Problemhunde – Hundeprobleme

Von dogodu-Redaktion

Von 27.-29. Oktober 2000 fand im WUFF Hundeausbildungs- und Therapiezentrum das erste Problemhund-Intensivtherapie Wochenende unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Hermann Bubna-Littitz und Georg Sticha statt. Die Teilnehmerzahl war auf fünf Hunde begrenzt. Erwartungsgemäß waren fünf interessante und absolut verschiedene Problemhunde vorstellig.

Tierärztliche Untersuchung
Der erste Tag begann um 13 Uhr mit einer tierärztlichen Untersuchung der Hunde, damit gesichert war, dass die vorgestellten Problemverhalten keine klinische Ursache haben. Im Anschluss wurde mit den Hundebesitzern eine Problem- und Wesensanalyse durchgeführt. Abends gab es einen theoretischen Vortrag, der auf die Problemverhalten der anwesenden Hunde angepasst war. Nach der konzentrierten geistigen Arbeit lud das WUFF Hundeausbildungs- und Therapiezentrum die Teilnehmer zum Heurigen Vintschgerl in Strebersdorf ein, um in einer gemütlichen Runde zu fachsimpeln.
Samstag ab 9 Uhr begann das Intervalltraining mit den Hunden. Fünf Frauen mit fünf Hündinnen. Wir fragten uns, ob Männer keine Problemhunde haben, oder sind sie zu eitel, um es zuzugeben …?
Mit jedem der fünf Hunde wurden über das Wochenende verteilt ca. 8-10 Trainingseinheiten durchgeführt.

Bindungsschwäche
Der Westie, der anfänglich das kleinste Problem zu sein schien, war am schwersten zu therapieren, da die Bindung zur Besitzerin sehr schwach war. Für diesen Hund ist die überschwängliche Freude des Frauchens mehr Lob, als das beste Futter.

Körpersprache gefragt
Die taube Dogo-Hündin war für das WUFF-Team eine Herausforderung, da man völlig neue Wege finden musste. Bei diesem Hund war der Einsatz von Körpersprache und Einfühlungsvermögen besonders gefragt. Unser Ausbildungsleiter Georg Sticha hat es geschafft, die Hündin auf kurze Distanz durch Bodenvibrationen auf sich aufmerksam zu machen. Wir arbeiten nun an einem ferngesteuerten Vibrationsalarm, um die Hündin auch auf größere Distanz abrufen zu können.

Angstzustände
Die Tervuerenhündin war anfangs ein jämmerliches Bild. Sie stammt aus dem unter Tierschutzleuten berüchtigten Denver-Zoo (Tierhandlung) und hat ihre Verhaltensstörung vermutlich in den ersten 6 Lebenswochen mitbekommen. Das Ergebnis am dritten Tag war, dass die Hündin acht fremden Personen am Übungsgelände zugegangen ist und die Besitzerin einen Weg gefunden hat, die Angstzustände abzubauen.

Wie neu geboren
Bei der Rottweilerhündin war die Therapie verhältnismäßig einfacher. Die Hundeführerin war mit den herkömmlichen Ausbildungsmethoden festgefahren und an einem Totpunkt angelangt. Mit übermäßigem Druck und Starkzwang in der Vergangenheit ging bei dieser triebstarken „Traumhündin“ der Schuss nach hinten los. Durch richtige Motivation wurde diese Hündin an diesem Wochenende „neu geboren“. Hund und Hundeführerin haben mehr Spaß miteinander, als je zuvor.

Die Rakete
Die Jack Russell Hündin zeigte uns, dass sie ein waschechter Terrier ist und das sich „Schoßsitzen“ und „Terrormachen“ nicht ausschließen müssen … Durch gezielten Einsatz von Lob und Tadel haben wir diese kleine „Rakete“ von ihrem hohen Ross heruntergeholt und Manieren beigebracht. Jetzt braucht Frauchen keine Nervenpulver mehr und der Hund hat gelernt, sich in seiner Rangposition einzuordnen.

