Oldies but Goldies: Pepper, der vermeintliche Wolf

Von Martina Bartl

Hunde-Omas und -Opas sind etwas ganz Besonderes. Wir holen die grauen Schnauzen vor den Vorhang und stellen jeden Monat einen Hunde-Oldie vor. In dieser Ausgabe erzählt Magdalena Schmuttermair über ihren Pepper – einen 14-jährigen Windhund-Mischling.

Pepper kam im Sommer 2007 über einen nicht ganz gewöhnlichen Weg zu Magdalena Schmuttermair: »Ich kannte schon länger einen Straßenmusikanten. Dieser hatte einen Welpen dabei, welchen er mir nach einigen Gesprächen mit dem Zubehör überließ. Mit meiner Mutter war natürlich nichts abgesprochen, wirklich geplant war es auch nicht, schließlich hatten wir schon einen Hund. Dennoch durfte ich ihn behalten. Unser damaliger Hund kam auch gut mit ihm zurecht, er wurde umbenannt und war fortan nicht mehr wegzudenken.«

Im Gegensatz zu den meisten Welpen hielt Pepper schon in seiner Jugend nicht viel von Ruhe und langen Schlafphasen – beides stand eher nicht auf seinem Tagesplan. »Er war als Junghund der typische Hundewiesenflitzer. Bald musste ich mir Hilfe holen, um dem Wirbelwind zu vermitteln, was wir von ihm möchten. Sein Kamikaze-Verhalten wurde lenkbarer, die Grunderziehung mit viel Training, Lernen (für mich) und auch so manchen Tränen immer besser. Er zeigte sich als sehr gelehrig, er lernte aber genauso schnell Blödsinn. Wir arbeiteten jedoch anfangs hauptsächlich daran, dass er lernte, zur Ruhe zu kommen und ausreichend zu schlafen. Für einen Junghund verteidigte er zudem übermäßig ausgeprägt Ressourcen, an diesem Verhalten arbeiteten wir ebenfalls«, erzählt die Halterin.

Nach der ersten – durchaus schwierigen – Zeit, wurden Pepper und Magdalena aber ein echtes Dreamteam: »Ich lernte ihn und seine Pippi-Langstrumpf-Art – Regeln mache ich mir wie sie mir gefallen – zu lieben. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Er zeigte mir die neue Welt des Hundetrainings ohne Druck und Zwang. Er lernte durch Kooperation, freundlichen Trainingsansätzen und positiver Verstärkung problemlos die Regeln des Zusammenlebens und verzieh mir meine Rückfälle in alte Verhaltensmuster.« Zu dem Zweier-Team gesellte sich im Sommer 2011 die Altdeutsche-Gelbbacken-Hündin Ella, die um zwei Jahre jünger als Pepper ist, aber schon als Junghund durch ihre ruhige Art ein guter Ausgleich zu Peppers quirligem Wesen war: »Mittlerweile genießt Pepper nicht nur ihre Nähe, sondern orientiert sich auch an ihr«, beschreibt die Halterin die Hündin.

Hund mit vielen Talenten

Pepper war allzeit bereit und motiviert, etwas Neues zu lernen und in vielen Bereichen sehr talentiert. Ob Dummysuche (vor allem Flächensuche), Geruchsdifferenzierung, Trickdog, Longieren, Dogdance oder Zugarbeit – der quirlige Pepper war immer voll bei der Sache. Auch sein Talent als Hütehund durfte er bei einem Hüteseminar unter Beweis stellen, und bei spielerischen Rennen mit seinem Whippet-Kumpel und anderen Windhunden konnte er ebenfalls locker mithalten »Wir probierten alles aus. Pepper lernte auch Servicehund-Tricks wie etwa einen Geldbeutel auf das Kassenband legen, die Fernbedienung holen, Lichtschalter bedienen, aufräumen, neben dem Rollstuhl laufen und auch den Umgang mit Menschen mit motorischen Einschränkungen. Natürlich passierte dies nicht alles gleichzeitig, und wir haben oft wochenlang einfach nur zusammen die Welt erkundet. Entspannen konnte er inzwischen auch gut. Schließlich wurde er auch zum Therapiebegleithund ausgebildet, und er arbeitete im Seniorenheim und bei verschiedenen Veranstaltungen für Kinder mit. Mir war immer wichtig, dass er sich nicht übernimmt. Dazu neigte er leider immer. Ich lernte darauf zu achten, und sorgte immer für ausreichend Ruhe- und Entspannungsphasen. Pepper war und ist Meister darin, alles spontan und sehr impulsiv zu erledigen, wie etwa aus dem Geschirr zu schlüpfen, um mir in einem Fluss hinterher zu schwimmen«, schwärmt Magdalena Schmuttermair von ihrem Pepper.

