Pharaoh Hound

Von dogodu-Redaktion

Nachfahre des altägyptischen Tesem
Der Pharaoh Hound zählt zu den ältesten Windhundrassen der Welt. Er zeigt in seinem gesamten Erscheinungsbild eine unverwechselbare Ähnlichkeit mit dem altägyptischen Tesem und gilt als sein direkter Nachfahre. Der Tesem war als realer Hund Begleiter und Jagdgefährte der Pharaonen. Darstellungen von Jagdszenen gehen zurück bis in die Zeit der ersten Pharaonen-Dynastie, etwa 4.000 Jahre v.Chr. Darüber hinaus findet man die Gestalt des Tesem wieder in den Darstellungen des Gottes Anubis. Die Anubisfigur taucht in den Gemälden der Grabkammern und in den alten Inschriften sehr häufig auf: In Menschengestalt als Priester mit der Hundekopfmaske oder als Hundegestalt in sphinxähnlich liegender Haltung. Berühmt ist die Statue, die den auf dem Sarkophag liegenden Anubis als imponierenden Begleiter und Wächter der Reise ins Totenreich zeigt.

Auf Malta wiederentdeckt
Der altägyptische Tesem galt als ausgestorben, bis die Briten in den 30iger Jahren unseres Jahrhunderts sein lebendes Abbild auf Malta wiederentdeckten. Der „Kelb tal-Fenek“ (Hund für Kaninchen), wie er im maltesischen Sprachgebrauch heißt, wird von den Maltesern hochgeachtet. Er lebt nachweislich seit über 2.000 Jahren auf Malta, seit ihn vermutlich die Phönizier ins Land brachten. Er leistet den Bauern dort noch heute als hervorragender Kaninchenjäger in zerklüftetem, unwegsamem Gelände auf steinigem Untergrund unschätzbare Dienste bei der Bewältigung ihrer harten Lebensumstände. Traditionell wird der „Kelb tal-Fenek“ einer außerordentlich strengen Selektion auf Jagdtauglichkeit unterworfen. So haben sich in der Verbindung von sorgfältiger Haltung und Zucht durch die maltesischen Bauern mit der geographischen Abgeschiedenheit der Insellage Maltas seine Gestalt, sein Charakter und seine jagdlichen Fähigkeiten über die Jahrtausende bis heute nahezu unverändert erhalten.

Windhund oder Urhund?
Kynologisch betrachtet gehört der Pharaoh Hound zur Gruppe der mediterranen Windhunde, die in ihrem Ursprung alle auf den altägyptischen Tesem zurückgehen und nahe verwandt sind. Gemeinsame Merkmale sind die übergroßen Stehohren und die besondere Rotfärbung. Mit Wirkung vom 1.1.1991 nimmt die FCI eine Umgruppierung der mediterranen Windhunde vor: Sie werden aus der Gruppe 10 (Windhunde) herausgenommen und der Gruppe 5 (Spitze und Urtypen) neu zugeordnet. Weltweite Proteste konnten diese unter kynologischen Gesichtspunkten kaum nachvollziehbare Entscheidung bisher nicht rückgängig machen. Sie bewirkten aber, daß in den meisten Ländern die Rasse weiterhin im Umfeld der Windhunde betreut wird. In Deutschland sind die Pharaoh Hounds in vollem Umfang in den DWZRV (Deutscher Windhundezucht- und Renn Verband) integriert. Hier wird ihr Zuchtbuch geführt, hier nehmen sie in allen Bereichen am Windhundsport teil.

Sein Äusseres
Der Pharaoh Hound ist ein aufmerksamer, lebhafter und bewegungsfreudiger Hund mittlerer Größe. Seine Gesamterscheinung wird bestimmt durch seine edle Haltung, seine klaren Linien und seine ausgeprägte Bemuskelung. Er vereinigt in sich in vollkommener Ausgewogenheit Anmut und Kraft, Schnelligkeit und große Ausdauer. In freier Bewegung wirkt er leichtfüßig und geschmeidig. Das Fell ist kurz, glatt und glänzend. Die Schulterhöhe reicht von 53 cm als unterer Wert bei den Hündinnen bis zu 63,5 cm als oberer Wert bei den Rüden. Auffälligste Merkmale sind seine überdimensional großen Stehohren und eine leuchtende, ungewöhnliche Rotfärbung des Felles mit fleischfarbener Nase und Bernsteinaugen. Diese von den meisten Rassen stark abweichende Farbgebung hat ihre Ursache darin, daß in der genetischen Information schwarzes Pigment nicht angelegt ist.

Auf Sicht
Der Pharaoh Hound ist ein leidenschaftlicher Jäger, der zum Ausmachen und bei der Verfolgung seiner Beute sowohl seine Augen als auch seinen Geruchssinn einsetzt. Er leistet hervorragende Arbeit bei der Kaninchen- und Mäusejagd. Auffällig ist, wie er bei der Jagd auf kurze Distanz und auf unterirdische Beute in bemerkenswerter Weise seine Ohren gebraucht. Durch sein enormes Sprungvermögen, seine Wendigkeit und Geschicklichkeit, durch die Trittsicherheit seiner großen Pfoten, die mit starken Krallen und sehr beweglichen Zehen auch zum Klettern geeignet sind, ist er bestens ausgestattet für die Jagd in unwegsamem Gelände.

