Sind Probleme in der Hundehaltung immer Rangordnungsprobleme, wie es häufig heißt? Reicht es aus, erzieherisch auf die Tiere einzuwirken? Reicht eine Symptombekämpfung aus, wie z.B. den agierenden Hund mit dem Einsatz eines Sprayhalsbandes auf Distanz zu halten? Wie kann sonst eingegriffen werden? Als sich die Familie bei mir meldete, merkte man die Belastung, unter der alle standen. Ziel war es, den "Streit" der Hunde zu beenden und wieder ein harmonisches Familienleben zu ermöglichen. Was aber in diesem Fall ein großer und mit entscheidender Faktor für den positiven Ausgang war, ist die Bereitschaft und der Wille der Familie, nach Lösungen zu suchen.
Unerwartet beispiellose Aggressivität
Die Familie Goslar wurde von dem Problem regelrecht überrascht. Martina Goslar berichtet:
„Unsere Familie wurde im Spätherbst nach dem morgendlichen Gassigang von einer beispiellosen Aggressivität unseren jüngeren Hündin gegenüber der älteren überrascht. Der erbitterte, aufs Töten ausgerichtete Kampf endete beim Tierarzt, der die angreifende Jüngere nähen und klammern musste. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere beiden 4 und 7 1/2 Jahre alt, und es hatte zuvor niemals auch nur ansatzweise irgendwelche Eskalationen gegeben, die uns auf eine derartige Situation vorbereitet hätten."
Der unerwarteten Auseinandersetzung der beiden Hündinnen war im Sommer eine Erkrankung der älteren vorausgegangen, die nach einer Notoperation mit sich anbahnendem Nierenversagen fast zwei Wochen lang um ihr Leben gekämpft hatte. Nur ihrer außergewöhnlich guten Gesundheit, dem Tierarzt und der intensiven Pflege der Familie war es zu verdanken, dass sie überlebte. Über die jüngere Hündin erzählt Martina Goslar:
„Sie war anfangs sehr verstört, fraß nicht und mied ihre ältere Halbschwester, ja, hatte regelrecht Angst vor ihr. Allmählich aber übernahm sie, wenn auch nur zögerlich, einige Privilegien. So bellte sie nun als erste an der Haustür oder versuchte, den Schlafplatz der Älteren einzunehmen. Gerade in dieser Zeit wurde sie dann fast 6 Wochen früher als sonst läufig, mit einer bei ihr noch nie dagewesenen ausgeprägten Nachläufigkeitsphase. Es gab jedoch auch zu diesem Zeitpunkt nie eine Aggressivität gegenüber der Älteren. Nach und nach hatte die Ältere aber aus unserer Sicht ihre Stellung wieder ‘zurückerobert’, weshalb der Angriff der Kleinen fast ein viertel Jahr später vollkommen überraschend kam."
Notlösung nicht dauerhaft
Die Familie trennte nun beide Hündinnen im Haus, indem Türen mit Holzgitterkonstruktionen gesichert wurden. Dadurch konnte ein Kampf zwar verhindert werden, die Hündinnen sich aber beide weiterhin sehen, riechen und miteinander kommunizieren. Doch es sei weiterhin zu aggressiven Handlungen gekommen, berichtet Martina Goslar:
„Diese Angriffe verliefen immer nach einem fast identischen Muster. Die Jüngere ging sofort zum Angriff über, sobald sich die Ältere dem Gitter näherte. Unsere Große reagierte nur, forderte teilweise aber auch die Situation heraus, indem sie sich demonstrativ vor das Gitter legte."
Die Situation wurde allmählich nicht mehr tragbar, und Familie Goslar hatte wenig Hoffnung, noch eine Lösung zu finden:
„Wir spielten sogar schon mit dem Gedanken, uns von unserer Kleinen zu trennen, obwohl sie uns gegenüber genauso lieb und verschmust war wie immer. Zu diesem Zeitpunkt schalteten wir Herrn Tschentscher als Tierpsychologen ein, und letztendlich war er es, der im Verhalten unserer Jüngsten Auffälligkeiten entdeckte, die nicht so recht in das Bild einer ‘normalen’ Rangordnungsstreitigkeit oder eines ‘normalen’ Kampfverhaltens passen wollten. Dieser regelrechte Amoklauf, wenn die junge Hündin ihre ältere Schwester sah, ihr panisch-ängstlicher Blick, das sich unterordnen Wollen, aber nicht Können, all’ das haben zwar auch wir registriert, waren aber weit davon entfernt, es richtig zu deuten. Nach einem Anfangsverdacht aufgrund eines erhöhten Cholesterinwertes bei der ersten Blutuntersuchung wurden dann gezielt die Schilddrüsenhormone bestimmt."