Herausforderung und Schwerarbeit
Dieses Problemhund Intensivtherapie Wochenende war für alle Beteiligten eine Herausforderung und „Schwerarbeit“. Drei Tage lang vollen geistigen und körperlichen Einsatz zu geben, hat alle ausgepowert. Auch die Hunde waren erschöpft und man sah nachmittags einen kontinuierlichen Rückgang der Konzentration und Aufnahmefähigkeit.

Nächster Termin
Das nächste Problemhund Intensivtherapie Wochenende wird vom 16.-18. März 2001 stattfinden. Anmeldungen richten Sie bitte rechtzeitig an das Hundemagazin WUFF unter 02772/ 55 81 10, oder 0664/ 337 80 68. Im Internet finden Sie Informationen unter www.wuff.at im Menüpunkt „WUFF Hundeausbildungszentrum“. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ersuchen wir um eheste Reservierung.

>>> WUFF – INFORMATION

Die Problemhunde

– West Highland White Terrier, 4 Jahre, Angstzustände bei Lärm, Donner, etc., kommt auf Zurufen nicht heran, läuft Katzen und Hasen nach, zieht an der Leine.
– Dogo Argentino, 2 Jahre, aus Tierheim, kastriert, taub, Angst vor angedeuteten Schlägen, Hauptproblem Taubheit, lässt sich das Halsband ungern überstreifen, zieht an der Leine, kein Blickkontakt zur Hundeführerin herstellbar.
– Tervueren (Belgischer langhaariger Schäferhund), 2 Jahre, Angst vor fremden Leuten, zieht an der Leine, Angstzustände bei Bedrängnis und allem Neuen, kein Interesse an anderen Hunden, Aggressionen gegenüber Hündinnen.
– Rottweiler Hündin, 4 Jahre, kastriert, seit der Kastration extremes Rüden- und Markierverhalten, Aggression gegenüber Hündinnen.
– Jack Russell Terrier Hündin, 5 Jahre, aus Tierheim, Aggression gegenüber Hunden und Menschen, geht auf alles los, was sich bewegt, bei Sichtkontakt mit anderen Hunden auf der Straße fängt sie zum Toben an.

>>> WUFF – INFORMATION

Die Realität: Teilnehmer berichten

Wachsen zusammen
Ich habe mit meinem tauben Dogo Argentino „Sophie“ an diesem Problemhund-Intensiv-Wochenende teilgenommen und es war Spitze! Meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Mein Dogo und ich wachsen endlich zu einem Team zusammen. Wir trainieren weiter und besuchen einmal wöchentlich, mit Freunden, die WUFF Hundeschule. Danke und macht weiter so! Beate Stangl, Podersdorf

Hundeerziehung einmal anders!
Jetzt nach zwei Trainingseinheiten durfte ich mit Freude erkennen, endlich die richtige Erziehungsmethode für meine vierjährige Rottweilerhündin und mich gewählt zu haben. Ich muß lernen, als einfühlsamer Mensch aus meinem Hund ein ebenso einfühlsames wie voll sozialisiertes Wesen zu machen. Nur wer aggressionslose Hundeerziehung praktiziert, erhält dafür einen Partner von 100%-iger Verlässlichkeit. Es gibt keine Problemhunde, es sei denn der Mensch erzieht den Hund dazu. Dankbar, Gleichgesinnte endlich gefunden zu haben, freue ich mich auf ein angstfreies Leben in und mit der Gesellschaft, trotz „Killerrasse“. Heidi Semczyszyn, Katsdorf

Von neuer Seite …
Ich habe mit meiner äußerst aggressiven Jack Russell Terrier Hündin „Chilly“ am Problemhund-Intensiv-Wochenende teilgenommen. Ich habe dort gelernt, die Aufmerksamkeit von Chilly – wenn sie mal wieder der Meinung war, sie muß sowohl Zweibeiner als auch Vierbeiner verbellen und verknurren – auf mich zu lenken. Somit ist ein Arbeiten und Spazierengehen mit ihr jetzt wieder ohne Probleme möglich. Ich habe meinen Hund von einer ganz anderen Seite neu kennengelernt und wir trainieren beide auch weiterhin zweimal in der Woche um weiter Fortschritte zu machen. Ich danke allen, die das WUFF Hundeausbildungs- und Therapiezentrum möglich gemacht haben! Anita Weiss, Wien

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