Kein Mensch wird als Hundehasser geboren, man wird zum Hundehasser erst gemacht! So beruht die neue Hundefeindlichkeit zum Teil auch auf dem (bewussten oder unbewussten) Verhalten einiger Hundebesitzer. Jeder einzelne von uns kann sich daher um eine Verbesserung der jetzigen Situation bemühen. Die Polarität – hier Hundebesitzer, dort diesem feindlich gesonnene Nicht-Hundehalter – kann aufgehoben werden, und dies ist einfacher, als wir denken.
Dem Hunde, welcher gut erzogen …
Korrektes Verhalten von uns und unserem Vierbeiner in der Öffentlichkeit kann Hundefeindlichkeit tatsächlich abbauen! Seien Sie und Ihr Vierbeiner Botschafter für den Canis lupus f. familiaris! Selbst der alte GOETHE, eigentlich kein ausgesprochener Hundefreund, wusste „Dem Hunde, wenn er gut erzogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen!“ Im Grunde sollte man nur einige sowieso selbstverständliche Grundregeln beachten und stets bedenken, dass nicht alle Mitmenschen von Hunden begeistert sind, sondern dass sogar viele vor Hunden – zumindest ab einer bestimmten Größe – Angst haben.
Oft ist´s nur Unwissenheit
Es stellt sich immer wieder heraus, dass viele von Hundebesitzern gemachte Fehler aus Unwissenheit geschehen. Der wichtigste der ersten Schritte ist daher das Sich-kundig-machen über das Wesen, das – für Erstbesitzer von Welpen oder Junghunden – die nächsten 12-14 Jahre täglich an unserer Seite mit uns durchs Leben gehen wird. Dieses Einholen von ersten Informationen kann einmal durch die Lektüre ernsthafter Hundeliteratur geschehen (hier seien stellvertretend die Klassiker von EBERHARD TRUMLER empfohlen und ERIK ZIMEN), oder Sie schließen sich einer Gruppe von Hundebegeisterten an, die sich regelmäßig mit ihren Vierbeinern zu gemeinsamen Spaziergängen und Übungen treffen. Diese Gruppen – und darauf müssen Sie schon achten – sollten unter wirklich fachkundiger Anleitung geführt und nicht von einer bestimmten Rasse dominiert werden. Der Übergang zu einer Teilnahme an einem Kursus für Hundeerziehung erfolgt eventuell bei einigen dann fließend.
Und irgendwann sind Sie dann mit Ihrem Hund allein auf weiter Flur, und jetzt kommt es darauf an, dass das von Ihnen und Ihrem Hund Erlernte dann tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden kann, d.h. dass Ihr Hund seine Wünsche Ihren Anordnungen zuverlässig unterordnet und sich tadellos benimmt.
„Keine Angst, er tut nichts“ ist passé!
Auch in Gegenden, wo kein Leinenzwang herrscht, geht unser Hund dann an der Leine (sofern er nicht wirklich zuverlässig „bei Fuß“ geht), wenn Spaziergänger uns begegnen. Achten Sie bei Ihren Spaziergängen darauf, dass Ihr Hund NIEMALS fremde Leute anspringt! Nicht jeder ist ein Hundefreund, viele Leute stehen buchstäblich Todesängste aus, wenn ihnen ein unangeleinter großwüchsiger Hund entgegengelaufen kommt und womöglich an ihnen hochspringt. Der beruhigend gemeinte Ausruf des Hundebesitzers: „Keine Angst, der ist noch jung und will nur spielen!“ wurde in der Vergangenheit nur allzu oft zu einem „Oje, das hat er ja noch nie gemacht!“
Jogger, Biker und Kinder
Es ist selbstverständlich, dass wir dem Hund von Anfang an verbieten, Jogger, Fahrradfahrer und andere Sportler zu jagen. Passieren uns Läufer oder Biker, so macht unser Hund „Sitz!“, solange diese sich in unserer Nähe befinden und unseren Hund zu einer Verfolgungsjagd animieren könnten. Desgleichen muss sich unser Hund spielenden fremden Kindern gegenüber indifferent verhalten, und ein Herumtollen mit diesen darf nur in Anwesenheit einer Aufsichtsperson stattfinden, die den Hund zuverlässig abrufen kann. Nicht jeder Hund lässt sich beispielsweise ohne weiteres von einem fremden Kind einen Ball wegnehmen. Ein Kind, das zuvor noch mit dem Hund herumtollte, kann bei diesem nach einem Sturz höchst unerwünschte und sogar gefährliche Reaktionen hervorrufen. Ebenfalls sollten wir darauf achten, wie unser Hund sich im Spiel mit einem Artgenossen verhält – insbesondere wenn es sich um zwei Hündinnen handelt.
