Outdoor-Fitness mit Hund

Von Silke Richter

Vom Tierheimhund zum Sportbegleiter

Isabella Zeitler ist Sport-, Fitness- und ganzheitliche Ernährungsberaterin. Die 32-Jährige teilt sich mit ihrer Hündin seit vier Jahren den Lebensalltag. Bella ist 4,5 Jahre alt, ein Australian Shepherd-Schäferhund-Golden Retriever-Mix und stammt aus einem Tierheim. Über ihre Vorgeschichte ist nicht viel bekannt. Und dennoch war für Isabella Zeitler und ihren Lebensgefährten schnell klar, dass sie sich für diesen Hund und keinen anderen entscheiden würden.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Für alle Seiten. Und das lag nicht nur daran, dass Isabella und ihre Hündin Bella zufällig fast gleichnamig sind. Trotz anfänglicher, größerer Probleme im Alltag verschwendete die gebürtige Starnbergerin nie einen Gedanken daran, die Hündin wieder abgeben zu wollen. »Es war tatsächlich mitunter sehr schwer und es gab so manche Probleme, die uns vor große Herausforderungen stellten. Aber ich wusste von Anfang an, dass wir zusammengehören. Wir haben hart gearbeitet und sind erfolgreich. Ein Leben ohne Bella? Für uns undenkbar«, meint die Fitnessexpertin heute, die mit ihrer vierjährigen Hündin mittlerweile nicht nur im Alltag, sondern auch beim gemeinsamen Sport eine gute Figur abgibt. Denn auch Beschäftigungen wie diese können ein Mensch-Hund-Team sehr eng zusammenschweißen und deren Beziehung zusammenwachsen lassen. Heute orientiert sich Hündin Bella wie selbstverständlich an ihrem Frauchen, ob nun mit oder ohne Bewegungsreize. Denn die gemeinsame sportliche Betätigung macht beiden sehr viel Spaß und gäbe der Hündin Sicherheit, meint Isabella Zeitler. Zudem wirken sich die gezielten Übungen gut auf den Bewegungsapparat der Hündin aus. Bella leidet an körperlichen Einschränkungen und braucht deshalb eine starke Muskulatur. Wir haben dem Team, dass in Dresden wohnt, beim Fitnesstraining über die Schulter geschaut und geben ein paar Beispiele für gemeinsame Übungen.

Ein Auf und Ab
Noch scheint Hündin Bella von etwas abgelenkt zu sein. Aber nicht mehr lange. Das intensive Training mit Isabella Zeitler zeigt große Erfolge bei der Hündin. Die Gesundheitsberaterin weiß, wie sich Übungen mit Menschen und Hunden gut kombinieren lassen. Extra Sportgeräte braucht es dafür nicht. Denn Möglichkeiten der Umsetzung gibt es in der Stadt wie auch im Wald nahezu überall. Und so heißt es für das Team wie es hier zu sehen ist: Stufen auf und ab! Der Mensch trainiert gezielt die komplette Beinmuskulatur, vor allem aber die Oberschenkel. Das wiederum sei sehr wichtig für starke und gesunde Kniegelenke. Die Übung lässt sich mit angepasster Schnelligkeit gut variieren und ermöglicht verschiedene Schwierigkeitsstufen. Der Hund geht dabei mit seinen Vorderpfoten jeweils hoch und runter und trainiert dabei vor allem seine hintere Bein-Muskulatur, die wichtig für Wirbelsäule und den körperlichen Halt ist. »Man kann das Training beliebig anpassen, indem der Hund zum Beispiel die Pfoten abwechselnd auf die Stufe setzt, um so mehr Stabilität in seine Körperhaltung zu bekommen«, erklärt Isabella Zeitler.

Sprung über den Hund
Hierbei rennt der Mensch seitlich von einem abgelegten Dummy zum anderen und springt dabei über den liegenden Hund. Das setzt absolutes Vertrauen zwischen Hund und Mensch voraus. Der Mensch baut bei dieser Übung seine Kondition auf und stabilisiert auch seine Rumpfmuskulatur. Der Hund lernt trotz Bewegungsreizen ruhig liegen zu bleiben und abzuschalten. Obwohl jeweils links und rechts die für den Hund sehr begehrten Dummys liegen. Die gleiche Übung kann man auch vor dem Hund machen. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass der Mensch vor seinem Hund agiert. So werde dem Hund signalisiert, dass der Mensch sich um die Umwelt kümmert, während der Hund im hinteren Bereich in Sicherheit ist und dabei lernen kann zu entspannen.