Die Überraschung
Familie Goslar – Dr. Goslar ist Humanmediziner – war dann vom Ergebnis der Blutuntersuchung überrascht. Die jüngere Hündin litt an einer massiven Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)! Das klassische Bild dieser Erkrankung eines antriebslosen Hundes mit massiven Fellproblemen passte so gar nicht zu der temperamentvollen Hündin mit einem wunderschön glänzenden dichten Fell. Seit der Diagnose erhält die Hündin nun täglich Schilddrüsenhormon in anfangs langsam steigender Dosierung. Über den Erfolg der Therapie berichtet Martina Goslar:
„Schon kurz nach Beginn der Hormongabe konnten wir ganz langsam eine Besserung feststellen. So wurden mit der Zeit die aggressiven Übergriffe weniger und nicht mehr ganz so intensiv. Nach und nach konnten wir es wagen, beim gemeinsamen Gassigehen die Leinen wegzulassen, unter Aufsicht die Gitter zu öffnen und uns gemeinsam mit beiden Hunden in einem Raum aufzuhalten, ohne dass die Jüngere über die Ältere herfiel. Kleine Schritte eines Prozesses, der über mehrere Wochen und Monate ging und uns auch vor Rückschlägen nicht verschonte. Nach ungefähr einem halben Jahr, bei sichtlicher Entspannung, haben wir es dann erstmals gewagt, sie bei offenen Gittern zusammen alleine im Haus zu lassen. Zu erneuten Übergriffen ist es auch jetzt, nach über zwei Jahren, nicht mehr gekommen. Unsere Kleine ist wieder die fröhliche, ausgeglichene Hündin geworden, die sie vor Ihrer Erkrankung gewesen war."
Schilddrüsenunterfunktion – häufigste Hormonstörung beim Hund
Innerhalb der letzten Jahre hat sich die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zu einer der am häufigsten vorkommenden Erkrankungen des endokrinen Systems beim Hund entwickelt. In diesem Zusammenhang werden häufig zuerst die mannigfaltigen physischen Symptome dieser Erkrankung genannt, wie
– Gewichtszu- oder -abnahme,
– Haarausfall, z.B. sog. „Rattenschwanz",
– trockene Haut, Schuppen, schlecht heilende Wunden,
– Leistungsschwäche,
– erhöhtes Schlafbedürfnis,
– neurologische Ausfälle,
– Antriebslosigkeit und
– mangelnder Sexualtrieb, Unfruchtbarkeit.
Eine Hypothyreose kann einerseits schon beim Welpen bestehen und führt dann zu einer gestörten körperlichen und geistigen Entwicklung, welche nicht mehr aufholbar ist, oder sie entwickelt sich im Alter (meist zwischen dem 6.-10. Lebensjahr, bei großen Rassen auch früher) und zeigt sich dann durch die oben angeführten Symptome. Werden eines oder mehrere dieser Symptome vom Hundehalter bemerkt, geht er meist zum Tierarzt. So wird eine Schilddrüsenunterfunktion am häufigsten erkannt, wenn der Hund wegen Fellproblemen vorgestellt wird. Männliche und weibliche Tiere sind gleich häufig betroffen. Das Erkennen einer Schilddrüsenerkrankung wird beim Hund aber durch die vielfältigen physischen Symptome stark erschwert und ist für den medizinisch nicht versierten Hundehalter fast unmöglich. Zusätzlich zur physischen Komponente der Erkrankung kommt aber auch eine dem Tierhalter häufig unbekannte Seite der Hypothyreose, die psychische. Hierbei ist die Symptomatik ähnlich umfassend wie im physischen Bereich. Es treten
– Konzentrationsschwierigkeiten,
– Nachlassen der Merkfähigkeit,
– Antriebsarmut und nachlassendes Interesse,
– verlangsamte Reflexe und Schlafstörungen genauso auf wie
– Angst und Depressionen.