Im Restaurant
Bei einem Restaurantbesuch mit unserem Hund achten wir peinlich darauf, dass er ruhig seinen Platz unter unserem Tisch einnimmt und nicht etwa durch Betteleien an fremden Tischen andere Gäste belästigt; unnötig zu erwähnen, dass er unseren Tisch nicht etwa gegenüber der Bedienung knurrend und zähnefletschend verteidigt! Beim Bummel in der quirligen Innenstadt, in Einkaufzentren und auf Bahnhöfen ist unser Hund prinzipiell angeleint.
Richtiges Konfliktmanagement
Wenn es wirklich zu einem unangenehmen Konflikt mit anderen Hundebesitzern, Spaziergängern, Joggern, Radfahrern, Jägern und ähnlichen Zeitgenossen kommt, bleiben Sie sachlich und ruhig, auch wenn es die Gegenseite nicht ist! Lassen Sie sich nicht provozieren und gehen Sie möglichst jedem Streit aus dem Weg! Halten Sie unter allen Umständen Ihren Hund im Streitfall aus dem Spiel, halten Sie ihn unbedingt zurück, solange Sie nicht tätlich angegriffen werden. Versuchen Sie, wenn irgend möglich, einen zuverlässigen und neutralen Zeugen zu identifizieren!
Im Wald und auf der Heide
Das Spannungsfeld zwischen Hundehaltern und Jägern bei Spaziergängen im Wald bzw. in der freien Feldflur ist uralt. Die Zeiten, in denen ein Jäger willkürlich jeden frei umherlaufenden Hund einfach abschießen durfte, sind gottlob vorbei – wenn dies auch noch nicht von allen der „Grünen Zunft“ verinnerlicht worden ist und gerade hier immer wieder haarsträubende Dinge geschehen. Wir wollen uns aber allgemein angewöhnen, dass überall dort, wo der Hund mit Wild in Berührung kommen kann, er entweder wirklich zuverlässig auf Ruf zu uns kommt, oder er an die Leine muss. Jagdhunde und Hunde mit ausgeprägtem Hetztrieb, die nicht genügend ausgelastet sind, verursachen hier oftmals große Probleme.
Selbstverständlichkeiten
Und schließlich ist es selbstverständlich, dass wir es nicht dulden, wenn unser Hund durch Dauergekläff die Nachbarn zur Verzweiflung bringt, dass er mit Begeisterung den Briefträger und die Zeitungsfrau in die Waden kneift und auch anders seine Umwelt terrorisiert. Ganz besonders achten wir auch darauf, dass nicht unvermeidbare Rückstände einer gut funktionierenden Verdauung sanft vor sich hinmiefend auf dem Trottoir auf die nächste passierende Schuhsohle warten!
Schließen möchte ich mit einem Zitat des französischen Zoologen Georges de CUVIER (1769 – 1832), der eindeutig zum Hund Stellung bezog: „Der Hund ist die merkwürdigste, vollendetste und nützlichste Eroberung, welche der Mensch jemals gemacht hat. Vielleicht ist er sogar notwendig zum Bestand der menschlichen Gesellschaft.“ Der Autor wünscht Ihnen und Ihrem Hund bei Ihrer privaten „Aktion Hund“ viel Freude und Erfolg!