Oldies but Goldies: Polly und Eddie

Von Martina Bartl

Hunde-Omas und -Opas sind etwas ganz Besonderes. Wir holen die grauen Schnauzen vor den Vorhang und stellen jeden Monat einen Hunde-Oldie vor. Diesmal erzählt Elisabeth P. von ihren – mittlerweile leider verstorbenen – Hunden Polly und Eddie.

Polly, ein Labradormix, kam Ende September 2018 als Pflegefall zu Elisabeth P. Polly war damals vermutlich 10 Jahre oder sogar älter, und kam aus einem Tierheim in Norddeutschland zu Elisabeth P.: »Polly wurde bei ihrem toten Herrchen gefunden und im August 2018 im Tierheim aufgenommen. Sie war stark abgemagert, fast verhungert und hatte viele Tumoren – besonders Mammatumore. Außerdem war sie eine orthopädische Großbaustelle. Ihre Perspektive war unklar. Wir haben sie im Tierheim entdeckt und beim ersten Besuch bei ihr in der Box – wir schauten uns an – sprang der Funke über. Sie brachte uns auch direkt in feinster Labrador-Manier ein Stofftier. Nach dem Kennenlernen und Besuchen wurde ein Umzugstermin ins Auge gefasst. Das Tierheim fragte dann jedoch kurzfristig bei uns an, ob wir wegen unvorhergesehener Notfälle und Platzmangel Polly auch eher aufnehmen würden, und so zog sie von einem Tag auf den anderen bei uns ein. Daher auch ihr Name Polly, nach dem Film »Und dann kam Polly« mit Jennifer Aniston. Sie hat ihren Platz bei uns ganz selbstverständlich eingenommen. Sie stieg ins Auto, legte sich zu Hause auf einen ihrer Plätze und blieb – und begleitete uns von da an in aller Ruhe.«

Auf ihrem neuen Platz erholte sich Polly so gut, dass die operative Entfernung der Tumore in Angriff genommen werden konnte. »Nach der Operation ging es rasant aufwärts. Sie zeigt uns alles, was sie so konnte, und mit viel Freude lernte sie auch aufgeregt gern neues«, erzählt die Halterin von der Zeit mit Polly. Da Elisabeth P. immer wieder ältere Hund aufnimmt, hat sie eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin absolviert, um die Oldies auch naturheilkundlich unterstützen zu können: »Polly hat mich während dieser Ausbildung geduldig begleitet. Ich durfte an ihr Untersuchungen üben – z.B. Herz, Lunge, Bauch abhören, Puls fühlen usw. – und sie auch »behandeln« z.B. tapen, akupunktieren. Bei der Prüfung zur Zertifizierung und bei der praktischen Prüfung war sie ebenfalls dabei.«

Leider hatten Polly und Elisabeth nur eineinhalb gemeinsame Jahre: »Völlig unerwartet brach sie sich im Mai 2020 beim Aufstehen von ihrem Kissen den Femurkopf. Da alle ihre Gelenke arthrotisch verändert waren und eine Operation keine Lebensqualität mehr ermöglicht hätte, haben wir sie gehen lassen. Polly war in ihrem Wesen sehr besonders, mit menschlichen Maßstäben würde man sie als »gütig« bezeichnen. Und irgendwie wusste sie immer alles …«

Eddie, der Pirat

Eddie, vermutlich ein Terrier-Saluki-Mischling, lebte von Ende Mai 2020 bis April 2021 bei Elisabeth P. Ein paar Wochen nachdem Polly gegangen war, entdeckte sie Eddie: »Er kam über die SALVA Hundehilfe e.V. zu uns, stammte ursprünglich aus Polen und war seit Dezember 2019 in einer sehr lieben Pflegefamilie. Er hatte einen alten nicht behandelten Bruch des Unterarms des linken Vorderbeins. Er ist uns beim Besuch in der Pflegefamilie direkt ins Herz gesprungen. Er war damals circa 9 Jahre alt, hörte nicht mehr so gut, und konnte besonders im Dunkeln schlecht sehen.« Die Halterin von Eddie ließ den Bruch behandeln, und er bekam eine Orthese, mit der er wunderbar zurechtkam – deshalb bekam er auch den Spitznamen »Pirat«.

»Eddie war am Anfang unsicher und unruhig, er brauchte viel Zeit zur Orientierung. Er entwickelte sich aber zu einem pfiffigen Opi. Er legte Wert darauf, dass man pünktlich mit ihm spielte und zu feststehender Zeit mit ihm seine Runden drehte. Er war hier im Ort bekannt, und besonders von älteren Damen und Herren aus dem Altenheim wurden wir sehr oft angesprochen und seine Orthese wird mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen begutachtet. Spazierengehen und mit anderen Hunden flirten, davon konnte er nicht genug bekommen. Außerdem war er – trotz seines Handicaps – ein leidenschaftlicher Buddler und hatte sich in unserem Garten diesbezüglich richtig ausgetobt. Er war insgesamt ein unglaublich sanfter und gleichzeitig vorwitziger Hund und war, trotzdem er so schwer verletzt worden war, jedermann gegenüber freundlich und aufgeschlossen«, beschreibt ­Elisabeth P. Eddie. Im Oktober 2020 wurde bei Eddie auch noch das Vestibularsyndrom diagnostiziert, an dem er schlussendlich im April 2021 verstorben ist.

»Polly und Eddie waren zwar nur kurz bei mir, aber es war schön zu erleben, wie sie ihre letzten Lebensmonate genossen haben. Ich werde sie niemals vergessen.«

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