Bizeps, Trizeps und ein Baum
Der Mensch geht aus der stehenden Position heraus an einem Baum in die Liegestütz-Position und trainiert Bizeps und Trizeps mit seinen Armen. Aber auch Körperspannung ist dabei sehr gefragt. Man kann das Trainingslevel erhöhen, indem die Übung mit jedem Bein einzeln absolviert wird. Der Hund wiederum stabilisiert hier ebenfalls seinen kompletten Körper, weil sein ganzes Gewicht dabei auf seine ­Hinterläufe verlagert ist. »Wichtig ist, dass der Hund sich dabei nach oben heraus ­richtig lang macht und dass die Vorderpfoten möglichst weit oben sind. Bella leidet an Cauda Equina und benötigt deshalb vor allem Kraft in den Hinterläufen, um ihren Körper an dieser Stelle muskulär unterstützen zu können«, erklärt Isabella Zeitler den tieferen Sinn der Übung. Diese häufig ­auftretende Krankheit bei Hunden wird auch Lumbosakral-Stenose genannt, bei der, je nach Schweregrad, neurologische Störungen mit Schmerzen und Lähmungen am Ende des Rückenmarks auftreten können.

Ein bisschen Spaß muss sein
Kann man sich als kleine Humorpause zwischendurch ruhig mal gönnen, und gleichzeitig mit dem Hund ein »Anti-Kontrolletti-Verhalten« üben, indem man den Hund ins Stehen bringt (und lässt) und sich hinter dem Baum versteckt oder mal links und rechts hervorschaut, ohne dass der Hund in Stress gerät, weil sein Halter nicht mehr da zu sein scheint.

Gemeinsam mit ganzer Kraft
Hier steht der Mensch mit beiden Beinen fest auf dem Boden, lehnt sich mit den Händen an einen Baum an und geht mit einem Bein in den hinteren Ausfallschritt, so weit es geht. Dabei werden die Hüften möglichst auf einer geraden Linie gehalten. Bei dieser Übung wird der Po in den Fokus gebracht. Gleichzeitig hält sich der Hund mit seinen vorderen Pfoten am Menschen fest, so dass dieser mehr Ganzkörperkraft ins Spiel bringen muss und soll. Der Hund muss sich dabei an seinem Herrchen/ Frauchen orientieren, um fest im Stand bleiben zu können. Der Mensch kann das Level auch hier wieder individuell erhöhen, indem er abwechselnd jeweils einen Arm länger nach oben streckt.

Ja, wo laufen Sie denn?
Zuerst macht der Mensch einen Ausfallschritt nach vorne und lässt dann den Hund durch seine Beine laufen. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Mensch seine Position in dieser Stellung weiter nach unten verlagern und der Hund muss sich mit viel Geschick abwechselnd durch die Beine seines Menschen hindurch schlingen. Der Mensch aktiviert hier seine Oberschenkelmuskulatur, während sich beim Hund durch die slalomartigen Bewegungen die Muskulatur lockert. Zudem lernt das Tier auch, dass enge Stellen keine Gefahr bedeuten. Der Hund muss so fixiert an seinem Besitzer dranbleiben, damit er weiß, wann und wie er nun durch die Beine seines Menschen durchlaufen muss. Alles eine Frage der Übung.

Kurze Ablenkung von rechts erlaubt
Hier ist der Mensch in einem durchgestreckten Plank, also in einer Unterarm-Stütz-Position zu sehen und muss dabei seinen kompletten Körper in Spannung bringen und halten. Der besondere Anspruch dabei: Der Hund steht daneben und soll möglichst auch auf dieser Stelle verharren. Also nicht sitzen, nicht liegen, nicht hibbelig sein, sondern den Stand geduldig aushalten können. Da ist ein ablenkender Blick nach rechts für Hündin Bella schon mal erlaubt.

Augen zu und durch
Wer fit werden und bleiben will, muss schon Einiges dafür tun. Für diese sportliche Beschäftigung geht Isabella Zeitler in die Squat-Position. Mittels dieser Kniebeugen-Variante geht es für die 32-Jährige abwechselnd mal hoch und dann wieder tief. Der besondere Effekt dabei: Sie hält ihre Hände so, dass sie die Pfoten von Hündin Bella auf jeweils dieser Höhe halten kann. Der Mensch regt bei dieser Übung Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur an sowie die hintere Beinmuskulatur des Hundes, da dieser die ganze Übung über mit festem Stand auf seinen Hinterläufen steht.