Das Lächeln des Pharaoh Hound
Er ist ein aufmerksamer, intelligenter, freundlicher, zutraulicher und bis ins hohe Alter verspielter Hund. Mit seinem lebhaften Minenspiel, an dem die großen, überaus beweglichen Ohren einen starken Anteil haben, und seiner rassetypischen Fähigkeit zu „lachen“, entwickelt er einen clownesken Charme, um zu gefallen und Aufmerksamkeit zu erringen. Ständig sucht er den engen Kontakt zu seinem Menschen, will dabei sein, paßt sich problemlos dem vorgegebenen Lebensrhythmus an und liebt es, mit Spiel oder Arbeit beschäftigt zu werden.

Katzenhafter Hund?
Im Freien entfaltet der Pharaoh Hound eine überschäumende Lebendigkeit. Wird sein großes Lauf- und Bewegungsbedürfnis täglich genügend berücksichtigt, verhält er sich im Haus ruhig. Er wirkt dann ausgeglichen und kann stundenlang eng zusammengerollt zufrieden in seinem Körbchen schlafen. Zusammen mit seiner Eigenart, sich ausgiebig zu putzen, und der Art, in der er behutsam auch auf kleinstem Raum spielen kann, hat er sehr viel Katzenhaftes.

Pharaoh Hounds in der Familie
Der Pharaoh Hound bellt als Spielaufforderung, aus Ungeduld, beim Toben, beim spielerischen Verfolgen, beim Hetzen. Er ist durch sein freundliches, aufgeschlossenes Wesen sehr gut als Familienhund und für die Haltung in der Großstadt geeignet. Er ist unaggressiv im Umgang mit Menschen und anderen Hunden. Kindern gegenüber ist er liebevoll, geduldig und ein begeisterter Spielgefährte. Das Leben in einer Etagenwohnung bereitet ihm kein Problem, wenn er regelmäßig Tag für Tag etwa zwei Stunden oder länger Gelegenheit erhält, sich draußen wirklich auszutoben. Seine Bellfreudigkeit muß nicht zu einem Ärgernis für seine Umgebung werden: Mit Geduld und Konsequenz kann er lernen, daß Bellen nur im Freien beim Toben erlaubt ist, daß in der Wohnung beim Spielen nicht gebellt werden darf.

Guter Wächter
Als Kurzhaar ist der Pharaoh Hound sauber und pflegeleicht. Sein völlig geruchloses Fell und seine eigene, intensive Körperpflege machen ihn zu einem äußerst angenehmen Hausgenossen. Er ist ein hervorragender Wächter. Seiner Aufmerksamkeit entgeht nichts. Mit seiner wachen Intelligenz meldet er gezielt alles, das nicht zum normalen Ablauf gehört.

Leben mit dem Pharaoh Hound
Der Pharaoh Hound braucht unbedingt engen Anschluß an seinen Menschen. Eine Zwingerhaltung ist für ihn wesensmäßig völlig ausgeschlossen. Erhält er genügend Zuwendung und Bewegung, kann er zeitweiliges Alleinsein gut aushalten. Werden zwei oder mehrere Hunde gehalten, gibt es auch bei regulärer Berufstätigkeit keine Schwierigkeiten, wenn der tägliche Auslauf gesichert ist. Er eignet sich auch als idealer Begleithund, der problemlos überallhin mitgenommen werden kann, der sehr gerne Auto fährt, gut zu erziehen und zu lenken ist. Er bietet sich durch seine neugierige Lernbereitschaft für eine Ausbildung zum Begleithund, für den Turnierhundesport oder für Agility an. So kann durch Arbeit und Schulung der leinenlose Freiraum beträchtlich erweitert werden. Aber auch beim Pharaoh Hound sind die Grenzen des Gehorsams gesetzt beim Kontakt mit jagdbarem Wild. Denn bei aller Erziehbarkeit bleibt er doch ein Sichtjäger mit stark ausgeprägtem Hetztrieb.

Aufbau der Zucht
1963 begann in Großbritannien mit dem ersten Wurf Pharaoh Hounds der Aufbau einer planmäßigen Zucht außerhalb Maltas. Die Stammtiere wurden von Malta importiert. In den folgenden Jahren konnte die Zuchtbasis durch weitere Importe aus Malta erweitert werden. 1969 wurde der Britische Pharaoh Hound Club gegründet, der 1974 die Anerkennung der Rasse durch den Britischen Kennel Club erreichte. 1977 folgte die offizielle Anerkennung des Pharaoh Hounds als eigenständige Rasse durch die FCI.