Schilddrüse und Psyche
Diese Wechselwirkung zwischen Schilddrüse und Psyche ergibt sich aus dem engen Zusammenwirken des endokrinen Systems mit den – für die vegetativen Steuerungen zuständigen – Zentren des Gehirns, welche durch den Hypothalamus, bzw. dessen Kerne „kontrolliert" werden. So wird auch in der Humanmedizin häufig auf die enge Beziehung zwischen der psychischen Befindlichkeit des Menschen und der Funktion seiner Schilddrüse hingewiesen. Die in diesem Zusammenhang genannte Symptomenvielfalt wird von leichter bis mittlerer Unruhe über Depressionen, Panikattacken bis zu Psychosen beschrieben. Selbst latente leichte Störungen der Schilddrüsenfunktion können mit gesteigertem Angstempfinden einhergehen.
Gerade dieser Bereich der Depressionen und Ängste ist es aber, welcher in Verbindung mit unseren Hunden beachtet werden sollte. Der Verlauf einer Neuerkrankung im Falle der Schilddrüse ist schleichend, entwickelt sich also fast unmerklich langsam (Haut und Fellveränderungen). Uns Hundehaltern fällt viel eher auf, wenn unser Hund mal nicht Gassi gehen oder spielen will und auf einmal vor ihm sonst bekannten Gegenständen oder Situationen Angst hat.
Es ist bekannt, dass Hunde Schmerzen oder Leiden gut „für sich behalten" können. Aus diesem Grund habe ich im Folgenden dem – wahrscheinlichen – Empfinden des Tieres das bekannte Empfinden des Menschen gegenüber gestellt. Es gibt fast keine Forschungsergebnisse zum Thema der hormonell bedingten Depression und des Angstverhaltens des Hundes – was nicht bedeutet, dass Hunde dieses nicht genauso wie wir Menschen empfinden. In diesem Fall wäre das ein Leidensweg, welcher u. U. geprägt ist von Angst und depressivem Verhalten. Wie immens dieser Leidensdruck von Menschen empfunden wird, zeigt folgender Ausschnitt aus einem Web-Forum über Schilddrüsenprobleme:
„Brauche dringend Rat!
Hallo, ….. Hier meine Symptome: zittrig, Schwitzen in der Nacht, kein Schlaf, Gedanken rasen, Pinakotheken, könnte dauernd heulen, trockene Haut wie nach Sonnenbrand, Ohren wie zu und Druck darauf, Bizzeln auf Kopf bzw. als würde was drin rumkrabbeln, Gefühl Hirn ist zu groß da drinnen, Kloßgefühl am Hals, heißer, Probleme beim Schlucken, viel Schleim in den Nebenhöhlen, häufiges Wasserlassen und 3 x am Tag Stuhlgang, und ganz extrem diese plötzliche Atemnot … Was kann ich tun, es fühlt sich schrecklich an. Warum habe ich da so Probleme?"
Wer würde unter solchen beschriebenen Umständen ein situativ angepasstes „normales" Verhalten von Mensch – oder Tier – erwarten können oder dürfen? Hunde können Schmerzen und Leid nicht in so eindrucksvolle und deutliche Worte fassen wie diese Patientin. Sie können es nur über ihren Ausdruck (Mimik, Blick) und ihre Körpersprache vermitteln. Bei der jüngeren der beiden Hündinnen von Familie Goslar lag für mich der Schluss nahe, dass die immer wieder beschriebene Aggressivitätssteigerung in Verbindung mit panischem Angstverhalten zu sehen ist (siehe Kasten). Wird diese Panik ausgelöst durch ein Eindringen in den individuellen Freiraum des Tieres oder eine psychische Überforderung, kann es zu einem nicht situationsangepassten Verhalten kommen. Verstärkt werden diese Symptome häufig durch psychosozialen Stress. Ebenfalls kann autodestruktives (selbstzerstörendes) bzw. autoaggressives Verhalten gezeigt werden. Die Tiere lecken, kratzen oder „knabbern" sich blutig, was eine selbstberuhigende Wirkung („self-narcotisation") haben soll. Ob Hunde sich selber verletzen, um die – mit dem Schmerz verbundene – Ausschüttung körpereigener Opiate herbeizuführen und sich somit Linderung verschaffen, oder ob diese Selbstverletzungen auch als Hilferuf an andere Rudel- bzw. Familienmitglieder interpretiert werden, wird vielleicht die Forschung der Zukunft zeigen. Im Humanbereich beschreiben Betroffene „das Wegfallen von Spannungen und Druck nach Selbstverletzungen". Tatsache ist, dass sich Hunde – unter bestimmten Bedingungen – selbst Verletzungen zufügen und dies ein Zeichen für den Besitzer sein sollte, die Ursache zu suchen.