Crunch und Bauchpresse
Der Crunch ist in diesem Fall nicht etwa ein zerbröseltes Lebensmittel oder ein Kuchen, sondern eine gezielte Übung, die sich im ersten Moment vielleicht etwas schmerzhaft anhört. Mit der sogenannten Bauchpresse werden die Bauchmuskeln aktiv trainiert. Anfänger haben danach sicher Muskelkater, der bei regelmäßigem Training aber schnell verschwinden dürfte. Der Mensch beugt seinen Oberkörper dabei abwechselnd hoch und runter. Der Hund hat dabei seine Pfoten auf den Knien des Menschen abgelegt und hält seine sitzende Körperhaltung möglichst entspannt, bis die Übung beendet ist. Hier sind nicht nur Ruhe und Geduld, sondern auch Gleichgewicht und Ausdauer des Hundes gefragt

Bitte lächeln
Während Isabella Zeitler sich in der Unterarmstütz-Variante auf dem Boden positioniert hat, steht Hündin Bella mit ihrem gesamten Gewicht auf ihrem unteren Rücken und »lächelt« dabei auch noch zufrieden in die Kamera. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt … Scherz beiseite: Die Sportlerin geht für diese Übung abwechselnd mit ihren Beinen hoch und runter. Hier wird der komplette Körper der jungen Frau trainiert, der Fokus liegt jedoch auf Gesäß- und Bauchmuskeln. Der Hund trainiert hier gezielt seine Hinterläufe und muss mit seinen Vorderpfoten fest auf ihrem Rücken stehen bleiben.

Schau mir in die Augen, Kleines
Hierbei bilden Mensch und Hund ein schönes Spiegelbild. Der Mensch befindet sich im durchgestreckten Plank und im Gegenüber seines Hundes. Bei dieser Unterarmstütz-Position geben sich beide abwechselnd die Hand beziehungsweise die Pfote. Der Mensch trainiert hier seinen Bauch und seine Arme, aber auch der Gleichgewichtssinn wird geschult. Beim Hund liegt der Fokus wieder auf dem hinteren Rücken, der Koordination und dem Halten des Gleichgewichtes.

Eine Bein-Schere für den Hund
Zuerst schräge, feste Sitzhaltung auf dem Boden einnehmen, während der Hund in fester Position am Fußende des Menschen stehen bleibt. Isabella Zeitler hebt dann gleichzeitig beide Beine über den Hund, wechselt in die Parallele, um zum Schluss ihre Beine abwechselnd scherenartig über und unter dem Hund zu positionieren. »Der Mensch muss hierbei sehr auf Bauchspannung achten, um vor allem den Hund nicht schmerzhaft zu berühren. Der Hund muss wieder im festen Stand stehen und soll der Bewegung standhalten. Das ist ein guter Vertrauensbeweis gegenüber dem Menschen«, erklärt Isabella Zeitler.

Ein Team im Gleichklang
Isabella Zeitler nimmt die Pfoten ihrer Hündin auf die Schultern und geht in die Squat-Position, um dann abwechselnd mit ihrem Körper hoch und wieder runter zu gehen. Ihr Oberkörper bleibt dabei jedoch nach vorne gerichtet, so dass Hündin Bella bei der gesamten Übung mitgehen kann. Das trainiert ihre Muskulatur in den Hinterläufen, während ihr Oberkörper das Gleichgewicht halten muss. »Ich rate Anfängern dazu, die Pfoten des Hundes festzuhalten, bis die Übung korrekt umgesetzt werden kann«, empfiehlt die Fitnessexpertin.

Auf die Plätze,fertig, los!
Das ist freilich keine Haltung für einen bevorstehenden Rennspurt. Ganz im Gegenteil. Der Hund liegt neben Isabella Zeitler im Platz und sie geht abwechselnd einen Ausfallschritt nach vorne und wieder zurück. Der Hund lernt so ruhig liegen zu bleiben, auch wenn sein Frauchen sich neben ihm und für den Hund unkontrolliert hin und her bewegt.

Einfach mal abhängen!
Dafür braucht es auch nicht unbedingt ein Fußballtor. Eine Wäschestange oder ein starker Ast an einem Baum tun es freilich auch. Beim »Abhängen« trainiert der Mensch seine Armkraft und seine Bauchspannung. Der Hund springt mit seinen Vorderpfoten an seinem Menschen hoch und streckt dabei seinen ganzen Körper, vor allem seine Wirbelsäule. Auch diese Übung lässt sich individuell variieren beispielsweise mit Klimmzügen und/oder gezielten Beinübungen.

Am Boden – aber nicht zerstört
Der Mensch macht auf einer Treppe oder Stufe Liegestütz, während der Hund in dieselbe Position geht und in dieser Situation verharrt, bis die Übung abgeschlossen ist. Das trainiert eine gesunde Körperhaltung.

Balanceakt, Entspannung und verdientes Futtern
Der Baum bedeutet im Yoga Entspannung, um innere sowie äußere Balance zu finden. Zum Abschluss gibt es für Bella Futter. Die Pause haben sich Isabella Zeitler und ihre Hündin nach dieser Sportstunde jedenfalls redlich verdient.

Kontakt Isabella Zeitler:
www.fidule.de

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