Ansteigende Popularität
Gleichzeitig mit den Bemühungen um die offizielle Anerkennung findet der Pharaoh Hound Liebhaber in vielen anderen Ländern der ganzen Welt. Von England aus gehen Hunde in die USA, nach Kanada, in die skandinavischen Länder, nach Australien, Neuseeland und in die Niederlande. 1982 beginnt mit der Eintragung des ersten Wurfes die Zucht auch in Deutschland. Bis 1994 ist die Anzahl der Pharaoh Hounds im DWZRV durch drei weitere Würfe und importierte Hunde aus Belgien, Dänemark, Finnland, Großbritannien, Malta, Niederlande und Schweden auf etwa 40 Hunde angestiegen. Damit hat sich die Population innerhalb von zwei Jahren von etwa 20 Hunden im Jahre 1992 nahezu verdoppelt. Die kontinuierlich ansteigende Popularität der Rasse beginnt, sich im Windhundsport positiv auszuwirken. Auf Zuchtschauen sind inzwischen regelmäßig Pharaoh Hounds im Ring zu sehen. Bei Rennen und Coursings sind sie ebenfalls zunehmend vertreten. Seit 1990 ist es erfreulicherweise mehrfach gelungen, durch länderübergreifende Zusammenarbeit eine genügend große Anzahl von Pharaoh Hounds sogar für die Teilnahme an internationalen Titelrennen an den Start zu bringen.

Im Alltag

Der Pharaoh Hound ist ein anspruchsvoller Hund. Sein überschäumendes Temperament, seine Spiel- und Bewegungsfreude können besonders die ersten beiden Jahre mit ihm zu einer Zerreißprobe werden lassen. Ist der Pharaoh Hound unausgelastet, vernachlässigt und unterfordert, kann er wie jede andere lebhafte Hunderasse aus Langeweile Unarten entwickeln oder gar zum Problemhund werden. Ein hundesicher eingezäunter Garten ist im Alltag eine Erleichterung. Jüngere Hunde, vorzugsweise wenn sie zu zweit oder mehreren sind, werden den Garten auch gern zum Toben und Graben benutzen. Der Einzelhund langweilt sich rasch, kann zum Kläffer werden oder sucht nach Möglichkeiten, sich selbständig zu machen. Selbst ein noch so großer Garten ist nicht ausreichend für den Bewegungsdrang und die Neugier des Pharaoh Hounds. Er muß wirklich regelmäßig hinaus ins Gelände, um genügend Auslauf und Bewegung zu bekommen.

Freilauf muss möglich sein!
Jeder, der einen Pharaoh Hound um sich haben will, muß sich im Klaren sein, was seine kynologische Zugehörigkeit zur Gruppe der Windhunde bedeutet: Bewegungsbedürfnis und Hetztrieb mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Das heißt im täglichen Umgang, daß er auch bei bestem Gehorsam nicht immer und überall ohne Leine laufen kann. Die Gefahr ist zu groß, daß er beim Spielen und Herumtoben über eine Straße läuft und überfahren wird oder gar von Jägern erschossen wird. Man muß statt dessen im eigenen Umfeld gezielt solche Gebiete suchen, in denen auch bei seiner Instinktlage und seinem Bewegungsradius Freilauf möglich ist und das Risiko dabei dennoch gering bleibt. Der Pharaoh Hound ist ein unermüdlicher Begleiter für aktive Menschen, die selbst gern in Bewegung sind: lange Spaziergänge, joggen, radfahren, reiten, toben. Zeit für Langeweile und Trübsinn gibt es mit ihm nicht. Er ist ein lebendes Antidepressivum.
Der Pharaoh Hound braucht Menschen, die seine Bewegungsfreude mit ihm teilen und ihr täglich genügend Raum geben. Menschen, die sich an seiner Spielfreude beteiligen, seiner Intelligenz Anreize bieten und ihn so seine gesamte Persönlichkeit entfalten lassen.

WUFF – INFORMATION

Nationalhund auf Malta

Als Anerkennung seiner Bedeutung hat Malta den Pharao Hound 1974 zum Nationalhund erklärt und 1977 eine Münze mit der Darstellung des stehenden „Kelb tal-Fenek“ geprägt. Die Rassebezeichnung „Pharaoh Hound“ ist mit dem FCI-Standard Nr. 248a aus dem Jahre 1977 eindeutig dem Hund zugeordnet, der als „Kelb tal-Fenek“ noch heute auf Malta lebt. Malta wird als Ursprungsland angegeben, Großbritannien als Patronatsland.

WUFF – INFORMATION

Weltweit nur 2000 Pharaoh Hounds

Insgesamt gibt es heute weltweit etwa 2.000 Pharaoh Hounds. Um ihr Fortbestehen zu gewährleisten, bedarf es noch immer größter Sorgfalt bei der Betreuung der Rasse. So stehen die Pharaoh Hound Halter und Züchter über Ländergrenzen hinweg in einem regen Austausch miteinander. Dies ist bei der schmalen Population der Rasse in den einzelnen Ländern sinnvoll und notwendig, um das Überleben einer der ältesten Windhundrassen der Welt auch für die Zukunft zu sichern.

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