Eine erkannte Hypothyreose kann meist sehr gut behandelt werden, meist mit lebenslanger Medikamenteneingabe (Schilddrüsenhormon-Substitution), da die Ursache der Unterfunktion vielfach nicht behandelt werden kann.
Fallbeschreibung aus der Sicht des Tierpsychologen
Bei den beiden Hündinnen der Familie Goslar wurde nach Ausarbeitung eines ausführlichen Anamnesebogens versucht, den direkten (unmittelbar dem Angriff vorausgehenden) Auslöser der Attacken zu finden. Dies war fast unmöglich, da die Tiere schon bei Kontakt massives Beschädigungsbeißen zeigten. Initiator war immer die jüngere Hündin, die ältere provozierte zwar teilweise, indem sie sich demonstrativ offensiv benahm (z.B. am Gitter hinlegte), aktiv wurde aber immer die jüngere. Also muss-te die Auslösesituation etwas weiter zurückliegen. Die erste erkennbare Verhaltensänderung der jüngeren Hündin erfolgte nach der Erkrankung der älteren. Die Jüngere wirkte aber physisch topfit. Warum übernimmt sie nicht einfach komplett die Führungsrolle und ist damit zufrieden, sondern attackiert permanent die Ältere, oder sie zieht sich zurück und überlässt der Älteren wieder die Führungsrolle? Die Ursache muss also tiefer liegen als nur eine Rangordnungsproblematik.
Bei den Angriffen ließ sich die Jüngere weder durch Kommandos noch Körpereinsatz ablenken. Aus diesem Grund erfolgte eine gezielte Untersuchung auf organische Veränderungen, welche direkten Einfluss auf das Verhalten des Tieres haben. Hierbei handelt es sich meistens um Veränderungen, die das Nervensystem betreffen. Dies ist nicht zu verwechseln mit z.B. Verhaltensänderungen, welche durch Schmerzen ausgelöst werden. Hat ein Tier bspw. permanente Rückenschmerzen, wird sich das Verhalten durch den Schmerz verändern. Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion findet aber eine Verhaltensänderung ohne Umweg über körperlich verifizierbare Symptome statt. Bei der jüngeren Hündin wurde durch die Blutuntersuchung tatsächlich eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert.
Somit war die Ursache klar, und es konnte ein Behandlungskonzept erstellt werden. Dieses Konzept musste beinhalten, dass beide Tiere in der Familie verbleiben sollen, dass eine Verhaltensänderung durch die vom Tierarzt verschriebene Medikation erfolgen wird, und dass damit auch neue Verhaltensweisen erwartet werden können, auf die flexibel reagiert werden muss.
Behandlungskonzept
Der Einsatz von verhaltensbeeinflussenden Kommandos konnte auf ein Minimum beschränkt werden, da dies einerseits – auf Grund des Erregungsniveaus der Hündin – nicht oder nur eingeschränkt umzusetzen war und wir es andererseits nicht mit einem erziehungsrelevanten Problem zu tun hatten.
Die im Vorfeld schon eingeführten Trenngitter blieben bestehen, doch wurde darauf geachtet, dass sich die Tiere weiterhin sehen konnten. Beim Spazierengehen wurden die Hunde entweder getrennt nacheinander oder zeitgleich von zwei Personen geführt. So konnten Übergriffe vermieden werden. Des Weiteren behandelten wir die ältere Hündin so, dass für die jüngere sichtbar wurde, dass die ältere wieder ihre Führungsrolle übernommen hatte. So konnten wir ihr ein bisschen situativen Entscheidungsdruck nehmen. Langsam veränderte sich die Jüngere, sie entspannte sich, und man merkte ihr eine gewisse „Erleichterung" an. Dieses Verhalten festigte sich immer mehr, so dass Stück für Stück Grenzen (Absperrgitter) fielen und beide Hunde sich wieder frei bewegen konnten. Dieser Zustand hält bis heute an.
