt für den Hundebesitzer: „Es passiert nur, was ich will“. D.h. man gibt dem Hund nicht dann Futter, wenn er es fordert, sondern bestimmt selbst den Zeitpunkt der Fütterung. Man springt auch nicht sofort auf, um Gassi zu gehen, wenn der Hund an der Tür kratzt, ausgenommen bei einem Welpen, der damit sein Bedürfnis anzeigt. Wenn bereits ein Dominanzproblem besteht, sollte der Hund keinesfalls auf gleicher Höhe mit dem Besitzer liegen. Das heißt, nicht im Bett und nicht auf dem Sofa. Wichtig: Diese Regeln gelten in erster Linie für die sog. Alphahunde, d.h. also die o.a. dominanten Hunde eines Wurfes. Gibt es mit dem Vierbeiner keinerlei Dominanzprobleme, dann sind diese Maßnahmen auch nicht erforderlich. Es ist bei diesen „problemlosen“ Hunden also keinesfalls nötig, immer krampfhaft als erster durch die Türe zu gehen, ihn vom Sofa zu „weisen“, keinesfalls bei Tisch etwas abzugeben usw.

Korrekte Kommandos
Oft entsteht Problemverhalten erst dadurch, dass der Hund nicht verstehen kann, was man von ihm will, weil Kommandos undeutlich oder immer verschieden gegeben werden. Beispielsweise werden für das Herankommen neben dem korrekten „Hier“ oft Kommandos wie „Fuß“, „Da komm her“, oder „Komm“ verwendet. Im Prinzip ist jedes Kommando erlaubt, so lange es nur konsequent für das gleiche Verhalten verwendet wird.

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Aus – Nein – Pfui

Dies sind die am häufigsten falsch synonym verwendeten Kommandos im Umgang mit dem Hund.

Aus
Das Kommando „Aus“ bedeutet im Wesentlichen, dass der Hund seinen Fang aufmachen, bzw. Dinge, die er gerade festhält, auslassen soll. „Aus“ wird auch im Hundesport bei der Bringübung zum Auslassen des Bringholzes, oder zum Ablassen beim Schutzdienst verwendet.

Nein
Das Kommando „Nein“ wird verwendet, wenn der Hund nur vorübergehend bzw. nur unter bestimmten Umständen ein zu einem anderen Zeitpunkt erlaubtes Verhalten unterlassen soll. Beispiel: Beim wilden Spiel mit dem Hund darf er hochspringen; wenn der Besitzer schön gekleidet ist, hingegen nicht.

Pfui
„Pfui“ bedeutet, „das darfst du niemals“. Beispielsweise das Aufnehmen von Kot und Unrat. Es ist auch „Pfui“, Leute anzuknurren, oder zu beißen.

Der Sinn dieser drei wichtigen Kommandos sollte immer klar unterschieden werden. Eine Ausnahme ist es, wenn der Hund unerwünscht bellt. Dann wäre im Prinzip das Kommando „Nein“ korrekt, viele Hundeausbilder empfehlen dafür jedoch ein ganz eigenes Kommando, wie z.B. „Still“, oder „Ruhig“.

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