Der intelligente Rüde lernte aber nicht nur gerne, sondern war und ist es nach wie vor eine richtige Persönlichkeit, was Pepper auch immer gerne unter Beweis stellt: »Wird fotografiert, sitzt er im Bild. Er kommuniziert gerne seine Bedürfnisse und die erwünschte Aufmerksamkeit. Wenn seine Gassi-Geh-Freundin da ist, holt er etwa sein Halsband, er trägt Becher durch die Gegend, wenn Futterzeit ist, und er weiß genau, bei Familie, Freunden und Fremden den Niedlichkeitsfaktor einzusetzen wie etwa den Kopf aufs Sofa legen und mit großen Augen schauen. Dabei ist er immer passiv, nie aufdringlich, aber allzeit bereit«, beschreibt die Halterin ihre Grauschnauze.

Pepper, der Oldie

»Inzwischen akzeptiert Pepper es besser, dass er nicht mehr so schnell kann, wie er möchte. Sein Radius um mich hat sich von 150 bis 200 m auf 5 m verkleinert. Er hat mittlerweile einige Erkrankungen, sodass er auf verschiedene Schmerzmittel, Enzyme sowie eine spezielle Ernährung angewiesen ist. Er ist dünn geworden, und Wunden heilen sehr schlecht. Dennoch möchte er ein paar Knobelaufgaben haben. Ich muss aber weiter darauf achten, dass er sich nicht – wie schon sein ganzes Leben – übernimmt und z. B. versucht, Tricks zu machen, die er körperlich nicht mehr schafft. Er hört inzwischen schlecht, der graue Star lässt ihn oft ungewohnt unsicher in neuen Gebieten laufen. Zu Ella sucht er inzwischen sogar Körperkontakt, schläft mit ihr gerne auf kleinstem Raum und orientiert sich an ihr. Manchmal denke ich, er zeigt wieder mehr Junghundeverhalten wie etwa Vögel jagen wollen, Spielverhalten. Keinen Unterschied ist in der Stimmung und in seinem Frohsinn zu erkennen. Er lebt jeden Tag weiterhin, als sei es der beste Tag überhaupt. Es gibt jedoch auch einfach schlechte Tage, an denen sein Spaziergehtempo sehr langsam ist«, so Magdalena Schmuttermair über ihren Oldie Pepper, »Er brachte mich oft an meine körperlichen und emotionalen Grenzen, aber ich habe auch viel von ihm gelernt. Egal wie groß das Drama ist, er ist immer gut gelaunt und zeigt seinen Charme. Zusammen mit dieser Einstellung konnten wir unerschrocken und frei erwachsen werden und auch heute noch jeden Tag, jeden Moment und jede Stunde genießen. Ich schätze an ihm, dass er zu anderen Hunden immer fair war und klar kommuniziert hat, dass er zu Menschen immer sehr aufgeschlossen ist und er es auch – nach 14 Jahren angestarrt werden – immer noch toll findet, wenn er mal wieder als Wolf bezeichnet wird.«

Steckbrief

Name: Pepper
Geschlecht: Rüde
Alter: 14 Jahre
Rasse: Gos d´Atura Catala – Windhund-Mix
Lieblingsfutter: Frischkäse, gekochte Karotten
Lieblingsbeschäftigungen: Suchen, Tricksen, Spielen, mit seinen Goldie-Mädels über die Wiese fetzen (seine Golden-Retriever-Freundin Taliah traf er ganze 13 Jahre mindestens einmal wöchentlich)
Sonstige Vorlieben: Pepper ist immer gerne da, wo was los ist.

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