Resümee
Gerade in Zeiten von Leinenzwang, Hundeverordnungen und besonders aufmerksamer Berichterstattung durch die Presse werden verhaltensauffällige Hunde schnell be- und verurteilt. Im Rahmen einer solchen Beurteilung, aber auch wenn Hunde im häuslichen Bereich ein sich veränderndes atypisches bzw. ungewöhnliches Verhalten zeigen, sollte auch neben einer allgemeinen tierärztlichen Untersuchung eine Schilddrüsenhormonbestimmung in Betracht gezogen werden. Im Fall der beiden Hündinnen erschien damit das Verhalten des Tieres in einem anderen Licht, und gezielte Hilfe war möglich.
WUFF-INFORMATION
Depressives Verhalten & Angstverhalten
Hunde mit depressivem Verhalten zeigen deutlich reduzierte Bewegungen, sie bewegen sich nur minimal bis hin zur kompletten Bewegungslosigkeit (Apathie). Sie haben kaum Interesse an den Vorgängen in der Umgebung, leiden öfter unter Magen- und Darmproblemen und zeigen eine hohe Fluchtbereitschaft.
Angstverhalten, welches beim Menschen durch eine Hypothyreose ausgelöst wird, hat keine bestimmte Ursache, wie dies beispielsweise bei der Höhenangst, der Angst vor Tieren, Angst vor Dunkelheit etc. der Fall ist. Die Angst wird durch eine objektiv nicht bedrohliche Situation ausgelöst, bleibt über diese Situation hinaus bestehen und kann sich unangemessen heftig darstellen. Häufig handelt es sich um das Bild einer sog. „Panikattacke", die mit großer unbestimmter Angst verbunden ist.
Angst bei Hunden
Hunde zeigen Angstverhalten durch eine Verkleinerung ihrer selbst (Klemmen der Rute, Anlegen der Ohren, u. U. Zusammenkauern), Zittern, gesteigerte Darm- und Blasentätigkeit und erhöhte Pulsfrequenz. Hunde, welche sich in einer Angstsituation befinden, zeigen beim Unterschreiten einer (individuellen) Mindestdistanz eine gesteigerte Angriffsbereitschaft. Ebenfalls wurde früher häufig aggressives Verhalten, bzw. eine gesteigerte Aggressivität, mit einer Hypothyreose in Verbindung gebracht. Neuen Studien von ESVD-Mitgliedern (European Society of Veterinary Dermatology) zufolge, konnte keine Korrelation von gesteigerter Aggressivität und einer Hypothyreose nachgewiesen werden.
Die im o.a. Fall beobachtete Aggression ist somit nicht als gesteigertes Aggressionsverhalten im klassischen Sinn zu erklären, sondern als „Produkt" der Konstellation psychosozialer Stress, Erkrankung und situative Entscheidung ohne bewusste Steuerung des Hundes.
WUFF STELLT VOR
Der Autor
Jörg Tschentscher ist Tierpsychologe und verfügt über die Zulassung zur Abnahme der Sachkundeprüfung in Nordrhein-Westfalen. Seine Themenschwerpunkte betreffen die Neurologie des Hundes, Psychologie, Kommunikation und Ethologie mit Hauptaugenmerk auf die Kommunikation der Hunde.
• Jörg Tschentscher, Tierpsychologe IK, Abnahme des Sachkundenachweises NRW, Hans-Böckler-Str.12, D-40476 Düsseldorf
• Tel.: +49 (0)172/263 45 25
• www.hundesprache.net
LITERATUR
Quellen
• Askew, Behandlung von Verhaltensproblemen bei Hund und Katze, Parey Verlag 2003
• Feddersen – Petersen, Hundepsychologie, Kosmos Verlag 2004
• Hoffmann/Hochapfel, Neurotische Störungen und Psychosomatische Medizin, Schattauer Verlag 2004
• Hutchison, Maureen (Hrsg), Kompendium der Endokrinologie: Hund – Katze, Schlütersche 1996
• Pritzel / Brand / Markowitsch, Gehirn und Verhalten, Spektrum Verlag 2003